Vom Mittelalter bis in die heutige Zeit.





1. Der Fall - Helge Arnold Fossmo

Schweden, Januar 2004: Zwei tote Ehefrauen, ein höriges Kindermädchen, eine „Braut Christi“ und ein lüsterner Pastor.

Helge Arnold Fossmo (geb. 27. Juli 1971) ist ein schwedischer Pfingstpastor in einer kleinen religiösen Gemeinschaft im schwedischen Knutby, der 2004 wegen Anstiftung zum Mord in Schweden zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wurde. 

Bereits im jungen Alter bekannte er sich, obwohl er nicht aus einer religiösen Familie stammte, als wiedergeborener Christ. Er gab sich in den nächsten Jahren der Religion hin und begeisterte andere Gläubige mit seinen anscheinend göttlichen Fähigkeiten und seiner direkten Verbindung zu Gott die sich durch Visionen in seinen Träumen zeigte. Als Erwachsener wurde er Pastor und zog mit seiner Frau und deren zwei Kindern in das kleine Örtchen Knutby.
Dort begann er Affären mit anderen Frauen, angeblich aber im Auftrag Gottes, wodurch die religiöse Gemeinde sein Verhalten unterstützte.

Das klein Dorf Knutby und sein schwedischer Pfingstpastor.

Knutby - ein kleines Dorf 40 Kilometer nördlich von Stockholm. Der Schnee lag in gewaltigen Dünen vor den bunten Holzhäusern. Es waren die dunkelsten Tage und die längsten Nächte des Jahres. Es schneite oft und heftig, und es war, als würde ganz Süd- und Mittelschweden unter einer weißen, dicken Decke verschwinden. Januar 2004 war in vieler Hinsicht ein typischer schwedischer Wintermonat. 

Es war still, und es passierte wenig. Bis zum 10. Januar. Am 10. Januar wurde die Polizei zu einem Haus in der kleinen verschlafenen Ortschaft Knutby, 40 km außerhalb von Uppsala, gerufen. Nachdem sich die Streifenwagen durch die Schneemengen gekämpft hatten, fanden die Beamten in einem Haus einen angeschossenen, schwer verletzten Mann. Kurz darauf fand die Polizei im Nachbarhaus eine weibliche Leiche: Alexandra Fossmo (24), hübsche Ehefrau des lokalen Pastors, war im Schlaf erschossen worden. Die Täterin konnte noch am gleichen Tag verhaftet werden. Es war Sara Svensson, das 26-jährige Kindermädchen der Pastorenfamilie. Für die Kripo-Beamten war schnell klar, warum sie Alexandra erschossen hatte. Offensichtlich war das Kindermädchen in den Pastor Helge Fossmo (32) verliebt und eifersüchtig. Allerdings hatte der Pastor die Beziehung mit ihr bereits beendet. 

Am meisten wunderten sich die Kriminalbeamten über den Mordversuch am unbeteiligten Nachbarn. Warum hatte das Kindermädchen auch ihn töten wollen? Die Polizei stand vor einem Rätsel, musste aber sehr schnell eines erkennen: In Knutby gab es viele Geheimnisse! Knutby ist ein winziger Ort mit nur ca. 560 Einwohnern. Die meisten Bewohner von Knutby sind Mitglieder der freikirchlichen Pfingstgemeinde „Filadelfia“. Die Sekte hat ihren eigenen Pastor und ihre eigene Schule. Außenstehende wussten wenig oder nichts über das Leben in Knutby.
Erste Nachforschungen brachten allerdings schnell zu Tage, dass Alexandra nicht die erste Pastorengattin war, die unter ungewöhnlichen Umständen gestorben war. Auch Helge Fossmos erste Frau Helene – die Mutter seiner beiden Kinder – starb Aufsehen erregend. Helene hatte 1999 jede Menge Pillen geschluckt und war anschließend im Badezimmer ausgerutscht und ertrunken. Ihr Tod wurde 1999 als Unfall abgehakt, aber nun, im Jahre 2004, rückte der Pastor aufgrund dieser Vorgeschichte schnell in den Mittelpunkt der polizeilichen Nachforschungen.
Allerdings erwiesen sich anfangs die Befragungen in Knutby als sehr schwierig, die kleine Sekte hielt zusammen. Aber gegen moderne Technik konnten auch die Gemeindemitglieder nichts unternehmen. Denn eine SMS wurde schließlich zum wichtigsten Beweis der Anklage! Das Kindermädchen Sara Svensson hat sie kurz vor den Todesschüssen erhalten. Die Botschaft war kurz, aber deutlich: „Töte sie!“ Absender war der trauernde Pastor.
Achtzehn Tage, nachdem das Kindermädchen einen Mann angeschossen und eine Pastorengattin erschossen hatte, wurde Helge Fossmo verhaftet.




Helene Fossmo, die erste Ehefrau

Die erschossene zweite Ehefrau Alexandra Fossmo (24).

Der angeschossene und schwer verletzte daniel Linde.


Die Täterin konnte noch am gleichen Tag verhaftet werden. Es war Sara Svensson, das 26-jährige Kindermädchen der Pastorenfamilie.


Nun kristallisierte sich langsam heraus, was im verschneiten Knutby wirklich geschehen war. Der Pastor hatte seine Frau loswerden wollen und seine Ex-Geliebte, das Kindermädchen, dazu gebracht, die Ehefrau zu erschießen. Weil der Nachbar die Pastorengattin liebte, sollte auch er sterben. Für die Morde benutzte er das Kindermädchen, das ihm immer noch hörig war.
Allerdings hatte Helge Fossmo inzwischen eine Affäre mit Åsa Waldau, der charismatischen, gut aussehenden, religiösen Sprecherin der Gemeinde, die sich selbst als „Braut Christi“ bezeichnete. Einige vermuteten, dass die „Braut Christi“ die eigentliche Drahtzieherin gewesen war. Auch die Staatsanwaltschaft war sich zeitweise ihrer Sache nicht ganz sicher. Es war schwer nachzuvollziehen, warum Sara als Ex-Freundin, einen zweifachen Mord begehen wollte, wenn sie gewusst hat, dass Helge Fossmo nie mehr zu ihr zurückkommt.
Fossmo hat später versucht, Åsa Waldau und Sara Svensson gegeneinander auszuspielen. So erzählte er vor Gericht, Sara habe „Sex mit Jesus“ gehabt und er habe Åsa davon erzählt. Die habe das als „Braut Christi“ natürlich empörend gefunden. In Schweden gab es in jenen Tagen nicht wenige, die sich klammheimlich fragten, wie „Sex mit Jesus“ rein praktisch vor sich geht. Zeitweise sah es aus, als würde aus dem „Drama Knutby“ eine „tragische Komödie“ werden.


Die Falldarstellung bei wikipedia.

Morde, Ehen und Prozesse:

Am 18. Dezember 1999 fand Fossmo seine Frau Heléne tot in der Badewanne. Obwohl ihr Schädel ein Loch hatte und in ihrem Blut eine toxische Konzentration von Dextropropoxyphen festgestellt wurde, wurde ihr Tod als Unfall eingestuft.
Einige Monate später heiratete Fossmo Alexandra, Tirsas jüngste Schwester. Im Juni 2001 erkrankte Fossmo. Er wurde von Sara Svensson gepflegt, die in sein Schlafzimmer zog. Sie ließ sich ein Jahr später von ihrem Mann scheiden, aber Åsa Waldau war mit Fossmos Liaison nicht einverstanden. Sie wurde kirchlicher Disziplin unterworfen und gemieden – in Fossmos Schlafzimmer, wo sie angab, eine Sexsklavin zu sein. Pastor Fossmo begehrte daraufhin die Frau seines Nachbarn, Anette Linde. Im Herbst 2003 begannen sie eine Affäre. Bald darauf erhielt Sara Svensson anonyme Textnachrichten, die sie als prophetisch ansah. Diese Nachrichten und Fossmos mündliche Anweisungen überzeugten sie, einen Mordversuch gegen Alexandra Fossmo zu unternehmen. Am frühen Morgen des 8. November 2003 griff sie Alexandra mit einem Hammer an. Alexandra wachte auf und wehrte sich gegen den Angriff. Sie rief ihren Mann an, der (mit seiner Geliebten, Frau Linde) in seinem Auto unterwegs war, sowie einige Kirchenälteste. 

Sara Svensson wurde aus der Gemeinde verwiesen. Der Übergriff wurde nicht der Polizei gemeldet, und die Fossmos flogen zu einer Bibelschule nach Hongkong. Heimlich blieben Fossmo und Svensson in Kontakt. Auch der Austausch anonymer SMS wurde wieder aufgenommen. Svensson wurde angewiesen, eine Pistole zu kaufen (keine leichte Aufgabe in Schweden). Sie sollte auch Daniel Linde erschießen. Die Schießereien ereigneten sich am frühen Morgen des 10. Januar 2004. Alexandra wurde in ihrem Bett durch einen Kopfschuss getötet. Daniel Linde wurde in die Brust und in den Mund geschossen, aber es gelang ihm, den Notdienst zu rufen und überlebte.
Das Bezirksgericht verurteilte Fossmo wegen Anstiftung zum Mord an Alexandra und versuchten Mordes an Daniel Linde zu lebenslanger Haft, sprach ihn jedoch vom Mord an Heléne frei. Fossmo legte gegen die Verurteilungen Berufung ein, und der Staatsanwalt legte gegen den Freispruch Berufung ein, das Urteil wurde jedoch bestätigt. Fossmos Berufung vor dem Obersten Gerichtshof wurde abgelehnt.  Er schrieb erfolglos an den Justizkanzler.  Anschließend legte er Berufung vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ein, doch am 13. Februar 2007 entschieden die Richter, seinen Fall nicht anzuhören. 

Schuldeingeständnis:

Ende August 2006 gestand Fossmo in einem Interview mit TV4 seine Schuld und sagte, er werde der Polizei seine Karten auf den Tisch legen. Fossmo hatte außerdem einen neuen Anwalt, Peter Althin. Im März 2007, nach drei Vernehmungen, beschloss die Polizei, den Fall nicht wieder aufzurollen. 

Am 20. Juli 2007 heiratete Helge Fossmo im Gefängnis. Im Oktober 2009 veröffentlichte er einen Artikel, in dem er sagte, er schäme sich für seine Taten in der Sekte. 

Im Oktober 2014 wurde Fossmos Strafe vom Bezirksgericht Örebro befristet, eine Möglichkeit, die ihm gewährt wurde, nachdem er 10 Jahre seiner lebenslangen Haftstrafe verbüßt ​​hatte. Die festgelegte Strafe von 24 Jahren bedeutete, dass er 2020 auf Bewährung entlassen worden wäre, nachdem er 16 Jahre oder zwei Drittel verbüßt ​​hatte. Im Januar 2015 hob das Berufungsgericht Göta die Entscheidung auf, da aufgrund der Schwere des Verbrechens eine Freiheitsstrafe von mindestens 24 Jahren erforderlich sei, sodass der Antrag auf Bewährung verfrüht war. Ende 2019 akzeptierte das Gericht eine feste Strafe von 26 Jahren und wurde anschließend Anfang 2022 entlassen. 


Fortführung des oberenTextes:

Die Urteile fielen am 30. Juli 2005. Die Staatsanwaltschaft hatte auch den Badewannen-Tod von Helene Fossmo aufgerollt, die Anklage gegen Helge Fossmo lautete deshalb auf zweifachen Mord und einem Mordversuch.
Die Anklage gegen Sara Svensson lautete auf einen Mord und einen Mordversuch.
Sara Svensson hatte sich vor Gericht als ein junges Mädchen präsentiert, das einem Pastor vollkommen hörig war. Wenn er über seine Verhältnisse zu seinen anderen Freundinnen und zu seinen beiden Ehefrauen sprach, musste sie mit den Tränen kämpfen. Das Gericht entschied deshalb nicht überraschend, dass Sara einer Gehirnwäsche unterzogen worden war und verurteilte die junge Frau zu psychiatrischer Behandlung. Inzwischen soll es ihr schon wieder besser gehen. Seit Sommer 2007 darf sie in Begleitung sogar manchmal einkaufen gehen.
Helge Fossmo wurde dagegen zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Allerdings "nur" für einen Mord und einen Mordversuch. Die Beweise in Bezug auf den Badewannentod seiner ersten Frau standen für ein Urteil auf zu wackeligen Beinen.
Der Pastor hat sich inzwischen von der Sekte losgesagt und im Frühjahr 2007 bekannt gegeben, dass er sich verlobt hat.
In einem 150 Stunden Interview, das er hinter Gittern der Psychologin Eva Lundgren gab, stellt er sich selbst als Opfer der Sekte dar. Knutby sei auf dem besten Weg gewesen, eine Todessekte zu werden. Er selbst sei Åsa Waldau – der Braut Christi – hörig gewesen. Sie habe die fragliche Todes-SMS geschrieben, er habe sie nur weitergeleitet. Hintergrund sei der allgemeine Todeswunsch in der Sekte gewesen. „Es war logisch, dass Åsa bald sterben sollte, um als Braut Christi mit ihrem Bräutigam vereinigt zu werden. Die Gemeinde bat jeden Abend um ihren Tod. Sie hat als Prophetin den Tod meiner ersten Frau vorausgesagt. Helenes Tod war ein Beispiel dafür, wie es ablaufen kann.“
Weil Sara, das Kindermädchen, als seine Geliebte in Ungnade gefallen war, sollte sie aus Beweis für ihre Liebe zu Gott jemanden töten. Asa gab den Befehl. So lautet inzwischen jedenfalls die Erklärung des Ex-Pastors.
Sara Svensson sah die Dinge später viel einfacher und logischer: „Ich lebte in einer Welt, in der alle verrückt waren.“ Åsa Waldau lebt immer noch als "Braut Christi" in Knutby.
Pastor Helge Fossmo (35) hat im Juli 2007 zum dritten Mal geheiratet. Die Braut trug Weiß, aber die Umgebung war alles andere als romantisch: Die Hochzeit fand im Kumla-Staatsgefängnis statt, wo Fossmo eine lebenslange Haft absitzt.
Die neue Frau Fossmo ist 31 Jahre alt und Mutter von zwei Kindern. Sie hat den Prozess gegen Fossmo verfolgt und sich dabei in den Pastor verliebt. Wegen Fossmo verließ sie nach zehn Jahren Ehe ihren Mann. Der versteht die Welt nicht mehr und will nun um das Sorgerecht für seine Kinder kämpfen. "Ich will nicht, dass dieser Mensch meinen Kindern nahe kommt", sagt er.
Zur Erinnerung. Die ersten beiden Fossmo-Gattinnen nahmen kein glückliches Ende:
Helene starb am 18. Dezember 1999 im Alter von 27 Jahren in der Badewanne. Fossmo wurde angeklagt, den Kopf seiner Frau am Badewannenrand zerschmettert zu haben, aber aus Mangel an Beweisen frei gesprochen. Helene hatte zwei Kinder
Alexandra starb am 10. Januar 2004 im Alter von 23 Jahren. Sie wurde vom Kindermädchen der Familie erschossen. Pastor Helge Fossmo hatte sie zu dieser Tat angestiftet. Gleichzeitig sollte auch noch ein Nachbar ermordet werden. Das Kindermädchen schoss auch auf ihn, aber der Nachbar überlebte schwer verletzt. Deswegen wurde Fossmo wegen Anstiftung zu Mord und zu Mordversuch verurteilt.
Mít seiner neuen Frau, deren Name nicht bekannt gegeben wird, will Fossmo nun allerdings "alt werden". Das Paar könnte auch Kinder bekommen. Die Hochzeitsnacht durfte das Paar alleine im Familienraum des Gefängnisses verbringen, und auch in Zukunft werden sich die Eheleute Fossmo hier hin und wieder zurückziehen können.

Zusamenfassend.

  • Der verurteilte norwegisch-schwedische Pfarrer von Knutby, Helge Fossmo, wurde auf Bewährung freigelassen und erhält eine Anstellung im Übergangswohnheim Mikaelsgården, wohin der norwegische Strafvollzug Häftlinge schickt, um ihre Strafe abzusitzen und sie auf ein Leben in Freiheit vorzubereiten.
  • In seiner Tätigkeit ist Helge Fossmo für die Beschäftigung der Insassen auf dem Hof ​​zuständig. Zu seinen Aufgaben gehört es auch, Einführungsgespräche zu führen und Urinproben von Insassen zu nehmen.
  • Der norwegische Strafvollzugsdienst sieht keine Probleme mit der Anstellung von Helge Fossmo.

Quellen: - True-Crime-Storys / Crime Telegramms / Crimes Info - 2007, wikipedia, Internationale Recherchen zum Fall und Bildstützung aus erichs-kriminalarchiv.com 



2. Der Fall - Gerda Møller

Auf Grönland wurde ein 15-Jähriger verhaftet. Mithilfe eines Schuhabdrucks wurde er der Vergewaltigung und Mordes an Gerda Møller (85) überführt. Am Freitag wurde der Junge von Grönland nach Dänemark gebracht. Dort gestand er vor dem Haftrichter seine Tat. Einzelheiten über den Tatverlauf sind deswegen nun in der Öffentlichkeit bekannt geworden.
Der Junge hatte im Winter 2006 die Trennung seiner Eltern verarbeiten müssen. Kriminell war er nicht, aber als er bei einigen Ladendiebstählen erwischt wurde, schickten ihn Pädagogen von Grönland nach Aalborg in Dänemark. Dort lebte er in einer Jugendinstitution. Fernab der Heimat sollte er auf andere Gedanken kommen, sich sammeln und neue Impulse bekommen.


Die vergewaltigte und ermordete 85jährige Gerda Møller.


Die Wirklichkeit sah für den 15-Jährigen anders aus. Er fühlte sich in Dänemark nicht zu Hause und litt unter Heimweh. Außerdem war er auch weiterhin traurig über die Scheidung seiner Eltern. Er träumte von seiner verlorenen Kindheit im ewigen Eis, von seiner Familie, die offenbar mal glücklich gewesen sein muss und er hatte – wie er nun gestand – die Nase von der Jugendinstitution in Aalborg gründlich voll.
Auf Pfingsten wird in vielen dänischen Städten Karneval gefeiert. Die Dänen haben den Karneval bereits vor 30 Jahren aus den kalten Monaten auf Pfingsten verlegt, weil sie Samba-Feeling in der Sonne und nicht in Wintermänteln erleben wollen. Am 26. Mai 2007 war Pfingstkarneval in Aalborg. Der Junge wanderte durch die tanzende Stadt. Was er dachte und fühlte, weiß nur er. Aber das Heimweh nach den stillen Weiten Grönlands muss inmitten des lauten, heißen Trubels überwältigend gewesen sein.
Vor dem Haftrichter erzählte er nun folgendes:
„Ich trank ein paar Bier und eine halbe Flasche Rum. Ich kann mich nicht erinnern, wo ich es her hatte. Ich wanderte durch Aalborg und kam dann in die Straße, in der die alte Dame wohnte. Ich wollte nach Hause anrufen und mit meinen Eltern sprechen, weil sie sich hatten scheiden lassen. Ich ging einfach in eine Wohnung, aber ich hörte, dass jemand in einem der Zimmer war. Deswegen ging ich weiter in eine andere Wohnung. Dort ging ich aufs Klo. Als ich herauskam, stand die alte Dame da und schrie mich an. Sie schrie, dass ich verschwinden soll. Ich schlug sie. Sie schlug zurück. Da wurde sie sauer und griff nach meinen Hoden.“ Der Junge drehte durch und vergewaltigte die alte Dame.
Anschließend beging Gerda Møller wahrscheinlich den Fehler ihres Lebens. Vielleicht wäre nun alles vorbei gewesen, wenn sie nur den Mund gehalten hätte! Aber Gerda Möller war eine rüstige alte Dame, die sich von niemand etwas gefallen ließ.
Der Junge hätte leicht ihr Enkel oder sogar Urenkel sein können! Sie war Respekt von der Jugend gewöhnt, und nun dieses! Sie schimpfte ihn erneut aus. „Du bist ein ungezogener Junge! Du hast keine Manieren, du bist schlecht erzogen. Ich rufe jetzt die Polizei.“ Der 15-Jährige zog sein Messer und stach auf die Frau auf. Dann ging er in die Küche, wusch sein Messer, steckte es ein, nahm ein neues aus der Küchenschublade und stach erneut auf die Frau ein. Am Ende ertrank sie laut Rechtsmedizin in ihrem eigenen Blut, weil er ihr die Kehle durchgeschnitten hatte.
Anschließend fuhr er zurück in die Jugendinstitution. Dort fragte niemand, wo er gewesen war. Einige Wochen später reiste er heim nach Grönland.
Vielleicht hat sich die Geschichte anders abgespielt, vielleicht hat Gerda Möller sich ganz anders verhalten und etwas ganz anderes gesagt. Die Wahrheit kennt nur der Junge selbst. Es ist jedenfalls durchaus vorstellbar, dass der Junge über den Auslöser der Vergewaltigung lügt.
Jörn Beckmann ist dänischer Kriminalpsychologe. Er ist sich jedenfalls sicher, dass die alte Dame noch leben könnte, falls sich die Tat wie geschildert abgespielt hat. „Sie erschrak und schrie deshalb. Wenn sie ruhig geblieben wäre, und wenn sie ihn zu einem Bier eingeladen hätte und ihm das Telefon gegeben hätte, würde sie noch leben. Als sie ihn als „ungezogenen Jungen“ bezeichnete, streute sie Salz in seine Wunde. Er dachte an seine Eltern, und seine Eltern bekamen durch dieses Schimpfwort eine Schuldzuweisung. Damit will ich die Handlungen des Jungen nicht entschuldigen, ich versuche nur, sie zu erklären.“
Die Polizei hatte jedoch mehrere interessante Spuren. U.a. einen Schuhabdruck und eine Phantomzeichnung. Die Phantomzeichnung zeigte einen jungen dunkelhaarigen Mann, der eventuell aus Grönland stammen konnte.
Der Schuhabdruck stammte von einem in Dänemark nicht sehr häufig verkauften Adidas-Sportschuh. Alle Käufer dieses Schuhs wurden überprüft, bis man ein Paar Schuhe fand, das mit einer grönländischen Kreditkarte bezahlt worden war. Die Polizei legte 1 und 1 zusammen und reiste nach Grönland. Dass der Täter ein nur 15-jähriger Junge war, erschütterte die Fachleute doch sehr. Man hatte sich einen kaputten Menschen vorgestellt und stand nun vor einem Jungen, der fast noch ein Kind ist. Wieso hatte er plötzlich eine so alte Dame überfallen? Was war damals der Auslöser? Bis jetzt kennt noch niemand die Antwort.
Da der Junge noch minderjährig ist, wird wahrscheinlich auch beim Prozess nicht sehr viel bekannt werden. Kriminalpsychologe Jörn Beckmann mutmaßte nach der Verhaftung und nach dem Geständnis: "Er hat die alte Dame mit zahlreichen Messerstichen verletzt. Desto öfters man zusticht, desto mehr ist von einer Affekthandlung die Rede. Er muss jede Menge Wut in sich gehabt haben. Entweder ist er mit dieser Wut schon zu Gerda Møller gekommen, oder sie hat ihn wütend gemacht."

Quellen: - True-Crime-Storys / Crime Telegramms / Crimes Info - 2007



3. Der Fall - Andrew Stuart Luster

Andrew Stuart Luster (* 15. Dezember 1963) ist der Urenkel des Kosmetikgiganten Max Factor Sr. und Erbe des Max-Factor-Kosmetikvermögens. Im Jahr 2003 wurde er wegen mehrfacher sexueller Übergriffe mit der Vergewaltigungsdroge GHB verurteilt.

Frühen Lebensjahren.

Andrew Luster ist der Sohn des Psychiaters Henry Luster und Elizabeth Luster (geb. Shore). Seine Mutter war die Adoptivtochter von Max Factor, Sr.s Tochter Freda. Er wuchs in Malibu, Kalifornien, auf und besuchte die Windward School in Los Angeles, ohne einen Abschluss zu erzielen. Stärker als jeder akademische Ehrgeiz waren seine Interessen am Skisport, Surfing und Skateboards.
1981 kaufte seine Mutter ihm am Strand von Mussel Shoals, südlich von Santa Barbara, Kalifornien, ein Haus. 

Andrew Stuart Luster wurde  wegen mehrfacher sexueller Übergriffe mit der Vergewaltigungsdroge GHB verurteilt.

Er lebte größtenteils von einer aus einem Fonds gespeisten Pension von 55.000 $ im Jahr, der Fonds war nach dem Verkauf des Unternehmens Max Factor 1970 eingerichtet worden. Daneben befasste er sich ein wenig mit Grundstücksgeschäften und Börsenspekulationen, seine Hauptbeschäftigung blieb indessen das Surfen. Mit einer Freundin zeugte er zwei Kinder (1991 und 1994 geboren), bevor die Beziehung zur Mutter zerbrach. Ansonsten hatte er keine längerdauernden Beziehungen.
Am 13. Juli 2000 lernte er eine 21 Jahre alte Frau und deren Bekannten in einer Bar in Santa Barbara kennen. Er gab ihr ein Glas Wasser zu trinken und nahm sie mit in seinen Bungalow in Mussel Shoals mit. Dort hatte er mehrfach Sex mit ihr und erklärte ihr am darauf folgenden Tag, dass er ihr so genanntes Liquid Ecstasy verabreicht habe. Sie erstattete daraufhin am 17. Juli 2000 nach Gesprächen mit Bekannten Anzeige. Die Droge konnte allerdings in ihrem Körper nicht mehr nachgewiesen werden; sie wird auch rasch abgebaut. Die Polizei regte daraufhin an, dass sie Luster anrufen solle, während das Gespräch aufgezeichnet werden sollte. In dem Telefongespräch bestätigte er dann tatsächlich die Verabreichung der Droge. Es kam zu einer Hausdurchsuchung. Bei dieser konnten Videoaufnahmen und Fotografien sichergestellt werden, die Luster bei sexuellen Handlungen mit 13 unterschiedlichen bewusstlosen Frauen zeigten. Die folgenden Ermittlungen wurden auf drei Frauen, mit insgesamt 88 sexuellen Akten in den Jahren 1996, 1997 und 2000 beschränkt.

Anklage und Verurteilung wegen sexueller Nötigung.

Der Prozess fand vor dem Gericht in Ventura County statt. Zunächst wurde eine Kaution für Andrew Luster von 10 Millionen $ festgesetzt, da eine hohe Fluchtgefahr bestünde. Seine Anwälte begannen intensiv mit den Medien zusammenzuarbeiten und stellten diesen gegenüber eine Reihe von Behauptungen auf. So gingen diese davon aus, dass Lusters prominente Stellung ihn zum Ziel karrierebewusster Beamter machen würde und die drei Opfer hinter seinem Geld her wären. Insbesondere das letzte Opfer sei lediglich nicht stolz auf ihre Handlungen gewesen, weshalb sie die Anzeige erstattet habe. Bei den übrigen beiden Opfern habe es sich um Sex während anderweitiger Beziehungen gehandelt, weshalb nun behauptet würde, der Sex sei nicht einvernehmlich gewesen. Die Bewusstlosigkeit der Opfer sei vielfach nur gestellt gewesen, da er in die Pornobranche habe einsteigen wollen, die Aufnahmen seien Studien gewesen.
Nachdem Luster fünf Monate in Untersuchungshaft gesessen hatte wurde die ursprüngliche Kautionssumme durch ein Berufungsgericht auf eine Millionen US-Dollar herabgesetzt. Von dieser Summe brachte er selbst 300.000 $ und seine Mutter 700.000 $ auf. Als Auflage hatte er eine elektronische Fußfessel zu tragen.
Die Hauptverhandlung begann am 16. Dezember 2002. Zunächst wurde Luster eine Erleichterung der Kautionsauflagen zugebilligt. Er konnte sich nun zwischen 8:00 Uhr und 20:00 Uhr frei bewegen und musste sich nur in der übrigen Zeit in seinem Haus aufhalten. Seine elektronische Fessel war den Tag über deaktiviert. Andrew Luster stellte sich auf den Standpunkt, er habe nichts unrechtes getan. 


Die Fahndung des FBI nach Andrew Stuart Luster läuft sofort an.


Zu Weihnachten 2002 wurde eine zweiwöchige Unterbrechung der Verhandlung angeordnet. Als das Gericht am 6. Januar 2003 wieder zusammen trat war Luster nicht anwesend. Er war seit dem 3. Januar 2003 nicht mehr über die Fußfessel zu lokalisieren. Das Verfahren wurde fortgesetzt. Am 21. Januar 2003 befanden ihn die Geschworenen in 86 der angeklagten 87 Vergewaltigungsfälle für schuldig. Der Richter setzte die Strafe in absentia auf 124 Jahre Freiheitsstrafe fest.

  1. Ein Antrag auf Berufung wurde zurückgewiesen, da nach Ansicht des Berufungsgerichtes Luster durch seine Flucht sich selbst das Recht auf eine Berufung entzogen habe.
  2. Rechtsmittel gegen diese Entscheidung wurden vom US - Supreme Court am 2. Juli 2003 zurückgewiesen.
  3. Begründet worden war der Antrag damit, dass Luster ihm zustehende Rechtsmittel unfair durch die Rechtsauffassung der kalifornischen Gerichte entzogen worden seien.

Der Kopfgeldjäger Duane "Dog" Chapman. 


Der Kopfgeldjäger Duane "Dog" Chapman erhielt den Hinweis, dass sich Luster im mexikanischen Puerto Vallarta aufhalten würde. Luster bewohnte dort unter dem Pseudonym David Carrera in einem billigen Hotel. Chapman und drei Mitarbeiter ergriffen Luster auf offener Straße und zerrten ihn in ein Auto, um ihn zurück nach Kalifornien zu bringen. Die von Zeugen herbeigerufene mexikanische Polizei setzte Chapman und seine Mitarbeiter fest, da dieses Vorgehen in Mexiko als Freiheitsberaubung anzusehen sei. Luster wurde am darauf folgenden Tag in die USA ausgeliefert.


Der erfolglose Antrag auf Strafmilderung.


Im August 2024 befand ein aus zwei Personen bestehendes Bewährungsgremium, dass er für eine vorzeitige Entlassung infrage käme – eine Entscheidung, die laut Bezirksstaatsanwalt Erik Nasarenko von Ventura County auf falschen Tatsachen im Zusammenhang mit Lusters Vergehen beruhte.

„Die Untersuchungskommission ignorierte die wiederholten, eklatanten Falschdarstellungen des Häftlings über seine Verbrechen“, schrieb Nasarenko in einem Brief an die Kommission im Oktober. „Die Untersuchungskommission hatte es versäumt, Fragen auf Grundlage dieser Falschdarstellungen vorzubereiten und zeigte durch ihre Befragung, dass sie schlecht vorbereitet war, um das mangelnde Verständnis und die Einsicht des Häftlings in die Faktoren zu untersuchen, die zu seinen 86 Verurteilungen wegen Kapitalverbrechen führten.“

Das gesamte Gremium des Bewährungsausschusses prüfte kürzlich eine von Nasarenko vorgelegte Liste dieser angeblichen Fehler und hob die Bewährungsentscheidung auf. Für Luster ist eine weitere Anhörung zur Bewährung für 2025 geplant.

