1. Der Fall - Wassili Iwanowitsch Komarow
Wassili Iwanowitsch Komarow (russisch Василий Иванович Комаров, eigentlich Василий Терентьевич Петров/Wassili Terentjewitsch Petrow; * 1877, laut anderen Angaben 1878, im Gouvernement Witebsk, Russisches Kaiserreich; † 18. Juni 1923 in Moskau, Sowjetunion), bekannt als "Der Wolf von Moskau", war ein russischer bzw. sowjetischer Serienmörder, der gestand, zwischen 1921 und 1923 33 Menschen ermordet zu haben und deshalb durch Erschießung hingerichtet wurde.
Leben
Wassili Petrow wurde, je nach Quellenangabe, 1871, 1877 oder 1878 im Gouvernement Witebsk geboren. Er hatte fünf Brüder und es wird angenommen, dass beide Elternteile schwere Alkoholiker waren, die ihre Kinder misshandelten.
In seiner Jugend diente Petrow für vier Jahre in der kaiserlich-russischen Armee. Während des Russischen Bürgerkrieges änderte er seinen Namen und hieß fortan Wassili Iwanowitsch Komarow. Im Alter von 40 wurde er wegen des Überfalls auf ein Geschäft verhaftet.
Wassili Komaroff war unter seinen Nachbarn als freundlich lächelnder Familienvater bekannt, obwohl er seiner Frau, als auch gegenüber seinen beiden Kindern gewalttätig gewesen sein soll. Er handelte mit Pferden und unterhielt einen Stall in seinem Haus im Moskauer Bezirk Schabolowki.
Niemand, der ihn gut kannte, ahnte, dass er der „Wolf von Moskau“ gewesen sein könnte, ein schwer fassbarer Mörder, der die Nachbarschaft terrorisiert und die Ermittler der Polizei bei einer zweijährigen Fahndung vereitelt hatte. Anfang der 1920er Jahre waren die Zeiten in Russland hart und das Leben billig. Die Revolution und ein zermürbender Bürgerkrieg hatten die Bevölkerung trainiert, mit Gefahren zu leben, aber die jüngste Mordserie in der Hauptstadt des Landes war etwas ganz anderes.
Mordserie und Ermittlungen
Vom ausgehenden Jahr 1921 bis Anfang 1923 verfolgte die Polizei in Moskau eine Mordserie an einundzwanzig Männern, deren Leichen jeweils einzeln in Säcken gefunden wurden, die im Schabolowki-Viertel in Moskau auf den Müll geworfen wurden.
Die Leichen waren "wie Brathähnchen zusammengebunden" worden, und Detective stellten fest, dass sie fast immer donnerstags oder samstags gefunden wurden. Der Zeitpunkt schien kein Zufall zu sein, wenn man bedenkt, dass die Pferde mittwochnachmittags und freitags in der Nachbarschaft auf den Markt gingen. Es schien wahrscheinlich, dass die Opfer aus der Menge des Marktes ausgewählt wurden, aber Wahrscheinlichkeit und Beweis waren zwei völlig verschiedene Dinge. Schließlich hörten die Ermittler von anderen Händlern im Distrikt von Wassili Komaroff. Es sei seltsam, sagten sie, dass Wassili zwar selten ein Pferd zum Markt brachte, aber oft gesehen wurde, wie er mit Kunden unterwegs war, geriet er in Verdacht, mit dieser Mordserie in Verbindung zu stehen.
Die Detective befragten schließlich die Nachbarn der Komaroffs und erfuhren, dass Familienvater Wassili hinter dem allgegenwärtigen Lächeln eine böse, gewalttätige Ader hatte. Bei einer Gelegenheit, so wurde ihnen berichtet, versuchte er, seinen ältesten Sohn – einen Achtjährigen – aufzuhängen, wurde aber von seiner Frau daran gehindert, die das kämpfende Opfer beschützte. Ein Überfallkommando besichtigte nun Komarows Stall unter dem Vorwand, nach illegalem Alkohol zu suchen und fanden die Leiche seines letztes Opfers, gefesselt und eingesackt, unter einem Heuhaufen.
Er wurde umgehend verhaftet und gestand ziemlich schnell seine Verbrechen. Ob bei den Verhören nachgeholfen werden mußte, um Komaroffs Aussagen nicht ins Stocken oder ins Leugnen abgleiten zu lassen, ist nicht bekannt. Insgesamt gab er an, dreiunddreißig seiner potenziellen Kunden ermordet zu haben. Alle nacheinander gelockt, mit vielen Versprechungen, besonders von Schnäppchenpreisen, um sie anschließend in der Abgeschiedenheit seines Stalls zu töten. Als Motiv wurde Raub genannt, obwohl er im Durchschnitt kaum 80 Cent pro Mann verdiente – erbärmliche 26,40 Dollar für die gesamte Verbrechensserie.
Wassili führte die Polizei schließlich noch zu den Müllhalden, wo fünf weitere Leichen in Jutesäcken lagen. Ein halbes Dutzend andere hatte er in der Moskwa entsorgt. Ihre Überreste wurden nie gefunden.
Der Gefangene versuchte dreimal erfolglos, sich das Leben zu nehmen und vertraute danach darauf, dass das Gericht ihm einen schnellen Prozess und eine baldige Hinrichtung gewähren würde. Reportern gegenüber äußerte er aus seiner Zelle heraus: „Ich bin zweiundfünfzig. Ich hatte eine gute Zeit und möchte nicht länger leben." Nach der Art seiner Verbrechen befragt, sprach er von Mord als: „...einem schrecklich leichten Job“. Der Presse gegenüber argumentierte er: „Ich habe einen Mann getötet, der versucht hat, mich bei einem Pferdehandel zu betrügen. Er war auch der Einzige, der sich je gewehrt hat. Es war eigentlich sehr einfach. Ich habe allen einfach mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen oder sie erwürgt.“
Prozess, Verurteilung und Hinrichtung
Sein Mordprozess fand am 7. Juni 1923 statt. Wassili Komaroffs Frau wurde ebenfalls wegen Mordes angeklagt, mit der Theorie, dass sie die grausigen Taten ihres Mannes kaum übersehen haben konnte. Das Verfahren fand in Moskaus riesigem Polytechnischen Museum statt, um viele Prozeßbeobachter unterzubringen. Komaroff schien es ohne besondere innerliche Regung aufzunehmen, als das Gericht ihn in den frühen Morgenstunden des 8. Juni dazu verurteilte, innerhalb der nächsten drei Tage erschossen zu werden. Als er zu seiner Zelle zurückgebracht wurde, witzelte der "Wolf von Moskau": „Nun, jetzt bin ich an der Reihe, in den Sack gesteckt zu werden.“
Ein Sinneswandel in der elften Stunde führte zu Berufungen, die das Unvermeidliche nur kurz hinauszögerten, aber das Schicksal der Angeklagten war bereits besiegelt.
Am 18. Juni 1923 wurden die Komaroffs von einem Moskauer Erschießungskommando hingerichtet.
Quellen: Michael Newton - Enzyklopädie moderner Serienmörder und erichs-kriminalarchiv.com
2. Der Fall - Anna Maria Hahn
Anna Marie Hahn (* 7. Juli 1906 im Königreich Bayern als Anna Marie Filser; † 7. Dezember 1938 in Columbus) war eine deutsch-amerikanische Serienmörderin, die in den USA als eine der ersten Frauen auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wurde. Sie wurde für den Tod von fünf Männern in der Zeit von 1932 bis 1937 verantwortlich gemacht, die an Arsen-Vergiftung gestorben waren. Nach der Aufdeckung ihrer Verbrechen, die in der amerikanischen Öffentlichkeit für spektakuläres Aufsehen sorgten, wurde sie auch als Arsenic Anna oder Blonde Borgia (in Anspielung auf die mittelalterliche Adelsfamilie, die für die von ihren Mitgliedern verübten Giftmorde bekannt ist) bezeichnet.
Anna Marie Hahn war das jüngste von zwölf Kindern aus einem vermögenden Elternhaus. Als Teenager hatte sie angeblich ein Verhältnis mit einem Wiener Arzt, aus dem ein Sohn namens Oskar hervorging. Sie gebar ihn im Alter von 20 Jahren. 1929 wanderte sie mit ihm in die USA aus und siedelte sich in Cincinnati an, wo sie Verwandte hatte. Nach ihren Angaben, für die keine weiteren Belege vorliegen, wurde sie von dem Arzt begleitet, den sie zuvor geheiratet haben will, und der kurz nach der Übersiedlung gestorben sein soll.