Andrew Stuart Luster befindet sich stets in "sicherer Begleitung".


Der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt Tony Wold, der den ursprünglichen Fall gegen Luster geführt hatte, sagte, die Staatsanwaltschaft wolle dafür sorgen, dass er die verbleibenden zwei Jahre seiner Amtszeit verbüßt. „In meinen ganzen 27 Jahren als Staatsanwalt bleibt Luster einer der gefährlichsten Vergewaltiger, die ich je angeklagt habe“, sagte Wold in einer Erklärung.
Wenn er nicht früher auf Bewährung entlassen wird, ist Lusters Entlassung für den 31. Oktober 2026 geplant.
Von 1996 bis 2000 setzte Luster die illegale Droge Gamma-Hydroxybutyrat (GHB) ein, um seine Opfer in einen „lebensbedrohlichen Zustand der Bewusstlosigkeit“ zu versetzen und ihre komatösen Körper „sadistisch sexuell zu missbrauchen“, so die Staatsanwaltschaft. Aufnahmen von zwei dieser Vergewaltigungen, die Luster aufgezeichnet hatte, wurden vor Gericht gegen ihn verwendet.
Der Fall erregte großes Medieninteresse, als Luster 2003 gegen Zahlung einer Kaution von einer Million Dollar nach Mexiko floh und anschließend in Puerto Vallarta vom amerikanischen Kopfgeldjäger und Reality-TV-Star Duane „Dog“ Chapman gefasst wurde.
Während seines Aufenthalts in Mexiko stellte Luster eine sogenannte „Racheliste“ zusammen, die die Namen von Staatsanwälten und Hilfssheriffs des Ventura County, seinen Opfern und einem seiner Anwälte enthielt, wie aus Aussagen von Richterin Kathryne Ann Stoltz hervorgeht.
Luster wurde 2003 zu 124 Jahren Gefängnis verurteilt; 2013 wurde die Strafe jedoch auf 50 Jahre reduziert . Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat er davon 23 Jahre abgesessen, darunter auch die Zeit unter Hausarrest und in Untersuchungshaft.
In Kalifornien gilt die allgemeine Regel, dass ein Angeklagter, der wegen eines gewaltlosen Verbrechens verurteilt wurde, 50 % seiner Strafe verbüßen muss. Lusters Verbrechen, die Vergewaltigung einer bewusstlosen Person, gilt technisch gesehen als gewaltloses Vergehen, erklärte Nasarenko 2023 gegenüber KCLU .

Quellen: - Entscheidung des Californis Appellate Court, Az. S116867, vom 9. Oktober 2003 - US Supreme Court, Luster v. - California, Az. B166741 - UStoday vom 26. Januar 2004 - Barbara Munker, Rabiates Handwerk, Der Stern vom 23. Juni 2003 - Barbara Munker, Menschenjagd endet hinter Gittern, Die Welt vom 24. Juni 2003, Internationale Presse, Bildstützung aus erichs-kriminalarchiv.com.



4. Der Fall - Suzane Louise von Richthofen -  (Elternmord)

Suzane Louise Magnani Muniz (geb. als Suzane Louise von Richthofen; am 3. November 1983) ist eine Brasilianerin, die am 31. Oktober 2002 wegen Mordes an ihren Eltern mit Hilfe ihres Freundes und dessen Bruders verurteilt wurde. Im Juli 2006 wurde sie in São Paulo vor Gericht gestellt und zu 39 Jahren und 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Sie wurde 2023 auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen.

Suzane Louise Magnani Muniz (geb. als Suzane Louise von Richthofen) - jung, hübsch, talentiert und aus wohlhabenden Verhältnissen hat alles verspielt..

Suzane von Richthofen ist die Tochter des deutschen Ingenieurs Manfred Albert von Richthofen (aus Erbach an der Donau , Baden-Württemberg ) und der brasilianischen Psychiaterin Marisia von Richthofen (geb. Abdalla, libanesischer und italienischer Abstammung) und angeblich eine entfernte Verwandte des Fliegerasses Manfred von Richthofen aus dem Ersten Weltkrieg. Ihr Vater war Direktor von DERSA, einem staatlichen Unternehmen, das das Autobahnnetz von São Paulo verwaltet, und Chefingenieur des Autobahnprojekts Mário Covas. Sie hat einen jüngeren Bruder, Andreas Albert von Richthofen. 

Familienidylle... noch: Suzane von Richthofen, der jüngere Bruder, Andreas Albert von Richthofen, die Mutter Marisia von Richthofen und der Vater Manfred Albert von Richthofen.

Nach dem Abitur studierte Suzane Jura an der Katholischen Universität von São Paulo. Im Sommer 1999 lernte sie Daniel Cravinhos de Paula e Silva kennen, der ihrem Bruder das Modellfliegen beigebracht hatte. Bald darauf begannen sie eine Beziehung und nahmen gemeinsam an Aktivitäten teil, unter anderem besuchten sie einen brasilianischen Jiu-Jitsu- Kurs.
Die Richthofens hatten ein deklariertes Nettovermögen von 5,5 Millionen Real . Die Staatsanwaltschaft vermutet jedoch, dass Suzanes Vater im November 2001, als sie 18 Jahre alt wurde, zwei anonyme Konten bei Schweizer Banken mit mindestens 10 Millionen Euro in ihrem Namen eröffnet hatte. Suzanes Vater soll dieses Geld von DERSA veruntreut haben. Nichts hindert Suzane daran, nach Verbüßung ihrer Strafe auf das Geld zuzugreifen.
Sie ist jung, hübsch, talentiert und aus wohlhabenden Verhältnissen, sie galt als sympathisch und fröhlich - eigentlich hatte Suzane von Richthofen alle Chancen, die sich einer jungen Frau bieten, die in die brasilianische Oberschicht hineingeboren wurde. In der Nacht des 31. Oktobers 2002 hat sie alles verspielt. In dieser Nacht entschärfte sie die Alarmanlage in der Villa ihrer Eltern und ließ die Mörder ein: ihren damaligen Freund Daniel Cravinhos und dessen Bruder Christian.

Christian Cravinhos, dessen Bruder Daniel und Suzane von Richthofen nach der Festnahme.

Ein Geschworenengericht in Sao Paulo sah es am Samstag als erwiesen an, dass die damals 19 Jahre alte Suzane von Richthofen die Bluttat im Oktober 2002 gemeinsam mit ihrem Freund und dessen Bruder geplant hatte.
Das Verbrechen hatte wegen Suzanes Liebesbeziehung über Standesunterschiede hinweg und angesichts des Reichtums der Familie in Brasilien für großes Aufsehen gesorgt und war ob des berühmten Ahnherrs auch in Deutschland durch die Presse gegangen.

Manfred Albrecht Freiherr von Richthofen 

(* 2. Mai 1892 im Breslauer Vorort Kleinburg; † 21. April 1918 bei Vaux-sur-Somme, Département Somme) war ein deutscher Offizier und Jagdflieger im Ersten Weltkrieg. Er erzielte in diesem Krieg als einzelner Pilot die höchste Zahl von 80 Luftsiegen. Richthofen wurde weltweit zu einem der bekanntesten Piloten, an den bis in die Gegenwart Filme, Bücher und andere Medien erinnern. Den populären Beinamen Roter Baron erhielt er posthum erst nach dem Krieg; er geht auf seine adlige Abstammung und den roten Signalanstrich seiner Flugzeuge zurück.


Suzane von Richthofen ist eine Verwandte des legendären deutschen Jagdfliegers Manfred Freiherr von Richthofen, genannt „Der rote Baron“.

Manfred Alberto von Richthofen und seine Ehefrau Marisia.


Manfred Alberto von Richthofen, ein Großneffe des „Roten Barons“, und seine Ehefrau Marisia waren am 31. Oktober erschlagen in ihrem Schlafzimmer aufgefunden worden. Die beiden beschuldigten Brüder gestanden die Tat; Suzane gab zu, sie unterstützt zu haben. Sie ließ ihren damaligen Freund Daniel Cravinhos und dessen Bruder Christian am Abend des 30. Oktobers 2002 ins Haus. Beide verwüsteten nach der Bluttat die Bibliothek der Familie, um einen Raubüberfall vorzutäuschen.

Neues Motorrad brachte den entscheidenden Hinweis.

Die Polizei kam dem Trio auf die Spur, nachdem Christian sich am Tag nach dem Mord ein neues Motorrad kaufte, das er mit 36 Einhundert-Dollar-Noten bezahlte. Aus dem Haus des ermordeten Ehepaars waren umgerechnet rund 5 500 Euro gestohlen worden.



Festnahme und Haft.

Das Trio wurde am Samstag von sieben Geschworenen schuldig gesprochen. Nach einer Entscheidung von Richter Alberto Anderson Filho müssen Suzane und Daniel für 39 Jahre und sechs Monate ins Gefängnis. Christian wurde zu 38 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Sie hatte jeweils 50 Jahre Haft gefordert.
Suzane habe das Verbrechen geplant, um an das Geld ihrer Eltern zu kommen, argumentierte Staatsanwalt Roberto Tardelli. Auch Daniel und Christian, die aus einer Familie der unteren Mittelschicht stammten, hätten aus Gier gehandelt. Das Vermögen der von Richthofens – der Vater war Ingenieur, die Mutter Psychologin – wurde auf rund 2 Mill. Real (730 000 Euro) geschätzt. „Das war das scheußlichste und grausamste Verbrechen, das ich in meinen 26 Jahren als Staatsanwalt je gesehen habe“, sagte Tardelli am Freitag. Suzane habe finanziell unabhängig sein wollen, „ohne dafür arbeiten zu müssen“.

Das Motiv.

Suzanes Eltern, die ihr zunächst erlaubt hatten, mit Daniel auszugehen, änderten ihre Meinung, als sie herausfanden, dass er regelmäßig Marihuana konsumierte, weder arbeiten noch zur Schule gehen wollte und aus einer Unterschicht stammte . Im Juli 2002, als Suzanes Eltern im Urlaub waren, zog Daniel für einen Monat in ihr Haus ein. Als die Eltern zurückkamen, schlug Suzane vor, ihr eine Wohnung zu kaufen, in der sie mit Daniel leben könnte. Ihr Vater lehnte dies ab und sagte, sie könne nur tun und lassen, was sie wolle, wenn sie selbst Geld verdiene. Suzane traf sich weiterhin heimlich mit Daniel. Sie behauptete, ihr Handeln sei von Liebe und der Angst motiviert gewesen, dass Daniel sie verlassen könnte, solange ihre Eltern lebten.  Ihr Anwalt, Denivaldo Barni, sagte, Suzane habe überhaupt kein Motiv gehabt, sondern sei von Daniel, den sie wie einen Gott verehrte, zu dem Verbrechen gezwungen worden.
Ein weiteres Motiv könnte das auf etwa 17 Millionen Dollar geschätzte Vermögen der Eltern gewesen sein, das Suzane im Falle ihres Todes erben würde. Wie Staatsanwalt Roberto Tardelli es ausdrückte, wollte Suzane „das Geld und die Vermögenswerte, für die ihre Eltern so hart gearbeitet hatten, in ihre Hände bekommen“; sie „wollte ihre Freiheit und Unabhängigkeit, ohne dafür arbeiten zu müssen“.  Vor Gericht behauptete Cravinhos, Suzane sei von ihrem Vater misshandelt worden, was sie und ihr Bruder Andreas von Richthofen bestreiten. Es wurde auch behauptet, die Richthofen-Eltern seien Alkoholiker gewesen , doch bei der Autopsie wurde kein Alkohol in ihrem Körper festgestellt. 

Im Jahr 2018 lehnte ein Richter den Antrag auf Freilassung von Richthofens ab und führte ihren Egozentrismus und eine narzisstische Persönlichkeitsstörung als schwerwiegende Persönlichkeitsmerkmale an, die zu ihrem Verbrechen geführt haben könnten. 

Der Versuch.

Am 5. Juni 2006 hatte man Suzane von Richthofen zusammen mit den Cravinhos-Brüdern in São Paulo wegen "homicídio qualificado" vor Gericht gestellt , was nach brasilianischem Recht einem vorsätzlichen Mord entspricht. Der Prozess wurde verschoben und begann schließlich am 17. Juli 2006. Im Prozess gab Suzane Daniel Cravinhos die Schuld an allem, während die Cravinhos-Brüder behaupteten, sie hätten in ihrem Willen gehandelt. Staatsanwalt Roberto Tardelli hingegen nannte Suzane das „Mastermind“  des Verbrechens. Roberto Tardelli forderte 50 Jahre Gefängnis für jeden der drei Angeklagten. Suzane wurde als „Personifizierung der bösen Blondine“ beschrieben.  

Am 22. Juli 2006 wurde: 

  • Suzane zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt. 
  • Daniel Cravinhos erhielt das gleiche Strafmaß 
  • und sein Bruder Christian wurde wegen Verschwörung zu 38 Jahren Haft verurteilt . 

Sie blieb 16 Jahre lang in der Penitenciária Feminina Santa Maria Eufrásia Pelletier in Tremembé, Bundesstaat São Paulo, in Haft und wurde am 11. Januar 2023 auf Bewährung entlassen.  

Sie lebte zurückgezogen im ländlichen Angatuba, einer Stadt, in der die Verwandten ihres Ex-Freundes leben. Im Februar desselben Jahres löste Suzane Empörung und Medienaufmerksamkeit aus, als sie in den sozialen Medien ankündigte, dass sie einen Online-Shop eröffnen und in Brasilien verkaufen würde.  Suzane lebt derzeit in Bragança Paulista und ist mit Felipe Zecchini Muniz liiert, einem geschiedenen Arzt aus der Gegend, der drei Kinder aus einer früheren Beziehung hat. Im März 2023 wurde Suzane mit ihrem ersten Kind schwanger und  brachte am 26. Januar 2024 ihren Sohn Felipe im Sabin-Krankenhaus in Atibaia zur Welt. Im Dezember 2023 änderte von Richthofen ihren gesetzlichen Namen in Suzane Louise Magnani Muniz, wobei Magnani der Nachname ihrer Großmutter mütterlicherseits und Muniz der Nachname ihres Lebensgefährten ist. 

Quellen: - Handelsblatt vom 23.juli 2006, Internationale Presse, wikipedia und Bildstützung aus erichs-kriminalarchiv.com.


5. Der Fall - Der kleine João Hélio Fernandes (6)

João Hélio Fernandes Vieites (18. März 2000 – 7. Februar 2007) war ein sechsjähriger brasilianischer Junge, der am 7. Februar 2007 in Oswaldo Cruz, Rio de Janeiro , ermordet wurde, indem er nach einem bewaffneten Carjacking durch eine Gruppe junger Männer 7 km weit aus einem Auto gezerrt wurde. Die gefühllose und brutale Art und Weise, wie João Hélio ermordet wurde, schockierte die brasilianische Öffentlichkeit und erhielt ausführliche Berichterstattung in den Medien Rios und in ganz Brasilien. Der Mord löste eine Reihe öffentlicher Proteste aus, die konkrete Lösungen für die extreme Gewalt in der Stadt, Änderungen der Verfassung und des Strafgesetzbuches zur Verschärfung der Strafen für brutale Verbrechen sowie eine stärkere Rechenschaftspflicht für jugendliche Mörder forderten.

Der sechsjährige João Hélio war der einzige Sohn von Élson Lopes Vieites und seiner Frau Rosa Cristina Fernandes. Sie waren eine bürgerliche Carioca- Familie, die in der Zona Norte von Rio de Janeiro lebte.
Am Abend des 7. Februar 2007 saß João Hélio auf dem Rücksitz des Wagens seiner Mutter, einer silbernen Limousine Opel Corsa B, auf dem Heimweg von einem religiösen Zentrum im Viertel Bento Ribeiro . Mit im Wagen saßen außerdem ein Freund der Familie und João Hélios ältere Schwester, die 13-jährige Aline.

Die silbernen Limousine Opel Corsa B.


Kurz nach 21 Uhr hielt Rosa den Wagen an einer Ampel an der Ecke João Vicente und Henrique de Melo Straße im Viertel Oswaldo Cruz an. Vor ihnen hielten bereits zwei Autos, eines davon ein Taxi , aus dem plötzlich drei junge Männer stiegen, von denen zwei mit Pistolen auf sie zielten. Sie klopften mit den Pistolen an die Fenster, um zu zeigen, dass es sich um echte Metallpistolen und nicht um Attrappen handelte, umringten das Auto und zwangen alle auszusteigen. João Hélios Mutter Rosa, die schon einmal Opfer eines Straßenangriffs geworden war, wusste, dass sie sich nicht wehren durfte. Sie eilte zum Rücksitz, um João Hélio beim Öffnen des Sicherheitsgurts zu helfen, wurde jedoch von einem der Angreifer beiseite gestoßen. Die Autotür knallte auf den Sicherheitsgurt, der das Kind festhielt, und João Hélio hing außerhalb des Wagens im Sicherheitsgurt fest. Dann beschleunigten die Angreifer, gaben Gas und entfernten sich. Rosa und Aline verfolgten schreiend das Auto, aber das Auto hielt nicht an. 

Die Fluchtstrecke.


Die Banditen rasten kaltblütig davon, während der Junge mit dem Bauch noch im Sicherheitsgurt eingeklemmt war. 

João Hélio wurde sieben Kilometer lang an der Außenseite des Fahrzeugs entlanggeschleift, wobei er durch die Stadtteile Oswaldo Cruz, Madureira, Campinho und Cascadura fuhr.
Autofahrer und ein Motorradfahrer, die gerade vorbeifuhren, gaben mit ihren Scheinwerfern ein Lichtsignal. Die Diebe scherzten, dass „kein Kind, sondern eine bloße Judas-Marionette geschleift wurde“, und setzten ihre Flucht fort, wobei sie den Leichnam des Jungen über den Asphalt schleiften. Zeugenaussagen zufolge schrien Anwohner, als sie sahen, wie der Junge durch die Straßen geschleift wurde. 


Der sechsjährige João Hélio war der einzige Sohn von Élson Lopes Vieites und seiner Frau Rosa Cristina Fernandes.


Die Täter ließen das Auto in der Caiari-Straße, einer Sackgasse im Viertel Cascadura, zurück. Der Leichnam des Jungen hing draußen. Er war nicht wiederzuerkennen. Während der Fahrt verlor er Finger, Knie und Kopf.
Das Fehlen von Polizisten der 9. BPM (Rocha Miranda) auf den Straßen erleichterte ihnen die Flucht. Unterwegs fuhren die Verbrecher unter anderem entlang der Straßen João Vicente, Agostinho Barbalho, Dona Klara, Domingos Lopes, Ernani Cardoso, Cerqueira Daltro und Florentina. Unterwegs kamen sie an der Feuerwehr von Campinho, einer Kaserne und dem Gerichtsgebäude von Cascadura vorbei, trafen jedoch auf keine Polizeifahrzeuge. Die Banditen kamen außerdem an zwei Bars vorbei, eine an der Ecke Cândido Bastos und Silva Gomes sowie die andere an der Ecke Barbosa und Florentina. Die Räuber zeigten somit, dass sie die Gegend kannten, indem sie das Auto abschlossen und es am Ende der Caiari-Straße, in der Nähe der Treppe, die zur Praça Três Lagoas führt, abstellten.
Während eines Teils der Fahrt wurden die Banditen von einem Motorradfahrer verfolgt, der den Raub beobachtet hatte. Er brachte die Polizei zur Straße Cerqueira Daltro in der Nähe eines Supermarktes. Dort fanden sie Teile des Kopfes und der Gehirnmasse des Opfers, die eingesammelt und in eine Plastiktüte gesteckt wurden.

Nachdem die Autodiebe die Bornéu-Straße in Cascadura erreicht hatten, bogen sie in die Caiari-Straße ab, eine kleine Sackgasse. Dort parkten sie den Wagen und stiegen laut einem Anwohner, der die Gruppe erkannte, aus, durchsuchten den Wagen nach Wertsachen und verschwanden anschließend in einer Gasse mit Treppen, die auf den Três Lagoas-Platz in Cascadura führt. João Hélios Leiche blieb am Wagen hängen. 

Ermittler bei der Spurensuche am Tatfahrzeug.

Nach dem Vorfall gingen die Täter nach Hause, um mit ihren Eltern zu Abend zu essen, bevor sie zu einer Kirchenfeier gingen. Die Familie eines der Täter verriet ihn, als sie die Wahrheit herausfand. Keine acht Stunden nach dem Mord wurden die Täter vom 30. Revier der Zivilpolizei des Bundesstaates Rio de Janeiro festgenommen. Alle Täter waren unter 23 Jahre alt. Einer von ihnen war unter 18, dem brasilianischen Alter für straf- und zivilrechtliche Verantwortlichkeit. Einzelheiten über die fünf Tatbeteiligten tauchten in den Medien auf.





Die Öffentliche Reaktion.

Obwohl Rio bereits mehrere Jahre vor dem Mord eine hohe Mordrate aufwies, lösten die Art des Verbrechens und das junge Alter des Opfers landesweiten Schock aus, insbesondere in den Vierteln, durch die die Täter fuhren. Das Verbrechen löste eine Reihe öffentlicher Proteste und Debatten in ganz Brasilien aus, die ein Ende der Gewalt sowie Änderungen der Verfassung und des Strafgesetzbuches forderten, um die Strafen für brutale Verbrechen zu verschärfen. 
Als Einzelheiten des Verbrechens bekannt wurden, sorgte es für Empörung, dass die Angreifer auf ihrer gesamten Fahrtstrecke nie auf Polizei trafen. Sie passierten die Militärpolizeistation in Campinho, eine Feuerwache, eine brasilianische Kaserne in Madureira und mehrere Straßenkneipen. Da auf den Straßen keine Polizei präsent war, konnte das Verbrechen ohne Eingreifen der Strafverfolgungsbehörden geschehen. 

Die Verurteilung.

Die Täter wurden am 30. Januar 2008, eine Woche vor dem ersten Jahrestag der Ermordung von João Hélio, von Richterin Marcela Assad Karam verurteilt.  Und wie sich zudem herausstellte, standen die Täter zum Zeitpunkt des Überfalls nicht unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen! Vielmehr hätten sie, so ein Polizeisprecher, die Tat “eiskalt und berechnend” durchgeführt. Vor der Urteilsverkündung gab die Richterin eine Erklärung ab, in der sie bemerkte, dass die Täter an diesem Tag alle Fenster ihres Autos heruntergekurbelt hatten und es unmöglich gewesen sei, die lauten Geräusche zu ignorieren, die durch den Aufprall des Kindes gegen die Fahrzeugwand entstanden.

Die Profile der Angreifer.

  • Carlos Eduardo Toledo de Lima , 23 Jahre alt. Anführer der Gruppe und Fahrer des entführten Autos. Spitzname: „Dudu“. Er wurde als Letzter festgenommen und in Marechal Hermes , dem Viertel direkt neben Bento Ribeiro, festgenommen, wo sich João Hélios Familie am Tag der Entführung aufgehalten hatte. Er wurde zu 45 Jahren Haft verurteilt.
  • Diego Nascimento da Silva , 18 Jahre alt. Er stieg mit vorgehaltener Pistole aus dem Taxi. Saß auf dem Beifahrersitz. Er war auch der Angreifer, der seine Pistole auf den Motorradfahrer auf der Avenida Intendente Magalhãe richtete. Lebte in der Nähe des Platzes, wo die Gruppe geparkt und das Auto verlassen hatte. Diegos Vater gab der Polizei Informationen, wo sie ihn finden konnte. Er versteckte sich mit seinem 16-jährigen Bruder und Tiago in einer Favela in den Bergen. Zu 44 Jahren Gefängnis verurteilt. Inhaftiert im Zuchthaus Bangu 2 , wo er mit drei anderen Häftlingen einen Telefonbetrugsring betrieb, bei dem er mit Mobiltelefonen täglich bis zu 1000 Anrufe an zufällig ausgewählte Personen tätigte, ihnen sagte, dass sie Familienmitglieder als Geiseln hielten, und dann Lösegeld forderte. 
  • Ezequiel Toledo de Lima, 16 Jahre alt. Jüngerer Bruder von Carlos Eduardo. Er war zum Zeitpunkt des Verbrechens 16 Jahre alt und gestand, die Autotür trotz angelegtem Sicherheitsgurt zugeklemmt zu haben. Er war der andere Angreifer, der eine Pistole trug. Während seiner Haft versuchten er und zwei andere Jugendliche, einen Gefängniswärter zu ermorden. Er unternahm auch einen Fluchtversuch. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis im Jahr 2010 im Alter von 19 Jahren zog er nach Morddrohungen mit staatlicher Unterstützung nach Iguaba Grande . Im März 2012 wurde Ezequiel wegen Drogenhandels und Besitzes eines gestohlenen Fahrzeugs verhaftet.
  • Tiago de Abreu Matos , 19 Jahre alt. Versteckte sich mit Diego und Ezequiel in der Favela am Hang. Fuhr das Taxi seines Vaters, um die drei Diebe zum Autodiebstahl zu bringen. Zu 39 Jahren Haft verurteilt.
  • Carlos Roberto da Silva, 21 Jahre alt. Er begleitete Tiago beim Transport der drei Diebe zum Autodiebstahl. Zu 39 Jahren Haft verurteilt.

Natürlich sind die Täter in der Favela auch der dortigen Drogengang bekannt. Und die Anführer derselbigen, die teilweise auch Kinder haben, kündigten nun an, dieses Verbrechen keinesfalls zu tolerieren. Die Täter hätten eindeutig gegen den Ehrenkodex verstossen. Daher werde derzeit intensiv die Exekution der Täter geplant. Dies ist für die Favelas von Rio de Janeiro nichts ungewöhnliches. Denn die Macht der “Traficantes” reicht weit bis in die Gefängnisse hinein. Sollten die Täter, die sich aus Sicherheitsgründen derzeit in Einzelhaft befinden, jemals mit anderen Gefangenen in Kontakt kommen, dürfte ihr Tod nun vorprogrammiert sein.

Zusatz.

Das Verbrechen hat die Diskussion darüber verschärft, ab welchem ​​Alter Straftäter verurteilt werden sollten.
Das barbarische Verbrechen löste eine Welle des Protests und der Solidarität in der Bevölkerung aus, insbesondere in den Vierteln, in denen es geschah. Es führte zu einer allgemeinen Diskussion über die Trivialisierung und Abwertung des Kostbaren des Lebens. João Helios Tod wurde in den Medien oft als Beispiel für die Barbarei angeführt, die entsteht, wenn Straßengewalt endemisch wird und nicht ausreichend thematisiert wird. 

João Hélios Beerdigung.


 


João Hélio wurde auf dem Friedhof Jardim da Saudade in Sulacap beerdigt . João Hélios Sarg wurde umgeben von verschiedenen Familienangehörigen, Verwandten und Freunden in die Erde gelassen. João Hélios Schwester  - brach bei der Beerdigung zusammen und rief weinend: „Kleiner Bruder, vergib mir, dass ich dich nicht retten konnte! Ich will meinen Bruder. Ich will mein Baby. Ich will seine Stimme hören.“

 


Rios Sicherheitschef, José Mariano Beltrame, war ebenfalls bei der Beerdigung anwesend. Der Friedhof Jardim da Saudade war auch die letzte Ruhestätte des ermordeten Rio-Journalisten Tim Lopes, dessen Todesart im Jahr 2002 (Lopes wurde von Drogenhändlern zu Tode gefoltert) die brasilianische Öffentlichkeit ebenfalls schockierte und einen Ruf nach Veränderung auslöste.

Quellen: - brasilblog.de vom 09. Februar 2007 - Eintrag Nr. 2007, Internationale Presse, wikipedia und Bildstützung aus erichs-kriminalarchiv.com.



6. Der Fall - Kenneth John Freeman

Der von ihrer Mutter geschiedene Kenneth Freeman misshandelte seine im Kindesalter geborene Tochter 14 Monate lang in Washington und Oregon, filmte und verbreitete die Ereignisse im Internet. Kylie Freeman war ein Teenager mittleren Alters, als sie ihrer Mutter das erste Mal von dem Missbrauch erzählte; ein Jahr später sprach sie in der Fernsehserie America's Most Wanted darüber. 

Obwohl Kenneth Freeman nach China floh (- der ehemalige Hilfssheriff flüchtete nach China, weil es dort kein Auslieferungsabkommen mit den USA gibt), wurde er 2007 doch gefasst und Anfang 2009 vor Gericht gestellt. In seiner ganzen Überheblichkeit hatte er allerdings den für ihn entscheidenden Fehler gemacht. Er war nach Hong Kong gereist. Obwohl auch der Stadtstaat zu China gehört, gibt es mit Hong Kong sehr wohl ein Auslieferungsabkommen. Bei der Ankunft am Flughafen wurde er, bedingt durch den internationalen Haftbefehl, sofort festgenommen. Eine Festnahme, die sich als gar nicht so einfach erwies. Vier Polizisten wurden dabei erheblich verletzt.


Kenneth John Freeman


Freeman wurde auf Bundes- und Landesebene angeklagt und in mehreren miteinander zusammenhängenden Anklagepunkten zu 50 Jahren Gefängnis verurteilt. Seine dritte Frau wurde wegen Beihilfe zur Flucht vor der Justiz vor Gericht gestellt und verurteilt. Kylie Freeman besucht seither das College, setzt sich für Opfer sexueller Gewalt ein und war an Prozessen und Urteilsverkündungen gegen diejenigen Täter beteiligt, die mit Aufnahmen ihres Missbrauchs erwischt wurden.

Zur Person.

Kenneth John Freeman wurde am 21. Juni 1962 in Virginia geboren . Er wird auch Ken Freeman genannt. Er war früher Wachmann im Kernkraftwerk Hanford, Streifenpolizist in Hanford (Washington) und Reserve-Deputy des Sheriffs von Benton County (Washington). Im Jahr 2007 gab der US Marshals Service seine Größe mit 1,88 m (6 Fuß 2 Zoll) und sein Gewicht mit 110 kg (250 Pfund) an. Im Jahr 2008 bezeichnete ihn der Houston Chronicle als „Computerberater“ und Bodybuilder. Nach der Heirat mit Gaye Leah Metz im Jahr 1988 bekamen sie 1989 oder 1990 eine Tochter, Kylie Freeman. Gaye ließ sich im April 1993 von Kenneth Freeman scheiden. Im Jahr 1994 heiratete Freeman Melissa L. Moscatelli und sie ließen sich im Oktober 1999 scheiden. 


Kylie Freeman wurde von ihrem Vater sexuell missbraucht.


Der sexuelle Missbrauch seiner minderjährigen Tochter.

Ab dem Jahr 2000, als sie zehn Jahre alt war, wurde Kylie Freeman von ihrem Vater sexuell missbraucht. Die Jugendliche wurde gezwungen, sich wie eine Prostituierte zu verkleiden und Schimpfwörter in eine Videokamera zu sagen. Sie wurde mit Seilen gefesselt und wiederholt vergewaltigt. Diese Verbrechen wurden sowohl auf Fotos als auch auf Videos festgehalten und als „Vicky-Serie“ online gestellt (im Juni 2010 waren sie die meistgesehenen Bilder mit Kinderpornografie aller Zeiten). Dies dauerte 14 Monate, bis Kylie Freemans „Geist gebrochen“ war. 
Im November 2005 war die Teenagerin Kylie Freeman zu diesem Zeitpunkt bereits selbstmordgefährdet. Als die Familie Forrest Gump ansah, kamen die verdrängten Erinnerungen wieder hoch. Freeman erzählte ihrer Mutter schließlich von dem Missbrauch. Bei den darauf folgenden polizeilichen Ermittlungen wurde auf Kylie Freemans Computer Material aus der Vicky-Serie gefunden, das vermutlich von ihrem Vater dort abgelegt worden war. Ein Jahr später trat sie in einer Folge von America's Most Wanted vom 19. Dezember 2006 auf und erzählte von den Taten ihres Vaters. Dadurch rückte die zuvor „provinzielle Affäre“ ins nationale Rampenlicht. Dank dieser Enthüllungen konnte das National Center for Missing & Exploited Children die Vicky-Serie mit Opfer und Täter in Verbindung bringen.

Die Festnahme des Sexualstraftäters Kenneth Freeman.

Skyline der Innenstadt von Seattle.


Anfang 2006 lebte Kenneth Freeman in Seattle, nachdem er gegen eine Kaution von 50.000 US-Dollar (entspricht etwa 78.000 Dollar im Jahr 2024) aus dem Gefängnis entlassen worden war. Am 24. März 2006 sollte er in Benton County im Bundesstaat Washington wegen "dreifacher Vergewaltigung eines Kindes ersten Grades" vor Gericht gestellt werden. Noch am selben Tag  floh der ehemalige Gesetzeshüter stattdessen nach China, um einer Strafverfolgung zu entgehen und wurde anschließend auf die Fahndungslisten des United States Marshals Service und der Immigration and Customs Enforcement (ICE) gesetzt. Die Marshals hatten eine Belohnung von 25.000 Dollar (entspricht etwa 39.000 Dollar im Jahr 2024) "für Informationen ausgesetzt, die direkt zu seiner Verhaftung führen". Während seines Aufenthalts in China verfasste Freeman eine 400 Seiten umfassende Autobiografie, die auch Geständnisse seiner Verbrechen enthielt. 




Freeman mit Tochter Kylie ... und Freeman der 1,88 m große und Bodybuilder mit seinen Posen.

Als Freeman in Suzhou lebte, warteten die Behörden mit seiner Festnahme, bis er nach Hongkong weiterreiste, da die USA kein Auslieferungsabkommen mit der chinesischen Regierung , wohl aber mit der Regierung von Hongkong hatten. Am Abend des 1. Mai 2007  wurde Freeman am Kontrollpunkt Lok Ma Chau festgenommen. Bei der darauf folgenden Schlägerei verletzte er sich selbst und vier Polizisten. Vier Monate später stimmte er der Auslieferung an die USA zu und kehrte am 18. Oktober 2007 (über den Luftwaffenstützpunkt Fairchild ) in die Vereinigten Staaten zurück. 

Die Strafverfolgung.

Vor dem US-Bezirksgericht für den östlichen Bezirk von Washington erhielt Kenneth Freeman - unter Richter Lonny R. Suko - eine Anklage auf Bundesebene, wegen der Herstellung von Kinderpornografie in Washington und zwei Anklagen aus Oregon, wegen des Besitzes von Kinderpornografie und der „Übertragung Minderjähriger zwischen Bundesstaaten zum Zwecke der Ausübung unerlaubter sexueller Handlungen“. Im Dezember 2008 bekannte sich Freeman in allen drei Anklagepunkten schuldig.

Im Rahmen eines gerichtsbarkeitsübergreifenden Deals wurde Freeman am 25. März 2009 zu 50 Jahren Gefängnis verurteilt . Richter Suko teilte Freeman mit, dass der Schwerverbrecher, sollte er jemals aus dem Gefängnis entlassen werden, Mitte 80 sein würde. Zwei Stunden später wurde Freeman am Spokane County Superior Court wegen der Anklagepunkte aus dem Benton County aus dem Jahr 2006 zusätzlich zu einer 20-jährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Ihm ist es verboten, aus seiner Lebensgeschichte Profit zu schlagen, und er unterliegt einer lebenslangen Kontaktverbotsanordnung, die ihm jeglichen Kontakt mit seiner Tochter untersagt. 

Das United States Penitentiary Marion ist ein US-amerikanisches Gefängnis in Southern Precinct, Williamson County, Illinois, und entspricht dem mittleren Sicherheitsstandard. Die Einrichtung ist nahe Marion gelegen. Sie wurde 1963 gebaut, um einen Ersatz für das geschlossene Gefängnis Alcatraz in San Francisco zu finden.

Im Dezember 2024 hatte er die Häftlingsnummer 12163-085 und saß im United States Penitentiary, Marion ein. Sein Entlassungsdatum ist der 5. Dezember 2049. Er kann nach Verbüßung von 42 Jahren seiner Strafe auf Bewährung entlassen werden.

Die Nebenklage.

Maleka May Freeman.


Während er in China auf der Flucht war, reiste Kenneth Freemans dritte Frau (Maleka May Freeman, geboren 1969/1970, verheiratet seit März 2005) mehrmals nach China, um sich mit ihrem Mann zu treffen, und log die US-Bundesbehörden an, sie wüsste seinen Aufenthaltsort nicht. Nach ihrer Rückkehr aus China in die USA wurde sie einen Tag, nachdem Freeman in Hongkong festgenommen worden war, von der ICE festgenommen. Sie bekannte sich schließlich schuldig, falsche Angaben gemacht und Beihilfe zur Flucht ihres Mannes aus der Haft geleistet zu haben. Am 29. November 2007 wurde sie zu sechs Monaten Hausarrest, 240 Stunden gemeinnütziger Arbeit und drei Jahren auf Bewährung verurteilt. Die Freemans ließen sich im April 2008 scheiden. 

Kylie Freeman

Laut "The Spokesman-Review" scheute Kylie Freeman während der Fahndung, des Prozesses und der Verurteilung ihres Vaters nicht davor zurück, öffentlich identifiziert zu werden. Sie wurde zu einer öffentlichen Fürsprecherin für Opfer sexueller Übergriffe , indem sie ihre Geschichte teilte und somit allen zeigte, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind. Im März 2009 war sie im ersten Jahr am College. 

Restitution

Im November 2007 wurde bei Joseph Kennedy (Jahrgang 1976/1977) ein Laptop mit „Tausenden von Bildern mit Kinderpornografie“ gefunden, darunter 48 von Freeman. Bei Kennedys Urteilsverkündung im Februar 2010 ordnete Richter Richard A. Jones an, dass er Freeman 227.571,10 Dollar (entspricht 328.143 Dollar im Jahr 2024) zahlen müsse, wie es der Abschnitt „Obligatorische Wiedergutmachung bei Sexualverbrechen“ des Violence Against Women Act vorsieht. Dieser Rückerstattungsbescheid wurde 2011 vom US-Berufungsgericht für den 9. Gerichtsbezirk aufgehoben. Nachdem Freeman dem Gericht im Rahmen der Neuverurteilung Kennedys jedoch zusätzliche Informationen vorgelegt hatte, ordnete Jones einen neuen Rückerstattungsbescheid in Höhe von 4.545,08 US-Dollar an (entspricht 6.225 US-Dollar im Jahr 2024). Kennedy war einer von 292 nachweislichen Angeklagten, die des Herunterladens von Bildern von Freeman angeklagt oder dafür verurteilt worden waren. Ihre Gesamtverluste beliefen sich im Jahr 2012 auf 1.327.166,24 US-Dollar (entspricht 1.817.712 US-Dollar im Jahr 2024). 
Im Juni 2010 gab Freeman eine Erklärung zu den Auswirkungen auf das Opfer im Prozess gegen John Joseph Mulligan ab, einen Mann aus Sacramento (Kalifornien), der sich schuldig bekannte, die Vicky-Serie heruntergeladen zu haben. Bis Januar 2014 dienten Medien, die Freemans Missbrauch zeigten, als Beweismittel in 3.200 US-Strafverfahren, und sie hatte ungefähr 800.000 Dollar Entschädigung erhalten (das entspricht ungefähr 1,1 Millionen Dollar im Jahr 2024).  Im Juni 2016 reichte sie Klage gegen J. Lee Anderson III aus Macon (Georgia) ein, der 2009 wegen des Herunterladens von Medien der Vicky-Serie verurteilt worden war. Andersons Klage war bereits ihre fünfte derartige Klage gegen Downloader; sie forderte 150.000 Dollar (das entspricht 196.527 Dollar im Jahr 2024). 

Quellen: - Care Child vom 3. Mai 2007, Internationale Presse, wikipedia und Bildstützung aus erichs-kriminalarchiv.com.



7. Der Fall – Mona Fandey

Nur Maznah binti Ismail (1. Januar 1956 – 2. November 2001), bekannt unter ihrem Künstlernamen Mona Fandey , war eine malaysische Popsängerin und Mörderin. Sie wurde am 2. November 2001 im Alter von 45 Jahren hingerichtet, nachdem sie 1993 des Mordes an dem Abgeordneten des Bundesstaates Batu Talam, Mazlan Idris, für schuldig befunden worden war.

Das frühe Leben und die Karriere.

Maznah begann schon in sehr jungen Jahren zu singen und zu tanzen. Unter ihrem Künstlernamen Mona Fandey veröffentlichte sie 1987 ihr Debütalbum Diana. Ihr Ehemann Mohamad Nor Affandi Abdul Rahman unterstützte und finanzierte ihre Karriere und verschaffte ihr mehrere Fernsehauftritte, doch ihre Karriere kam kaum in Gang. 

Nach ihrem Misserfolg als Sängerin wandten sie und Affandi sich der Hexerei zu , und indem sie ein Bomoh wurde, soll Mona prominente Kunden angezogen haben, darunter Politiker der UMNO. Malaysische Schamanen und traditionelle Mediziner, die oft behaupteten, als Vermittler für übernatürliche Geister und Götter zu fungieren , waren traditionell bei den Reichen und Berühmten beliebt, darunter auch bei lokalen Politikern, die bei Wahlen einen Vorteil gegenüber ihren Rivalen suchten. Indem sie Dienstleistungen für wohlhabende Kunden anbot, konnte Mona sich einen luxuriösen Lebensstil finanzieren, der aus Aufenthalten in 5-Sterne-Hotels und dem Besitz mehrerer teurer Autos (von Marken wie Jaguar , Mercedes-Benz und BMW ) bestand. Darüber hinaus kaufte sie mehrere Villen in ganz Malaysia.
Mona hinterließ eine Tochter aus ihrer ersten Ehe namens Mazdiana Affandi sowie zwei Stiefsöhne aus ihrer Ehe mit Affandi. 




Mona Fandeys Ehemann Mohamad Nor Affandi Abdul Rahman (Bild links u. mittig) - Rechts - der Assistent Juraimi Hassan.

Der Mord an Dato Mazlan Idris.

Im Jahr 1993 wurde das Paar von Mazlan Idris angesprochen, einem Politiker, der ein Auge auf die Position des Menteri Besar von Pahang geworfen hatte . 

Mazlan Idris wurde seit dem 2. Juli 1993 als vermisst gemeldet.


Das Paar stimmte zu und versprach Mazlan, ihm einen Talisman bestehend aus einem Tongkat und einem Songkok zu überlassen, der angeblich Sukarno, dem ersten Präsidenten Indonesiens, gehörte. Dafür bot er ihm 2,5 Millionen RM. Im Gegenzug verpflichtete sich Mazlan, 500.000 RM zu zahlen und ihnen zehn Landurkunden als Garantie für den Rest zu geben. 
Mazlan wurde am 2. Juli 1993 als vermisst gemeldet, nachdem sie von verschiedenen Banken in Kuala Lumpur fast 300.000 RM abgehoben hatte und sich anschließend mit Mona in Raub, Pahang, getroffen hatte. Kurz darauf soll Mona in Kuala Lumpur auf Einkaufstour gegangen sein. Dort kaufte sie einen neuen Mercedes-Benz, ein neues Handy, Goldschmuck, Sofas, Küchenschränke, einen Fernseher und einen Videorekorder. Alle erworbenen Artikel wurden bar bezahlt. Am 15. Juli 1993 unterzog sich Mona im Tung Shin Hospital einer Schönheitsoperation an Gesicht, Stirn und Nase.

Datuk Mazlan Idris, Abgeordneter für Batu Talam, Pahang, wurde im Juli 1993 von Mona Fandey und ihren Komplizen ermordet. Sein Körper wurde in 18 Teile zerstückelt aufgefunden. Die Abbildung zeigt genau, wie.


Nachdem man am 13. Juli 1993 den Assistenten des Paares, Juraimi Hassan, wegen eines nicht damit zusammenhängenden Drogendelikts festgenommen und auf der Polizeiwache Dong verhört  hatten, entdeckte die Royal Malaysia Police am 22. Juli 1993 Mazlans zerstückelte und teilweise gehäutete Leiche. Sie war sechs Fuß tief in einer mit Zement bedeckten Grube auf einem Grundstück von Mazlan in Pahang vergraben. Sein Körper war in 18 Teile zerstückelt und in einem Loch im Lagerraum eines unfertigen Hauses vergraben. Die Polizei fand am Tatort auch einen Altar und Statuen von Göttern sowie Messer und eine Axt. 
Am 2. August 1993 wurden Mona Fandey, ihr Ehemann Mohamad Nor Affandi Abdul Rahman und der Assistent des Paares, Juraimi Hassan, wegen Mordes an Mazlan Idris angeklagt und in Untersuchungshaft genommen.


Sämtliche Vorwürfe der Beteiligung an anderen Morden.

Nach Mazlans Ermordung geriet Mona bei der Polizei auch in Verdacht, mit anderen, nicht damit in Zusammenhang stehenden schweren Verbrechen in Verbindung zu stehen, beispielsweise mit der Beteiligung am Verschwinden von fünf Hausmädchen, die Ende der 1980er Jahre zu verschiedenen Zeiten für sie gearbeitet hatten. 


Mona Fandey geriet bei der Polizei auch in Verdacht mit anderen schweren Verbrechen in Verbindung zu stehen.


Darüber hinaus wurden die Überreste einer dreiköpfigen Familie (Tan Kim Ann, seine Frau und ihr fünf Monate alter Sohn), deren zerstückelte und verstümmelte Leichen Anfang August 1993 an zwei verschiedenen Stellen im Distrikt Kemaman vergraben aufgefunden wurden, als ehemalige Anhänger Monas identifiziert, die ebenfalls einige Jahre zuvor auf mysteriöse Weise verschwunden waren. Nachrichtenreporter am Tatort in der Nähe von Kijal sahen, wie Monas Ehemann Nor Affandi in einem Polizeiwagen abgeführt wurde. Später stellte sich heraus, dass ihm die Grundstücke gehörten, auf denen die Leichen entdeckt wurden. Die Behörden gingen davon aus, dass die Opfer im Rahmen eines Hexenrituals als Menschenopfer dargebracht wurden, Tans Schwester gab jedoch an, dass seine Frau eines Tages ohne ihr Baby in einem aufgeregten Zustand bei ihr zu Hause angekommen sei und sie um eine große Summe Geld gebeten habe. Zusammen mit der Tatsache, dass die Überreste der Eltern und des Babys an zwei verschiedenen Orten entdeckt wurden, legte dies die Möglichkeit nahe, dass das Baby entführt wurde, um Lösegeld zu erpressen, und die gesamte Familie ermordet wurde, nachdem das Geld übergeben worden war, um zu verhindern, dass das Verbrechen gemeldet wurde. 

Die Polizei brachte auch den Mord an Irma Zhilan, die Anfang 1992 aus Klang verschwand und deren zerstückelte Leiche bald darauf an drei Orten in Pandamaran verstreut aufgefunden wurde, mit Mona in Verbindung. Im August 1993 grub die Polizei im Garten hinter dem Haus, in dem Mazlans Überreste gefunden worden waren, vier Glasbehälter mit menschlichen Organen aus; man nahm an, dass diese Zhilan gehörten. In derselben Plastiktüte, in der sich die Glasbehälter befanden, wurden auch mehrere Statuen von Göttern gefunden, darunter die der zehnarmigen Hindu- Göttin Durga.

Die Voruntersuchung.

Am 26. Oktober 1993 begannen die vorgerichtlichen Anhörungen im Zusammenhang mit dem Mord an Mazlan Idris. In seinen Eröffnungserklärungen beschrieb der Leiter der Entführungs- und Lösegeldeinheit des CID, Takbir Ahmad Nazir Ahmad, wie der Verdächtige Mohamad Nor Affandi Abdul Rahman während einer Vernehmung durch die Polizei am 22. Juli 1993 anbot, die Ermittler zu Mazlans sterblichen Überresten zu führen. Affandi führte die Beamten dann zu einem Haus in Lata Jarum in Pahang, wo er befahl, die mit einem Vorhängeschloss verschlossene Tür eines Lagerraums zu öffnen, und dann auf eine Stelle im Zementboden zeigte, an der das Team graben sollte. Eine Stunde später wurden in einer Tiefe von etwa 1,5 Metern Leichenteile entdeckt, und die anschließende Untersuchung der Zahnunterlagen ergab, dass es sich bei den Überresten um die von Mazlan Idris handelte. 



Mona Fandeys Wohnhaus und der Raum, in dem der Mord stattfand.

Chief Inspector Mahpop Jaafar sagte außerdem aus, dass der Verdächtige Juraimi Hassan die Polizei darüber informiert habe, dass im selben Haus in Raub eine Leiche begraben sei . Außerdem habe er eine Skizze des Hauses angefertigt, auf der die Orte markiert seien, an denen sich die Leiche befunden habe und an denen Mazlan tatsächlich ermordet worden sei. 
Der Gerichtsmediziner Dr. Abdul Rahman Yusof sagte aus, er habe Mazlans Leiche obduziert und behauptet, der Hals sei mit einer scharfen Waffe durchtrennt worden, was zum sofortigen Tod des Opfers aufgrund des enormen Blutverlusts und des Versagens lebenswichtiger Organe (wie Herz und Lunge) führte. Dr. Rahman stimmte mit dem stellvertretenden Staatsanwalt Suriyadi Halim Omar überein, dass der Todeszeitpunkt irgendwann zwischen dem 2. und 8. Juli desselben Jahres lag. 

Der Mordprozess.

Am 12. September 1994 begann der Prozess gegen das Trio wegen des Mordes an Mazlan Idris vor dem Obersten Gericht in Temerloh, Pahang, vor einer siebenköpfigen Jury (Geschworenengerichte wurden in Malaysia erst am 1. Januar 1995 abgeschafft). Mona Fandey, Mohamad Nor Affandi Abdul Rahman und Juraimi Hassan plädierten alle auf "...nicht schuldig".

Die Beweise der Staatsanwaltschaft.

Als Zeugen der Anklage bestätigten Mitarbeiter der Bank Bumiputera Malaysia und der Oriental Bank in Kuala Lumpur, dass Mazlan am letzten Tag, an dem er lebend gesehen wurde, persönliche Schecks im Gesamtwert von 289.000 RM (ca. 58.300,00 €) - (Währung heute - Ende Juni 2025: Malaysischer Ringgit = 4,92 MYR entspricht 1€) in drei verschiedenen Bankfilialen eingelöst hatte. Ein Umno- Mitglied, das an diesem Abend an einem Treffen in Mazlans Büro in Raub teilgenommen hatte, sagte aus, dass Nor Affandi auf dem Beifahrersitz von Mazlans Wagen gesessen habe, als dieser anschließend wegfuhr.
Der plastische Chirurg Dr. Wong Kang Shen bestätigte, dass er während einer fünfstündigen Operation am 15. Juli 1993 kosmetische Eingriffe im Wert von 13.000 RM an Mona vorgenommen habe. Andere Zeugen bestätigten, dass Mona und Nor Affandi am 8. und 9. Juli 1993 Möbel im Wert von 11.900 RM und Elektrogeräte im Wert von 4.769 RM gekauft hätten, die an ein Haus in Subang Jaya geliefert werden sollten. Während Verkäufer der Geschäfte La Puteri Goldsmith und Far East Goldsmith im Einkaufszentrum Ampang Park aussagten, dass sie Mona am 3. Juli 1993 Schmuck im Wert von über 27.000 RM verkauft hätten, der vollständig in bar bezahlt worden sei. Ein Anwalt sagte außerdem aus, er habe Nor Affandi am 5. Juli 1993 im Park Royal Hotel in Kuala Lumpur getroffen, wo er gebeten wurde, Dokumente (offenbar von Mazlan Idris selbst unterzeichnet) notariell zu beglaubigen, die Nor Affandi Vollmacht für fünf Grundstücke erteilten, die er angeblich von Mazlan gekauft hatte. 
Doktor Abdul Rahman Yusof, der die offizielle Autopsie durchgeführt hatte, sagte aus, Mazlans Kopf sei durch drei Schläge auf den Halsknochen, möglicherweise mit einer Axt, abgetrennt worden. Der Körper wies keine Abwehrverletzungen auf. Der Sachverständige ging davon aus, dass er zum Zeitpunkt der tödlichen Schläge am Boden gelegen hatte. Der Körper war nicht nur in 18 Teile zerstückelt, sondern auch fast alle Zehennägel waren herausgerissen worden, und die Hoden des Opfers fehlten. 

Die Anfechtung der Zulässigkeit von Aussagen.

Am 23. Oktober 1994 bestritt Juraimi Hassan im Rahmen seiner Verteidigungsaussage die Zulässigkeit seiner während seiner Festnahme gegenüber der Polizei gemachten Aussagen. Er behauptete, er sei geschlagen und bedroht worden, um ein Geständnis abzulegen. Hassan warf der Polizei außerdem vor, ihn durch das Versprechen einer Strafminderung zu einem Schuldeingeständnis zu bewegen, indem sie Kronzeugen gegen seinen Mitangeklagten eingesetzt hätte. Das Gericht entschied jedoch, dass Hassan im Falle der Schläge schnellstmöglich Anzeige erstattet hätte, anstatt bis zu seinem viele Monate später stattfindenden Prozess zu warten. Daher lägen keine Beweise für Misshandlungen vor und seine Aussage könne als Beweismittel verwendet werden. 
In ähnlicher Weise behauptete Mona Fandey, als sie am 16. November 1994 zu ihrer Verteidigung aussagte, sie sei während ihres Verhörs durch Beamte im Polizeipräsidium Bukit Aman im Juli 1993 misshandelt worden. Sie behauptete, die Beamten hätten auf ihre Nähte von einer kürzlich erfolgten Schönheitsoperation gedrückt, um ihr Schmerzen zuzufügen. Während Mona behauptete, sie habe in Gewahrsam täglich drei leere Blätter Papier zum Unterschreiben erhalten, behauptete Kriminalbeamter Takbir Ahmad Nazir Mohanmad, sie habe alle 33 Seiten ihrer verwarnten Aussage freiwillig unterschrieben, nachdem sie diese aufgezeichnet hatte. Nach Beratung entschied das Gericht, dass auch sie alle Aussagen freiwillig gemacht hatte, und ließ sie als Beweismittel zu. Richter Datuk Mokhtar ordnete jedoch an, Teile der Aussage, die sich auf zwei getrennte Morde in Selangor und Terengganu bezogen, an denen die drei Angeklagten beteiligt waren, zu schwärzen, da sie für die Anklagepunkte, derentwegen Mona vor Gericht stand, irrelevant seien und daher der Jury nicht offengelegt werden sollten. 



Mona Fandey zeigte sich trotz all der schweren Anschuldigungen immer gut gelaunt.

Die Verteidigungsvorlagen.

Am 23. November 1994 erklärte Richter Datuk Mokhtar Sidin, dass die Staatsanwaltschaft einen Anscheinsbeweis gegen die drei Angeklagten erbracht habe, und forderte sie auf, sich gegen die Anklage des Mordes an Mazlan Idris zu verteidigen.
Juraimi Hassan sagte aus und gab zu, Mazlan am 2. Juli 1993 gegen 22 Uhr in dem Haus, in dem die Leiche des Opfers gefunden worden war, mit einer Axt enthauptet zu haben. Hassan beteuerte, er habe auf Befehl von Nor Affandi gehandelt, der ihn angewiesen habe, die Leiche zu zerstückeln und die sterblichen Überreste zu begraben. Laut Hassan kam Mazlan in der fraglichen Nacht mit Mona und Nor Affandi in das Haus, um an einem okkulten Ritual teilzunehmen. Mazlan zog einen Sarong an und legte sich in ein von Kerzen erleuchtetes Badezimmer, wo Mona ihm eine Orchidee auf die Stirn legte und ihm sagte, er solle die Augen schließen und auf eine „mysteriöse Stimme“ warten, die ihn fragen würde, wie viel Geld er erscheinen wolle. Als Mazlan einschlief, befahl Nor Affandi Hassan, ihn zu töten, woraufhin Mona und Nor Affandi in einem anderen Badezimmer duschten, um das Blut abzuwaschen.
In seiner Verteidigung bestritt Nor Affandi, Mazlans Mord im Voraus geplant oder Hassan den Auftrag gegeben zu haben, ihn zu töten. Er behauptete, während er und Mona Mazlan ein Blumenbad gaben, um ihn von seinem Pech zu reinigen, sei Hassan unerwartet hereingeplatzt und habe ihm mit einer Axt den Kopf abgeschlagen. Er und Mona seien dann laut Nor Affandi voller Angst vom Tatort geflohen und standen so unter Schock, dass sie nicht daran dachten, die Polizei über das, was sie gesehen hatten, zu informieren. Im Kreuzverhör gab Nor Affandi zu, dass er zwar behauptete, zu traumatisiert gewesen zu sein, um an einer der zehn Polizeistationen anzuhalten, an denen er danach auf dem Weg zum Plaza Hotel in Kuala Lumpur vorbeikam, sich jedoch ausreichend erholt hatte, um Mazlans Unterschrift auf Dokumenten zu fälschen und zu versuchen, das Eigentumsrecht an dem Land des Opfers auf betrügerische Weise zu übertragen, als er sich am nächsten Morgen mit einem Anwalt traf. Mona lehnte es ab, auszusagen oder sich ins Kreuzverhör nehmen zu lassen und verlas stattdessen eine vorbereitete Erklärung auf der Anklagebank, in der sie jede Beteiligung an Mazlans Mord bestritt. Die stellvertretende Staatsanwältin Zakaira Sam wies ihre Unschuldsplädoyers zurück, indem sie darauf hinwies, dass sie das Verbrechen nicht den Behörden gemeldet, sondern am Tag darauf einen wilden Einkaufsbummel unternommen habe. 

Das Schlussplädoyer.

In einem einstündigen Plädoyer behauptete der stellvertretende Staatsanwalt Zakaria Sam, Mona und Nor Affandi hätten Mazlan wegen seines Geldes ermordet. Er wies darauf hin, dass sie am Tag nach seinem Verschwinden auf Einkaufstour waren und unter anderem einen Mercedes Benz für 125.000 RM in bar kauften. Mazlans Abhebungen wurden in 1.000-RM-Scheinen ausgezahlt, und Beweise zeigten, dass Mona und Nor Affandi ihre Einkäufe ebenfalls in 1.000-RM-Scheinen bezahlt hatten. Staatsanwalt Zakaria sagte, der Mord an Mazlan sei vorsätzlich gewesen. Das Opfer wurde an einen abgelegenen Ort gelockt, um dort ein Ritual der schwarzen Magie durchzuführen, das seiner politischen Karriere bei den bevorstehenden Wahlen dienen sollte. Als er jedoch unvorsichtig und am verwundbarsten war, wurde er stattdessen brutal ermordet.
Die Verteidiger von Hassan baten das Gericht, sein junges Alter und seine mangelnde Bildung als mildernde Umstände zu berücksichtigen, während die Anwälte von Mona und Nor Affandi keine weiteren Eingaben machten, nachdem das Paar dem Richter mitgeteilt hatte, dass sie die Entscheidung des Gerichts akzeptieren würden. 
In seiner Zusammenfassung für die Jury sagte der Richter, dass es zwar keine direkten Beweise gegen die Angeklagten gebe, jedoch Indizien dafür , dass alle drei an dem Mord beteiligt waren. 

Das Verhalten von Mona Fandey während des Prozesses.

Während des gesamten Prozesses zeigte Mona exzentrisches Verhalten: Sie wirkte fröhlich, lächelte ständig und posierte für Pressefotografen. Jeden Tag kleidete sie sich extravagant mit leuchtenden und farbenfrohen Mustern auf ihrem Kleid und rief einmal aus: „Sieht so aus, als hätte ich viele Fans!“ Beobachter bemerkten später, dass Mona endlich das Rampenlicht bekommen hatte, nach dem sie sich ihr ganzes Leben lang gesehnt hatte. Ihr Verhalten ähnelte eher dem einer Berühmtheit bei einer Filmpremiere als der einer Angeklagten, die von Gefängniswärtern in den Gerichtssaal begleitet wird. 

Das Urteil.

Am 9. Februar 1995 wurden Mona Fandey, ihr Ehemann Mohamad Nor Affandi Abdul Rahman und deren Assistent Juraimi Hassan wegen Mordes an Mazlan Idris für schuldig befunden und zum Tode durch den Strang verurteilt. Nach der Urteilsverkündung erklärte Mona gegenüber Reportern: „Ich bin mit der Entscheidung zufrieden und danke den Malaysiern“, bevor sie den Umstehenden Küsse zuwarf. Alle drei Verurteilten wurden anschließend in den Todestrakt des Kajang-Gefängnisses in Selangor gebracht, wo sie auf ihre Hinrichtung warteten.

Das Kajang-Prison in Selangor. 

Die Beschwerden, Berufungen und der Antrag auf Berufung.

Mona und die anderen legten Berufung beim Bundesgericht ein. 1999 wies das Gericht ihre Berufungen ab und bestätigte das Todesurteil. Schließlich beantragten die drei Verurteilten beim malaysischen Begnadigungsausschuss eine Begnadigung – ihre letzte Chance auf Wiedergutmachung. 

Der Ausschuss lehnte jedoch die Begnadigung ab.
Laut Angaben der Gefängnisbeamten war Mona eine wohlerzogene Insassin, die fünfmal täglich den Koran las und islamische Gebete verrichtete. Mona und ihre Mitangeklagten bekamen am Abend vor ihrer Hinrichtung eine letzte Mahlzeit , Kentucky Fried Chicken.

Die Ausführung.

Das zum Tode durch den Strang verurteilte Trio.


In den frühen Morgenstunden des 2. November 2001 wurden Mona, Affandy und Juraimi im Kajang-Gefängnis gehängt. Ein Gefängnisbeamter sagte, das Trio habe bei der Hinrichtung im Morgengrauen keine Reue gezeigt. Es wurde berichtet, dass Mona während ihrer Hinrichtung die Worte „aku takkan mati“ aussprach, was „Ich werde niemals sterben“ bedeutet, und dabei immer noch ruhig und lächelnd war.

Sie wurde zum Tode durch den Strang verurteilt. Nach der Urteilsverkündung sagte sie. "Ich bin glücklich über dieses Urteil. Ich will allen Menschen in Malaysia danken, ich liebe sie alle. " Mona ging sehr ruhig ihren letzten Weg und die Hinrichtung verlief vorschriftsmäßig.
In Malaysia werden Hinrichtungen innerhalb der Gefängnis-Mauern meistens kurz vor Sonnenaufgang vorgenommen. Am 2. November 2001 fiel Mona durch die Falltür. Ihr lebloser Körper blieb eine halbe Stunde am Galgen hängen. Sie war zu diesem Zeitpunkt 45 Jahre alt.