Fest steht, dass sie 1930 den Telegraphisten Philip Hahn heiratete. Dieser gab daraufhin seine Arbeitsstelle bei der Western Union auf, um ihr beim Betrieb einer Bäckerei zu helfen, die sie zuvor erworben hatten. Weder die Bäckerei noch ein Feinkostgeschäft, mit dem sie es danach versuchten, wurden ein Erfolg. Anna Marie Hahn war zu diesem Zeitpunkt bereits dem Glücksspiel verfallen. Um sich die dazu erforderlichen Mittel zu besorgen, versuchte sie, Versicherungen zu betrügen. Schließlich bot sie älteren Herren ihre Dienste als Pflegerin an, um an ihr Geld zu gelangen.
Die Deutsche Anna Marie Hahn aus dem bayerischen Füssen ist 1938 die erste Frau, die im US-Bundesstaat Ohio hingerichtet wird. Sie verzockt ihr Geld auch noch bei Pferderennen. Als ihr die Spielschulden über den Kopf wuchsen, erschlich sie sich das Vertrauen alleinstehender, älterer Männer und ermordet mindestens vier von ihnen.
Rätselhafte Todesumstände
Die Ärzte des Memorial Hospital in Colorado Springs (Colorado) riefen die örtliche Polizei zur Hilfe. Georg Obendoerfer hatte die Klinik am 30. Juli 1937 aufgesucht und über starke Übelkeit geklagt. Das Ärzteteam fand keine Erklärung für die heftigen Symptome. Keine der Behandlungen schlug an. Zwei Tage später, am 1. August 1937, starb der 67-jährige Mann, ohne dass die Ärzte die eigentliche Ursache für die Erkrankung gefunden hatten. Hier ging etwas nicht mit rechten Dingen zu.
Die Ermittlungen der Polizei ergaben, dass Georg Obendoerfer eigentlich in Cincinnati (Ohio) lebte. Er war erst am 30. Juli in Colorado Springs angekommen und hatte sich zusammen mit zwei weiteren Personen im „Park Hotel“ ein Zimmer genommen.
Im Hotel erfuhren die Ermittler auch die Namen der Begleiter: Anna Marie Hahn und ihr 12-jähriger Sohn Oskar. Laut dem Hotelbesitzer hatte die Frau erzählt, sie lebe in Cincinnati und würde ihren Urlaub im Bundesstaat Colorado verbringen. Die Beamten ließen sich das Zimmer zeigen, das Hahn mit Obendoerfer bewohnt hatte. Aber keine Spur von Mutter und Sohn oder Hinweise auf ihren Verbleib.
In welchem Verhältnis standen die beiden verschwundenen Personen zu dem Toten? Waren sie Angehörige? Führte Hahn eine Beziehung mit Obendoerfer? Warum hatten sie das Weite gesucht, obwohl der Mann augenscheinlich sterbenskrank war? Während die Polizei über diese Fragen nachdachte, fiel den Beamten ein weiteres Detail ins Auge.
Die Spur der Diamanten
Der gleiche Hotelbesitzer, den sie befragt hatten, hatte nur kurz zuvor Anzeige wegen Diebstahl gestellt. Aus dem Hotel war Diamantschmuck im Wert von 300 Dollar verschwunden. Gab es hier möglicherweise einen Zusammenhang mit der überstürzten Flucht von Anna Marie Hahn und dem mysteriösen Tod des Hotelgastes?
Die Ermittler folgten zunächst der Spur der Diamanten. Sie klapperten die verschiedenen Pfandleihen vor Ort ab. Die Bemühungen zahlten sich rasch aus. Einer der Inhaber erzählte von einer Frau, die ihn in Begleitung eines kleinen Jungen aufgesucht habe und Schmuck verkaufen wollte. Er habe sich die Ware angesehen, aber sich dann gegen einen Ankauf entschieden. Die Zeugenbeschreibung der Frau deckte sich mit den Angaben des Hotelbesitzers zu Anna Marie Hahn.
Die Beamten in Colorado Springs schrieben die Flüchtige daraufhin im gesamten Bundesstaat Colorado zur Fahndung aus. Kurze Zeit später meldeten sich die Kollegen aus Denver. Eine Frau, die der Beschreibung entsprach, hatte versucht dort bei einer Bank 1.000 Dollar von einem Sparbuch abzuheben, das auf den Namen Georg Obendoerfer ausgestellt war. Die Frau hatte sich als Ehefrau des Kontoinhabers ausgegeben. Doch der zuständige Sachbearbeiter hatte Verdacht geschöpft und sich geweigert, die Zahlung freizugeben.
Lügengeschichten
Die Ermittler erwirkten nun bei einem Richter einen Haftbefehl gegen Anna Marie Hahn, zunächst nur wegen des Diebstahls von Schmuck im Hotel. Da es auf der Hand lag, dass Anna Marie Hahn wieder nach Cincinnati zurückkehren könnte, verständigte man die dortigen Behörden. Der Tipp war goldrichtig. Die Polizei von Cincinnati traf Anna Marie Hahn in ihrer Wohnung an und verhaftete sie sofort.
Die Beamten befragten sie in der ersten Vernehmung nach dem verstorbenen George Obendoerfer und ihrer Beziehung zu ihm. Anna Marie Hahn behauptete, dass ihr dieser Mann komplett unbekannt sei. Wie sei es dann möglich, fragten die Ermittler, dass sie den Namen des besagten Obendoerfers gemeinsam mit ihrem eigenen und den ihres Sohnes in die Hotelanmeldung eingetragen habe? Dies sei doch ihre Handschrift, oder etwa nicht?
Anna Hahn änderte ihre Aussage ab. Sie habe den Mann auf der Zugfahrt von Denver nach Colorado Springs kennen gelernt. Er sei Schweizer gewesen und habe über Übelkeit geklagt. Sie habe Mitleid mit ihm gehabt und nur helfen wollen. Da Obendoerfer bekanntermaßen ebenfalls aus Cincinnati stammte, hegten die Polizisten nach wie vor Zweifel, ob Anna Marie Hahn dieses Mal die Wahrheit sagte, wann und wo sie den Verstorbenen getroffen hatte.
Rendezvous mit dem Tod
Die Befragung von Bekannten und Verwandten des Toten brachte dann etwas Licht in die Angelegenheit. Obendoerfer war 1892 aus Russland in die Vereinigten Staaten eingewandert. Er war Schuster von Beruf, aber inzwischen in Rente. Er hatte sich kürzlich von seiner Frau getrennt, aus der Ehe waren drei Söhne hervorgegangen. Die Verwandten konnten nicht verstehen, warum er so plötzlich verstorben war. Als sie ihn zuletzt gesehen hatten, erfreute er sich noch bester Gesundheit.
Die Nachforschungen ergaben darüber hinaus, dass sich Anna Hahn mit dem Toten bereits mehrfach in Cincinnati getroffen hatte. Sie waren auch miteinander ausgegangen. Gemäß eines Verwandten von Obendoerfer war der Ausflug nach Colorado gar die Idee der neuen Bekannten. Sie habe behauptet, sie besäße eine Ranch in Colorado Springs, die sie ihm zeigen wolle.
Die Ermittler konfrontierten die Verdächtige mit den Aussagen. Nun gab Anna Marie Hahn endlich zu, Obendoerfer bereits vor der Reise gekannt zu haben. Sie behauptete, ihn erstmals einige Wochen zuvor in einem Schuhladen getroffen zu haben. Aber sie leugnete nach wie vor, mit ihm eine Beziehung unterhalten zu haben.
Eine Zufallsbegegnung?
Sie hätten die Reise auch nicht gemeinsam geplant. Sie sei ihm nur ganz zufällig im Zug begegnet. Wie sich bei dieser Gelegenheit herausgestellt habe, sei er mit dem gleichen Reiseziel unterwegs gewesen. Laut Hahn seien sie auf der Bahnfahrt gut miteinander ausgekommen, sodass sie schließlich spontan beschlossen hätten, sich ein Hotelzimmer in Colorado Springs zu teilen. Dies wäre doch billiger gewesen. Doch kurz nach der Ankunft im Hotel sei Obendoerfer plötzlich erkrankt und habe sich ins Krankenhaus begeben. Hahn behauptete, danach keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt zu haben.
Die Dame hatte bereits zweimal gelogen. Warum sollte sie ausgerechnet jetzt mit der vollen Wahrheit herausgerückt sein? Die Ermittler blieben skeptisch. Sie beschlossen, die Lebensumstände von Anna Marie Hahn genauer unter die Lupe zu nehmen, um sich ein besseres Bild machen zu können.