Die Beerdigung von Mona Fandey.

Das Vermächtnis.

Mona Fandey erlangte mehr Bekanntheit als zu ihrer Zeit als Popsängerin. Die Medien berichteten ausführlich über sie, und auch international, und die Öffentlichkeit interessierte sich sehr dafür. Anti-Todesstrafen-Bewegungen wie Amnesty International sprachen sich gegen die Hinrichtung des Trios aus. Im Jahr 2002 drehte der malaysische Filmregisseur Amir Muhammad im Rahmen seiner Kurzfilmreihe den Kurzfilm Mona .
Im Jahr 2006 wurde allgemein angenommen, dass ein Film von Dain Iskandar Said mit dem Titel Dukun auf Mona Fandey basiert. Die öffentliche Vorführung dieses mit Spannung erwarteten Films wurde ständig verschoben, höchstwahrscheinlich aufgrund von Bedenken hinsichtlich des Inhalts des Films, der Beziehung zu Mona Fandey und der Auswirkungen auf ihre Familie. Anfang Februar 2018 wurde der Film jedoch über Facebook online geleakt. Der Film kam am 5. April 2018 in die Kinos. 
Das Verbrechen wurde in einem Kapitel mit dem Titel „Pop Singer Witch Doctor“ im Bestseller „ Malaysian Murders & Mysteries “ der Journalisten Martin Vengadesan und Andrew Sagayam behandelt. 
Die "Mona-Fandey-Affäre" war einer der letzten Geschworenenprozesse in Malaysia. Die Sensation des Falles trug zur Entscheidung der Regierung bei, das Geschworenensystem abzuschaffen. Alle Geschworenenprozesse wurden am 1. Januar 1995 abgeschafft.

Quellen: - wapedia vom 25.10.2006, Internationale Presse, wikipedia, Unterlagen aus Fallrecherchen und Bildstützung aus erichs-kriminalarchiv.com.


8. Der Fall - Koose Muniswamy Veerappan

K. M. Veerappan (Koose Muniswamy Veerappan; * 18. Januar 1952 im Dorf Gopinatham in Tamil Nadu; †18. Oktober 2004 in Tamil Nadu) war der Chef einer Bande, die von den indischen Behörden für Entführungen, die Ermordung von 120 Menschen (darunter 44 Polizisten), die Tötung von über 2.000 Elefanten und den Schmuggel von Elfenbein und Sandelholz verantwortlich gemacht wurde, sowie der Wilderei auf gefährdete Arten.



Koose Muniswamy Veerappan war der Chef einer berüchtigten indischen Bande.

Veerappan war mehrere Jahrzehnte lang hauptsächlich in den Wäldern an der Grenze zu den Bundesstaaten Tamil Nadu, Karnataka und Kerala tätig. Er begann als Wilderer, wandte sich aber bald dem Schmuggel von Sandelholz und anderen Waldprodukten zu, was ihm ein Vermögen einbrachte. Nachdem einige seiner Komplizen bei Polizeieinsätzen getötet worden waren, wurde er in Entführungen und Morde verwickelt.


Die Karte zeigt den Wirkungsbereich des Mörders.

Durch sein listiges Vorgehen und geschickte Schachzüge konnte er sich aber trotz seiner blutigen Geschäfte eine große Popularität verschaffen und das Image eines 'Robin Hood' aufbauen, der mit dem Erlös aus seinen kriminellen Aktionen für die armen Leute der Region einsteht. Fraglich ist, ob es ihm allein die Unterstützung aus der Bevölkerung ermöglichte, Jahrzehnte lang der Staatsgewalt zu entgehen. Es wird angenommen, dass er durch Korruption eine Reihe von hochrangigen Politikern, Regierungsangestellten und Polizisten in allen drei umliegenden Staaten kontrollierte. Die Wälder im bergigen Grenzgebiet der südindischen Bundesstaaten Karnataka, Kerala und Tamil Nadu (Nilgiris) sind aber in der Tat eine der letzten schwer zugänglichen Regionen Indiens.

Veerappans Bande entführte mehrere prominente Personen gegen Lösegeld, um ihre Geschäfte zu finanzieren. Sein größter Coup war die dreimonatige Entführung des südindischen Filmstars Rajkumar vom 30. Juli bis 15. November 2000. Zu diesem Zeitpunkt war es bereits ruhig um ihn geworden. Sein letzter bekannter Mord datierte von 1993, die letzte Konfrontation mit der Staatsgewalt aus dem Jahre 1996. Die Entführung brachte ihn wieder auf die Titelseiten der indischen Zeitungen. Wochenlang konnte er sich mit seiner Geisel vor den Suchtrupps der indischen Polizei verstecken, die sogar Hubschrauber einsetzte. Seinen Forderungen, die zum größten Teil politischen Charakter hatten, wurde größtenteils nur mittels Versprechungen stattgegeben.


Der südindische Filmstars Rajkumar wurde im Jahr 2000 entführt. Hier sieht man ihn kurz nach seiner Freilassung.

Die Bande forderte die Freilassung einiger von Veerappans inhaftierten Partnern im Austausch für Rajkumar. Nach langwierigen Verhandlungen wurde Rajkumar nach 161 Tagen Gefangenschaft freigelassen.

Offenbar in Reaktion auf die nicht erfüllten Versprechen entführte Veerappan am 25. August 2002 den Politiker H. Nagappa aus Karnataka. Nach einer erneut dreimonatigen Entführung wurde Nagappa am 8. Dezember 2002 tot aufgefunden. Die Forderungen Veerappans - er hatte angeblich eine Amnestie für sich gefordert, sollte er sich stellen - waren nicht erfüllt worden.
Die Polizei von Tamil Nadu und Karnataka führte gemeinsam mehrere Operationen durch, um Veerappan zu fassen, blieb aber jahrelang erfolglos, da er mit dem Waldgebiet vertraut war und von den Einheimischen unterstützt wurde, die in ihm einen Verfechter ihrer Anliegen sahen. Veerappan nutzte seinen unrechtmäßig erworbenen Reichtum, um durch die Finanzierung von Entwicklungsprojekten und die Beilegung von Streitigkeiten Einfluss bei der örtlichen Bevölkerung zu gewinnen.


Die Presse drängt sich um den erschossenen Bandenchef.


Veerappans kriminelles Leben endete 2004, als die ihn jagende Spezialeinheit ihn bei einem Einsatz erschoss. Sein Tod verschaffte seinen zahlreichen Opfern und deren Familien einen gewissen Abschluss, obwohl Fragen über die angebliche Vertuschung einiger Aspekte seiner Ermordung durch die Polizei offen blieben. Veerappans Geschichte wirft ein Schlaglicht auf die komplexe Beziehung, die oft zwischen Kriminellen und marginalisierten Gemeinschaften in Indiens Waldgebieten besteht.
Angeblich bei dem Versuch, seiner Verhaftung zu entgehen, wurde er am 18. Oktober 2004 in einem Schusswechsel mit der Polizei getötet. Bei dem Schusswechsel, der zwischen 22.15 und 22.45 Uhr Ortszeit stattfand, starben auch drei seiner Bandenmitglieder.
Die Beisetzung erfolgt unter Aufsicht des Militärs ....und der trauernden Witwe mit ihren beiden Töchtern.
Teile der Bevölkerung glauben, dass Veerappan zu alt wurde, um allen seinen Verpflichtungen gegenüber seiner Bande und den geschmierten Politikern nachzukommen. Durch seinen Tod bei der „misslungenen Festnahme“ wurde eine Lawine von Korruptionsermittlungen gegen hochrangige Politiker verhindert, die bei einer erfolgreiche Festnahme sehr wahrscheinlich ausgelöst worden wäre.



Die Beisetzung erfolgt unter Aufsicht des Militärs ....und der trauernden Witwe mit ihren beiden Töchtern.

Quellen: http://us.rediff.com/news/rajakid.htm und - http://www.suedasien.net/news/2002/august/veerappan.htm sowie http://us.rediff.com/news/nag_aug02.htm und erichs-kriminalarchiv.com


Bessere Falldarstellung (Quelle: wikipedia - englische Version)

Koose Munisamy Veerappan (18.Januar 1952 – 18.Oktober 2004) war ein indischer Wilderer, Schmuggler, Terrorist und Bandit, der 36 Jahre lang aktiv war und wichtige Politiker entführte, um Lösegeld zu erpressen. Ihm wurde Sandelholzschmuggel und Elefantenwilderei in den Buschlandschaften und Wäldern der Bundesstaaten Tamil Nadu, Karnataka und Kerala vorgeworfen. Er wurde wegen der Tötung von rund 184 Menschen gesucht, von denen etwa die Hälfte Polizisten und Forstbeamte waren. Er war außerdem für die Wilderei von etwa 500 der 2000 Elefanten verantwortlich, die in der Halbinselregion, in der er aktiv war, getötet wurden und für den Schmuggel von Elfenbein im Wert von 2,6 Millionen US-Dollar (16 crore Rupien) und etwa 65 Tonnen Sandelholz im Wert von etwa 22 Millionen US-Dollar (143 crore Rupien).
Der Kampf um Veerappan kostete die Regierungen von Tamil Nadu und Karnataka über 100 Crore Rupien. 

Persönliches Leben

Veerappan wurde 1952 in Gopinatham, Kollegala, Distrikt Coimbatore (Bundesstaat Madras), heute Karnataka, in eine tamilische Vanniyar-Familie geboren. 1990 heiratete er Muthulakshmi, die ihn Berichten zufolge wegen seiner „Berühmtheit und seines Schnurrbarts“ geheiratet hatte. Im Jahr 2004 studierten seine beiden Töchter Vidya Rani (geboren 1990) und Prabha (geboren 1993) in Tamil Nadu.  Er genoss die Unterstützung der Pattali Makkal Katchi Partei, die offen um Gnade für Veerappan bat. 

Kriminelle Vergangenheit

Veerappan begann seine kriminelle Karriere als Assistent seines Onkels Saalvai Gounder, eines berüchtigten Wilderers und Sandelholzschmugglers. Veerappan arbeitete zunächst als Sandelholz- und Elfenbeinschmuggler und tötete Elefanten wegen ihrer Stoßzähne. Später trennte er sich von seinem Onkel. In den folgenden 25 Jahren töteten Veerappan und andere Wilderer zusammen 2.000 bis 3.000 Elefanten, wobei Veerappan und seine Bande für etwa 500 Elefanten verantwortlich waren. Er wurde 1972 erstmals verhaftet.
Nachdem er im Alter von 17 Jahren seinen ersten Mord begangen hatte, begann er, diejenigen zu töten, die sich seinen illegalen Aktivitäten widersetzten. Seine Opfer waren in der Regel Polizisten, Forstbeamte und Informanten. 
1987 entführte und ermordete Veerappan einen Forstbeamten des Bundesstaates Sathyamangalam namens Chidambaram aus Tamil Nadu. Dadurch geriet die indische Regierung auf seine Aktivitäten. Weitere Aufmerksamkeit erregte er durch die Ermordung eines hochrangigen IFS- Beamten, Pandillapalli Srinivas, im November 1991. Im August 1992 kam es zu einem Hinterhalt auf eine Polizeieinheit, zu der auch ein hochrangiger IPS-Beamter, Harikrishna, gehörte.
Veerappan schreckte nicht davor zurück, Zivilisten zu töten, und tötete einen Mann aus seinem Heimatdorf, weil er in einem Polizeijeep unterwegs war. Regelmäßig tötete er jeden, der verdächtigt wurde, ein Polizeispitzel zu sein. Aufgrund der politischen Instabilität konnte Veerappan leicht von einem Bundesstaat in einen anderen fliehen. Probleme mit der staatlichen Gerichtsbarkeit hinderten Polizeibeamte zudem daran, in andere Bundesstaaten einzureisen, um Veerappan festzunehmen.

Palar-Explosion
Hauptartikel: Palar-Explosion

In Govindapadi, Mettur, tötete Veerappan einen Bandari, den er verdächtigte, ein Polizeispitzel zu sein. Daraufhin wurde ein 41-köpfiges Team aus Polizei- und Forstbeamten zur Untersuchung hinzugezogen. Am 9. April 1993 wurden unter den beiden Fahrzeugen, in denen das Team unterwegs war, Landminen detoniert (Einfügung: Eine Detonation ist eine Explosion, bei der die Ausbreitung der chemischen Reaktion im Sprengstoff mit einer Stoßwelle gekoppelt ist..) Die Explosion ereignete sich in Palar, in der Nähe der Malai Mahadeswara Hills (heute Chamarajanagar District, Karnataka) und tötete 22 Mitglieder des Teams. Diese als Palar-Explosion bekannte Aktion war Veerappans größter Massenmord.

Spezialeinsatzkommando

1992 bildeten die Regierungen von Karnataka und Tamil Nadu eine spezielle Einsatztruppe, um Veerappan zu fassen. In Tamil Nadu wurde sie von Sanjay Arora angeführt, in Karnataka von Shankar Bidri, mit Walter Devaram als stellvertretendem Chef. Im Februar 1992 wurde sein Leutnant Gurunathan von der Einsatztruppe aus Karnataka getötet. Für die Festnahme war allein SI Shakeel Ahmed verantwortlich. Drei Monate später griff Veerappan die Polizeiwache Ramapura in Kollegal an, tötete mehrere Polizisten und erbeutete Waffen und Munition. Im August 1992 stellte Veerappan SI Shakeel Ahmed eine Falle und tötete ihn zusammen mit fünf anderen. Die speziellen Einsatztruppen von Karnataka und Tamil Nadu begannen daraufhin mit verstärkten Durchsuchungsaktionen entlang der Grenzgebiete beider Staaten sowie rund um das Dorf Gopinatham, Veerappans Geburtsort. 
Durch diese Operationen unter der Leitung von Sanjay Arora und Shankar Bidari wurde die Bande auf fünf Mitglieder reduziert. Es fanden Treffen mit den Dorfbewohnern von Gopinatham statt, und das Kopfgeld von 50 Millionen Rupien wurde ausgesetzt. 1993 verhaftete die Einsatzgruppe Veerappans Frau Muthulakshmi und klagte sie der Beihilfe an, sie wurde jedoch von allen Anklagepunkten freigesprochen.

Entführung von Rajkumar
Hauptartikel: Entführung von Rajkumar

Am 30. Juni 2000 entführte Veerappan den Kannada-Filmschauspieler Rajkumar und drei weitere Personen aus Dodda Gajanur, einem Dorf im Distrikt Erode im Taluk Sathyamangalam nahe der Grenze zwischen Tamil Nadu und Karnataka, wo der Filmstar an seiner Einweihungszeremonie teilnahm. In Bangalore und anderen Teilen Karnatakas kam es zu öffentlichen Aufschreien und Gewalt. Am 22. September kam es in Bangalore zudem zu einem Bandh (Streik). Der Ministerpräsident von Karnataka und Polizeibeamte baten die Regierung von Tamil Nadu um Hilfe und suchten Chennai auf, um Hilfe zu suchen. Es wurden Verhandlungen geführt und R. Gopal, ein Herausgeber des tamilischen Magazins Nakkeeran, war an mehreren Gesprächsrunden mit Veerappan beteiligt. Gopal hatte Veerappan zuvor zu ähnlichen Verhandlungen aufgesucht, und den Wald mehrmals besucht, um die Gespräche auf Video aufzuzeichnen. Veerappan verlangte Gerechtigkeit für Tamil Nadu im Cauvery-Wasserstreit, außerdem sollte Tamil zur zweiten Amtssprache Karnatakas werden und bestimmte tamilische politische Gefangene sollten freigelassen werden. Rajkumar wurde 108 Tage lang festgehalten und schließlich im November 2000 unverletzt freigelassen. Ein Polizeibeamter gab später bekannt, dass die Regierung von Karnataka 20 Crore Rupien für seine Freilassung bezahlt hatte. 

Entführung von Nagappa

Am 25. August 2002 verschleppte Veerappan H. Nagappa, einen ehemaligen Minister von Karnataka, aus seinem Dorf in Kamagere, Distrikt Chamarajanagar. Nagappa war von 1996 bis 1999 Minister für Agrarmarketing gewesen. Die gemeinsamen Sondereinsatzkräfte von Karnataka und Tamil Nadu arbeiteten mit der Polizei von Kerala zusammen, um Nagappas Freilassung zu erreichen. Die Versuche, ihn zu befreien, schlugen fehl und Nagappa wurde drei Monate später tot in einem Wald in Karnataka aufgefunden. Die von der Regierung des Bundesstaates Karnataka ausgesetzte Belohnung wurde daraufhin auf 15 Crore Rupien erhöht.

Lösegeldforderungen

In den 1990er Jahren entführte Koose Munisamy Veerappan mehrere Jahre lang Polizeibeamte und andere Persönlichkeiten und forderte Lösegeld. Man nimmt an, dass das Lösegeld oft inoffiziell gezahlt wurde. Im Juli 1997 entführte er neun Forstbeamte in den Wäldern von Burude im Distrikt Chamarajanagar. Die Geiseln wurden einige Jahre später unverletzt freigelassen, obwohl seine Lösegeldforderung nicht erfüllt wurde. Man nimmt auch an, dass Veerappan große Geldsummen an verschiedenen Stellen im Wald vergraben hat. 2002 stellte die Polizei 3,3 Millionen Rupien von den Mitgliedern seiner Bande sicher. 
Verbotene Organisationen wie die Tamil National Retrieval Troops (TNRT) und die Tamil Nadu Liberation Army halfen Veerappan, sich ein Robin-Hood-Image aufzuschwatzen und Verhandlungsbedingungen auszuarbeiten, als er prominente Personen entführte. Kolathur Mani, Präsident von Dravidar Viduthalai Kazhagam, ehemals Periyar Dravidar Kazhagam (PDK) Partei, wurde verhaftet und als Komplize bei mehreren von Veerappans Verbrechen vor Gericht gestellt, später jedoch aus Mangel an Beweisen freigesprochen. 

Tod
Hauptartikel: Operation Cocoon

Am 18. Oktober 2004 wurden Veerappan (im Alter von 52 Jahren) und drei seiner Gefährten von der Tamil Nadu Special Task Force und NK Senthamarai Kannan unter der Führung von K. Vijay Kumar getötet. 
Die Begegnung ereignete sich in der Nähe des Dorfes Papparapatti im Distrikt Dharmapuri, Tamil Nadu. Veerappan und seine Männer wurden von einem verdeckten Ermittler unter dem Vorwand, sie zur medizinischen Behandlung nach Dharmapuri zu bringen, in einen Krankenwagen gelockt. Die Tamil Nadu Special Task Force, die Veerappan seit Monaten beobachtet hatte, umzingelte den Krankenwagen, und die Gangster wurden in der darauffolgenden Schießerei getötet. 
Die gesamte Operation erhielt den Namen Operation Cocoon. Veerappans Gefährten Sethukuli Govindan, Chandre Gowdar und Sethumani wurden bei der Operation ebenfalls getötet. 
Sein Tod wurde als „Tod eines Dämons“ beschrieben. Die Dorfbewohner von Gopinatham feierten die Nachricht mit Feuerwerkskörpern. 
Mehrere Menschenrechtsaktivisten, die sich unter der Flagge des Centre for Protection of Civil Liberties (CPCL) versammelten, behaupteten, Indizien deuteten darauf hin, dass Veerappan nach Folter von der Polizei ermordet wurde.
Veerappan wurde in Moolakkadu bei Mettur in Tamil Nadu begraben, da seine Familie dort stärker vertreten war und die meisten seiner Verwandten aus Gopinatham weggezogen waren. Die Polizei hatte eine Einäscherung geplant, entschied sich aber nach Einwänden von Veerappans Verwandten für eine Beerdigung. Tausende Menschen erschienen zur Beerdigung, währenddessen andere durch strenge Sicherheitsvorkehrungen ferngehalten wurden. 

Zeitleiste
Zeitleiste der Aktivitäten von Veerappan

Jahr

Veerappans Aktivitäten

1962

Veerappans erstes Verbrechen. Er war erst zehn Jahre alt, als er mit Hilfe seines Mentors Sevi Gounder in Gopinatham einen Elefanten erschoss. Drei Forstbeamte wurden geschnappt und getötet.

1970

Hatte er sich einer Wildererbande angeschlossen.

27. August 1983

Tötete KM Prithvi, einen Waldwächter, in der Nähe von Mavukal, Ponnampet, Kodagu, Karnataka, als der Wächter versuchte, die Elefantenwilderei der Bande zu verhindern.

1986

Wurde verhaftet und im Waldgästehaus Boodipada untergebracht, entkam jedoch unter mysteriösen Umständen (Berichten zufolge bestach er einen Polizisten).

26. August 1986

Tötete Siddarama Naik, einen Waldbeobachter in Alegowdana Katte, Gundlupet , Karnataka.

1987

Der Forstbeamte Chidambaram aus Tamil Nadu wurde entführt und gehackt.

5. Januar 1989

Entführte und tötete fünf Mitglieder einer rivalisierenden Bande.

1989

Tötete drei Forstarbeiter, nachdem sie 15 Tage lang aus dem Waldgebiet von Begur verschleppt worden waren.

9. April 1990

Tötete drei Polizisten: SI Dinesh, Jagannath, Ramalingu und den Polizeibeamten Shankara Rao in der Nähe von Hogenakal. Erschoss und enthauptete den stellvertretenden Forstbeamten von Karnataka, Srinivas, als Rache für den Selbstmord von Veerappans Schwester Mala (der Kopf des Opfers wurde drei Jahre später gefunden).

1991

Entführte den Sohn eines Granitsteinbruchbesitzers und forderte ein Lösegeld von 1 Crore Rupien; ließ ihn gegen ein Lösegeld von 15 Lakh Rupien frei.

10. November 1991

Der ehemalige Forstbeamte P. Srinivas wurde ermordet, indem er ihn in einen Hinterhalt lockte. Veerappan hatte angeboten, sich zu ergeben, wenn Srinivas ohne Begleitung und unbewaffnet käme. Srinivas wurde beim Überqueren einer Nullah, sechs Kilometer vom Dorf Gopinatham entfernt, erschossen.

1992

Angriff auf eine Polizeistation in Ramapura, bei dem fünf Polizisten getötet, zwei verletzt und Waffen und Munition gestohlen wurden. Aus Rache tötete die STF zwei Bandenmitglieder.

14. August 1992

Hinterhalt in Meenyam: T. Harikrishna, SI Shakeel Ahmed und vier Polizisten namens Benegonda, CM Kalappa, Sundara und MP Appachu wurden durch einen falschen Informanten in der Nähe von Meenyam in Karnataka gefangen genommen und getötet.

25. Januar 1993

Veerappan und seine Bande gerieten in eine Nahbegegnung und verfehlten nur um Haaresbreite das Polizeiteam unter der Führung von „Rambo“ Gopalakrishnan, einem Polizeibeamten aus Tamil Nadu; eines seiner Bandenmitglieder und enger Vertrauter Antony Raj wurde niedergeschossen.

1993

Die Grenzschutztruppe (BSF) wurde eingesetzt, um Veerappan zu jagen, doch man war der Ansicht, dass die Sprache das Haupthindernis für eine erfolgreiche Operation darstellte.  Der Einsatz der Grenzschutztruppe (der Zentralregierung) stieß bei der Regierung von Tamil Nadu auf Ablehnung.  Veerappan tötete etwa 20 BSF-Kämpfer.

April 1993

Bei der Explosion in Palar wurde ein Bus aus Tamil Nadu, in dem sich Polizisten, Forstbeamte und Zivilisten befanden, mit einer Landmine eingeschlossen und in die Luft gesprengt. Dabei kamen 22 Zivilisten und Polizisten ums Leben.

24. Mai 1993

Sechs Polizisten – KM Uthappa, Prabhakara, Poovaiah, Machaiah, Swamy und Narasappa – aus der Gruppe des STF-Kommandanten Gopal Hosur wurden getötet und der Polizeikommandant in der Nähe von Rangaswamy Vaddu, MM Hills, Karnataka, verletzt. Die Regierung von Tamil Nadu setzt die Border Security Force (BSF) ein. Bei gemeinsamen Operationen der BSF und der STF wurden neun Bandenmitglieder festgenommen und sechs getötet. Drei Polizisten wurden getötet. Veerappan forderte Amnestie. Die Angehörigen der Opfer lehnten jegliche Art von Verhandlungen mit der Regierung ab.

1994

Chidambaranathan, stellvertretender Polizeipräsident von Coimbatore, und zwei weitere Personen wurden entführt.

1995

Im November wurden drei Beamte der Forstbehörde von Tamil Nadu entführt.

1996

Tötete er einen Polizeispitzel und tötet weitere 19 Polizisten. Er verletzte den Polizeibeamten Tamilselvan und tötete einen Polizisten als Rache für den Selbstmord von Veerappans Bruder Arjunan in Polizeigewahrsam.

1997

Die Bande entführte die Naturfotografen Senani und Krupakar. Veerappan tötete offenbar „Baby Veerappan“, ein Bandenmitglied, das Veerappans Nachfolge anstrebte. Die anderen Fotografen Senani und Krupakar wurden entführt und wieder freigelassen. Neun Forstbeamte aus den Wäldern von Burude wurden entführt und hingerichtet.

1998

Entführt wurden Prof. Krishnasamy, AS Mani – Herausgeber von „Netikan“, Payumpuli – Reporter und Richard Mohan – Fotograf. Eine Spezialeinheit ließ sie nach einer Durchsuchungsaktion frei.

2000

Der Kannada-Filmschauspieler Dr. Rajkumar wurde entführt. Nach 108 Tagen wurde er freigelassen (Lösegeld wurde verlangt).

2002

Der ehemalige Minister von Karnataka, H. Nagappa, wurde entführt und mutmaßlich getötet. Es gibt weitere Quellen, darunter die Polizei von Karnataka, die behauptet, die Kugel im Körper des ehemaligen Ministers stamme aus einem Gewehr der Tamil Nadu Special Task Force (TSF). (Möglicherweise wurde das verwendete Gewehr der TSF gestohlen, oder sein Tod könnte durch Kreuzfeuer verursacht worden sein.)

2004

Von Mitgliedern der Tamil Nadu Special Task Force an einem Kontrollpunkt getötet, als der Bandit in einem Krankenwagen unterwegs war, der von einem verkleideten Polizisten gefahren wurde.


Vermächtnis

Am 25. April 2013 nannten Pattali Makkal Katchi und Vanniyar Sangam Veerappan beim Vanniyar Youth Cultural Festival in Mamallapuram eine Jugendikone. Der Vorfall wurde von Jayalalithaa , dem damaligen Ministerpräsidenten von Tamil Nadu, verurteilt . 

Quelle: wikipedia(engl.)



9. Der Fall - Gabor Bilkei

Gabor Bilkei (1944 - 2015 ) war ein ungarisch-schweizerischer Tierarzt, der 1999 von einem Geschworenengericht wegen vorsätzlicher Tötung seiner Frau Heike Bilkei (geb.1964) verurteilt wurde. Der Fall gehört zu den bekanntesten und aufsehenerregendsten Kriminalfällen der Schweiz.
Der ungarische Tierarzt und Fünfkämpfer Gabor Bilkei immigrierte 1971 in die Schweiz. Als er die Betreuung von Nachwuchsfünfkämpfern übernahm, lernte er 1983 als verheirateter Mann die damals 19-jährige Heike S. kennen, die die Freundin eines seiner Schützlinge war. 

Die am Vierwaldstättersee aufgewachsene Reiterin und Schwimmerin, als Tiernärrin beschrieben, begann eine Beziehung mit dem 20 Jahre älteren Mann und stieg bei ihm in die Praxis in Dübendorf ein, wo sie als Putzfrau und Buchhalterin tätig wurde. 1989 heiratete sie den nun geschiedenen Gabor Bilkei und brachte im Lauf der Ehe zwei Kinder zur Welt.

Ende März 1996 verliebte sich die 32jährige Heike Bilkei in einen ihrer Reitkollegen. Als Gabor Bilkei nach zwei Wochen dahinterkam, forderte er die Beendung des Verhältnis. Eine Woche später nahm Heike Bilkei die Kinder und zog in die gemeinsame Ferienwohnung nach Emmetten im Kanton Nidwalden. Sie äusserte gegenüber ihrer Familie, dass sie nicht zu ihrem Ehemann zurückzukehren gedenke.

Am 29. April 1996 erschien Gabor Bilkei in der Ferienwohnung, was später von mehreren Personen bestätigt und von ihm nie bestritten wurde. 


Danach hatte nie wieder jemand etwas von Heike Bilkei gehört. Sechs Wochen lang versuchte Gabor Bilkei Heikes Familie davon abzuhalten, eine Vermisstenanzeige aufzugeben. Dann schaltete sich die Polizei ein. Bei der Durchsuchung der Wohnung wurde ein Fleck bemerkt, der die Beamten dazu veranlasste, die Räume auf Blutspuren zu untersuchen. Mit dem Luminolverfahren brachten sie vorher weggewischte, grossflächige Blutspuren im Lavabo, an einer Toilettentüre und auf dem Schlafzimmerboden zutage. Gabor Bilkei erklärte diese Spuren mit einem Blutsturz, den er vor dem Fernseher im Ersten Stock erlitten habe; Untersuchungen an der angegebenen Stelle konnten dies aber nicht bestätigen.


Bei der Befragung nach dem Verbleib seiner Frau Heike lieferte Bilkei der Polizei die unterschiedlichsten Erklärungen.


Am 4. Juli 1996 wurde Gabor Bilkei in Untersuchungshaft genommen. Bei der Befragung nach dem Verbleib seiner Frau lieferte er der Polizei die unterschiedlichsten Erklärungen. Der Aufenthaltsort variierte von Süddeutschland bis Südafrika, der Grund für eine angebliche Abreise von Drogenentzug über Schweinezuchtforschung bis zum heimlichen Durchbrennen mit einem Liebhaber. Die Polizei schenkte ihm keinen Glauben, und Aussagen von Zeugen, die Heike Bilkei nach dem 29. April noch lebend gesehen haben wollten, konnten nicht bestätigt werden.
Das ungewisse Schicksal der 32-jährigen Tierarztgattin erregte in der ganzen Schweiz grosse Aufmerksamkeit und beherrschte die Titelseiten grosser Tageszeitungen wie etwa dem Blick.
Am 28. März 1997 wurde in einem Waldstück bei Hinwil ein Schädel entdeckt. Vergleiche mit der DNA von Heikes Mutter sowie mit zahnmedizinischen Röntgenaufnahmen bestätigten, dass es sich dabei um den Schädel Heike Bilkeis handelte. Der zwei Monate zuvor aus der Untersuchungshaft entlassene Gabor Bilkei wurde erneut festgenommen und des Mordes angeklagt.


Der Staatsanwalt Pius Schmid, der im Fall Bilkei die Anklage führte, stellt sich nach der Urteilsverkündung am Donnerstag, 16. Dezember 1999, vor dem Zürcher Obergericht den Medien. Gabor Bilkei wurde schuldig gesprochen, seine Frau Heike im April 1996 vorsätzlich getötet zu haben.


Im November 1999 kam es vor dem Obergericht Zürich zum Prozess gegen Gabor Bilkei. Die Anklage unter Staatsanwalt Pius Schmid forderte 18 Jahre Zuchthaus wegen Mordes und Betrugs; es wurden neun Geschworene und drei Berufsrichter aufgeboten sowie 136 Zeugen befragt. Das Material der Untersuchung, das während des vierwöchigen Prozesses erneut aufgearbeitet wurde, füllte 50 Bundesordner. Während des Prozesses verwickelte sich Gabor Bilkei laufend in Widersprüche. Pius Schmid bemerkte in seinem Plädoyer:
"Ich bin seit 22 Jahren Staatsanwalt, aber es ist mir noch nie - noch gar nie - ein Angeklagter von einer solchen Verlogenheit unter die Augen gekommen"

Die seit Ende April 1996 vermisste Heike Bilkei aus Dübendorf (ZH) ist tot. Am Karfreitag nachmittag wurden in einem Wald im Bezirk Hinwil Überreste einer Leiche gefunden. Die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, dass es sich dabei um Heike Bilkei handelt. Ehemann Gabor Bilkei wurde daraufhin erneut verhaftet.


Eine «Beretta, Modell 21A, Kaliber 22 Longrifle». Aufgrund eines im Schädel der Getöteten sichergestellten Projektils, könnte die «Beretta» als Tatwaffe in Frage kommen.


Aufgrund der Lückenlosigkeit der Indizien wurde Gabor Bilkei wegen vorsätzlicher Tötung und Betrugs zu 14 Jahren Haft abzüglich Untersuchungshaft verurteilt. Der zweite Anklagepunkt des Betrugs hatte mit dem Fall Heike Bilkei nichts zu tun, sondern wurde laut Angaben von Pius Schmid ebenfalls mit in den Prozess genommen, um die mangelnde Glaubwürdigkeit des Angeklagten zu dokumentieren. Gabor Bilkei hatte 1990 einen Einbruch angezeigt und Gemälde und Teppiche im Wert von insgesamt 70'000 Franken als gestohlen gemeldet. Im Zuge der Ermittlungen im Tötungsfall Heike Bilkei wurden diese Gegenstände wieder beim Tierarzt entdeckt, doch Bilkei hatte bestritten, dass es sich dabei um dieselben Bilder und Teppiche handelte, obwohl zwei Gutachten dies bestätigten.
Gabor Bilkei stellte während seiner Haft mehrere Revisionsanträge bis vor das Bundesgericht, die aber alle mangels neuer Erkenntnisse abgelehnt wurden. Ein Drittel seiner Haftstrafe wurde ihm wegen guter Führung erlassen und so kam er im Januar 2006 frei. Bis zum Schluß bestritt Gabor Bilkei sowohl die Tötung seiner Frau als auch, dass es sich beim gefundenen Schädel um denjenigen seiner Frau handelt.

Quellen: DOK: Kriminalfälle die die Schweiz bewegten: Die zwei Gesichter das Gabor Bilkei (Dokumentation) sowie - Freie Enzyklopädie und Unterlagen aus erichs-kriminalarchiv.com


Das Schlußwort zu diesem Fall.

Gabor Bilkei 20 Jahre nach Bluttat gestorben.

Er sorgte für einen der spektakulärsten Kriminalfälle der letzten Jahrzehnte: Gabor Bilkei (71) hat 1996 seine Frau Heike mit vier Schüssen getötet. Nun ist er tot.

Die Tierarztpraxis in Dübendorf ist geschlossen, die Telefonleitungen bereits stumm: Gabor Bilkei, der mit seiner Frau die Praxis führte, ist kürzlich mit 71 Jahren gestorben. Dies konnte man aus dem näheren Umfeld des Tierarztes erfahren. Er erlag im Dezember 2015 einem Krebsleiden. Seine Familie wollte dazu allerdings keine weiteren Angaben machen. Auf der Homepage von Bilkei veröffentlichen ehemalige Kunden Beileidsbekundungen. Seine Ehefrau schrieb nach seinem Tod auf Facebook: «Einfach nur traurig. Ich wünsche meinen Freunden einen besseren Start ins neue Jahr.»

Vier Schüsse in den Kopf.

Gabor Bilkei sorgte landesweit für Schlagzeilen: 1996 verschwand seine damals 32-jährige Gattin Heike – einer Freundin hatte sie vorher noch anvertraut, dass sie sich von Bilkei scheiden lassen wolle.

Die Leiche von Heike war nie aufgefunden worden. Nur ihr Schädel mit vier Einschusslöchern wurde an einem Waldrand entdeckt. Ein DNA-Abgleich konnte nachweisen, dass es sich um Heike Bilkei handelt. Gabor Bilkei wurde verhaftet und 1999 von einem Geschworenengericht in Zürich zu 14 Jahren Haft verurteilt.

Die Tat hat er stets bestritten.

Das Geschworenengericht stützte sein Urteil auf Indizien. Es war überzeugt, dass Bilkei seine Frau getötet hatte, weil sie sich von ihm hatte trennen wollen. 2006 kam er wegen guter Führung bereits wieder frei. Er bestritt die Tat aber stets vehement. Nach seiner Freilassung heiratete Bilkei nochmals. Seine Praxis führte er gemeinsam mit seiner jetzigen Witwe.
Ein Bekannter der Familie äußerte sich dahingehend: «Gabor Bilkei war ein liebevoller Mensch, jedoch auch sehr patriarchalisch. Er konnte sehr böse werden, wenn etwas nicht nach seinem Willen lief.»

Quellen: "Tagesanzeiger" Schweiz -  und Unterlagen aus erichs-kriminalarchiv.com



10. Der Fall - Kaspars Petrovs

Kaspars Petrovs (geb. 1975) ist ein lettischer Hilfsarbeiter, der als "Würger von Riga" bekannt und im Jahre 2003 in Riga verhaftet wurde.
Das Bezirksgericht Riga verurteilte am 12. Mai 2005 einen der reichsten Serienmörder in lettischer Geschichte, Kaspars Petrovs, zu lebenslanger Haft. Petrovs wurde für den Mord an 13 Menschen, acht Mordversuchen sowie Diebstahl und Raub verurteilt. Die Anklage wurde ursprünglich für die Ermordung von mehr als 30 Frauen im Zeitraum  von 2000 bis 2003 erhoben, aber wegen Mangels an forensischen Beweisen konnte er nur für dreizehn nachgewiesene Morde verurteilt werden. Anfänglich hatte man ihn bei 5 Mordfällen in Verdacht, die in Riga in den Jahren 2002 bis 2003 verübt wurden. Bei späterer Untersuchung fand die Polizei aber schnell heraus, dass Petrovs mehr als 20 ältere Frauen umgebracht hat. Alle seine Opfer waren alleinstehende, ältere Rentnerinnen.

Kaspars Petrovs,  der als "Würger von Riga" bekannt wurde.


Seine Vorgehensweise war folgende. Er beobachtete auf dem Postamt oder auf dem Markt ältere Frauen, anschließend machte er ihre Bekanntschaft und gewann ihr Vertrauen, etwa indem er half, ihre Einkaufstaschen nach Hause zu tragen. Eine andere Variante, um Zugang in die Wohnung zu erhalten, war, sich als Gasmann auszugeben, welcher den Gaszähler ablesen müsse. Petrows nutzte dann die Unachtsamkeit seiner Opfer aus und erwürgte sie mit einem mitgebrachten Handtuch. Danach legte er seine Opfer ins Bett und richtete sie so her, als ob sie schlafen würden.
Petrovs verbrachte die letzten drei Jahre seines Lebens vor seiner Verhaftung auf den Straßen von Riga. Durch die Beraubung seiner Opfer war er in der Lage, schätzungsweise 18.000 Lats (26.000 Euro) in Waren (z.Bsp. Konserven und Schmuck) und Geld zu erbeuten. Sein kriminelles Handeln brachten ihn nicht das erste Mal mit dem Gesetzin Konflikt. Petrovs war bereits wegen Diebstahls im Jahr 1998 verurteilt worden.
Die neuen Verbrechen wurden nur durch Zufall entdeckt: Als die Polizei Fingerabdrücke in einer der Wohnungen eines Opfers fand, wurden diese mit der Zentralkartei verglichen. Petrows war dort wegen einiger Eigentumsdelikte bereits strafrechtlich erfasst. Am 3. Februar 2003 schlossen sich die Handschellen um Petrows Handgelenke. Während der anschließenden Verhöre gestand Petrovs die Morde, äußerte aber, dass er die Morde bedauere. Er bat die Familien der Getöteten, ihm zu verzeihen. Petrovs hatte zuvor seine Erziehung und die Familie für seinen Amoklauf (die Ermordung von meist älteren Frauen)  verantwortlich gemacht.
"Ich verstand, dass ich nie in der Lage sein werde so viel zu verdienen, wie meine Familie von mir verlangte. Deshalb habe ich diese Verbrechen begangen."
Petrovs fügte hinzu, er bedauere die Ermordung der Frauen, entschuldigte sich bei den Familien der Opfer im Gerichtsaal und bat um Vergebung. "Ich kann   den Opfern das Leben nicht durch Worte zurückgeben, aber ich wünschte mir, sie wären noch am Leben. Als sei das alles nicht passiert und ich wäre nicht hier", wurde er zitiert. "Ich würde lieber auf der Straße sitzen und mich von Brot und Wasser ernähren", sagte er anschließend. "Ich wollte sie nur berauben, sie aber nicht zu töten", soll er während der Verhandlung geäußert haben.

Die Kriminalakten umfassten 25 Bände. Kaspar Petrow wurde 38-maliger Mord vorgeworfen, doch die Staatsanwaltschaft konnte ihm nur 13 Verbrechen nachweisen. Das lag daran, dass die Angehörigen der Opfer die Exhumierung der Leichen nicht zuließen. Sie glaubten, es sei ein natürlicher Tod eingetreten, und begruben die Opfer, da sie die kriminelle Natur der Morde nicht ahnten. Petrow selbst bestätigte, alle 38 Frauen getötet zu haben. Petrow wurde zudem achtfacher Mordversuch vorgeworfen – mehrere Frauen überlebten die Angriffe. Beim Prozess gestand der Wahnsinnige seine Schuld in fast allen Anklagepunkten, betonte jedoch, dass er keine alten Frauen töten wollte. Petrow gab sein gesamtes Geld für Prostituierte und Geschenke für seine Freundinnen aus. Vor der Urteilsverkündung im Mai 2005 hielt der Wahnsinnige eine emotionale Rede. In seinem Schlussplädoyer bedauerte er seine Tat, bat die Opfer um Vergebung und machte seine Familie für sein Versagen verantwortlich. Petrov sagte, dass er seit seiner Kindheit anders war als die anderen Kinder in der Familie.

Die vorsitzende Richterin Mara Cherkasova verlas das Urteil drei Tage lang ab dem 10. Mai, da der Angeklagte ständig über starke Kopfschmerzen klagte und die Anhörungen unterbrochen werden mussten. Am 12. Mai 2005 befand das Regionalgericht Riga Kaspars Petrov für schuldig und verurteilte ihn zu lebenslanger Haft. Petrov verbüßt seine Strafe im Gefängnis White Swan .


Informationen zum  Gefängnis White Swan

Die eisige Hölle von Solikamsk.

Solikamsk, das vergessene Gefängnis. In der abgelegenen russischen Region Perm, die unter dem ironischen Spitznamen „Weißer Schwan“ bekannt ist, liegt ein Gefängnis, das es eigentlich nicht mehr geben dürfte, und doch ...

In routinemäßigen bürokratischen Nachrichten und Mitteilungen wird es als Kolonie VK-240/2 mit den Initialen Oik-2 Oukhd bezeichnet. Es handelt sich um das Bundesgefängnis Solikamsk im russischen Bezirk Perm. Es ist ein geheimes Hochsicherheitsgefängnis für lebenslänglich Verurteilte, beherbergt aber offenbar auch gefährliche Terroristen, Serienmörder und Menschen, die offiziell zum Tode verurteilt sind.
Nach Stalins Tod 1953 wurde der gesamte Betrieb in Solikamsk eingestellt und fast alle Häftlinge nach Mordwinien verlegt. Die gefährlichsten Häftlinge aus dem ganzen Land wurden jedoch im Hochsicherheitsgefängnis festgehalten. 1980 wurde das Gefängnis in zwei Teile geteilt: einen Durchgangstrakt und den sogenannten ECPT (Einkammertyp) für Gesetzesbrecher und Diebe. Der als „Hochsicherheitsvollzugsanstalt“ bezeichnete Teil beherbergte diejenigen, die Solikamsk erst nach ihrem Tod verlassen durften.
1999 wurde auf dem Gelände des ECPT das Gefängnis VFS-240/2 (IK-2 GUFSIN) errichtet, in dem seitdem lebenslänglich verurteilte Kriminelle untergebracht sind. Interessanterweise wurde das erste große Gefängnisgebäude außerhalb der Stadt errichtet, doch in den folgenden 70 Jahren dehnte sich das Gefängnis allmählich ins Stadtzentrum aus und entwickelte sich zusammen mit der nahegelegenen Kolonie für Terroristen und Lebenslängliche zu einer der Hauptattraktionen der Stadt.
White Swan (mit einem bemerkenswerten Sinn für traurige Ironie) wurde 1938 als Strafkolonie für politische Gefangene, insbesondere Priester, eröffnet und später auch für gewöhnliche Kriminelle genutzt. Der Ursprung des Spitznamens ist unbekannt: Eine Theorie führt ihn auf die strahlend weiße Farbe der Gebäude zurück, eine andere vermutet, dass er von der Art und Weise herrührt, wie die Insassen im Gefängnis herumgeführt werden. Sie sind mit einer Eisenstange gefesselt, die sie zwingt, sich nach vorne zu beugen (fast im 90-Grad-Winkel), während ihre Hände auf dem Rücken festgebunden sind, wodurch sie wie ein Schwan aussehen.
1955, nach Stalins Tod 1953, änderte ein Sondererlass des Zentralkomitees der KPdSU das Statut der Kolonie zur „Korrektur“ sogenannter „Diebe im Gesetz“. Das Hauptziel war die völlige Isolation und die Blockierung jeglicher Kommunikation zwischen den Insassen und der Außenwelt. Die sowjetischen Behörden begannen, „Weißer Schwan“ direkt zu verwalten. Sie setzten eine ausgewählte Gruppe von Beamten des Gefängnispolizeikorps zur Überwachung von Dieben im Gesetz ein, insbesondere ein spezielles Korps von Eliteoffizieren, die gegen das weit verbreitete Phänomen der internen Korruption immun waren. Im Wesentlichen wurde eine radikale Reform der Disziplin und der Zwangsmethoden eingeleitet.
1996 verhängte Russland ein Moratorium für die Todesstrafe – eine Voraussetzung für den Beitritt zum Europarat –, und das neue russische Strafgesetzbuch sah lebenslange Haft als Höchststrafe vor. 1999 wurde das Gefängnis Solikamsk zu einer Einrichtung für Schwerverbrecher und unverbesserliche Kriminelle umfunktioniert, die zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Anders als bei früheren Häftlingen bestand die Grundvoraussetzung darin, dass sie die Einrichtung nur nach ihrem Tod verlassen durften. Zu dieser Zeit beherbergte das Gefängnis im Weißen Schwan den spärlichen Informationen zufolge etwa 300 Häftlinge, ein Drittel seiner maximalen Kapazität. Je nach Gefährlichkeit wurden sie in Einzelzellen mit bis zu drei Personen eingesperrt.
Alle Insassen von Solikamsk verfügen über eine detaillierte, ständig aktualisierte Personalakte. Ein spezialisierter Psychologe ist zudem ständig für das Sicherheitspersonal im Einsatz, während die Gefangenen nach ihren psychischen, physischen und mentalen Merkmalen eingeteilt werden. Es ist unklar, ob die Haftbedingungen internationalen Standards entsprechen, aber es scheint eine gut ausgestattete Bibliothek mit sorgfältig ausgewählten Texten, die Möglichkeit zur regelmäßigen Korrespondenz (natürlich unter Vorbehalt der Zensur), angemessene Hygienebedingungen und eine tägliche Stunde Bewegung zu geben.




Petrov verbüßt seine lebenslange Haftstrafe im Gefängnis White Swan. In Russland heißt lebenslang ...lebenslang - also bis zum Tod - ohne Aussicht auf Begnadigung.

Zwei Jahre nach seiner Inhaftierung verkaufte Kaspar Petrov seine Memoiren an den Fernsehsender RTR ; für das Recht, einen Dokumentarfilm über ihn zu drehen, erhielt Petrov 1.000 Lats. 

Quelle: Die Baltic Times vom 19-25 Mai 2005 und - aus Wikipedia, Internationaler Presse und Unterlagen aus erichs-kriminalarchiv.com



11. Der Fall - Coral Eugene Watts

Carl Eugene Watts (* 7. November 1953 in Fort Hood, Texas; † 21. September 2007 in Ionia, Michigan) war ein US-amerikanischer Serienmörder der in Texas geboren wurde und eigentlich Carl hieß. Er änderte jedoch „seinen Vornamen in Coral, um die Aussprache von Carl im Südstaatenakzent der Familie seiner Mutter widerzuspiegeln“. Er wurde als "The Sunday Morning Slasher" bekannt.

Zwischen 1974 und 1982 ermordete er mindestens 13 Frauen. In weiteren 14 Mordfällen ist er Hauptverdächtiger. Die Ermittler glauben, das er für bis zu 72 weitere Morde verantwortlich sein könnte. Sein vorzeitiger Tod verhinderte weitere Anklagen und Verhandlungen, weshalb seine wahre Opferzahl wohl nie festgestellt wird.

Carl Eugene Watts der als "The Sunday Morning Slasher" bekannt wurde.


Er wurde als erstes Kind des amerikanischen Soldaten Richard Watts und dessen Frau Dorothy Mae Young in Fort Hood, Texas, dem Stationierungsort seines Vaters geboren. Als er 2 Jahre alt war ließen sich seine Eltern scheiden worauf seine Mutter mit ihm nach Inkster, Michigan zog. Mit 8 Jahren wäre er beinahe an Meningitis gestorben. Er hatte so hohes Fieber das Ärzte befürchteten er könne Gehirnschäden davontragen. Danach war er nicht mehr derselbe.
Mit 15 Jahren, als er als Zeitungsausträger tätig war, schlug er grundlos die 26jährige Joan Gave in ihrem Haus nieder. Er wurde daraufhin verhaftet und vor Gericht gestellt. Weil er die Tat als Lappalie herunterspielte und keine Reue zeigte wurde er zur psychiatrischen Untersuchung in die Lafayette Clinic in Detroit eingewiesen. Laut der psychiatrischen Untersuchung stelle er eine "Gefahr für die Gesellschaft" da, wurde jedoch trotzdem zu seinem 16ten Geburtstag aus der Klinik entlassen. Er ging zurück auf die High School wo er sich insbesonders sportlich betätigte. Er wurde ein sehr guter Football Spieler und Boxer. Im Alter von 19 Jahren verlies er die absolvierte High School und ging aufs Lane College in Jacksonville, Tennessee. Zwischenzeitlich arbeitete er als Mechaniker für eine Detroiter Autofirma und schrieb sich für die Western Michigan University in Kalamazoo ein.

Am 25. Oktober 1974 überfiel er die 23jährige Lenore Knizacky in ihrer Wohnung. Der Frau gelang es jedoch sich loszureisen und die Polizei zu alamieren, die den Angreifer jedoch nicht mehr fassen konnte. Am 12. November selben Jahres überfällt er eine weitere Frau in ihrer Wohnung, der jedoch die Flucht gelingt. Als der Täter in sein Fahrzeug steigt und wegfährt notiert sie das Kennzeichen seines Wagens und informiert die Polizei. Im Dezember wird Carl Watts verhaftet und bei einer Gegenüberstellung von den beiden Frauen eindeutig identifiziert. Während der Befragung gesteht er, 15 weitere Angriffe auf Frauen begangen zu haben.
Er wird zur psychiatrischen Untersuchung in das Kalamazoo State Hospital eingewiesen, wo ihm Psychiater fehlende Reue, Rücksichtslosigkeit und Gefühlslosigkeit diagnostizieren. Er wurde 1975 zu lediglich einem Jahr Haft verurteilt und kehrte im Sommer 1976 zu seiner Mutter zurück. Er fand eine Anstellung als Mechaniker, wurde Vater und heiratete 1979. Nach nur sechs Monaten verlies ihn seine Frau, da Watts ihr zu gewalttätig wurde. Am Sonntag dem 23. Mai 1982 wird er verhaftet, nachdem er drei Frauen in ihren Wohnungen in Houston, Texas niedergeschlagen und gefesselt hatte. Nachbarn hatten die Polizei alarmiert. 




Der verhaftete Watts und sein Auftreten während der Gerichtsverhandlung. Watts zeugt keine Reue. 

Bis 7. Dezember 2004 konnten ihm acht Morde nachgewiesen werden, worauf er zu lebenslanger Haft, ohne Aussicht auf Begnadigung, verurteilt wurde. Sein vorzeitiger Tod am 21. September 2007 verhinderte weitere Untersuchungen und Verurteilungen, weshalb seine wahre Opferzahl wohl nie festgestellt wird. Watts gestand außerdem, Frauen in Texas erwürgt, erhängt und ertränkt zu haben.


Die als seine Opfer identifizierten Frauen waren: 

  • Linda Tilley, 22, Studentin im letzten Jahr an der University of Texas; 
  • Elizabeth Montgomery, 25, die mit ihrem Hund spazieren ging; 
  • Susan Wolf, 21, die zwei Stunden nach Montgomery erstochen wurde; 
  • Phyllis Tamm, 27, die joggen war; 
  • Margaret Fossi, 25, Studentin an der Rice University; 
  • Elena Semander, 20, Studentin an der University of Houston; 
  • Emily LaQua, 14, die vor Kurzem nach Texas gekommen war, um bei ihrem Vater zu sein; 
  • Edith (Anna) Ledet, 34, eine Frischvermählte, die ihren Abschluss an der medizinischen Fakultät feierte; 
  • Yolanda Garcia, 22, Mutter eines sechs Monate alten Kindes; 
  • Carrie Jefferson, 32, Postangestellte; 
  • Suzanne Searles, 25, Grafikerin und angehende Kinderbuchillustratorin, und 
  • Michelle Maday, 23, die ihre eigene Geburtstagsparty verließ.


Auf diesem Foto vom 7. Dezember 2004 ist Coral Eugene Watts (51) zu sehen, der für schuldig befunden wurde, die damals 36-jährige Helen Dutcher 1979 in einem Vorort von Detroit erstochen zu haben. Watts, ein geständiger Serienmörder, starb am Freitag, den 21. September 2007, nur etwas mehr als eine Woche, nachdem er zu einer zweiten lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden war, teilten die Behörden mit.


Watts starb am 21. September 2007 im Gefängnistrakt eines Krankenhauses in der Gegend von Jackson an Prostatakrebs, berichtete die Free Press damals. Er wurde 53 Jahre alt.

Welches Motiv gab Coral Eugene Watts für seine Morde an?
Als Watts als Teenager in Detroit Zeitungen austrug, schlug er eine Frau, weil ihm danach war. Sie konnte ihn aber  abwehren, woraufhin er für mehrere Monate in psychiatrische Behandlung eingewiesen wurde.  Ein texanischer Beamter sagte einem Reporter, Watts betrachte Frauen grundsätzlich als „böse“.
Es gab einige Diskussionen darüber, ob eine Meningitis Watts beeinträchtigt haben könnte. Laut einem Bericht beschrieb er außerdem Misshandlungen zu Hause und die Tötung eines Onkels durch eine Tante. Ein Psychologe meinte jedoch einmal, Watts kenne zwar den Unterschied zwischen Richtig und Falsch, habe aber keinerlei Rücksicht darauf genommen.

Einer der Ermittler aus Michigan, Paul Bunten, der nach Watts gesucht und gegen ihn ermittelt hatte, fragte Watts einmal, warum er so viele Menschen getötet habe, wie aus einem Artikel der Free Press zum Zeitpunkt von Watts' Tod hervorgeht.
„Er sagte, er würde das mit ins Grab nehmen, und das tat er“, äußerte sich Paul Bunten.

Quellen: - Detroit Free Press - Lexikon der Serienmörder (von peter &Julia Murakami) 2.Ausgabe 2000 - Wikipedia und Unterlagen aus erichs-kriminalarchiv.com



12. Der Fall - Henry Lee Lucas

Der Fall Henry Lee Lucas ist ausgesprochen eigenartig. Er war entweder der fleißigste Killer aller Zeiten oder für nicht mehr als drei Morde verantwortlich. Nach dem, was er der Polizei in der Mitte der 80er-Jahre auftischte, beging er 600 – 700 Tötungsdelikte in den gesamten USA. Die einzigen Morde aber, die schlüssig mit ihm in Verbindung gebracht werden können, sind die an seiner Mutter (wofür er seine Zeit in den 60ern absaß), an seiner 15-jährigen Freundin und an einer 82-jährigen Frau, die dem Mädchen zu Hilfe kam. Für diese Verbrechen wurde er zuletzt verhaftet.

Henry Lee Lucas (23. August 1936 – 12. März 2001), auch bekannt als „Geständnismörder“ , war ein verurteilter US-Amerikaner. Lucas wurde 1960 des Mordes an seiner Mutter und 1983 an zwei weiteren Personen für schuldig befunden. Während seiner Haft, wegen dieser Verbrechen, erlangte er als angeblicher Serienmörder traurige Berühmtheit, als er den Texas Rangers und anderen Polizeibeamten etwa 600 weitere Morde fälschlicherweise gestand. Viele ungelöste Fälle wurden aufgrund der Geständnisse und der Lucas offiziell zugeschriebenen Morde geschlossen. Er wurde des Mordes an elf Menschen für schuldig befunden und in einem einzigen Fall mit einem damals noch nicht identifizierten Opfer, das später als Debra Jackson identifiziert wurde, zum Tode verurteilt .
Eine Untersuchung des "Dallas Times-Herald" ergab, dass Lucas viele der von ihm gestandenen Morde unmöglich begangen haben konnte. Während die Rangers ihre Arbeit verteidigten, kam eine anschließende Untersuchung des Generalstaatsanwalts von Texas zu dem Schluss, dass Lucas ein Fabulist war, der falsche Geständnisse abgelegt hatte. Lucas' Todesurteil wurde 1998 in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Später widerrief Lucas seine Geständnisse als Falschmeldung, mit Ausnahme des Geständnisses zum Mord an seiner Mutter. 

Henry Lee Lucas starb am 12. März 2001 an Herzinsuffizienz (Info: Herzinsuffizienz ( HF ), auch als kongestive Herzinsuffizienz ( CHF ) bezeichnet, ist ein Syndrom, das durch eine Beeinträchtigung der Fähigkeit des Herzens, sich mit Blut zu füllen und es zu pumpen, verursacht wird). 

Lucas' Fall schadete dem Ruf der Texas Ranger Division und führte zu einer Neubewertung der Polizeimethoden. Dadurch schärfte man auch das Bewusstsein für die Möglichkeit falscher Geständnisse. Die Ermittler zogen nicht in Betracht, dass scheinbar triviale Annehmlichkeiten wie Steak-Dinner, Milchshakes und Fernsehempfang im Austausch für "Geständnisse" zu extrem schweren Verbrechen Häftlinge wie Lucas, die wenig zu verlieren hatten, zu falschen Geständnissen ermutigen könnten. Die Ermittler gewährten Lucas außerdem Einblick in die Fallakten, damit er "sein Gedächtnis auffrischen" konnte. Somit konnte er scheinbar leicht Kenntnisse über Tatsachen vortäuschen, die nur dem Täter bekannt sein konnten. Außerdem zeichnete die Polizei ihre Vernehmungen nicht auf, sodass es unmöglich war, mit Sicherheit zu wissen, wie viele Informationen die Vernehmer Lucas unaufgefordert gaben.

Sein frühes Leben und Kriminalgeschichte.

Hintergrund:

Henry Lee Lucas wurde am 23. August 1936 in einer Einzimmer- Blockhütte in Blacksburg, Virginia geboren. 

Nellie Viola Dixon Lucas.


Seine Mutter Nellie Viola Dixon Lucas (23. April 1888 – 11. Januar 1960 (im Alter von 71)) gehörte dem Stamm der Chippewa an und war Alkoholikerin. Sie hatte sieben Kinder, von denen Henry und ein weiterer Sohn vermutlich von Anderson Lucas (1901–1951) stammten. Anderson war ein beidseitig amputierter Mensch, der bei einem Güterzugunglück seine Beine verlor; fortan war sein Spitzname „No-Legs“ (Keine Beine). „Mein Vater hat nichts getan“, sagte Lucas später. „Er hat nur Bleistifte verkauft .“ Da Lucas‘ Mutter jedoch eine Prostituierte war, wurde Anderson Lucas als ihr Zuhälter bezeichnet.
Nellie zwang manchmal ihre Söhne und ihren Mann, ihr beim Sex mit ihren Kunden zuzusehen. „Das Erste, woran ich mich erinnern kann, ist, als meine Mutter mit einem anderen Mann im Haus im Bett lag und mich zwang, dabei zuzusehen“, sagte Lucas. „Ich konnte einfach nicht dastehen und zusehen. Ich musste mich umdrehen und aus dem Haus gehen, und nachdem ich das getan hatte, schlug sie mich, weil ich nicht zugesehen hatte.“ 

Als Lucas acht Jahre alt war, schlug seine Mutter ihn mit einem Holzbrett auf den Kopf, woraufhin er drei Tage im Koma lag. Mit zehn Jahren bekam Lucas eine Infektion am linken Auge, nachdem einer seiner Brüder ihn mit einem Messer geschlagen hatte. Seine Mutter ignorierte die Verletzung mehrere Tage lang, bis ihm ein Lehrer mit einem Stahllineal über das Auge schlug und der Augapfel platzte; er musste operativ entfernt werden. Er wurde durch eine Prothese aus Glas ersetzt. Aufgrund dieser beiden Kopftraumata kamen die untersuchenden medizinischen Experten zu dem Schluss, dass diese Hirnschäden verursacht hätten. Diese wurden später durch CT-Scans nachgewiesen, die „kleine Anomalien in den Frontallappen, Temporallappen und in den Teilen des Gehirns zeigten, die mit der emotionalen Kontrolle in Zusammenhang stehen“, während andere medizinische Gutachter zu dem Schluss kamen, dass Probleme mit seinem Corpus callosum eine Rolle bei seinem abweichenden Verhalten und seiner Persönlichkeit gespielt hätten.
Nellie zwang ihn auch, sich in der Öffentlichkeit als Frau zu verkleiden, angeblich, um ihn später an Männer und Frauen zu verkaufen. Schließlich beschwerten sich Lucas' Lehrer über das Cross-Dressing, und ein Gerichtsbeschluss setzte dem ein Ende. Trotzdem misshandelte und quälte Nellie Lucas weiterhin. Sie erschoss ein Maultier, das ihm ein Onkel gegeben hatte, und schlug ihn anschließend, weil sie für die Beseitigung des Tierkadavers bezahlen musste.
Lucas wurde als Kind häufig gemobbt und nannte später die massive Ablehnung durch seine Altersgenossen als Grund für seine Menschenfeindlichkeit. Über seine Kindheit sagte Lucas:
Ich habe mein ganzes Leben lang gehasst. Ich habe jeden gehasst. Als ich aufwuchs, soweit ich mich erinnern kann, wurde ich von meiner Mutter als Mädchen verkleidet. Und so blieb ich zwei oder drei Jahre lang. Und danach wurde ich behandelt wie der Hund der Familie. Ich wurde geschlagen. Man zwang mich, Dinge zu tun, die kein Mensch tun würde.
Lucas' Vater starb an einer Lungenentzündung, nachdem er die Nacht draußen in der Kälte verbracht hatte. In der sechsten Klasse brach Lucas die Schule ab, lief von zu Hause weg und zog durch Virginia. Als Jugendlicher begann Lucas eine inzestuöse Beziehung mit seinem Halbbruder und begann, sich der Sodomie hinzugeben: Er fing kleine Tiere, nahm sexuelle Handlungen an ihnen vor und tötete sie anschließend. 