Schande im Allgäu
Die Frau stammte ursprünglich aus Deutschland und war dort am 7. Juli 1906 unter dem Namen Anna Marie Filser im bayerischen Füssen geboren worden. Sie war das jüngste von insgesamt zwölf Kindern eines Möbelfabrikanten, von denen drei im Kindesalter und zwei als Soldaten im Ersten Weltkrieg gefallen waren.
Als kleines Mädchen hatte sie aufgrund einer Blutvergiftung fünf Monate in einem Hospital verbracht. Kurz darauf musste sie sich einer Operation an der Schilddrüse unterziehen.
Als Jugendliche brach sie die Schule ab, bevor sie einen Abschluss in der Tasche hatte. Sie schlich sich nachts häufiger aus dem Elternhaus, um mit Freunden zu feiern. Die Eltern schickten die Tochter schließlich zu einer erwachsenen Schwester, die inzwischen in Holland lebte. Sie hofften, dass sie in der fremden Umgebung zur Vernunft kam.
Aber dann bekam Anna Filser mit 18 Jahren ein Kind. Der Vater des Jungen war unbekannt. Die Tochter hatte der Familie Schande bereitet, so die damalige Sichtweise. Die Eltern erwägten, Anna Filser nach Cincinnati in die USA abzuschieben, wo Onkel und Tante von ihr lebten. Doch der Plan ließ sich nicht so leicht in die Tat umsetzen. Die USA hatten 1924 die Einwanderungsgesetze verschärft. Die Tochter musste mehrere Jahre auf ein Visum warten.
Scharlach und ein erfundener Arzt
Am 31. Januar 1929 reiste sie an Bord der „S.S. München“ von Bremen ab und traf in New York am 10. Februar 1929 ein. In den USA erzählte Anna Hahn später, sie habe sich Jahre vor ihrer Ausreise in einen Arzt aus Wien verliebt. Aus dieser Beziehung sei der gemeinsame Sohn Oskar hervorgegangen. Angeblich habe sie den Arzt noch vor ihrer Abreise aus Europa geheiratet. Ihr Mann sei dann kurz nach der Ankunft in Cincinnati gestorben.
Die Geschichte ist vermutlich weitestgehend frei erfunden. In der Passagierliste von der „S.S. München“ wird Anna Marie Hahn jedenfalls unter ihrem Mädchennamen Anna Filser aufgeführt. Es findet sich kein Hinweis auf einen Ehemann, aber auch kein Eintrag zu dem Sohn, der zunächst bei den Großeltern verblieb. Lediglich der Onkel Max Doeschel ist als Ziel der Reise angegeben, wohnhaft unter der Adresse 3540 Evanston Avenue in Cincinnati.
Kurz nach ihrer Ankunft in Ohio erkrankte Anna Filser an Scharlach. Ob die drei Wochen in ärztlicher Behandlung sie auf neue Ideen brachte? Zumindest behauptete sie kurze Zeit später, sie sei eine ausgebildete Krankenschwester. Sie tischte diese Lügengeschichte unter anderem dem pensionierten Bänker Charles Oswald (71) auf. Sie durfte bei ihm einziehen, um ihm im Haushalt zu helfen.
Heirat
Der ältere Herr verliebte sich in die 22-jährige Frau und bot ihr die Heirat an. Sie ging zum Schein auf seine Avance ein, hatte aber nicht wirklich vor, den Mann zu heiraten. Stattdessen bestahl sie ihn. In dieser Zeit platzierte sie auch erstmals eine Pferdewette – mit zwei Dollar Einsatz gewann sie 260 Dollar. Der Erfolg dürfte dafür gesorgt haben, dass sie später noch häufiger ihr Glück bei den Wetten versuchen würde. Im Frühling 1929 ergatterte sie einen Job als Zimmermädchen im Hotel Alms in Cincinnati. Dort lernte sie im Sommer auf einer Tanzveranstaltung ihren künftigen Ehemann Philip Hahn kennen. Das Paar heiratete knapp ein Jahr später am 3. Mai 1930 in Buffalo (New York).
Im Juli des gleichen Jahres überwies Charles Oswald 700 Dollar auf das Konto von Anna Hahn und händigte ihr 27 Aktien der Union Gas and Electric aus, die sie ein halbes Jahr später verkaufte. Es ist nicht klar, ob Oswald ihr dieses Geschenk tatsächlich freiwillig zukommen ließ oder ob Anna Hahn in irgendeiner Form „nachhalf“. Oswald verstarb am 14. August 1935 und hinterließ seiner einstigen Haushaltshilfe den gesamten Besitz. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt kein Erbe mehr vorhanden – möglicherweise hatte Anna Hahn bereits alle Wertgegenstände an sich gebracht.
Wiedervereint mit dem Sohn
Im Herbst 1930 reiste Anna Hahn nach Deutschland, um ihren Sohn wieder zu sich zu nehmen. Am 3. November 1930 kehrte sie an Bord der „S.S. Stuttgart“ nach New York zurück. In der zugehörigen Passagierliste sind eine Anna Hahn (24) aus Füssen sowie ihr 5-jähriger Sohn Oskar Filser erwähnt, letzterer geboren in München.
Laut dem Dokument ist Anna Hahn inzwischen mit Philip Hahn aus Cincinnati verheiratet (siehe weiter unten), der auch als Vater des Kindes angegeben ist. Oskar ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht der leibliche Sohn Philip Hahns gewesen, sondern vermutlich bei Eheschließung „legitimiert“ worden, wie es früher hieß.
Anna Hahns Onkel in Cincinnati verstarb und hinterließ ihr ein Haus in der 2970 Colerain Avenue. Im Februar 1931 hatte er ein neues Testament aufgesetzt, in dem er den gesamten Besitz „seiner geliebten Nichte Anna Filser Hahn“ vermachte, obwohl er selber leibliche Kinder hatte.
Überdruss
Philip Hahn arbeitete als Telegrafist, war seines Jobs jedoch inzwischen überdrüssig. Das Ehepaar schmiss seine Ersparnisse zusammen und eröffnete 1932 zwei Feinkostgeschäfte. Beide Partner leiteten jeweils eines der Ladenlokale. Nach außen hin führten die beiden eine solide Ehe. Doch in Wahrheit kriselte es zwischen den beiden schon zu einem frühen Zeitpunkt. Anna Hahn war mit ihrer Aufgabe und der damit verbundenen Arbeit unzufrieden. Zudem liefen die Geschäfte schlecht. Es musste doch einfachere Möglichkeiten geben, Geld zu verdienen. Brandstiftung war aus ihrer Sicht eine probate Lösung, dem Dilemma zu entkommen.
Das erste Feuer legte sie in einer der beiden Geschäftsfilialen in der 3007 Colerain Avenue. Obwohl der Brand kaum Schaden anrichtete, erhielt Anna Hahn immerhin 300 Dollar von der Versicherung. Die weiteren Feuer brachen im Wohnhaus der Familie aus – das erste am 2.6. 1935, das zweite am 20.5. 1936. Für beide Brände zusammen strich Anna Hahn eine Entschädigung von 2.000 Dollar ein.
Lebensversicherungen
Doch der Brandstifterin schwebten möglicherweise noch andere Ideen vor, mit deren Hilfe sie an das große Geld zu gelangen hoffte. So versuchte sie 1935 und 1936 zweimal ihren Ehemann zu überreden, zu ihren Gunsten eine Lebensversicherung mit einer Deckungssumme von 10.000 bzw. 5.000 Dollar abzuschließen – im letzteren Fall auch erfolgreich.
Philip Hahn erkrankte kurz darauf ernsthaft. Gegen den Willen der Ehefrau brachte Hahns Mutter ihren Jungen ins Krankenhaus. Dort konnten die Ärzte sein Leben schließlich retten, ohne die Ursache der Krankheit zu finden. Die Ehe kriselte nach dem Zwischenfall stärker denn je. Das Paar trennte sich schließlich. Nach der Trennung von ihrem Mann verdingte sich Anna Hahn als ambulante Pflegerin für ältere Menschen, obwohl sie in diesem Bereich keinerlei Ausbildung oder Berufserfahrung vorzuweisen hatte. Für die Ermittler war dies ein interessanter Ansatzpunkt. Sie forschten nach, was mit den Patienten von Anna Hahn geschehen war.
Herzversagen
Einer ihrer Schützlinge war der 78-jährige Jacob Wagner, der zwei Monate zuvor unter mysteriösen Umständen verstorben war. Der deutsche Einwanderer war ehemals als Gärtner tätig und hatte seinen gesamten Besitz testamentarisch an Anna Hahn vermacht. Der zuständige Arzt hatte im Totenschein als Todesursache Herzversagen vermerkt. Die Ermittler hörten sich in der Nachbarschaft von Jacob Wagner um. Die Nachbarn erzählten, Anna Marie Hahn sei eines Tages aufgetaucht und habe dem älteren Mann einzureden versucht, sie sei eine lange verschollen geglaubte Nichte von ihm.