Der erster Mord des Henry Lee Lucas:

Lucas behauptete, seinen ersten Mord im Alter von 14 Jahren begangen zu haben, als er die 17-jährige Laura Everlean Burnsley erwürgte. Burnsley verschwand im März 1951 von einer Bushaltestelle in Lynchburg, Virginia. Lucas gestand ihren Mord am 15. Februar 1984. Lucas zufolge nahm er sie in der Nähe von Lynchburg mit, und nachdem sie seine sexuellen Avancen zurückgewiesen und sich einem erfolglosen Vergewaltigungsversuch widersetzt hatte, tötete er sie und vergrub ihre Leiche in einem abgelegenen Waldstück in der Nähe von Harrisburg, Virginia .
„Es hat mir ziemliche Angst gemacht“, sagte Lucas. „Denn ich war 14, als ich das erste Mädchen getötet habe. Ich wollte den Sex, den ich beobachtet hatte, auch ausprobieren.“ „Ich bin zu grob mit ihr umgegangen“, sagte er. „Der Druck, meine Mutter zu sehen, hat mich getroffen  –  und meine Gefühle haben mich mehr oder weniger überwältigt, und ich konnte damit nicht umgehen.“ Wie bei den meisten seiner Geständnisse widerrief Lucas später auch diese Aussage. Burnsley wurde nie gefunden.

Der Muttermord:

Ende 1959 reiste Lucas nach Tecumseh, Michigan, um bei seiner Halbschwester Opal Retta Jennings zu leben. Etwa zu dieser Zeit war er mit seiner Brieffreundin Stella Curtis verlobt, mit der er während seiner Haft korrespondiert hatte. Als Lucas' Mutter, die 71-jährige Nellie Viola Lucas, ihn zu Weihnachten besuchte, missbilligte sie die Verlobte ihres Sohnes und bestand darauf, dass er zurück nach Blacksburg zog, um sich um sie zu kümmern, während sie älter wurde. Er weigerte sich und sie stritten sich wiederholt. Diese Auseinandersetzungen eskalierten bis zum 11. Januar 1960, als sie ihm mit einem Besen auf den Kopf schlug, woraufhin er ihr in den Hals stach. „Ich war ziemlich betrunken, als sie anfing, mit mir zu streiten. Sie wollte, dass ich zurück zu ihr nach Virginia ginge. Ich sagte ihr aber, dass ich nichts mit ihr zu tun haben wollte“, erinnerte sich Lucas und führte später aus, dass er ihr auf den Hals geschlagen habe. „Aber danach sah ich sie fallen. Mir wurde klar, dass sie tot war. Dann bemerkte ich, dass ich mein Messer in der Hand hatte und sie Schnittwunden davongetragen hatte.“ Lucas floh daraufhin.
Als Opal nach Hause zurückkehrte, fand sie ihre Mutter noch lebend auf dem Schlafzimmerboden, in einer Blutlache. Opal rief einen Krankenwagen, doch dieser kam zu spät. Der offizielle Polizeibericht besagte, dass Lucas' Mutter an einem durch den Angriff ausgelösten Herzinfarkt gestorben war. Lucas wurde in Ohio aufgrund des aus Michigan stammenden Haftbefehls verhaftet. Er behauptete, seine Mutter in Notwehr getötet zu haben und sagte: „Ich habe Schnittwunden am Hinterkopf. Mein Körper ist voller blauer Flecken von den täglichen Schlägen. Wenn ich nicht tat, was sie wollte, wurde ich geschlagen.“ Seine Behauptung wurde jedoch abgelehnt, und er wurde des vorsätzlichen Mordes für schuldig befunden und zu bis zu 40 Jahren Haft im Staatsgefängnis Jackson im Süden Michigans verurteilt.
Lucas unternahm mehrere Selbstmordversuche, indem er sich mit einer Rasierklinge die Pulsadern und den Bauch aufschlitzte. Anschließend wurde er in das Ionia State Hospital eingeliefert, wo er Elektroschocks , Verhaltenstherapie und hohe Dosen Antidepressiva erhielt. Er verbrachte vier Jahre im Ionia State Hospital, bevor er 1966 ins Gefängnis zurückkehrte. Dort lernte ihn während seiner Inhaftierung ein Sozialarbeiter kennen, der ihn als „einen sehr unzulänglichen Menschen mit Gefühlen der Unsicherheit und Minderwertigkeit“ beschrieb. Nach zehn Jahren Haft wurde er am 3. Juni 1970 wegen Überbelegung des Gefängnisses entlassen.

Morde

Der angebliche Amoklauf:

Im Dezember 1971 wurde er angeklagt und zu vier bis fünf Jahren Gefängnis verurteilt, weil er versucht hatte, ein 15-jähriges Mädchen mit vorgehaltener Waffe zu entführen. Außerdem verstieß er gegen seine Bewährungsauflagen, indem er eine Pistole bei sich trug. Während er seine Strafe für dieses Verbrechen verbüßte, knüpfte er eine Beziehung zu einer Freundin der Familie und Witwe eines Cousins, Betty Crawford, die ihm geschrieben hatte. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis im August 1975 zog er nach Port Deposit, Maryland, wo er Crawford heiratete und am 5. Dezember 1975 zu ihr und ihren beiden Töchtern nach Pennsylvania zog . Dort begann er, auf einer Pilzfarm zu arbeiten. Ihre Ehe endete 1976, als Betty Lucas beschuldigte, ihre Töchter sexuell belästigt zu haben. 

Danach zog Lucas 1976 nach Jacksonville, Florida. In einer Suppenküche freundete er sich mit Ottis Elwood Toole an , einem Gelegenheitstransvestiten. 

Henry Lee Lucas (li.) und sein Freund, der Gelegenheitstransvestit Ottis Elwood Toole (re.).

1976 lernten sich Lucas und Toole in einer Suppenküche kennen, nachdem beide wegen verschiedener Verbrechen im Gefängnis saßen. Die beiden Männer begannen schnell eine sexuelle Beziehung, und für eine Weile herrschte etwas Stabilität in ihrem Leben. 1978 zog er zu Toole und Tooles Mutter nach Springfield, Florida und freundete sich mit Tooles Nichte, der 11-jährigen Frieda Lorraine „Becky“ Powell an, die eine leichte geistige Behinderung hatte und aus einer Jugendstrafanstalt ausgebrochen war. 


Frieda Lorraine “Becky” Powell ( geb.: am 27 Februar 1967 in
Jacksonville Beach, Duval County, Florida, USA und gest.: am 23 August 1982 (im Alter von 15) in Denton County, Texas, USA.


Es folgte nun ein Zeitabschnitt, in der Henry Lee Lucas und Ottis Toole von 1979 bis 1981 gemeinsam in einer Dachdeckerfirma arbeiteten. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sie in ihre alten, verdrehten Gewohnheiten zurückfielen. Lucas behauptete, sie hätten von 1979 bis 1981 gemeinsam über 100 Opfer getötet, wobei Toole oft die Überreste aß. Die Opfer wurden völlig zufällig ausgewählt. Lucas drückte es so kühn aus: „Jemanden zu töten ist wie draußen spazieren zu gehen. Wenn ich ein Opfer wollte, würde ich losgehen und mir eins holen.“

Laut Lucas verübten sie während dieser Zeit eine Mordserie in mehreren Bundesstaaten, bei der sie Anhalter , Sexarbeiterinnen und Migranten ins Visier nahmen. Er behauptete auch, Toole habe es genossen, ihre Opfer zu kreuzigen, sie anschließend zu grillen und zu essen. Nach ihrer Festnahme wurden sie dabei erwischt, wie sie am Gefängnistelefon über Kannibalismus sprachen. „Erinnerst du dich, wie ich ihnen gerne Blut aus dem Leib geschüttet habe?“, fragte Toole Lucas. „Manche schmecken wie richtiges Fleisch, wenn sie mit Barbecue-Sauce bedeckt sind.“ Frieda Lorraine „Becky“ Powell reiste gelegentlich auch mit den Männern und half Lucas und Toole möglicherweise sogar, potentielle Opfer anzulocken. Als er zu seiner Verbrechensserie befragt wurde, sagte Lucas:
"Ich habe sie auf jede erdenkliche Weise umgebracht, außer durch Gift. Es gab Strangulationen, Messerstechereien, Schießereien, Fahrerfluchten ... Ich hatte keine [Gefühle] ... Ich hatte keine Gefühle für die Leute selbst oder für meine Verbrechen ... Ich habe sie per Anhalter mitgenommen, bin gerannt und gespielt und solche Sachen. Wir sind dann losgegangen und hatten Spaß. Und ehe man sich versah, hatte ich sie umgebracht und irgendwo rausgeworfen. Ich weiß nicht, wie ich erklären soll, warum ich weitergemacht habe. Es war, wie gesagt, als hätte ich meinen Körper verlassen. Und je länger man sie ansieht, desto mehr merkt man, dass die Person nicht tot ist. Und man sticht einfach weiter auf sie ein und stellt sich vor, sie würde nicht sterben." 

Die Verhaftung und das Geständnis der Morde an Powell und Rich:

Lucas überredete am 20. Januar 1982  Frieda Lorraine „Becky“ Powell, mit ihm durchzubrennen, um dem Jugendamt zu entgehen. Sie lebten als Nomaden und reisten schließlich nach Kalifornien, wo die Frau eines Arbeitgebers sie bat, für deren gebrechliche Mutter, die 80-jährige Katie Pearl „Kate“ Rich, zu arbeiten. Drei Wochen später verschwanden Kate Rich sowie Lucas und Powell. Ihre Verwandten ermahnten sie, weil sie ihre Arbeit nicht erledigten und Schecks auf Richs Bankkonto ausstellten. 


Katie Pearl “Kate” Thompson Rich (geb.: am 11. August 1902  und gest.: am 16. September 1982 (im Alter von 80) in Ringgold, Montague County, Texas, USA. 


Beim Trampen wurden Lucas und Powell vom Pfarrer einer pfingstlerischen religiösen Kommune namens "The House of Prayer" in Stoneburg, Texas , mitgenommen. Im Glauben, Lucas und die 15-jährige Powell seien verheiratet, fand der Pfarrer für Lucas eine Stelle als Dachdecker und erlaubte dem Paar, in einer kleinen Wohnung in der Kommune zu wohnen, wo sie den Gottesdienst besuchten. Powell wurde jedoch streitlustig und hatte Heimweh nach Florida. Lucas erklärte ihr Verschwinden damit, dass sie an einem Rastplatz in Bowie, Texas , weggefahren sei .




Fahndungsfoto des Serienmörders Henry Lee Lucas aus dem Jahr 1983 (li.) - Festnahme wegen illegalen Waffenbesitzes (mi.) - Signalementerstellung im  Gefängnis (re.).

Am 10. Juni 1983 wurde Lucas vom Texas Ranger Phil Ryan wegen illegalen Waffenbesitzes festgenommen. Aus dem Gefängnis schrieb Lucas einen Brief an den Sheriff: „Ich habe die letzten zehn Jahre getötet und niemand wird mir glauben. Ich kann so nicht weitermachen. Ich habe auch das einzige Mädchen getötet, das ich je geliebt habe.“ Später gestand er die Morde an Powell und Rich. Lucas behauptete, er habe Powell am 23. August 1982 auf ein abgelegenes Feld in Denton, Texas , gelockt, ihr in die Brust gestochen und ihre Leiche nekrophiliert (Info.: Nekrophilie („Leichenliebe“) bezeichnet eine sexuelle Perversion bzw. abweichende Sexualpräferenz, die auf sexuelle Befriedigung mit Hilfe von Leichen gerichtet ist. Nekrophile Handlungen an menschlichen Leichen werden als Störung der Totenruhe (Leichenschändung) bestraft.), bevor er sie zerstückelte und enthauptete und ihre Körperteile verstreute. In Ringgold, Texas, soll er am 16. September 1982 Rich dazu verleitet haben, ihn bei der Suche nach "Becky" auf einem Campingplatz zu unterstützen. Dann stach er ihr in die Brust und tötete sie, ritzte ein umgedrehtes Kreuz in ihre Brust und hatte Sex mit ihrer Leiche, bevor er ihren Körper in ein Abflussrohr stopfte.

Polizisten am Abflussrohr, wo Kate Richs Leiche ursprünglich abgelegt wurde.


Lucas führte die Polizei zu den angeblichen Überresten. Die forensischen Beweise allein waren jedoch nicht schlüssig, und der Gerichtsmediziner konnte keine der Leichen eindeutig identifizieren. Lucas' Teilnahme an den Ermittlungen stärkte seine Glaubwürdigkeit bei späteren Geständnissen zu anderen Verbrechen. Lucas bestritt später seine Beteiligung, doch herrscht Einigkeit darüber, dass er Powell und Rich ermordet hat. 

Die Serie der falschen Geständnisse:

Im November 1983 wurde Lucas in ein Gefängnis im texanischen Williamson County verlegt. Er gab an, nach grober Behandlung durch die Insassen einen Selbstmordversuch unternommen zu haben. Er behauptete, die Polizei habe ihn nackt ausgezogen, ihm Zigaretten und Bettzeug verweigert, ihn in einer kalten Zelle festgehalten, seine Genitalien verstümmelt und ihn daran gehindert, einen Anwalt zu kontaktieren. Nach vier Tagen im Gefängnis bekannte sich Lucas vor Gericht der beiden Morde an Powell und Rich schuldig, behauptete dann aber auch, über hundert weitere Morde begangen zu haben. In Verhören mit Polizeibeamten gestand Lucas zahlreiche weitere ungeklärte Morde. Man ging davon aus, dass es positive Bestätigungen für Lucas' Geständnisse in 28 ungeklärten Morden gab, also gründete James B. Adams , der Direktor des texanischen Ministeriums für öffentliche Sicherheit, die Lucas Task Force.
Dank Lucas' Geständnissen konnte die Task Force Hunderte bisher ungeklärte Mordfälle offiziell aufklären. Lucas genoss eine Vorzugsbehandlung, die für einen mutmaßlichen Massenmörder äußerst lax war. Er wurde häufig in Restaurants und Cafés geführt, nur selten in Handschellen gelegt, durfte sich auf Polizeistationen und in Gefängnissen frei bewegen und kannte sogar die Codes für Sicherheitstüren. Spätere Versuche, Lucas' Beteiligung an den von ihm gestandenen Verbrechen zu ermitteln, wurden erschwert, als sich herausstellte, dass er Zugang zu Informationen aus den Akten der Fälle erhalten hatte, zu denen er Geständnisse abgelegt hatte. Es gab Vermutungen, dass die Verhörbänder zeigten, dass Lucas die Reaktionen der Vernehmenden las und seine Aussagen veränderte, wodurch seine Geständnisse besser mit den den Strafverfolgungsbehörden bekannten Tatsachen übereinstimmten.

Diskreditiert:

Der Journalist Hugh Aynesworth und andere untersuchten den Wahrheitsgehalt von Lucas' Behauptungen anhand von Artikeln im Dallas Times Herald. Sie errechneten, dass Lucas mit seinem 13 Jahre alten Ford Kombi innerhalb eines Monats 17.700 Kilometer (11.000 Meilen) zurücklegen hätte müssen, um die ihm von der Polizei zur Last gelegten Verbrechen zu begehen. Nachdem der Artikel im April 1985 erschien und die fehlerhaften Methoden der Task Force aufdeckte, wandte sich die Meinung der Strafverfolgungsbehörden gegen ihre Behauptungen, die Verbrechen seien aufgeklärt worden.




Seine Angaben mit zuverlässigen, überprüfbaren Quellen zu seinem Aufenthaltsort; die Ergebnisse widersprachen oft seinen Geständnissen und ließen so Zweifel an seiner Beteiligung an den meisten der von ihm gestandenen Verbrechen aufkommen.

Der Großteil des Lucas-Berichts widmete sich einer detaillierten Chronologie der von Lucas behaupteten Morde. Der Bericht verglich seine Angaben mit zuverlässigen, überprüfbaren Quellen zu seinem Aufenthaltsort; die Ergebnisse widersprachen oft seinen Geständnissen und ließen so Zweifel an seiner Beteiligung an den meisten der von ihm gestandenen Verbrechen aufkommen. Der texanische Generalstaatsanwalt Jim Mattox schrieb: „Als Lucas Hunderte von Morden gestand, unternahmen die Inhaftierten nichts, um dieser Lüge ein Ende zu setzen  … Wir haben Informationen gefunden, die uns glauben lassen, dass einige Beamte Fälle ‚aufgeklärt‘ haben, nur um sie aus den Akten zu bekommen.“
Lucas' Fall schadete dem Ruf der Texas Ranger Division, führte zu einer Neubewertung der Polizeimethoden und schärfte das Bewusstsein für die Möglichkeit falscher Geständnisse. Die Ermittler zogen nicht in Betracht, dass scheinbar triviale Annehmlichkeiten wie Steak-Dinner, Milchshakes und Fernsehempfang im Austausch für „Geständnisse“ zu extrem schweren Verbrechen Häftlinge wie Lucas, die wenig zu verlieren hatten, zu falschen Geständnissen ermutigen könnten. Die Ermittler gewährten Lucas außerdem Einblicke in die Fallakten, um damit „sein Gedächtnis aufzufrischen“. Somit war er scheinbar sehr leicht in der Lage, Kenntnisse von Tatsachen vorzutäuschen, die nur dem Täter bekannt sein konnten. Die Polizei hielt es nicht einmal für nötig ihre Vernehmungen aufzuzeichnen, sodass es im nachhinein unmöglich war, mit Sicherheit zu wissen, wie viele Informationen die Vernehmer Lucas versehentlich und unaufgefordert preisgaben. 

Die Inhaftierung und der Tod

Der Mord an Debra Jackson: 

Lucas wurde schließlich wegen elf Mordes verurteilt, darunter der an seiner Mutter, Powell und Rich. In einem Fall war er zum Tode verurteilt worden, nämlich wegen einer damals noch nicht identifizierten Frau mit dem Spitznamen „Orange Socks“, deren Leiche an Halloween 1979 in Williamson County gefunden wurde, obwohl auf einem Stundenzettel seine Anwesenheit bei der Arbeit in Jacksonville, Florida, an diesem Tag vermerkt war. 


Rekonstruktion von „Orange Socks“, erstellt vor ihrer offiziellen Identifizierung als Debra Jackson im Jahr 2019, die Vermutungen darüber anstellt, wie sie zu Lebzeiten ausgesehen haben könnte.


Lucas wurde ein Aufschub des Todesurteils gewährt, nachdem sich herausstellte, dass Einzelheiten seines Geständnisses aus der ihm zur Einsicht vorgelegten Akte stammten. Das Urteil wurde 1998 vom damaligen Gouverneur George W. Bush in lebenslange Haft umgewandelt.  

Am 12. März 2001 um 23:00 Uhr wurde Lucas im Alter von 64 Jahren an Herzinsuffizienz gestorben im Gefängnis aufgefunden. Er ist auf dem Captain Joe Byrd Cemetery in Huntsville, Texas , begraben. 

Die Opfer

Unterschiedliche Meinungen:

Lucas' Glaubwürdigkeit wurde durch seine mangelnde Präzision beschädigt: Zunächst gab er zu, 60 Menschen getötet zu haben, eine Zahl, die er auf über 100 Opfer erhöhte, was die Polizei akzeptierte, und später auf 600, was dazu führte, dass er nicht ernst genommen wurde. DNA-Beweise bestätigten, dass Lucas zwanzig seiner vermeintlichen Opfer nicht getötet hatte. Von den über 3000 Mordfällen, in denen er verdächtigt wurde, ging die Polizei davon aus, dass mehr als 200 von ihm begangen wurden. Dennoch galt er weiterhin als Amerikas produktivster Serienmörder, trotz Dementis wie der Aussage: „Ich bin kein Serienmörder.“
Einige glauben dennoch weiterhin, dass Lucas für eine große Zahl von Morden verantwortlich war. Der Kriminologe Eric Hickey zitiert einen anonymen „Ermittler“, der Lucas mehrmals befragte und zu dem Schluss kam, dass er wahrscheinlich etwa 40 Menschen getötet hatte. Solchen Behauptungen wurde wenig Glauben geschenkt, da die beteiligten Strafverfolgungsbehörden sich weigerten, sie zu bestätigen.  Ein erfahrener Texas Ranger, dem Ryans Team Zugang zu Lucas gewährte, sagte, dass es ihm zwar klar war, dass Lucas oft log, es aber einen Fall gab, in dem er schuldiges Wissen bewies. „Ich erinnere mich, dass er versuchte, einen Mordfall zuzugeben, den er nicht begangen hatte, aber es gab einen anderen Mordfall, bei dem ich dir den Hintern küssen würde, wenn er uns nicht direkt zum Hochsitz geführt hätte, wo der Mord stattgefunden hatte. Das konnte er unmöglich erraten haben, und ich habe es ihm verdammt sicher nicht gesagt. Ich glaube, er hat den Mord begangen.“ Andere Ranger machten ähnliche Erfahrungen mit Lucas. 

Die Verurteilung von Henry Lee Lucas:

Insgesamt wurde Lucas wegen elf Morden verurteilt: dem Tod von Viola Lucas, Becky Powell und Kate Rich sowie:


Die 26-jährige Lehrerin Linda Jane Phillips verschwand am 8. August 1970 in Richardson, Texas (einem Vorort von Dallas), auf dem Rückweg von einer Party zu ihren Eltern in Kaufman County, Texas. Ihre verstümmelte Leiche wurde am 10. August gefunden. Sie hatte 26 Stichwunden erlitten und war sexuell missbraucht worden. Lucas gestand den Mord und behauptete, er habe Phillips' Auto gegen 2:30 Uhr morgens von der Straße gedrängt. Anschließend soll Lucas sie mit vorgehaltener Waffe in sein Auto gezerrt, sie gezwungen haben, sich auszuziehen, und ihr dann in Hals, Brust und Bauch gestochen haben.


Die Leiche des Streifenpolizisten Clemmie Everett Curtis, 30, wurde am 3. August 1976 in Handschellen neben seinem Streifenwagen in einem Waldstück kurz vor der Stadtgrenze von Huntington, West Virginia, gefunden. Er war durch einen Brustschuss verletzt worden. Lucas gestand, Curtis gemeinsam mit Toole getötet zu haben. 

Streifenpolizist Clemmie Everett Curtis war ein Veteran der US-Armee im Vietnamkrieg und hatte neun Jahre lang beim Huntington Police Department gedient. Er hinterließ seine Frau.


Lillie Pearl Darty, 18, nahm am 11. November 1977 an einer Tankstelle in Harrison County eine Mitfahrgelegenheit von Lucas an und wurde später sexuell missbraucht und in den Kopf geschossen. Ihre verwesende Leiche wurde drei Wochen später in einem Waldstück nördlich von Marshall, Texas, gefunden .


Die 23-jährige Debra Louise Jackson, die in ihrer unbekannten Umgebung auch als „Orange Socks“ bekannt war, wurde vermutlich am 30. oder 31. Oktober 1979 in Georgetown, Texas, ermordet . Ihre Leiche wurde nackt aufgefunden, bis auf das Paar orangefarbener Socken, von denen der Spitzname abgeleitet wurde. Sie war erwürgt worden und starb vermutlich nur wenige Stunden vor der Entdeckung.


Am 26. April 1981 brach Lucas angeblich in die Wohnung der 17-jährigen Babysitterin Dianna Lynn Bryant in Brownfield, Texas, ein, um sie auszurauben. Anschließend nahm er ein Messer, das er bei sich trug, um das Kabel eines Staubsaugers zu durchtrennen, und erwürgte Bryant damit. Diannas Vater war mit Lucas' Geständnis zufrieden, und der Fall wurde abgeschlossen. Ihr Vater, Charles Bryant, sagte: „Ich kann nur Folgendes sagen: Sie haben ihn gefasst. Er hat es zugegeben.“ Er fügte hinzu, er wolle den Fall lieber nicht wiederaufrollen, da er den Schmerz über den Verlust seiner Tochter so weit wie möglich verdrängen wolle.


Glenna Faye Bailey Biggers, 65, wurde am 20. Dezember 1982 in Hale County, Texas , von einem Nachbarn aufgefunden. Ein Fleischermesser steckte in ihrem Bauch und eine Gabel im Hals. Lucas zufolge brach er in ihr Haus ein, tötete sie und stahl anschließend 180 Dollar.


Am 16. April 1983 schwänzte die 16-jährige Laura Jean Donez die Schule in Houston, wurde aber nie wieder gesehen. Am 18. April 1983 entdeckte ein Ölfeldarbeiter ein Feuer in einem Waldstück in der Nähe einer Forststraße in Montgomery County, Texas. Donez war erwürgt, vergewaltigt, auf den Kopf geschlagen und ihre Leiche nach dem Tod verbrannt worden. Lucas gestand den Mord an Donez und konnte die Polizei zum Fundort ihrer Leiche führen. Lucas wurde nie im Zusammenhang mit dem Mord an Laura Jeans angeklagt.
Laura Jean war zum Zeitpunkt ihrer Ermordung im ersten Jahr der High School der John H. Reagan Sr. High School in den Heights und gehörte dem ROTC-Mädchen-Ausbildungsteam – den Reagan Riflettes – an.


Laura Marie Purchase, 26, wurde am 17. März 1983 tot in einem brennenden Waldstück nahe der League Line Road in Montgomery County, Texas, aufgefunden. Der Streifenpolizist entdeckte im Feuer die nackte Leiche der unbekannten Frau. Eine Autopsie ergab, dass sie sexuell missbraucht sowie anschließend erwürgt worden und der Brand durch einen Brandbeschleuniger verursacht worden war. Am Tatort wurden DNA-Spuren eines Mannes sichergestellt, und die Fingerabdrücke der unbekannten Frau wurden genommen.
1986 identifizierten FBI-Beamte die unbekannte Frau anhand dieser Fingerabdrücke als Laura Purchase. Purchase war am 5. März in Houston als vermisst gemeldet worden. Laura wurde bald darauf auf dem Memorial Gardens Cemetery in Traverse City, Michigan, beerdigt.

Im Jahre 2008 schloss ein DNA-Test Henry Lee Lucas als Verdächtigen im Fall Purchase aus. 2021 wurde ein anderer Mann wegen ihres Mordes angeklagt.  Zum Fall werden weitere Informationen im nachfolgenden roten Kästchen gegeben.

Zum Mordfall Laura Marie Purchase habe ich einen Anhang am Ende des Lucas-Kriminalfalls angefügt. Der wirkliche Mörder konnte Jahre später auf der Grundlage eines DNA - Nachweises ermittelt und verhaftet werden. Dieser Anhang wurde durch das Täterfoto gestützt.

Vermutliche Opfer:   

Obwohl fast alle Geständnisse von Lucas widerlegt oder als falsch erwiesen wurden, gelten sowohl er als auch Toole aufgrund überzeugender Indizien weiterhin als glaubwürdige Verdächtige im Zusammenhang mit dem Tod mehrerer Frauen. In den folgenden Fällen gelten beide als mögliche Verdächtige:


Am 27. Juni 1977 rückten Kriminalbeamte zu einem Waldstück abseits der Old Union Church Road außerhalb von Townsend (Delaware) aus, nachdem die sterblichen Überreste der 50-jährigen Marie Petry Heiser auf einem offenen Feld entdeckt worden waren. Sie hatte ein stumpfes Schädeltrauma erlitten und sich gegen ihren Angreifer gewehrt. Lucas lebte zu dieser Zeit in Elkton (Maryland), in der Nähe des Fundorts von Heisers sterblichen Überresten. Die Ermittler stellten außerdem fest, dass Lucas' Schriftzüge viele Ähnlichkeiten mit dem Tatort aufwiesen.


Die 45-jährige Stella Ellen McLean verschwand am 7. Februar 1978 aus einem Restaurant in Scottsbluff, Nebraska. Am 15. April 1978 wurde ihre kopflose Leiche in der Nähe der Interstate 25 in Platte County, Wyoming , entdeckt. Sie war vergewaltigt und erwürgt worden; ihr Kopf wurde nie gefunden. Im September 1984 befragte Jim Larson, ein Ermittler des Sheriff-Departments von Scotts Bluff County in Nebraska, Lucas zum Mord an Stella. Larson stellte irreführende Fragen, um Lucas auf die Probe zu stellen, doch offenbar lieferte Lucas überzeugende Zeugenaussagen, die seine Behauptung, McLean getötet zu haben, untermauerten.


Die 40-jährige Janet Lee Callies wurde zum letzten Mal am 15. November 1978 in der Sandbar gesehen, einer Bar in der Nähe der Interstate 80 in Grand Island, Nebraska. Am Abend ihres Verschwindens war Janet bereits in der örtlichen Bar „The Sundowner“, als sie gegen 19:30 Uhr ihre Tochter anrief, um ein Abendessen zu vereinbaren. Um 20:30 Uhr verließ Janet die Bar, um ihre Tochter abzuholen, die in ihrer Wohnung war. Janet kam jedoch nie dort an. 1984 gestand Lucas den Mord an Callies und gab an, dass er und Toole Callies erwürgt und ihre Leiche „irgendwo zwischen der Nordseite von Grand Island und der Grenze zu South Dakota “ vergraben hätten. Lucas konnte sich an persönliche Details über Callies erinnern, beispielsweise daran, dass sie drei Kinder hatte.


Die 19-jährige Cheryl Anne Scherer wurde das letzte Mal am 17. April 1979 um 11:45 Uhr während ihrer Schicht an der Selbstbedienungstankstelle Rhoades Rhodes Pump-Ur-Own Station in Scott City, Missouri gesehen. Toole und Lucas gaben gegenüber den Behörden zu, etwa zu der Zeit, als Scherer verschwand, in der Nähe eine junge Frau getötet und entführt zu haben. Scherer war zu dieser Zeit das einzige Mädchen in der Gegend, das als vermisst gemeldet wurde, obwohl Lucas das Gegenteil behauptete, als die Polizei ihm ein Foto von ihr zeigte. Obwohl bewiesen wurde, dass Tooles Nichte und Neffe sowie Lucas und Toole sich zum Zeitpunkt von Scherers Verschwinden in Scott City, Missouri aufhielten , gab es nie genügend Beweise, um Anklage gegen sie zu erheben.