Der Mann kaufte ihr die Geschichte zwar nicht ab, ließ sich alsbald aber dennoch von ihr um den Finger wickeln. Er nahm ihre Hilfe an, als sie sagte, sie wolle sich um die täglich anfallenden Aufgaben im Haushalt kümmern. Die Nachbarn bezeugten außerdem, dass sich Hahn noch mehrere Stunden in der Wohnung Wagners aufgehalten habe, nachdem dieser bereits verstorben sei.
Eiskalt
Die Beamten lernten darüber hinaus Olive Luella Koehler kennen. Die ältere Frau lebte im gleichen Gebäude wie Jacob Wagner. Sie erzählte, Hahn habe sich auch mit ihr angefreundet und ihr zweimal Eistüten gebracht. Doch nach dem Verzehr der zweiten Eiswaffel sei ihr plötzlich speiübel geworden. Man habe sie ins Krankenhaus bringen müssen. Während ihres Aufenthalts in der Klinik sei jemand in ihre Wohnung eingedrungen und habe eine Tasche gestohlen, in der sie Bargeld und Schmuck aufbewahrte. Die Schilderung dieses Vorfalls erregte erneut den Verdacht der Beamten.
Die Polizei beantragte daraufhin eine Exhumierung der Leiche Jacob Wagners. Möglicherweise fanden sich ja Hinweise, dass er nicht eines natürlichen Todes gestorben war, sondern jemand mit Gift nachgeholfen hatte – wie zum Beispiel seine selbsternannte Betreuerin Anna Hahn.
Die Presse bekam Wind von den Ermittlungen. Es erschienen mehrere Zeitungsartikel über Hahn, in denen es hieß, sie habe vermutlich mehrere ältere Patienten vergiftet. Diese frühen Artikel beinhalteten zwar noch viele Fehlinformationen und unbestätigte Gerüchte. Aber sie hatten immerhin zur Folge, dass sich bei der Polizei weitere Zeugen meldeten, die vielversprechende Hinweise gaben.
Unter anderem wandte sich der 62-jährige George Heis an die Ermittler. Der Mann sagte aus, dass er Anna Hahn ein Jahr zuvor kennengelernt habe. Zu Beginn hätten sie sich gut verstanden und einige Zeit miteinander verbracht. Doch dann sei ihm schlecht geworden, als er ein Glas Bier getrunken habe, das ihm Anna Hahn eingeschüttet habe. Von da an sei er ihr gegenüber misstrauisch gewesen. Aber erst durch die Zeitungslektüre habe er seinen Verdacht bestätigt gesehen.
Das Crotonöl
Die Polizei erfuhr von einem weiteren Toten, mit dem Anna Hahn unmittelbar vor seinem Ableben in Kontakt stand. Nur zwei Wochen vor Hahns Trip nach Colorado verstarb der 67-jährige George Gsellman in seiner Wohnung 1717 Elm Street. Zeugen hatten beobachtet, wie Anna Hahn ihn besucht hatte. Kurz darauf war ihm schlecht geworden, wenig später war er tot. Die Ermittler erwirkten auch in seinem Fall, dass der Sarg geöffnet und die Leiche obduziert wurde.
Der Pathologe entdeckte im Körper des Toten tatsächlich Spuren eines Gifts. Sein erster Verdacht lautete: Arsen. Doch bei genaueren Tests stellte sich heraus, dass es sich bei der Substanz um Crotonöl handelte. Diese Arznei war speziell in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts äußerst populär und war in vielen Haushalten gebräuchlich gewesen. Man rieb das Öl beispielsweise auf die Haut ein, um die Schmerzen von Rheuma, Gicht oder Entzündungen zu lindern. Bei innerer Anwendung diente die Medizin als Abführmittel. Aus heutiger Sicht gilt Crotonöl jedoch mindestens als bedenklich, da es mit einem erhöhten Risiko der Tumorbildung einhergeht. Aber auch damals war schon bekannt, dass man das Mittel nur gering dosieren durfte. Die Verabreichung einer zu großen Menge führte mindestens zu unangenehmen Nebenwirkungen oder konnte sogar den Tod zur Folge haben.
Philip Hahn überreichte den Polizisten eine Flasche mit Crotonöl, die er seiner Frau abgenommen hatte, als sie noch zusammenlebten. Weil er seiner Frau gegenüber misstrauisch gewesen war, hatte er zwischenzeitlich seine eigenen Recherchen angestellt. Nachdem er von den möglichen Risiken erfahren hatte, hatte er das Mittel vor seiner Frau versteckt. Ein Apotheker bestätigte später, dass Anna Hahn am 20. Juli 1936 eine Flasche Crotonöl bei ihm gekauft hatte.
Schuldschein und Arsen
Bei der Durchsuchung von Anna Hahns Wohnung fanden die Ermittler einen Schuldschein über 2.000 Dollar. Den Kredit hatte ihr ein gewisser Albert Palmer gewährt. Der 72-jährige Mann war unter 2416 Central Parkway gemeldet. Als die Beamten den Mann befragen wollten, erfuhren sie, dass er bereits am 26. März 1937 verstorben war, nachdem er zuvor längere Zeit krank war. Die Angehörigen sagten zudem aus, dass Anna Hahn ihn vor seinem Tod gepflegt habe. Außerdem fehlten mindestens 4.000 Dollar in bar aus seinem Besitz.
Gleichzeitig erhielten die Ermittler die Ergebnisse aus der Obduktion von Jacob Wagner. Auch sein Leichnam wies eine hohe Giftkonzentration auf. In seinem Fall handelte es sich allerdings nicht um Crotonöl, sondern um Arsen. Das gleiche Gift fand sich im Übrigen auch bei George Obendoerfer, als man dessen Leiche genauer untersuchte.
Befragung des Sohnes
Die Polizisten entschlossen sich nun dazu, auch Anna Hahns Sohn Oskar zu befragen. Über die Patienten seiner Mutter wusste er nichts zu sagen. Doch er lieferte den Beamten ein interessantes Detail im Fall Georg Obendoerfer. Denn seiner Aussage zufolge hatte seine Mutter das Ticket für Obendoerfer am Cincinnati Union Terminal gekauft, dem Hauptbahnhof der Stadt. Anna Hahn hatte also wieder einmal gelogen. Außerdem verriet der Junge den Ermittlern noch, dass seine Mutter Obendoerfer mehrfach Getränke während der Fahrt gereicht hatte. Und dass der alte Mann schon über Übelkeit klagte, bevor der Zug Colorado erreichte.
Die Behörden in Cincinnati hatten inzwischen viele Indizien gegen die Verdächtige zusammengetragen. Der Haftbefehl, auf dessen Grundlage sie die Frau ursprünglich verhaftet hatten, stammte allerdings aus Colorado. Doch die Polizeibehörden in Ohio waren nicht gewillt, Anna Hahn nach Colorado Springs auszuliefern. Denn dort erwartete sie bisher nur eine Anklage wegen Diebstahls. In Cincinnati ging es um mehrfachen Mord.
Der Prozess
Um eine Auslieferung nach Colorado zu verhindern, klagte die Polizei von Cincinnati Anna Hahn zunächst des Mordes an Jacob Wagner an. Zuständig für den Fall waren die Bezirksstaatsanwälte Dudley Outcalt, Loyal Martin und Simon Leis. Die Verteidigung übernahmen Joseph H. Hoodin and Hiram Bosinger Sr.
Der Prozess begann am 11. Oktober 1937. Den Vorsitz über das Gericht hatte Richter Charles S. Bell. Der Geschworenen-Jury gehörten elf Frauen und ein Mann an. Die Anklage nannte als Mordmotiv Habgier. Anna Hahn habe es auf das Geld und den übrigen Besitz des Opfers abgesehen. Die Staatsanwälte riefen eine Vielzahl an Zeugen auf. Laut einem Sachverständigen befand sich genug Arsen im Leichnam, „um vier Männer zu töten“. Ein Handschriftenexperte erklärte, dass die Unterschrift auf dem Testament von Jacob Wagner gefälscht sei. Zudem entsprach die Signatur gemäß dem Graphologen der Handschrift von Anna Hahn.
Die Staatsanwaltschaft konnte für sich einen großen Erfolg verbuchen, als der Richter erlaubte, Beweismaterial aus anderen Fällen vor Gericht einzubringen, die nicht Teil des eigentlichen Verfahrens waren. Die Anklage konnte so darlegen, dass Anna Hahn nach einem Tatmuster handelte. Darüber hinaus betrat infolge der richterlichen Entscheidung George Heis den Zeugenstand, der einen mutmaßlichen Mordanschlag überlebt hatte. Am 29. Oktober 1937 schloss die Anklage ihre Beweisaufnahme ab.
Kaltblütig
Die Verteidigung hatte ihrerseits kaum Zeugen oder Beweismittel zu präsentieren. So rief sie Anna Hahn in den Zeugenstand, damit sie sich selbst gegen die Vorwürfe verteidigen konnte. Sie schlug sich im Kreuzverhör unerwartet wacker. Der Staatsanwalt konnte sie dort in keine weiteren Widersprüche verwickeln oder ihr Falschaussagen nachweisen. In seinem Plädoyer verwendete der Staatsanwalt Dudley Outcalt die scheinbare Gelassenheit der Angeklagten vor Gericht gegen sie: „Sie ist kaltblütig wie keine andere Frau auf der Welt. Denn niemand könnte hier vier Wochen der Verhandlung beiwohnen und angesichts des erschütternden Beweismaterials keinerlei Gefühle zeigen. Sie ist herzlos, weil niemand mit einem Herzen so mit diesen Männern hätte umgehen können. Wir haben hier die kälteste, herzloseste Person gesehen, die uns je in unserem Leben begegnet ist.“
Die Geschworenen benötigten lediglich zwei Stunden für ihre Beratungen. Sie erklärten die Angeklagte des Mordes an Jacob Wagner schuldig. Entscheidend war aus juristischer Sicht der Passus „ohne Anempfehlung von Gnade“. Das zog nach der damaligen Gesetzeslage im Falle von Mord zwingend die Todesstrafe nach sich. Damit hatten die Geschworenen die erste Frau im Bundesstaat Ohio zum Tode verurteilt.
Hinrichtung
Am 10. November 1937 bestätigte Richter Bell das Urteil und verkündete, dass die Täterin bis zum 10. März 1938 auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet werden müsste. Anna Hahns Verteidiger formulierten jedoch zahlreiche Eingaben und Berufungen, sodass der Hinrichtungstermin nicht gehalten werden konnte. Schließlich landete die Berufung in letzter Instanz vor dem Obersten Gerichtshof der USA, der den Antrag ablehnte. Das Urteil war damit rechtsgültig. Datum der Hinrichtung war nun der 7. Dezember 1938, 20.00 Uhr.
Am anberaumten Tag schrieb Anna Marie Hahn vier Briefe, die sie ihren Anwälten aushändigte. Pünktlich um 20.00 begann die Hinrichtung. Um 20.13 Uhr erklärte der Gefängnisarzt Anna Hahn offiziell für tot. Der Leichnam wurde auf dem Holy Cross Catholic Cemetery in Columbus (Ohio) bestattet.
Vier Briefe
Am 17. Dezember 1938 gab Hahns Rechtsverteidiger Joseph H. Hoodin bekannt, dass er die vier Briefe der hingerichteten Straftäterin an die Tageszeitung „Cincinnati Enquirer“ verkauft habe. Der Erlös sollte einem Fonds zugunsten des Sohnes Oskar zukommen. Zwei Tage später veröffentlichte die Zeitung die Schreiben. In den Briefen gestand Anna Marie Hahn alle Morde ein, derer die Polizei sie in Verdacht hatte. Sie äußerte sich darüber hinaus ausführlich zu den Beweggründen ihrer Taten, wobei man natürlich vorsichtig sein sollte, jedes Wort von ihr für bare Münze zu nehmen.
Es ergab sich grob folgendes Bild: Anna Hahn und ihr Ehemann hatten schwerwiegende finanzielle Probleme. Was wenig verwundert, wenn man mitten in der größten Wirtschaftskrise der Weltgeschichte ausgerechnet zwei Feinkostgeschäfte eröffnet. Sie machte zunächst alles zu Geld, was sich irgendwie verkaufen ließ. Aber irgendwann waren auch diese Barmittel erschöpft.
Spätestens jetzt trieben Anna Hahn konkrete Existenzängste um. Sie selbst behauptete in den Briefen zwar immer wieder, dass sie sich in erster Linie um ihren Sohn und dessen Zukunft gesorgt habe. Aber ganz so selbstlos scheint diese Dame nicht gewesen zu sein.
Pferdewetten
Die Lage verschlimmerte sich, als die Banken ihr das geerbte Haus pfänden wollten: „Ich unterzeichnete einige Dokumente für meinen Mann, und weil ich die Dokumente unterzeichnet hatte, drohten sie mir, mir das Haus in der Colerain Avenue wegzunehmen, das Haus über meinen Kopf hinweg zu verkaufen und mich und meinen Jungen auf die Straße zu werfen. Da begann ich zu wetten und auf Pferderennen zu setzen. Ich wollte etwas Geld für meinen Jungen verdienen.“ Wie bereits erwähnt: Die erste Pferdewette hatte sie bereits 1930 platziert. Denkbar also, dass sie bereits spielsüchtig war und erst in zweiter Linie das Wohlergehen ihres Kindes im Sinn hatte.
Bei einem ihrer Ausflüge auf die Rennbahn lernte sie Albert Palmer kennen. Die beiden kamen sich mit der Zeit näher und Anna Hahn lieh sich von Palmer Geld für ihre Wetten. „Das meiste zahlte ich zurück. Aber als ich nach seinem Geschmack nicht schnell genug meine Schulden beglich, verlangte er von mir, dass ich seine Freundin wurde. Er drohte mir, dass er mir seinen Anwalt wegen der Schulden auf den Hals hetzen würde, wenn ich nicht tun würde, was er von mir verlangte.“
„Gott weiß, dass ich ihn nicht töten wollte. Und ich weiß nicht, was es war, dass mir solch einen Gedanken ins Gehirn pflanzte. Ich erinnerte mich, dass im Keller noch Rattengift stand. Irgendetwas in meinem Kopf sagte mir: ‚Gib ihm ein bisschen davon und er wird dir keine Probleme mehr bereiten.‘ Ich weiß nicht, was mich dazu gebracht hat, aber ich habe etwas von dem Gift in die Austern getan.“
Kurze Zeit später erfuhr sie von Palmers Verwandten, dass er krank wurde und ins Krankenhaus eingeliefert wurde. „Ich besuchte ihn, sobald ich konnte. Er war sehr nett zu mir. Er sagte mir, dass es ihm leid täte, wie er mich behandelt hatte. Ich betete dafür, dass er wieder gesund wurde. Niemand weiß, was mir durch den Kopf ging. Ich sagte den Krankenschwestern und den Ärzten, dass sie alles unternehmen sollten, damit er wieder gesund würde. Aber an Gründonnerstag starb Mr. Palmer. Nur ich weiß warum.“
Verzerrte Wahrnehmung
Anna Hahn schien es außerdem ein Anliegen zu sein, das Bild, das sich die Öffentlichkeit von ihr im Strafprozess gemacht hatte, zu revidieren. „Als ich neben der Leiche von Mr. Wagner in der Trauerhalle stand, hätte ich am liebsten laut los geschrien. Ich habe es nicht getan. Ich konnte nicht glauben, was ich getan hatte. Ich kann es selbst heute nicht glauben. Ich konnte es nicht glauben, als all die Leute den Gerichtssaal betraten und den Geschworenen erzählten, wie diese Männer gestorben waren. Ich saß da und dachte, ich würde eine Geschichte über eine andere Person hören.“
War Anna Marie Hahn also gar nicht die gefühlskalte Mörderin, wie der Staatsanwalt behauptet hatte? Nun, ihre Glaubwürdigkeit leidet zumindest angesichts der Tatsache, dass sie nicht nur eine Mörderin, sondern eine Serienmörderin war. Sie hatte nicht nur aus lauter Verzweiflung Albert Palmer getötet. Als sie scheinbar ungeschoren davon kam, hatte sie gezielt nach weiteren Opfern Ausschau gehalten und diese so schnell wie möglich unter die Erde gebracht. Dieses Vorgehen lässt weniger auf Gewissensbisse, sondern vielmehr auf eine gewisse Kaltblütigkeit schließen.
Oskar
Die Ermittler waren jedenfalls erleichtert. Sie hatte alle Taten zugegeben, die nicht vor Gericht verhandelt wurden und die damit nun als geklärt galten. Die Polizisten hatten mit ihrem Verdacht richtig gelegen. Insofern brachten die Briefe den Behörden und vor allen Dingen den Angehörigen zumindest Gewissheit, welches Schicksal den Verstorbenen widerfahren war.