Am 29. Oktober 1981 entdeckte ein Straßenarbeiter in Iola (Texas) die Leiche einer unbekannten Frau. Die Todesursache war ein stumpfes Trauma am Kopf. Das Opfer, bekannt als die „Junge Unbekannte aus Grimes County“, war in eine Plastiktüte gewickelt. Lucas gestand den Mord und gab an, das Opfer aus Durham (North Carolina) hierhergefahren zu haben. Ihr Name könnte „Cheryl“ gewesen sein. Anschließend erwürgte er sie, während Toole ihr mit einem Montiereisen auf den Kopf schlug. Er konnte die Polizei zu der Stelle führen, wo ihre Leiche zuvor gefunden worden war.


Medien:

  • Über den Fall Lucas sind mehrere Bücher erschienen. 
  • Vier Spielfilme basieren auf seinen Geständnissen: Confessions of a Serial Killer (1985), 
  • Henry: Portrait of a Serial Killer (1986), in dem Michael Rooker die Titelrolle spielt , 
  • Henry: Portrait of a Serial Killer, Part II (1996) und 
  • der Film Drifter: Henry Lee Lucas aus dem Jahr 2009. 
  • 1995 erschienen zwei Dokumentarfilme: The Serial Killers und Henry Lee Lucas: The Confession Killer. 
  • 2019 veröffentlichte Netflix die fünfteilige Dokumentarserie The Confession Killer, die sich auf die weitreichenden Folgen der Ermittlungen konzentriert. 
  • Die zweite Staffel von Wild Crime: Murder in Yosemite (2022) konzentriert sich auf Lucas.


 Das Schlußwort zu diesem Fall:

Das ursprünglich über ihn verhängte Todesurteil wurde 1998 vom Gouverneur von Texas, George W. Bush, zu lebenslanger Haft abgemildert. Er begründete das damit, dass Henry Lee Lucas ein bestimmter, 1979 in Texas verübter Mord nicht nachgewiesen werden konnte, da er sich in Florida befand.

Zitat von George W. Bush:

“Henry Lee Lucas is unquestionably guilty of other despicable crimes which he has been sentenced to spend the rest of his life in prison. However, I believe there is enough doubt about this particular crime that the state of Texas should not impose its ultimate penalty by executing him.”

„Henry Lee Lucas ist fraglos anderer verabscheuungswürdiger Verbrechen schuldig, für die er dazu verurteilt wurde, den Rest seines Lebens im Gefängnis zu verbringen. Allerdings glaube ich, dass es genügend Zweifel hinsichtlich dieses speziellen Verbrechens gibt, dass der Staat Texas nicht die Höchststrafe in Form seiner Hinrichtung verhängen sollte.“

Henry Lee Lucas starb im Alter von 64 Jahren an Herzversagen.

Quellen:  Wikipedia engl. Version, Internationaler Presse und Unterlagen aus erichs-kriminalarchiv.com


Zum Mordfall Laura Marie Purchase: Der wirkliche Mörder konnte Jahre später auf der Grundlage eines DNA - Nachweises ermittelt und verhaftet werden. Dieser Anhang wurde durch das Täterfoto gestützt.

Festnahme im Jahrzehnte alten, ungelösten Mordfall in Texas, den ein berüchtigter Serienmörder fälschlicherweise gestanden hatte. Im Jahr 2008 entlastete eine DNA-Analyse den Serienmörder Henry Lee Lucas, der 1986 ein Verbrechen gestanden hatte.


Thomas Elvin Darnell aus Kansas City, Kansas, wurde wegen des Mordes an Laura Marie Purchase im Jahr 1983 verhaftet.        (Das Foto entstand im Büro des Sheriffs von Montgomery County ).


Nach 38 Jahren kam es im ungelösten Mordfall einer Frau aus Houston, die tot in Montgomery County, Texas, aufgefunden wurde, zu einer Festnahme.

Thomas Elvin Darnell, 75, aus Kansas City, Kansas, wurde im Zusammenhang mit der Tötung von Laura Marie Purchase verhaftet und des Kapitalverbrechens angeklagt.

Erläuterungen zum Verbrechen:

Am 17. März 1983 wurde die Leiche einer nackten Frau von einem Beamten des Sheriffbüros gefunden, der einen Brand in einem Waldstück in der Nähe von Conroe untersuchte.
Eine Autopsie ergab, dass sie sexuell missbraucht, erwürgt und anschließend angezündet worden war. Außerdem wurden DNA- Spuren eines Mannes gefunden.
Da die Leiche verbrannt worden war, dauerte es drei Jahre, bis das FBI die Fingerabdrücke mit denen von Frau Purchase abgleichen konnte, die als vermisst gemeldet worden war.



An die grausam ermordete Laura Marie Purchase erinnert ihre liebevoll gestaltete Grabplatte.

Ursprünglich ging man davon aus, dass Frau Laura Marie Purchase  ein Opfer des Serienmörders Henry Lee Lucas war, der das Verbrechen 1983 gestanden hatte und 1986 dafür verurteilt wurde.

Im Jahr 2007 reichte die Cold Case Squad des Sheriffs jedoch erneut die DNA (die DNA-Datenbank der USA, bekannt als CODIS - Erklärung zu CODIS am Ende des Artikels) des unbekannten Mannes ein, die bei den ersten Ermittlungen gefunden worden war.
Lucas und sein mutmaßlicher Mitangeklagter Otis Elwood Toole wurden später aufgrund ihrer DNA-Proben aus der Untersuchung ausgeschlossen.
Ähnlich wie im Fall des "Golden State Killer" in Kalifornien schickten Ermittler im Oktober 2019 die DNA-Beweise zur genealogischen Untersuchung ein und erstellten damit im Wesentlichen einen Stammbaum ihres unbekannten Verdächtigen. Durch Datenabgleich wurde Herr Darnell als potenzieller Verdächtiger identifiziert und ein DNA-Durchsuchungsbefehl erwirkt.
Am 17. März 2021, 38 Jahre nach dem Tod von Laura Marie Purchase, reisten die Cold-Case-Ermittler des Montgomery County nach Kansas und sammelten eine bekannte DNA-Probe von Herrn Darnell. Bereits am 30. April wurde seine DNA-Probe "positiv" mit der am Tatort gesammelten DNA abgeglichen. In Montgomery County wurde ein Haftbefehl wegen Kapitalverbrechens erlassen und Thomas Elvin Darnell wurde am 11. Mai in seinem Haus festgenommen, heißt es in einer Pressemitteilung.
Am 20. Mai wurde er nach Texas ausgeliefert und wegen Kapitalverbrechens ohne Kaution in das Gefängnis des Sheriffbüros von Montgomery County eingeliefert.
Henry Lee Lucas wurde wegen der Ermordung von elf Menschen zwischen 1960 und 1983 verurteilt.
Ursprünglich war er wegen des Mordes an Debra Jackson im Jahr 1979 zum Tode verurteilt worden, seine Strafe wurde 1998 in lebenslange Haft umgewandelt. Er starb 2001 an Herzversagen.
                                                                            - - - - -

Information zur:  DNA-Datenbank der USA, bekannt als CODIS (Combined DNA Index System).

Die DNA-Datenbank der USA, bekannt als CODIS (Combined DNA Index System), wird von Strafverfolgungsbehörden verwendet, um DNA-Profile von verurteilten Straftätern, Tatortspuren und vermissten Personen zu speichern und abzugleichen. Es gibt auch eine bundesweite Datenbank, die von der Federal DNA Database Unit (FDDU) des FBI verwaltet wird.

CODIS im Detail:

Zweck:

  • CODIS ist ein Computersoftwareprogramm, das lokale, staatliche und nationale Datenbanken mit DNA-Profilen verwaltet.

Inhalte:

  • Die Datenbanken enthalten Profile von verurteilten Straftätern, Beweismaterial von Tatorten und Informationen über vermisste Personen.

Nutzung:

  • CODIS ermöglicht es Strafverfolgungsbehörden, DNA-Profile abzugleichen, um Verbindungen zwischen Straftaten herzustellen oder Täter zu identifizieren.

Bundesweite Datenbank:

  • Die FDDU des FBI unterstützt Ermittlungen, indem sie Trefferbestätigungen gegen Personen liefert, deren Profile im Nationalen DNA-Indexsystem (NDIS) gespeichert sind.

Einreichung von Proben:

  • Behörden übermitteln Blut- oder Wangenproben an die FDDU von Personen, die gesetzlich dazu verpflichtet sind, z.B. Verurteilte bestimmter Verbrechen, Festgenommene und nicht-US-Bürger unter US-

Gewahrsam.
Zusätzliche Informationen:
DNA-Genealogie:

  • In den USA werden auch private DNA-Datenbanken, wie AncestryDNA oder GEDmatch, von Strafverfolgungsbehörden genutzt, um Verwandte von Tätern zu finden, die Verbrechen begangen haben, auch wenn diese schon lange zurückliegen.

Datenschutzbedenken:

  • Die Nutzung von privaten DNA-Datenbanken durch Strafverfolgungsbehörden wirft datenschutzrechtliche Fragen auf, da diese Datenbanken ursprünglich für genealogische Zwecke gedacht waren und nicht für die Strafverfolgung konzipiert wurden.

Quellen:  Wikipedia engl. Version, Internationaler Presse und Unterlagen aus erichs-kriminalarchiv.com


13. Der Fall - John Edward Robinson

John Edward Robinson (geb.: 27. Dezember 1943) ist ein US-amerikanischer Serienmörder, Entführer, Vergewaltiger und Fälscher. Er wurde 2003 für drei in Kansas begangene Morde schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Zwei Jahre später bekannte er sich im Rahmen eines Deals für fünf weitere in Missouri begangene Morde verantwortlich und wurde dafür zu mehreren lebenslangen Haftstrafen ohne Bewährung verurteilt. Robinson, ein notorischer Hochstapler und Veruntreuer, nutzte unter dem Decknamen „Slavemaster“ Online- Chatrooms , um mit einigen seiner Opfer Kontakt aufzunehmen – damit ist er der erste bekannte Serienmörder, der das Internet nutzte, um Opfer anzulocken.

Seine Kindheit, Jugend und sein Einzug in die Kriminalgeschichte:


John Edward Robinson, der  US-amerikanische Serienmörder, Entführer, Vergewaltiger und Fälscher.


John Edward Robinson wurde am 27. Dezember 1943 in Cicero, Illinois, als drittes von fünf Kindern von Henry und Alberta Robinson geboren, einem gewalttätigen, alkoholkranken Vater und einer strengen, disziplinarischen Mutter. Im Jahr 1957 wurde Robinson Eagle Scout und reiste mit einer Gruppe von Pfadfindern nach London, die vor Königin Elisabeth II. auftraten; hinter der Bühne bekam er anschließend einen Kuss von der Schauspielerin und Sängerin Judy Garland. 

Als Erwachsener schien er ein Doppelleben zu führen- zum einen als angesehener Bürger einer Mittelstandsgesellschaft, zum Anderen mit einer langen Reihe von Lügen und Betrügereien. So behauptete er zum Beispiel, er sei Scheidungsanwalt oder als Filmproduzent für Sylvester Stallones "Rambo" verantwortlich gewesen.
Robinson besuchte das Quigley Preparatory Seminary in Chicago, eine private Jungenschule für angehende Priester, brach das Studium jedoch nach einem Jahr wegen Disziplinarproblemen ab.  Aus den Schulunterlagen ging hervor, dass er ein schlechter und durchfallender Schüler war, sich häufig mit seinen Klassenkameraden prügelte und viel Zeit beim Nachsitzen verbrachte. 1961 schrieb sich Robinson am Morton Junior College in Cicero ein, um medizinischer Röntgentechniker zu werden, brach das Studium jedoch nach zwei Jahren ab. 1964 zog er nach Kansas City und heiratete Nancy Jo Lynch, die 1965 ihr erstes Kind, John Jr., zur Welt brachte. 1967 folgten Tochter Kimberly und 1971 die Zwillinge Christopher und Christine.
1969 wurde Robinson in Kansas City wegen Veruntreuung von 33.000 Dollar aus der Arztpraxis von Dr. Wallace Graham verhaftet, wo er mit gefälschten Zeugnissen als Röntgentechniker gearbeitet hatte. Er wurde zu drei Jahren auf Bewährung verurteilt. Im folgenden Jahr verstieß er gegen seine Bewährungsauflagen, indem er ohne Erlaubnis seines Bewährungshelfers nach Chicago zog und eine Stelle als Versicherungsvertreter bei der RB Jones Company annahm. 1971 wurde er wegen Veruntreuung von Geldern verhaftet und nach Kansas City zurückbeordert, wo seine Bewährung verlängert wurde. 1975 wurde Robinsons Bewährung erneut verlängert, nachdem er wegen Wertpapierbetrugs und Postbetrugs im Zusammenhang mit einer von ihm gegründeten Scheinfirma für medizinische Beratung verhaftet worden war.

Robinson auf einem Fahndungsfoto aus dem Jahr 1985 , aufgenommen vom Johnson County Sheriff's Department.


Robinson wurde Pfadfinderleiter, Baseballtrainer und Sonntags-Schullehrer. 1977 berief man ihn in den Vorstand einer örtlichen Wohltätigkeitsorganisation, wo er Briefe des Geschäftsführers an den Bürgermeister von Kansas City und des Bürgermeisters an führende Persönlichkeiten der Gemeinde fälschte und ihn zum Mann des Jahres der Organisation ernannte. Unter diesem Deckmantel gab er ihm zu Ehren ein Mittagessen zur Preisverleihung. Nach Abschluss seiner Bewährungsstrafe im Jahr 1979 wurde Robinson wegen Unterschlagung und Scheckfälschung verhaftet, wofür er 1982 eine sechzigtägige Gefängnisstrafe verbüßte. Nach seiner Entlassung gründete er ein Scheingeschäft für Hydrokulturen und stahl einem Freund 25.000 Dollar, dem er eine schnelle Kapitalrendite versprach, damit der Freund die ärztliche Versorgung seiner sterbenskranken Frau bezahlen könne.  

Die begangenen Morde:

Robinson ist für acht Morde verantwortlich, die Gesamtzahl seiner Opfer ist jedoch unbekannt. Die Polizei von Kansas und Missouri weist darauf hin, dass lange Zeiträume von Robinsons Leben nicht nachweisbar und sehr lückenhaft sind. 

Da einige seiner bestätigten Opfer nie gefunden oder als vermisst gemeldet wurden, befürchten die Behörden, dass es noch weitere unentdeckte Opfer gibt. „Er hat stets geheim gehalten, was er mit den Frauen gemacht hat. Er wird es nie verraten. Das ist seine letzte Kontrolle“, sagte ein Ermittler. „Wahrscheinlich warten noch weitere Fässer darauf, geöffnet zu werden, weitere Leichen darauf, gefunden zu werden.“


Paula Guylene Godfrey

Geburt: 19. Juni 1965
Tod: 1. Sept 1984 (im Alter von 19) Linn County, Kansas, USA

Im Jahr 1984, nachdem sie zwei weitere betrügerische Briefkastenfirmen gegründet hatte, stellte Robinson die 19-jährige Paula Guylene Godfrey ein, angeblich als Handelsvertreterin für Robinsons Unternehmensberatung Equi II. Godfrey interessierte sich für eine kaufmännische Karriere und erzählte ihrer Familie, Robinson habe für sie und eine Gruppe von Frauen einen Flug nach San Antonio (Texas) organisiert, wo sie an einem Bürokurs teilnehmen sollten. Robinson holte Godfrey am 1. September 1984 von ihrer Wohnung in Overland Park (Kansas) ab, um sie zum Flughafen zu fahren. Als sie nichts weiter von ihr hörten, erstatteten Godfreys Eltern Anzeige als vermisst. Die Polizei verhörte Robinson, der jedoch bestritt, etwas über ihren Aufenthaltsort zu wissen. Einige Tage später erhielten ihre Eltern einen maschinengeschriebenen Brief, unten von Godfrey unterschrieben. Darin dankte sie Robinson für seine Hilfe und versicherte, es gehe ihr „gut“ und sie wolle ihre Familie nicht sehen. Die Ermittlungen wurden eingestellt, da Godfrey volljährig war und es keine Hinweise auf ein Fehlverhalten gab. Von Godfrey fehlte bis heute jede Spur. Allerdings liegt der Verdacht nahe, dass eine der Leichen, die auf Robinsins Land gefunden wurden, aber nicht mehr identifiziert werden konnten, die von Paula ist.


Heather Tiffany Robinson im Interview, in dem sie ihre tragische Geschichte erzählte.

Lisa Elledge Stasi

Geburt: 11. Apr 1965 Huntsville, Madison County, Alabama, USA
Tod: 8. Jan 1985 (im Alter von 19) Linn County, Kansas, USA

Unter dem Decknamen John Osborne lernte Robinson 1985 die 19-jährige Lisa Elledge Stasi und ihre vier Monate alte Tochter Tiffany Stasi im Hope House kennen, einem Heim für obdachlose Frauen in Kansas City. Stasi erzählte Verwandten, dass sie sich dem Kansas City Outreach Program anschließen würde, einer Organisation, die jungen Müttern hilft. Robinson stellte Lisa das Programm als Möglichkeit vor, freie Unterkunft und Verpflegung zu erhalten, während sie für ihren GED lernte. Er versprach Stasi einen Job und eine feste Wohnsituation in Chicago, wenn sie im Gegenzug einige leere Blätter Briefpapier unterschriebe. Anfang Januar 1985 checkten Lisa und Tiffany in Zimmer 131 des Rodeway Inn in Overland Park ein. Lisa erzählte ihren Verwandten, dass „Mr. Osborne“ ihre neue Unterkunft organisiert und bezahlt habe. Am 10. Januar kam Robinson im Haus von Lisas Schwägerin an, wo Lisa und Tiffany in sein Auto stiegen und angeblich zum Motel zurückkehrten. Wenige Tage später kontaktierte Robinson seinen Bruder und seine Schwägerin, die auf herkömmlichem Wege kein Baby adoptieren konnten, und teilte ihnen mit, dass er von einem Baby wisse, dessen Mutter Selbstmord begangen habe. Für 5.500 Dollar „Anwaltskosten“ erhielt das Paar Tiffany, deren Identität im Jahr 2000 durch einen DNA-Test bestätigt wurde , sowie authentisch wirkende Adoptionspapiere mit den gefälschten Unterschriften zweier Anwälte und eines Richters. Von  Tiffany Stasi hörte man nie wieder etwas. 

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Als Heather Robinson ein Teenager war, wusste sie schon lange, dass sie als Kleinkind adoptiert worden war und nur ihre liebevolle Familie in Illinois kannte. Doch im Jahr 2000 erschütterte die Welt der damals 15-Jährigen die Realität, als sie erfuhr, dass ihr Onkel John Robinson in Wirklichkeit ein Serienmörder war. Ihm wurde vorgeworfen, mehrere Frauen in der Gegend von Kansas City ermordet zu haben, darunter auch ihre leibliche Mutter. Ihre Familie war ebenso schockiert wie sie selbst.
„Als ich hörte, dass John verhaftet worden war … erinnere ich mich, wie [meine Adoptivmutter] panisch die Treppe rauf und runter rannte. ‚Wie konnte er uns das antun? Wir werden ins Gefängnis gehen. Das ist schrecklich. Unser Leben ist vorbei‘“, sagte Heather Robinson gegenüber einem Sender und erinnerte sich an den Tag, an dem die Anklage gegen John Robinson um ihr Verschwinden und den Mord an ihrer Mutter ergänzt wurde.
„Das war das erste Mal, dass ich meinen Vater weinen sah“, fügte sie hinzu.
Nach der Verhaftung ihres Onkels kam die wahre Geschichte von Heather Robinsons Adoption ans Licht. Sie erfuhr, dass sie und ihre leibliche Mutter Lisa Stasi 1985 verschwanden, als sie gerade vier Monate alt war, und dass ihre Familie davon ausging, beide seien tot.
Doch in Wirklichkeit gab John Robinson Heather Robinson, die als Tiffany Stasi geboren wurde, seinem Bruder Don Robinson und seiner Frau, die die wahren Umstände damals nicht kannten, als sie das Baby aufnahmen und es in Heather Tiffany Robinson umbenannten.
Bis heute wurden die sterblichen Überreste von Lisa Stasi nie gefunden.


Catherine Frances Clampitt

Geburt: 29. Mai 1960
Tod: 15. Juni 1987 (im Alter von 27) Linn County, Kansas, USA

Die 27-jährige Catherine Frances Clampitt ließ ihr Kind bei ihren Eltern in Wichita Falls , Texas , und zog im Januar 1987 nach Kansas City, um bei der Familie ihres Bruders zu leben und Arbeit zu finden. Kurz nach ihrer Ankunft fand sie eine Anzeige von Equi II, einer Unternehmensberatung in Overland Park, Kansas , die ausgedehnte Reisen und eine neue Garderobe versprach. Robinson stellte sie ein, und Clampitt begann, in mehreren Hotels in der Nähe der Equi II-Büros zu übernachten. Am 15. Juni 1987 brach Clampitt zu einem Treffen mit Robinson auf. Sie wurde seitdem nicht mehr gesehen. Ihr Vermisstenfall ist noch immer offen.


Beverly Bonner

Zwischen 1987 und 1993 saß Robinson in Haft, zunächst in Kansas wegen mehrfachen Betrugs und später in Missouri wegen eines weiteren Betrugs und Verstößen gegen die Bewährungsauflagen. In der Western Missouri Correctional Facility lernte er die 49-jährige Beverly Bonner kennen, die Gefängnisbibliothekarin. Nach seiner Entlassung im Januar 1994 verließ Bonner ihren Mann, einen Gefängnisarzt, und zog nach Kansas, um für ihn zu arbeiten. Nachdem Robinson dafür gesorgt hatte, dass Bonners Unterhaltsschecks an ein Postfach in Kansas weitergeleitet wurden, hörte ihre Familie nie wieder von ihr. Mehrere Jahre lang hatte Bonners Mutter ihre Unterhaltsschecks weitergeleitet, und Robinson löste sie weiterhin ein.


Sheila Dale Howell Faith

Geburt: 12. Feb 1949, Dallas County, Texas, USA
Tod: 1994 (im Alter von 44–45) Linn County, Kansas, USA

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Debbie Lynn Faith

Geburt: 17. Nov 1978, Dallas County, Texas, USA
Tod: 1994 (im Alter von 15–16) Linn County, Kansas, USA


Nach seiner Freilassung entdeckte Robinson das Internet und durchstreifte unter dem Namen Slavemaster Online-Chatrooms auf der Suche nach Frauen, die beim Sex gerne die unterwürfige Rolle des Partners spielten. Eine der ersten Online-Korrespondentinnen war Sheila Faith (45), deren 15-jährige Tochter Debbie Faith wegen Spina bifida im Rollstuhl saß. Robinson, der sich als wohlhabender Geschäftsmann und Philanthrop ausgab, bot an, Debbies medizinische Kosten zu bezahlen und Sheila einen Job zu verschaffen. 1994 zogen Mutter und Tochter von Fullerton, Kalifornien, nach Kansas City und verschwanden sofort. Robinson löste die nächsten sieben Jahre Faiths Rentenschecks ein.


Izabela Kathrina Lewicka

Geburt: 11. Apr 1978 Poland
Tod: 1999 (im Alter von 20–21) Linn County, Kansas, USA


Izabela war eine polnische Immigrantin, die einige Jahre vor ihrem Verschwinden in die Vereinigten Staaten gezogen war. 1996 ging sie von der High School in West Lafayette, Indiana, ab. Anschliessend absolvierte sie zwei Semester an der Purdue Universität für bildende Kunst. Robinson wurde in den immer beliebter werdenden BDSM- Chatrooms bekannt. 1999 bot er Izabela Lewicka, der 21-jährigen polnischen Immigrantin in Indiana, einen Job und eine Bondage-Beziehung an. Als sie nach Kansas City zog, schenkte Robinson Lewicka, obwohl sie noch verheiratet war, einen Verlobungsring und brachte sie zum Standesamt, wo sie eine Heiratsurkunde bezahlten, die nie abgeholt wurde. Es ist unklar, ob Lewicka glaubte, sie und Robinson seien verheiratet; ihren Eltern erzählte sie von der Heirat, verriet ihnen jedoch nie den Namen ihres Mannes. Sie unterzeichnete einen Sklavenvertrag mit 115 Punkten, der Robinson fast die vollständige Kontrolle über jeden Aspekt ihres Lebens gab, einschließlich ihrer Bankkonten. 1999 verschwand Lewicka. Robinson erzählte einem Webdesigner, der bei ihm angestellt war, dass sie beim Marihuana- Rauchen erwischt und abgeschoben worden sei. Ihre Leiche wurde im Jahr 2000 in einem Fass auf Robinsons Farm in Kansas gefunden.


Suzette Marie Trouten

Geburt: 13. Apr 1972
Tod: 1. März 2000 (im Alter von 27) Kansas, USA


Im März 2000 zog die 27-jährige Krankenschwester Suzette Marie Trouten von Monroe, Michigan, in einen Vorort von Kansas City, um Robinson als seine unterwürfige Sexsklavin zu begleiten. Ihre Familie sagte aus, sie habe in einem Internet- Chatroom einen Mann kennengelernt, der sie mit dem Versprechen lockte, ihr 62.000 Dollar zu zahlen, wenn sie sich um seinen alten Vater kümmern würde. 

Troutens Mutter erhielt im Laufe der Zeit mehrere getippte Briefe, die von ihrer Tochter unterschrieben und angeblich während des Auslandsaufenthalts des Paares abgeschickt worden waren, obwohl die Umschläge alle einen Poststempel aus Kansas City trugen. Die Briefe waren, so ihre Mutter, ungewöhnlich frei von Tippfehlern. Später erzählte Robinson Troutens Mutter, sie sei mit einem Bekannten durchgebrannt, nachdem sie ihm Geld gestohlen hatte.  Zusammen mit Lewickas Leiche wurde noch im selben Jahr in einem Fass auf Robinsons Farm in La Cygne, Kansas, gefunden. 


Robinsons Verhaftung und Verurteilung:

Mit der Zeit wurde Robinson immer unvorsichtiger und seine Fähigkeit, nicht entdeckt zu werden, wurde immer schlechter. 1999 erregte er die Aufmerksamkeit der Behörden in Kansas und Missouri, da sein Name häufig in Vermisstenfällen auftauchte. Im Juni 2000 wurde er auf seiner Farm in der Nähe von La Cygne, Kansas, verhaftet, nachdem eine Frau Anzeige wegen sexueller Nötigung gegen ihn erstattet und eine andere ihn des Diebstahls ihrer Sexspielzeuge beschuldigt hatte. Der Diebstahlvorwurf lieferte den Ermittlern endlich den nötigen Tatverdacht, um Durchsuchungsbefehle zu erwirken.

Auf der Farm fand eine Einsatzgruppe die verwesenden Leichen zweier Frauen, die später als Lewicka und Trouten identifiziert wurden, in zwei 39 kg schweren Chemikalienfässern. Jenseits der Staatsgrenze in Missouri durchsuchten Ermittler ein Lagerhaus, in dem Robinson zwei Garagen gemietet hatte. Sie fanden drei ähnliche Chemikalienfässer mit Leichen, die später als Bonner, Faith und Faiths Tochter identifiziert wurden. Alle fünf Frauen wurden auf die gleiche Weise getötet: durch einen oder mehrere Schläge auf den Kopf mit einem stumpfen Gegenstand. 



Im Jahr 2002 stand Robinson in Kansas wegen der Morde an Trouten, Lewicka und Stasi sowie mehrerer geringerer Anklagepunkte vor Gericht. Nach dem längsten Strafprozess in der Geschichte Kansas‘ wurde er in allen Anklagepunkten für schuldig befunden. Robinson erhielt: 

  • zwei Todesurteile für die Morde an Trouten und Lewicka 
  • sowie lebenslange Haft für Stasis Mord, da sie getötet wurde, bevor Kansas die Todesstrafe wieder einführte. 
  • Er erhielt eine Gefängnisstrafe von fünf bis zwanzig Jahren wegen Eingriffs in das Sorgerecht für Stasis Baby, 
  • zwanzig Jahre für die Entführung von Trouten und 
  • sieben Monate für Diebstahl.

Nach seinen Verurteilungen in Kansas wurde Robinson in Missouri aufgrund der in diesem Bundesstaat gefundenen Beweise wegen Mordes angeklagt. Missouri verfolgte aggressiv Verurteilungen wegen der Todesstrafe, deshalb wollten Robinsons Anwälte einen Prozess dort vermeiden. Chris Koster, der Staatsanwalt von Missouri, bestand als Bedingung für ein Schuldbekenntnis darauf, dass Robinson die Behörden zu den Leichen von Stasi, Godfrey und Clampitt führte. Robinson, der nie mit den Ermittlern kooperiert hatte, lehnte dies ab. Koster wurde jedoch unter Druck gesetzt, auf einen Deal einzugehen, da sein Fall technisch nicht wasserdicht war. Unter anderem gab es keine eindeutigen Beweise dafür, dass einer der Morde in seinem Zuständigkeitsbereich begangen worden war. Robinson hingegen wurde unter Druck gesetzt, sich schuldig zu bekennen, um einer fast sicheren Todesstrafe in Missouri und, falls dies nicht gelang, einem weiteren Kapitalmordprozess in Kansas zu entgehen.
Als klar wurde, dass die sterblichen Überreste der Frauen ohne Robinsons Kooperation niemals gefunden werden würden, einigte man sich auf einen Kompromiss. In einem sorgfältig formulierten Plädoyer im Oktober 2003 räumte Robinson ein, dass Koster über genügend Beweise verfügte, um ihn wegen Kapitalverbrechens an Godfrey, Clampitt, Bonner und den Faiths zu verurteilen. Obwohl seine Aussage formal gesehen ein Schuldbekenntnis darstellte und vom Gericht in Missouri als solches akzeptiert wurde, bemerkten Beobachter, dass sie auffallend frei von jeglicher Reue oder konkreter Übernahme von Verantwortung war. Robinson erhielt: 

  • für jeden der fünf Morde eine lebenslange Haftstrafe ohne Möglichkeit auf Bewährung. 

Im November 2015 hob der Oberste Gerichtshof von Kansas die Mordverurteilungen gegen Trouten und Stasi aus formalen Gründen auf, bestätigte jedoch die Verurteilung gegen Lewicka und das damit verbundene Todesurteil. Dies war das erste Mal seit der Wiedereinführung der Todesstrafe im Jahr 1994, dass das höchste Gericht von Kansas ein Todesurteil bestätigte. 

John Edward Robinson befindet sich derzeit in der Todeszelle der Justizvollzugsanstalt El Dorado in Kansas. 