Anna Hahns Sohn Oskar war 12 Jahre alt, als seine Mutter auf dem elektrischen Stuhl starb. Die Behörden gaben ihn zu einer Pflegefamilie in den Mittleren Westen. Die Zeitung „Cincinnati Enquirer“ hielt ihr Versprechen und kam für die Ausbildung des Jungen auf. Sein neuer Name und sein genauer Verbleib wurden niemals öffentlich gemacht. Es ist lediglich bekannt, dass er ein unauffälliges Leben führte und im Zweiten Weltkrieg in der US-Marine gedient hatte.
Opfer:
- 26.3. 1937: Albert J. Palmer (72); bei Wikipedia und anderen Quellen fälschlicherweise als „Albert Parker“ angegeben (Grabstein)
- 3.6. 1937: Jacob Wagner (78)
- 6.7. 1937: George Gsellman (67)
- 1.8. 1937: Johan Georg Obendoerfer (67)
Es gibt weitere mögliche Opfer. Allerdings hat Anna Hahn in ihren Briefen entweder ausdrücklich geleugnet, diese übrigen Taten begangen zu haben, oder ist gar nicht erst auf sie eingegangen. Das betrifft unter anderem die bereits erwähnten Fälle George Heis und Olive Koehler, die beide überlebten.
Ähnlich erging es wahrscheinlich Stina Cable, die die Mörderin am 15. Juli 1936 in der Damentoilette einer Kneipe kennenlernte. Anna Hahn lud sie zu einem Bier ein. Laut Cable habe Hahn ihr Gift ins Getränk gegeben. Danach sei sie ein Jahr krank gewesen. Außerdem habe Hahn ihr 800 Dollar gestohlen. Doch sie kam mit dem Leben davon
Weniger Glück war Ernest Kohler (62) beschieden. Kohler hatte den Hahns Räumlichkeiten vermietet, als sie 1932 ihr Geschäft eröffneten. Am 6. Mai 1933 verstarb der Mann, offiziell an den Folgen einer Krebserkrankung. Er vermachte seinen Besitz Anna Hahn. Aus diesem Grund bestand der Verdacht, dass sie ihn vergiftet haben könnte. Die Tat ließ sich zum Zeitpunkt der Ermittlungen jedoch nicht mehr beweisen. Denn Kohlers Leiche wurde in einem Krematorium bestattet, die Urne mit seiner Asche nahm Anna Hahn entgegen.
Quelle: Von Richard Deis - True Crime Storry - und erichs-kriminalarchiv.com
3. Der Fall - Kurt Erich Tetzner
Der Mann, der zweimal starb: "Dieser Tote ist nicht Kurt Tetzner"
Vor 75 Jahren begann in Regensburg der erste spektakuläre Prozeß wegen Versicherungsbetrugs.
Professor Richard Kockel, Direktor des Leipziger Instituts für Gerichtliche Medizin, hatte schon allerlei Ungewöhnliches erlebt. Doch das, was ihm gegen Mittag des 30. November 1929 widerfuhr, war selbst für einen führenden Rechtsmediziner Deutschlands Neuland. Atemlos war ein Mitarbeiter der "Nordstern"-Versicherung in Kockels Büro gestürmt und hatte über eine völlig verkohlte Leiche fabuliert, die in der Kapelle des Leipziger Südfriedhofs lag. Der Tote war offensichtlich Opfer eines Unglücks. Was dem Versicherungsmann nicht behagte: Das Leben des "verunfallten" Kaufmanns Kurt Erich Tetzner war bei "Nordstern" und drei weiteren Gesellschaften mit der für damalige Verhältnisse schwindelerregenden Summe von 145 000 Reichsmark versichert. Die Policen waren erst sechs Wochen vorher wirksam geworden. Nun solle doch Kockel - bitte schön - herausfinden, ob Tetzner nicht vielleicht durch einen Herzanfall oder durch Selbstmord aus dem Diesseits geschieden war. Das hätte die Versicherungen entlastet. Im Übrigen pressiere die Sache, denn der Tote solle schon eine Stunde später unter die Erde gebracht werden.
Kockel, auf dessen ständiges Drängen die heute selbstverständliche Zusammenarbeit von Kriminalisten und Rechtsmedizinern bereits am Ort eines Todesfalles zurückging, fuhr sofort zum Friedhof. Noch ahnte der Professor nicht, daß er einen Meilenstein in der Geschichte der Rechtsmedizin setzen und entscheidend dazu beitragen sollte, einen der spektakulärsten Mordfälle seiner Zeit aufzuklären.
Dieser Mord hatte kurz zuvor, im Frühnebel des 27. November 1929 stattgefunden. Auf der Landstraße 8 (Nürnberg-Regensburg) war ein grüner Opel-Coupé "Laubfrosch" gegen 5.30 Uhr nahe der Ortschaft Etterzhausen bei Regensburg gegen einen Kilometerstein geprallt und hatte Feuer gefangen. Aus dem Wrack barg die Polizei eine verkohlte, verstümmelte männliche Leiche, die nur anhand der Autonummer als die des Halters Kurt Tetzner identifiziert wurde. Die "Witwe" Emma Tetzner ließ die sterblichen Überreste nach Leipzig überführen und stimmte auf massiven Druck der Versicherungen widerwillig einer Obduktion zu.
Im Keller der Kapelle fand Richard Kockel "einen stark verkohlten Rumpf, dem noch anhafteten: Die Halswirbelsäule nebst dem Schädelgrund, die obere Hälfte beider Oberschenkel, das untere Gelenkende des rechten Oberschenkels und Teile der Arme". Am linken Oberarmknochenkopf fand der Rechtsmediziner den Rest einer Knorpelleiste, die normalerweise zwischen dem 18. und 22. Lebensjahr verknöchert. Der gesamte Knochenbau war von ausgesprochen zarter Natur. Tetzner war jedoch zum Zeitpunkt seines vermeintlichen Todes bereits 26, untersetzt, übergewichtig und kräftig gebaut. Weder in der Mundhöhle noch im Kehlkopf, im Rest der Luftröhre oder im Lungengewebe konnte Kockel Ruß finden. Bei Menschen, die bei lebendigem Leib verbrennen, hätte der aber nachzuweisen sein müssen.
Daraus zog der Wissenschaftler den Schluß, "daß die Verbrennung nicht bei Lebzeiten erfolgt war, sondern erst nach dem Tode". Diese Erkenntnis korrespondierte mit dem fehlenden Kohlenmonoxid im Blut. Das giftige Gas hätte ebenfalls nachgewiesen werden können. Eine Fettembolie in der Lunge deutete darauf hin, daß die Brandleiche zu Lebzeiten Verletzungen erlitten haben mußte. Kockel hielt es ferner für ausgeschlossen, daß die fehlenden Körperteile restlos verbrannt waren: "Wahrscheinlich wurden die Teile der Gliedmaßen und das Schädeldach beseitigt, um die Ermittlung der Körpergröße, der Farbe des Haupthaares und der Todesursache unmöglich zu machen." Dessen ungeachtet stellte er fest: "Der von mir Sezierte ist gewaltsam getötet, verstümmelt und verbrannt worden." Und: "Der Tote ist nicht Kurt Tetzner!"
Ein ungeheurer Verdacht drängte sich auf: Mord. Und auch ein Tatverdächtiger: Tetzner. Die Hypothese der Leipziger Kripo: Der reisende Kaufmann habe einen Unbekannten ermordet - jünger, kleiner und schwächlicher als er selbst - und dann versucht, das Opfer durch Feuer und Verstümmelung unkenntlich zu machen, um den eigenen Tod vorzutäuschen, und mit der Ehefrau die Versicherungen abzukassieren. Der Verdacht bestärkte sich, als der Unfallort noch einmal gründlich abgesucht und ein faustgroßes, "nicht hitzeverändertes" Stück Gehirn gefunden wurde. Eine Tatsache, die mit der Unfalltheorie nicht in Einklang zu bringen war.
Noch in der Nacht zum 1. Dezember 1929 begann der stellvertretende Leiter der Leipziger Kripo, Kriminalrat von Kriegern, gegen die Eheleute Tetzner zu ermitteln. Sie hatten 1927 geheiratet und von Emmas Mutter in Oschatz, zwischen Leipzig und Dresden, ein kleines Café übernommen. Das lief schlecht, brachte jedoch beim Verkauf immerhin etwa 35 000 Mark ein. Tetzner hatte sich davon den Opel angeschafft, den Rest des Geldes soll er in Nachtbars verjubelt haben. 1929, inzwischen in Leipzig ansässig, war er als Verlagsvertreter oft geschäftlich unterwegs.
Von Kriegern nahm an, daß Tetzner untergetaucht war, aber recht bald aus Geldnot seine Ehefrau kontaktieren würde. Also wurde Emma Tetzner überwacht. Weil sie häufig das Telefon der Nachbarn benutzte, wurde der Anschluß angezapft. Am Morgen des 4. Dezember belauschte ein Beamter den Anruf eines gewissen "Sranelli" aus Straßburg, der Frau Tetzner sprechen wollte. Sie sei unterwegs, hieß es, wäre aber gegen 18 Uhr wieder erreichbar. Von Kriegern bat die französische Polizei um Observation des Postamtes, aus dem der Anruf kam, und flog umgehend in die elsässische Hauptstadt. Als "Sranelli" gegen sechs Uhr abends das Gespräch nach Leipzig anmeldete, wurde er festgenommen - und gestand fassungslos: "Ja, ich bin Kurt Tetzner."
Beim Verhör zurück in Leipzig überraschte er: Er gestand - allerdings einen Mordversuch. Am 22. November hatte er in der Nähe von Ingolstadt den 23jährigen Anhalter Alois Ortner aufgelesen. An einsamer Stelle täuschte er einen Motorschaden vor und veranlaßte den arglosen Schlossergesellen "sich das mal anzusehen". Als Ortner wieder unter dem Wagen hervorkam, drosch Tetzner mit einem Wagenheber auf ihn ein. Dem kräftigen jungen Mann gelang jedoch die Flucht in den Wald. Ortner lag bei der Verhaftung Tetzners noch im Ingolstädter Krankenhaus.
Tetzners zweites Geständnis bereitete den Untersuchungsbehörden mehr Kopfzerbrechen. Am 27. November, am Mordtag also, habe Tetzner einen schmächtigen Handwerksburschen mitgenommen (das Risiko, einen kräftigen, der eigenen Statur entsprechenden Mann auszuwählen, schien ihm nach der "Pleite" mit Ortner zu hoch). Unter Vortäuschung einer Panne sei er sanft gegen den Kilometerstein von Etterzhausen gefahren, habe den Wagen mit Benzin übergossen, den Tank geöffnet und den schlafenden Mitfahrer verbrennen lassen. Dann habe er sich zu Fuß ins nahe Regensburg begeben, und von da - vermutlich mit der Bahn - nach Straßburg. Diese Lesart widersprach allerdings dem Obduktionsergebnis von Professor Kockel, wonach das Opfer nicht lebend verbrannt sein konnte. Obwohl Tetzner klar gewesen sein mußte, daß ihm bei dem entsetzlichen Todeskampf des Opfers keinerlei mildernde Umstände zugute gehalten würden, blieb er bei dieser Tatversion. Bis der Untersuchungsrichter ihm im Frühjahr 1930 Kockels Gutachten vorlegte. Nun begann der Gefangene um seinen Kopf zu kämpfen. "Kurz vor Bayreuth", so Tetzner, "habe ich im Dunkeln einen Mann überfahren und schwer verletzt. Ich habe ihn dann ins Auto gehoben, um ihn ins Krankenhaus zu bringen. Er starb jedoch." Erst dann sei ihm die Idee mit dem Versicherungsbetrug gekommen. Er habe den Toten bei Etterzhausen ans Steuer gesetzt und das Fahrzeug angezündet.
Die Version war zweifellos gut durchdacht. Unfall mit Fahrerflucht inklusive Versicherungsbetrug wiegt weit weniger schwer als Mord. Außerdem hatte Tetzner dabei alle Arbeitsergebnisse Kockels berücksichtigt. Als Erklärung für die Verletzungen verwies Tetzner auf den "Unfall". Der würde auch den Tod des Opfers erklären, und der wiederum das Fehlen von Ruß und Kohlenmonoxid im Körper. Plötzlich sah sich die Kripo wieder am Anfang der Ermittlungen: War es doch kein Mord, sondern ein Unfall?
Der Prozeß begann am 17. März 1931 vor dem Regensburger Schwurgericht. Der Presserummel war gewaltig. Nur vergleichbar mit dem um die Serienmörder Haarmann und Kürten - oder um die politischen Morden der Zwanziger Jahre. Journalisten aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den USA und Japan waren angereist und heizten das öffentliche Interesse durch Aufmacher vom unheimlichen Versicherungsmörder oder dem "Mann, der sein eigener Mörder war" weiter an. Vor Gericht ging es dagegen sachlich zu. Ein Gegengutachter, Hans Molitoris, Direktor des Instituts für Gerichtliche Medizin der Universität Erlangen, erklärte, "daß das von Tetzner zu Anfang abgelegte Geständnis, er habe einen Lebenden verbrannt, ganz wohl mit den Erfahrungen der Wissenschaft in Einklang gebracht werden könne". Kockel hingegen wollte zwar nicht ganz ausschließen, "daß nicht bei allen Brandopfern Ruß in den Atemwegen und Kohlenmonoxid im Blut nachgewiesen werden kann", wie das beim Wiener Ringtheaterbrand vom 8. Dezember 1881 der Fall war.
Er habe jedoch modernere Untersuchungsmethoden angewandt. Außerdem waren beim Theaterbrand in der allgemeinen Panik viele Menschen erdrückt worden, so daß bei ihnen die vermißten Rückstände gar nicht vorhanden gewesen sein konnten.
Nun neigte sich die Waagschale gegen Tetzner, zumal seine zweite, die "Unfallversion", angesichts des "frischen" Hirnstücks und der fehlenden Körperteile in der Hauptverhandlung kaum Widerhall fand. Das Gericht folgte Kockels "Mordversion" und verurteilte Tetzner wegen Mordes zum Tode. Emma Tetzner bekam wegen Beihilfe vier Jahre Zuchthaus. Nach Ablehnung des Gnadengesuches gestand Tetzner, den Wanderburschen, der über Kälte geklagt hatte, bis zur Bewegungsunfähigkeit in eine Decke eingewickelt und dann erdrosselt zu haben. Mit der ganzen Wahrheit wollte er immer noch nicht herausrücken, denn auch das letzte Geständnis beantwortete nicht alle Fragen zum Tathergang. Der Todeskandidat gab aber noch zu Protokoll: "Der Herr Professor hat ganz recht; das habe ich mir während der ganzen Verhandlung gedacht."
Kurt Erich Tetzner wurde am 2. Mai 1931 um 7 Uhr im Hof des Gerichtsgefängnisses Regensburg mit dem Fallbeil hingerichtet. Richard Kockel, ohne dessen bahnbrechende Arbeit die Untat "des Mannes, der zweimal starb" als tödlicher Verkehrsunfall zu den Akten gelegt worden wäre, starb 1934 an Luftröhrenkrebs. Die Identität des Opfers konnte nie zufriedenstellend geklärt werden.
In der Illustrierten Kronen-Zeitung erschien am 3. Mai 1931 folgender Artikel über die Hinrichtung Tetzners.
Quelle: - Berliner Morgenpost vom 19. März 2006 (von Ulrich Zander) und erichs-kriminalarchiv.com
4. Der Fall - Joe Ball
Joe Ball, wurde bekannt als „The Alligator Man“. Er trat als Serienmörder, Alkoholschmuggler und Ende der 1930er Jahre als Gastwirt der Bar „The Sociable Inn“ in Elmendorf, Texas, in Erscheinung. Ball beging in der Nacht des 24. Septembers 1938 aller Wahrscheinlichkeit nach Suizid.
- Am 7. Januar 1896, Elmendorf, Texas, Vereinigte Staaten, geboren.
- Am 24. September 1938, Elmendorf, Texas, Vereinigte Staaten, gestorben.
Joe Balls Opferzahlen schwanken sehr stark. Sie reichen von 2–20 Personen. Exakter konnte man es nie festgestellen. Verschiedentlich erhielt er eigenartige Namen, wie z. Bsp.: „The Alligator Man“, „The Butcher of Elmendorf“ oder „The Bluebeard of South Texas“.
Er agierte im Verbrechenszeitraum von 1936 bis 1938 in Elmendorf, Texas. Joe Ball verkörperte den Typus des sportlich-kompakten Draufgängers und wurde von vielen, die ihn kannten, als geselliger Gastwirt und stürmischer Frauenschwarm umschrieben. Doch der bullige Joe Ball war mehr als dies; er war ein schwerstabhängiger Alkoholiker und kaltblütiger Serienkiller, der selbst heute noch, über 80 Jahre später, nach der von ihm begangenen Mordserie, von vielen Einwohnern des kleinen Ortes Elmendorf „Der Alligatorenkiller“ genannt wird. Und diesen Titel hat er sich nicht etwa verdient, weil er sich an wehrlosen Reptilien vergriffen und ihnen das Leben ausgehaucht hat. Man nennt diesen Mann so, weil er seine Opfer nach dessen Tötung jenen fünf Alligatoren zum Fraß vorgeworfen hat, die in einem kleinen Tümpel vor seinem texanischen Gasthaus („The Sociable“) untergebracht waren.