Die Nachwirkungen:

Im Jahr 2005 reichte Nancy Robinson nach 41 Jahren Ehe die Scheidung ein und begründete dies mit Unvereinbarkeit und unüberbrückbaren Differenzen. Im folgenden Jahr reichte Stasis Tochter – seit ihrer vorgetäuschten Adoption als Heather Robinson bekannt – eine Zivilklage gegen das Truman Medical Center in Kansas City und die Sozialarbeiterin Karen Gaddis ein. In der Klage wurde Gaddis vorgeworfen, Robinson 1984 mit Stasi und ihrer neugeborenen Tochter in Kontakt gebracht zu haben, nachdem er Gaddis erzählt hatte, er leite eine Wohltätigkeitsorganisation, die „unverheirateten Müttern weißer Babys“ helfe.
Im Jahr 2007 einigten sich Heather und das Krankenhaus auf eine nicht genannte Summe, die Heather mit ihrer leiblichen Großmutter Patricia Sylvester teilen wollte. Heather gewann 2007 ein zweites Urteil, das Robinson daran hinderte, von zukünftigen Buchverkäufen oder Filmrechten zu profitieren. Im Jahr 2006 wurde die Leiche einer jungen Frau in einem Fass in einer Gegend im ländlichen Iowa gefunden, wo Robinson angeblich einen Geschäftspartner hatte. Sie wurde zunächst als mögliches Opfer in Betracht gezogen, wurde aber später identifiziert und ausgeschlossen.

Quellen: - Slave Master (Pinnacle True Crime) by Sue Wiltz and Maurice Godwin. Kensington Books ISBN 978-0786014088 und From Wikipedia, the free encyclopedia, Internationaler Presse und Unterlagen aus erichs-kriminalarchiv.com


14. Der Fall - Tsutomu  Miyazakis   

Tsutomu Miyazaki (宮﨑 勤, Miyazaki Tsutomu; 21. August 1962 – 17. Juni 2008) war ein japanischer Serienmörder, der zwischen August 1988 und Juni 1989 vier junge Mädchen in Tokio und der Präfektur Saitama ermordete. Er entführte und tötete die Mädchen im Alter von 4 bis 7 Jahren in seinem Auto, bevor er sie zerstückelte und ihre Leichen schändete. Er betrieb auch Kannibalismus, bewahrte Körperteile als Trophäen auf und verhöhnte die Familien seiner Opfer. Miyazaki wurde im Juli 1989 in Hachiōji verhaftet, nachdem er beim Nacktfotografieren eines jungen Mädchens von deren Vater angegriffen worden war. 

Tsutomu Miyazaki, der japanische Kinderschänder, Kannibale und Serienmörder.


Bei ihm wurden eine oder mehrere Persönlichkeitsstörungen diagnostiziert, die Behörden stellten jedoch fest, dass er zurechnungsfähig und sich seiner Verbrechen und deren Folgen stets bewusst war. Miyazaki wurde 1997 zum Tode verurteilt und 2008 durch den Strang hingerichtet. 
Miyazaki wurde aufgrund seiner umfangreichen Sammlung von Anime, Manga, Horrorvideos und Hentai sowie verschiedenen Formen der Pornografie als „Otaku-Mörder“ bezeichnet. Dieser Fall löste in Japan eine weit verbreitete moralische Panik gegen Otaku aus, ähnlich der Satanischen Panik in Amerika. 

Seine frühen Lebensjahre:

Tsutomu Miyazaki wurde am 21. August 1962 in Itsukaichi, Tokio , als Sohn einer wohlhabenden Familie geboren. Er kam als Frühchen auf die Welt und litt an dem seltenen Geburtsfehler Radioulnarsynostose (Info: Eine Radioulnare Synostose (lat. Synostosis radioulnaris) bedeutet eine knöcherne Verbindung zwischen Radius (Speiche) und Ulna (Elle) knapp unterhalb des Ellenbogengelenkes. Eine Umwendbewegung ist dadurch nicht möglich.), durch den seine Handgelenke miteinander verwachsen waren, sodass er seine Handgelenke nicht mehr nach oben beugen konnte. Miyazakis Familie betrieb einen regionalen Zeitungsverlag und war in Itsukaichi, wo sein Großvater und Urgroßvater im Stadtrat gedient hatten, wohlbekannt. Da seine Eltern sehr beschäftigt waren, wurde er hauptsächlich von seinem Großvater und einem geistig behinderten Mann aufgezogen, den die Familie als Kindermädchen anstellte. Miyazaki wurde aufgrund seiner Missbildung in der Grundschule geächtet und blieb daher zurückgezogen. 

Später besuchte er die Meidai-Nakano-Oberschule in Nakano, eine renommierte Oberschule der Meiji-Universität, und war ein Spitzenschüler, bis seine Noten dramatisch nachließen. Er war nur 40. von 56 in seiner Klasse und erhielt dadurch nicht die übliche Zulassung für Schüler der Meiji-Universität. Statt wie ursprünglich geplant Englisch zu studieren und Lehrer zu werden, besuchte Miyazaki nun ein örtliches Junior College und machte dort eine Ausbildung zum Fototechniker.

Nakano ist einer der 23 Sonder-Bezirke  der Präfektur Tokio. Nakano liegt im Westen der Bezirke, die zusammen oft als Tokio bezeichnet werden.

Mitte der 1980er Jahre zog Miyazaki zurück in das Haus seiner Eltern in Itsukaichi und teilte sich ein Zimmer mit seiner älteren Schwester. Obwohl seine Familie in Itsukaichi großen Einfluss hatte, äußerte er keinen Wunsch, deren Geschäft zu übernehmen. Nach seiner Verhaftung sagte Miyazaki, er wünsche sich vor allem, dass man ihm bei seinen Problemen zuhöre. Er glaubte jedoch, dass seine Eltern, die sich mehr um materielle als um emotionale Sorgen sorgten, ihm nicht zugehört hätten; sie hätten ihn einfach ignoriert. Im selben Geständnis sagte er, er habe zu diesem Zeitpunkt bereits Selbstmordgedanken gehabt. Miyazaki hatte das Gefühl, nur von seinem Großvater, dem er sehr nahe stand, Unterstützung zu erhalten, während seine beiden jüngeren Schwestern ihn ablehnten.
Im Mai 1988 starb Miyazakis Großvater, was seine Depression verschärfte und ihn noch stärker isolierte. Um „etwas von ihm zu behalten“, aß Miyazaki einen Teil der Asche seines Großvaters. Einige Wochen später wurde er von einer seiner Schwestern beim Duschen beobachtet; als sie ihn zum Gehen aufforderte, griff er sie an. Als seine Mutter von dem Vorfall erfuhr und verlangte, dass er mehr Zeit mit der Arbeit und weniger mit seinen Videokassetten verbringe, griff er auch sie an. 

Seine Morde:

Zwischen August 1988 und Juni 1989 verstümmelte und ermordete Miyazaki vier Mädchen im Alter zwischen 4 und 7 Jahren und missbrauchte ihre Leichen sexuell. Er trank das Blut eines Opfers und aß einen Teil ihrer Hand. Diese Verbrechen, die vor Miyazakis Festnahme die „Morde an kleinen Mädchen“ und später die Serienentführungsmorde an kleinen Mädchen in Tokio und Saitama (東京・埼玉連続幼女誘拐殺人事件, Tōkyō Saitama renzoku yōjo yūkai satsujin jiken) genannt wurden, schockierten die Präfektur Saitama, in der es nur wenige Verbrechen gegen Kinder gab.
Am 22. August 1988, einen Tag nach Miyazakis 26. Geburtstag, verschwand die damals vierjährige Mari Konno beim Spielen im Haus eines Freundes. Miyazaki hatte Konno in seinen schwarzen Nissan Langley geführt, war dann westlich von Tokio gefahren und hatte das Auto unter einer Brücke in einem Waldstück geparkt. Dort saß er eine halbe Stunde neben Konno, bevor er sie ermordete und ihre Leiche missbrauchte. Er warf ihre Leiche in den Hügeln nahe seinem Haus ab, nahm ihre Kleidung mit und ließ sie dort liegen. Anschließend kehrte er noch einmal zurück, um ihre Hände und Füße zu entfernen und sie in seinem Schrank aufzubewahren. Miyazaki verbrannte Konnos verbliebene Knochen in seinem Ofen, mahlte sie zu Pulver und schickte sie zusammen mit mehreren ihrer Zähne, Fotos ihrer Kleidung und einer Postkarte mit der Aufschrift „Mari. Knochen. Eingeäschert.“ in einer Schachtel an ihre Familie.  Konnos Hände und Füße wurden nach seiner Verhaftung fast ein Jahr später in Miyazakis Schrank gefunden.
Am 3. Oktober 1988 entführte Miyazaki die siebenjährige Masami Yoshizawa, nachdem er sie beim Autofahren auf einer Landstraße entdeckt hatte. Er bot Yoshizawa eine Mitfahrgelegenheit an, die sie annahm, und fuhr sie dann zu demselben Ort, an dem er Konno getötet hatte. Miyazaki tötete Yoshizawa, nahm sexuelle Handlungen an ihrer Leiche vor und nahm ihre Kleider mit, als er ging. Zwei Monate später, am 12. Dezember 1988, entführte er die vierjährige Erika Namba, als sie von einem Freund nach Hause kam. Miyazaki zerrte sie gewaltsam in sein Auto und fuhr zu einem Parkplatz in Naguri, wo er sie auf dem Rücksitz zwang, ihre Kleider auszuziehen, und begann, Fotos von ihr zu machen. Er tötete Namba, fesselte ihre Hände und Füße auf den Rücken, bedeckte sie mit einem Bettlaken und legte ihre Leiche in den Kofferraum seines Wagens. Er entsorgte ihre Kleidung in einem Waldgebiet und ließ ihre Leiche auf dem angrenzenden Parkplatz zurück, wo sie drei Tage später entdeckt wurde. Am 20. Dezember erhielt Nambas Familie eine von Miyazaki verschickte Postkarte mit einer Nachricht, die aus aus Zeitschriften ausgeschnittenen Wörtern zusammengesetzt war: (絵梨香、かぜ、せき、のど、楽、死 ) - („Erika. Erkältung. Husten. Hals. Ruhe. Tod.“) 


Miyazakis Wohnung

Bei der Durchsuchung seines Zweizimmerbungalows wurden 5.763 Videobänder gefunden, einige mit Anime- und Slasher-Filmen (die später als Begründung für seine Verbrechen verwendet wurden). Dazwischen befanden sich Videomaterial und Fotos seiner Opfer.

Professor Okonogi Keigo, Psychiater an der Keio Universität, sagt dazu:"... in der Vorstellung Miyazakis wurden reale Welt und Phantasie-Welt möglicherweise ausgetauscht, Ich nehme an, er dachte, seine Opfer seien Puppen oder Charaktere der Filme, die er gesehen hatte."


Am 6. Juni 1989 überredete Miyazaki die fünfjährige Ayako Nomoto, Fotos von ihr machen zu dürfen. Dann führte er Nomoto in sein Auto, ermordete sie, bedeckte ihre Leiche mit einem Bettlaken und legte sie in seinen Kofferraum. Miyazaki nahm die Leiche mit in seine Wohnung und verbrachte die nächsten zwei Tage damit, sexuelle Handlungen mit ihrem Körper vorzunehmen und Fotos und Videos von den Überresten in verschiedenen Stellungen zu machen. Als Nomotos Leiche zu verwesen begann, zerstückelte Miyazaki sie und ließ ihren Oberkörper auf einem Friedhof und ihren Kopf in den nahegelegenen Hügeln zurück. Er behielt ihre Hände, trank Blut daraus und zerfleischte sie. Aus Angst, die Polizei könnte Nomotos Leiche finden, kehrte Miyazaki zwei Wochen später zum Friedhof und in die Hügel zurück und trug die Überreste in seine Wohnung, wo er sie in seinem Wandschrank versteckte.

Miyazakis Verhaftung:

Am 23. Juli 1989 sah Miyazaki zwei Schwestern in einem Park in Hachiōji spielen und es gelang ihm, die jüngere von der älteren zu trennen, die zurückgeblieben war. Er fotografierte gerade die jüngere Tochter, die er überredet hatte, sich nackt auszuziehen, als er von ihrem Vater erwischt wurde, der Miyazaki angriff, ihn jedoch nicht zurückhalten konnte. Nachdem er zu Fuß geflohen war, kehrte Miyazaki schließlich in den Park zurück, um sein Auto zu holen, woraufhin er auf einen Anruf des Vaters hin von der Polizei festgenommen wurde. Bei der Durchsuchung seines Zweizimmerbungalows wurden 5.763 Videobänder gefunden, einige mit Anime- und Slasher-Filmen (die später als Begründung für seine Verbrechen verwendet wurden). Dazwischen befanden sich Videomaterial und Fotos seiner Opfer. Miyazaki, der während seines Prozesses stets ruhig und gelassen blieb, schien seine Festnahme gleichgültig zu sein. 

Moralische Panik:




Tsutomu Miyazaki wird unter besonders starker Polizeibewachung  noch einmal an sämtliche Tatorte gebracht, wo er den genauen Tathergang schildern muß.

Japanische Medien nannten Miyazaki in Anspielung auf die Otaku-Kultur den „Otaku-Mörder“. Seine Morde lösten eine moralische Panik gegen Otaku aus, und es wurde spekuliert, dass Anime und Horrorfilme ihn zum Mörder gemacht hätten. Verschiedene Zeitungen behaupteten, Miyazaki habe sich aufgrund seiner vernachlässigten Erziehung in die Fantasiewelt der Manga zurückgezogen. Keigo Okonogi, Psychoanalytiker an der Tokyo International University, sagte gegenüber der Shūkan Post: "Die Gefahr, dass eine ganze Generation von Jugendlichen nicht einmal die grundlegendste Zweier- oder Dreierbeziehung zwischen sich und ihren Eltern erlebt und den Übergang von einer Fantasiewelt aus Videos und Mangas zur Realität nicht schafft, ist mittlerweile extrem groß." 

Diese Berichte wurden bestritten. In seinem Buch über Miyazakis Verbrechen argumentierte Eiji Ōtsuka , dass Miyazakis Pornografiesammlung wahrscheinlich von einem Fotografen hinzugefügt oder verändert worden sei, um seine Perversität hervorzuheben. Ein anderer Kritiker, Fumiya Ichihashi, vermutete, dass die veröffentlichten Informationen öffentliche Stereotypen und Ängste gegenüber Otaku schürten, da die Polizei wusste, dass sie zu einer Verurteilung beitragen würden. Sharon Kinsella behauptet, dass große Manga- und Videosammlungen damals in den Zimmern von Jugendlichen im Raum Tokio üblich waren. 

Der Gerichtsprozess und Miyazakis Hinrichtung:

Miyazakis Prozess begann am 30. März 1990. Er redete oft Unsinn und gab dem „Rattenmann“, einem Alter Ego (Info: Ein Alter Ego (lateinisch für „anderes Ich“) bezeichnet ein alternatives Selbst, das sich von der normalen oder wahren ursprünglichen Persönlichkeit einer Person unterscheidet. Um das Alter Ego zu finden, muss man zunächst sein anderes Selbst mit einer anderen Persönlichkeit finden. Darüber hinaus können die veränderten Zustände des Ichs selbst als Alterationen bezeichnet werden.), das ihn seiner Aussage nach zum Töten gezwungen hatte, die Schuld an seinen Taten. Während des Prozesses zeichnete er „Rattenmann“ in Cartoonform. 

Der siebenjährige Prozess konzentrierte sich auf Miyazakis Geisteszustand zur Zeit der Morde. Nach japanischem Recht sind Geisteskranke nicht strafbar, und Menschen mit kognitiven Behinderungen haben Anspruch auf eine geringere Strafe.

Die Hände des Serienmörders und Kannibalen Tsutomu Miyazaki.


Es kam bei seinem Prozess ans Licht, dass seine Mutter eigentlich nicht seine leibliche Mutter war. Er war das Kind einer inzestuösen Beziehung zwischen seinem Vater und Miyazakis älterer Schwester. Frühgeboren und mit stark deformierten Händen, die dauerhaft verdreht und direkt mit den Handgelenken verwachsen waren, was bedeutete, dass er seinen gesamten Unterarm bewegen musste, um die Hand zu drehen. Aufgrund seiner Verformung wurde er ausgegrenzt, als er die Itsukaichi-Grundschule besuchte, und hielt sich folglich zurück.

Drei vom Gericht bestellte Expertenteams für Psychiatrie kamen zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen über Miyazakis Fähigkeit, Recht von Unrecht zu unterscheiden: 

  • Ein Team diagnostizierte bei Miyazaki eine kognitive Behinderung, 
  • ein anderes Team hielt ihn für schizophren oder litt an einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung (auch bekannt als „multiple Persönlichkeitsstörung“), und 
  • das dritte Team kam zu dem Schluss, dass Miyazaki zwar definitiv mindestens eine Persönlichkeitsstörung habe , aber dennoch in der Lage sei, Verantwortung für seine Taten zu übernehmen.

Das beantragte psychatrische Gutachten ergab, daß er trotz der Zeichen einer Persönlichkeitsstörung, der Taten, die er begangen hatte, vollends bewußt sei und zudem auch für seine Verbrechen gerichtlich strafbar gemacht werden könne. Miyazaki hatte die toten Mädchen zerstückelt, neben den Leichen geschlafen, Leichenteile verzehrt und das Blut der Toten getrunken. Diese grausamen Morde zur Befriedigung des Geschlechtstriebes ließen keinen Raum für Gnade gegenüber dem Täter, erklärte Japans Oberster Richter bei der Bestätigung des Todesurteils.

Im Verlaufe der damaligen Gerichtsverhandlungen beantragte daraufhin seine Verteidigung im Jahr 1993 ein zweites Gutachten. Dieses bescheinigte dem Mörder eine gespaltene Persönlichkeit oder Schizophrenie (siehe oberhalb). Auch wenn Miyazaki zu Beginn seiner Verhandlung noch angab "eigentlich kein Interesse an seinem Prozess zu haben" und sogar noch einmal zugab, die Verbrechen, die ihm zulast gelegt werden, "wie in einem Traum" begangen zu haben, konnte er sich im Verlauf des Prozesses nicht mehr an seine Aussage erinnern und bestritt sogar, diese jemals gemacht zu haben.  Doch die Beweislast war erdrückend und eindeutig.  Trotzdem wurde er 1989 nur zu einer lebenslangen Unterbringung in einer psychiatrischen Anstalt verurteilt. Dieses Urteil nahm er teilnahmslos auf. Den gesamten Prozess ließ er gleichgültig über sich ergehen. 

Miyazakis Vater weigerte sich die Kosten für einen Verteidiger für seinen Sohn zu übernehmen. Sein Vater beging wegen der Gräueltaten seines Sohnes nur wenige Wochen nach dem Urteilsspruch Selbstmord.
Miyazakis Verteidiger hatten stets betont, ihr Mandant sei psychisch gestört und nicht straffähig. Während der insgesamt fast zwei Jahrzehnte dauernden Gerichtsverfahren gegen ihn hatte der Kindermörder kein einziges Wort des Bedauerns gegenüber den Familien seiner Opfer geäußert. Stattdessen hatte er gesagt, ein "Rattenmann", den er nach Comic-Art zeichnete, habe die Taten begangen.
Acht Jahre nach der  Einweisung Miyazakis in eine psychiatrische Anstalt hatte man mehrere Psychiater nochmals damit beauftragt - und in diesem Fall, letztmalig - eine umfassende psychologische Beurteilung dieses Serienmörders zu erstellen. Das Gutachten brachte das Ergebnis, dass Miyazaki zwar unter einer schweren Form der Schizophrenie sowie einer dissoziativen Identitätsstörung leidet, aber - gleichzeitig kam man aber in dieser Bewertung zu dem Schluss, dass er trotz alledem voll schuldfähig sei, denn er war sich der Tragweite seiner Taten zu jedem Zeitpunkt voll bewusst. Dieses Gutachten führte zu einem nachträglich ausgesprochenen Todesurteil.
Somit für schuldig befunden, der Entführung, des Mißbrauchs und der Tötung vier junger Mädchen in dem Zeitraum zwischen August 1988 und Juni 1989 in den Präfekturen Tokyo und Saitama wurde der Druckereiangestellte Tsutomu Miyazaki im April 1997 zum Tode durch Erhängen verurteilt. Trotz des zweiten psychatrischen Urteils befand der vorsitzende Richter Tao Kenjiro, daß sich Miyazaki "seiner Morde bewußt war".

Das Bezirksgericht Tokio entschied auf Grund dieser Tatsache, dass Miyazaki sich des Ausmaßes und der Folgen seiner Verbrechen bewusst gewesen sei und daher zur Rechenschaft zu ziehen ist. 

  • Er wurde am 14. April 1997 zum Tode verurteilt . 
  • Sein Todesurteil wurde sowohl vom Obersten Gericht Tokios am 28. Juni 2001 
  • als auch vom Obersten Gerichtshof am 17. Januar 2006 bestätigt.



Außenansicht der Haftanstalt in Kosuge. Hier sitzen zum Tode Verurteilte ein. Der Kontrollgang im Zellengang des Todestraktes

Miyazaki bezeichnete seine Serienmorde als „Akt der Güte“. Der Kindermörder Kaoru Kobayashi bezeichnete sich selbst als „den nächsten Tsutomu Miyazaki oder Mamoru Takuma “,  woraufhin Miyazaki erklärte: „Ich werde ihm nicht erlauben, sich, den zweiten Tsutomu Miyazaki‘ zu nennen, wenn er sich nicht einmal einer psychiatrischen Untersuchung unterzogen hat.“ 
Justizminister Kunio Hatoyama unterzeichnete am 17. Juni 2008 Miyazakis Hinrichtungsbefehl, und er wurde noch am selben Tag im Tokioter Untersuchungsgefängnis gehängt. Der Schriftsteller Ryūzō Saki bemerkte, dass Miyazakis Prozess langwierig war und dass Miyazaki am Ende „nicht bereit war, Justizminister Hatoyama zu kritisieren“. 

Tsutomu Miyazaki Opfer:

  1. Mari Konno (今野真理, Konno Mari), 4 Jahre alt, starb am 22.  August 1988.
  2. Masami Yoshizawa (吉沢正美, Yoshizawa Masami), 7 Jahre alt, starb am 3.  Oktober 1988.
  3. Erika Namba (難波絵梨香, Namba Erika), 4 Jahre alt, starb am 12.  Dezember 1988.
  4. Ayako Nomoto (野本綾子, Nomoto Ayako), 5 Jahre alt, starb am 6.  Juni 1989.

Die Todeskammer in der Haftanstalt in Kosuge in Tokio. 

Der 45 Jahre alte kannibalische Kindermörder Tsutomu Miyazakis wurde am Dienstag, den 17. Juni 2008 um 06:19 Uhr, in diesem Raum  der Haftanstalt in Kosuge in Tokio gehängt.



Die Opfer:


1. Mari Konno  ( Konno Mari ): 4 Jahre


2. Masami Yoshizawa  ( Yoshizawa Masami ): 7 Jahre


3. Erika Nanba  ( Nanba Erika ): 4 Jahre


4. Ayako Nomoto  ( Nomoto Ayako ): 5 Jahre







Quellen: AFP, Care Child, Express.de,  Wikipedia engl. Version, Internationaler Presse und Unterlagen aus erichs-kriminalarchiv.com - incl. Video YouTube zum Fall.



15. Der Fall - Christopher Frank Pittman

Christopher Frank Pittman (* 9. April 1989 in Huntsville, Alabama) ist ein US-amerikanischer Mörder im Kindesalter. Am 28. November 2001 erschoss er als 12-Jähriger seine Großeltern. Am 15. Februar 2005 wurde er für diese Tat trotz seines jungen Alters von einem Gericht in Charleston, South Carolina wegen Doppelmordes zu 30 Jahren Haft verurteilt.

Mit zwölf Jahren lief Pittman zweimal von zu Hause weg, drohte mit Selbstmord, wurde von der Polizei aufgegriffen und in eine Einrichtung für verhaltensauffällige oder weggelaufene Kinder eingewiesen. Er blieb dort sechs Tage. Während seines Aufenthalts dort bekam er gegen leichte Depressionen Paxil verschrieben. Sein Vater Joe schickte ihn aus seinem Zuhause in Oxford, Florida, weg, denn er sollte bei seinen Großeltern in Chester, South Carolina, leben. Seine Großeltern väterlicherseits waren ihm jahrelang eine Quelle der Stabilität gewesen, in einem Leben mit einer Mutter, die ihn zweimal verlassen hatte, und einem Vater, der Pittman zufolge sehr gewalttätig gewesen war. 

Eine Collage aus dem Familienalbum zeigen unter anderem Pittmann mit seinen späteren Opfern ....seinen Großeltern Joy und Joe Pittmann.


Sein Arzt in Chester hatte allerdings keine Paxil-Proben für Pittman und gab ihm stattdessen Zoloft-Proben. 


Obwohl es sich bei beiden Medikamenten um SSRIs (selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) mit ähnlicher Wirkungsweise handelt, ist ein abrupter Austausch, des einen gegen das andere, im Allgemeinen nicht ratsam. Pittman soll fast sofort Nebenwirkungen des neuen Medikaments gespürt haben; seine Schwester ging sogar so weit, ihn als „manisch“ zu beschreiben. Er verspürte angeblich ein brennendes Gefühl am ganzen Körper, das die Einnahme von Schmerzmitteln erforderlich machte. Er klagte über die Nebenwirkungen des Medikaments. Bei einem späteren Arztbesuch wurde seine Dosis von 25 mg auf 50 mg täglich erhöht. Zoloft hat bei Kindern verschiedene Nebenwirkungen, darunter Verschlimmerung der Depression, abnorme Träume, paranoide Reaktionen, Halluzinationen, aggressives Verhalten und Wahnvorstellungen. Zu den Risiken einer Überdosierung zählen mögliche „manische Reaktionen“.



Christopher Frank Pittman und seine in Chester, South Carolina, lebenden Großeltern väterlicherseits.


Die Morde:

Pittman geriet im Schulbus in einen Streit, würgte einen Mitschüler und störte später den Klavierspieler in der Kirche. In dieser Nacht, dem 28. November 2001, stürmte Pittman, nachdem sein Großvater ihn verprügelt hatte, weil er versucht hatte, sein Zimmer zu verlassen, obwohl man ihm dies verboten hatte, das Schlafzimmer seiner Großeltern und ermordete sie mit ihrer eigenen Schrotflinte, deren Benutzung er gelernt hatte. Nach den Morden zündete er das Haus mit einer Kerze und Papieren an. Pittman nahm das Auto seiner Großeltern, sämtliche Waffen, den Hund und 33 Dollar an sich und verschwand damit. Er wurde zwei Landkreise weiter festgenommen, nachdem er feststeckte. Bevor er gestand, erzählte er die Geschichte von einem großen schwarzen Mannes, der ihn entführt hatte, nachdem der seine Großeltern kaltblütig ermordet und ihr Haus in Brand gesteckt hatte. Diese Geschichte kaufte ihm natürlich keiner der Beamten ab. Schließlich gestand er. Nun erklärte er, dass seine Großeltern das bekommen hätten, was sie verdient hätten. Pittmans Vater sagte aus, der Vorfall habe sich bereits zwei Tage, nachdem bei Christopher die Zoloft-Dosis verdoppelt worden war ereignet.

Der Fall sorgte aus zwei Gründen weltweit für Aufsehen. Zum einen war Christopher Pittman zum Zeitpunkt der Tat erst 12 Jahre alt, zum anderen stand er damals unter dem Einfluss des Antidepressivums Zoloft. 

Das Gerichtsverfahren und die Berufung:

Am Montag, dem 31. Januar 2005, drei Jahre nach den Morden, begann sein Prozess als Erwachsener. Der Fall beinhaltete mehrere wichtige Fragen, darunter die Frage seiner geistigen Leistungsfähigkeit im Hinblick auf sein Alter; ein weiterer Punkt war der Einfluss von Zoloft auf seinen Geisteszustand.  Es wurde auch erörtert, ob sein Verbrechen als Mord oder Totschlag einzustufen war.  


Am Montag, dem 31. Januar 2005, drei Jahre nach den Morden, begann der Prozess gegen Christopher Frank Pittman.


Letztlich konzentrierte sich der Prozess auf Zoloft. Die Anklage konzentrierte sich außerdem auf den Beweis, dass Christopher Pittman den Unterschied zwischen Recht und Unrecht kannte. Sein schuldhafter Geisteszustand wurde durch einige Faktoren, wie die Planung, der Vertuschung, die es ihm ermöglichte, noch vor Ausbruch des Feuers (mithilfe der Kerze) zu entkommen, und die Schritte, die er während seiner Flucht vom Tatort unternahm, besonders deutlich.
Am 15. Februar 2005 wurde Pittman des Mordes für schuldig befunden und zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Das Urteil war umstritten: Zwei Geschworene gaben zu, sich zu ihrer Entscheidung gezwungen gefühlt zu haben und ein anderer Geschworener sprach während der Beratungen offen mit seiner Frau und dem Barkeeper über den Prozess.  


Pittmans Vater ist beim Prozess immer dabei.....


Am 5. Oktober 2006 hörte der Oberste Gerichtshof von South Carolina die mündlichen Argumente zu seiner Berufung.  Dabei wurde auch ein Gnadengesuch für Pittman eingereicht. Die Richter wurden zudem gebeten, mit der Verlegung Pittmans in das Erwachsenengefängnis zu warten, was jedoch abgelehnt wurde. Am 11. Juni 2007 bestätigte das Gericht Pittmans Verurteilung mit 4 zu 1 Stimmen.  Später im Jahr 2006 strahlte Discovery Channel eine Folge von 48 Hours aus, die dem Fall Pittman gewidmet war. Am 14. April 2008 lehnte der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten die Anhörung einer Berufung ab, die auf dem achten Verfassungszusatz beruhte und auf grausamer und ungewöhnlicher Bestrafung (lange Haftstrafe für ein Kind) beruhte. 


..... sowie die Schwester Pittmans


Am 27. Juli 2010 gab Richter Roger Young vom Bezirksgericht South Carolina Pittmans Antrag auf Strafmilderung statt und gewährte ihm aufgrund der Feststellung unzureichender Rechtsberatung eine Neuverhandlung. Im November 2010 lehnte Richter Young einen Antrag des Staates ab, seine Entscheidung zu überdenken.  Im Dezember 2010 ging Christopher Frank Pittman eine Vereinbarung ein, in deren Rahmen er sich des Totschlags schuldig bekannte und zu einer 25-jährigen Haftstrafe verurteilt wurde, einschließlich der bereits verbüßten Zeit von 30 Jahren bis lebenslänglich.  Er wurde in die Allendale Correctional Institution eingeliefert und soll am 22. Februar 2023 entlassen werden. 
Nach seiner Entlassung am 22. Februar 2023 muss er zwei Jahre lang unter staatlicher Aufsicht einer Bewährungsbehörde in South Carolina stehen. 

Nachsatz:

Der Pharmakonzern Pfizer wies sämtliche Anschuldigungen gegen das Medikament Zoloft zurück und verwies auf eine Testreihe, bei der keine derartigen Nebenwirkungen aufgetreten seien. Die Arzneimittelzulassungsbehörde der USA, die FDA, ließ das Medikament inzwischen dennoch mit dem Warnhinweis versehen, dass durch die Einnahme von Zoloft die Selbstmordgefahr bei Jugendlichen steige und ein erhöhtes Aggressionspotential auftreten könne (Wie bei allen SSRI). Die FDA erwägt nun eine Studie zum Verbot des Medikaments auf dem amerikanischen Markt. In den meisten Ländern Europas, so auch in Deutschland, ist Zoloft nur als verschreibungspflichtiges Medikament erhältlich.

Quellen: CNN, wapedia, Wikipedia engl. Version, Internationaler Presse und Unterlagen aus erichs-kriminalarchiv.com -

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