Sein Gasthaus hatte im hinteren Bereich zwei Schlafzimmer, während sich vorn die Bar befand. Ein Raum mit Tischen, in dem die Männer tranken und Karten spielten, sowie ein Klavier ergänzte die Lokalität. Manchmal veranstaltete Ball Hahnenkämpfe. Irgendwann ging er zu einem der nahe gelegenen Niedrigwassergebiete, wo gelegentlich Alligatoren gesehen wurden, fing einige und setzte sie in einen Betonpool hinter der Taverne. Anschließend spannte er zehn Fuß hohe Drähte um den Pool. Vielleicht liebte er Alligatoren, oder vielleicht wusste er nur, wie man zahlende Kundschaft anlockte.
Inzwischen war auch allgemein bekannt geworden, dass jeden Samstagabend eine Orgie stattfand. Es wurde so lange gebechert, bis alle „lattenstramm“ waren.
Jeder konnte seinen Beitrag zum Gelingen der Orgie beitragen. Joe Balls Aufruf: „Betrinke dich, wirf ein Tier hinein und beobachte die Alligatoren“, folgten viele. Jedes wilde Tier, ob Opossum, ob Katze, ob Hund oder jedes andere Tier ohne Besitzer, hat dazu beigetragen, dass die Show ein bisschen besser wurde.
Die exotischen Haustierchen waren der ganze Stolz des Besitzers und bis weit über die Grenzen des kleinen Ortes bekannt. Gelegentlich warf Joe Ball zur Belustigung seiner Gäste auch selbst größere Fleischklumpen und Essensreste in den Alligatorentümpel - und hin und wieder auch mal einen lebenden Hund oder eine Katze, meist zu vorgerückter Stunde, wenn die Stimmung durch reichhaltigen Genuss von Alkohol bereits stark aufgeheizt war. Ball stellte auch stets Frauen ein. Mädchen aus der Tanzhalle wurden angeworben, um auf den Tischen zu tanzen.
Das Gasthaus war stets rappelvoll und die Stimmung dementsprechend. Dies legt nahe, dass Joes Gasthaus eine ziemlich doppeldeutige Schänke war!
Trotzdem! Es war die Zeit der Depression, eine sehr schwere Zeit. Viele Frauen kamen damals durch Elmendorf und suchten Arbeit. Einige blieben und andere schienen einfach zu verschwinden.
Eine dieser Frauen, die zunächst in Elmendorf blieb, war Hazel Brown. Sie kam voller Zuversicht. Hazel, eine regelrechte Schönheit sah aus wie eines dieser Sternchen in Hollywood in den vierziger Jahren. Sie ähnelte Elizabeth Short, die „Schwarze Dahlie“, deren grausamer Mord von 1947 nie aufgeklärt wurde. (Vielleicht ist es auch nur das Alter des Fotos oder die Ära, in der es aufgenommen wurde.) Hazel Brown fiel Joe Ball sofort ins Auge. Er verliebte sich in diese schöne Frau. Bald nannte er sie nur noch – „Schatzie“.
Vor ihr hatte sich Ball in andere Kellnerinnen verliebt. 1934 traf er eine Frau aus Seguin namens Minnie Gotthardt, auch bekannt als „Big Minnie“. Big Minnie war Aussagen zufolge „eine herrische, unangenehme und widerwärtige Person“. Aber
Ball mochte sie.
Sie führte die Bar mit ihm und Wheeler (- ab Mitte der zwanziger Jahre beschäftigte Ball ab und zu einen jungen schwarzen Mann, namens Clifton Wheeler, da er im Haus und im Geschäft Entlastung brauchte. Wheeler war ein Handwerker, aber er erledigte auch viel Handarbeit und die Drecksarbeit für Ball. Zahlreichen Meinungen zufolge lebte Wheeler in ständiger Angst vor Ball) und hatte keine Angst vor den Betrunkenen. Irgendwann sah Ball jedoch die Bardame Dolores „Buddy“ Goodwin, die fünfzehn Jahre jünger war als er selbst. Sie verliebte sich in ihn sogar noch, nach einer Nacht im Frühjahr 1937, als er eine Flasche in ihre Richtung warf und sie ihr anschließend noch ins Gesicht schlug. Eine Narbe, die von ihrem Auge bis zu ihrem Hals lief, war das Endergebnis des tätlichen Angriffs.
Zu diesem Zeitpunkt arbeitete Hazel Brown, die aus McDade stammte und als „Schatzie“ bekannt war, bei Ball’s. Sie war auch noch ziemlich jung, gerade einmal 22 Jahre alt, aber bei den Gästen bereits außerordentlich beliebt. Sie und Buddy wurden bald gute Freunde. Big Minnie mochte Buddy jedoch überhaupt nicht und hatte auch keine Manschetten, es bei jeder sich bietenden Gelegenheit, zu zeigen. In diesem Sommer verschwand Big Minnie plötzlich.
Ball erzählte allen Leuten, dass sie schwanger wäre und sich in einem „Corpus Christi Krankenhaus“ befinde. Wheeler hörte zufällig, wie Ball jemandem erzählte, sie würde ein „Niggerbaby“ bekommen. Sie muss der Stadt jedoch in „großer Eile“ den Rücken gekehrt haben, weil sie ihre gesamte Kleidung zurückgelassen hatte!!
Joe Ball heiratete im September Dolores „Buddy“ Goodwin und enthüllte ihr wenig später sein Geheimnis, dass er Minnie an den Strand gebracht und sie dort getötet hatte. Sie würde ihnen keine Probleme mehr machen. Buddy erzählte Schatzie von Minnies Tod. Sie erzählte ihr davon mehrere Male.
Im Januar 1938 wurde Buddy der linke Arm abgenommen und es verbreiteten sich sofort Geschichten in der Gegend um Elmendorf herum, dass Balls Alligatoren ihn abgerissen hatten. Eine andere, Schrecken verbreitende Schilderung, verwies darauf, dass Ball ihr den Arm abgeschnitten und ihn an die Alligatoren verfütterte habe. (In Wirklichkeit hatte Buddy bei einem Autounfall den Arm verloren.)
Im April 1938 verschwand Dolores "Buddy" – für immer. Kein Mensch hatte sie bei ihrer „Abreise“ gesehen. Man wunderte sich jedoch, denn zu diesem Zeitpunkt verkehrte Joe mit Hazel „Schatzie“ Brown bereits regelmäßig intim. Als Frauenschwarm und stürmischer Liebhaber hatte er bei ihr leichtes Spiel. Doch plötzlich verschwand auch Schatzie spurlos. Von einem Wohnungswechsel in Kürze, war nie die Rede. Niemand konnte sich erklären, wohin sie mit einem Mal verschwunden war. Vermutungen machten die Runde und nicht wenige fragten sich, was sich da eigentlich so abspielt, im Gasthaus „The Sociable“...
Am 23. September 1938 trat ein alter mexikanisch-amerikanischer Mann an den stellvertretenden Sheriff John Grey aus Bexar County heran, der in Elmendorf auf Taubenjagd war und erzählte ihm von einem übelriechenden Fass voller Fliegen, das Joe Ball hinter der Scheune seiner Schwester zurückgelassen hatte. Es roch, sagte er, als wäre etwas Totes darin.
Es waren genug Frauen in Balls Welt verschwunden, sodass Gray und sein Stellvertreter John Klevenhagen am nächsten Tag losfuhren, um mit Joe Ball zu sprechen. Klevenhagen, der später Texas Ranger werden sollte, war zufällig ein Jagdpartner von Ball. Beide (Gray und Klevenhagen) gingen zur Scheune, aber dort stand kein stinkendes Fass.
Gegen Mittag fuhren sie deshalb zur Bar, um sich mit Ball über diese Sache zu unterhalten. Der bestritt vehement, etwas darüber zu wissen. Aber als sie alle in die Scheune zurückkehrten, bestätigte seine Schwester die Geschichte des alten Mannes.
Diese Aussage reichte dem Sheriff. Das war Beweis genug für die Abgeordneten, die Ball nun in Kenntnis setzten, dass sie ihn zur Befragung mit nach San Antonio nehmen würden. Ball fragte ganz in Ruhe, ob er zuerst ein Bier trinken und seinen Platz abschließen dürfe. Beide Sheriffs stimmten zu und das Trio kehrte in die Bar zurück. Ball holte sich ein Bier, nahm ein paar Schlucke, ging zu seiner Registrierkasse und öffnete sie. Dann zog er eine 45er unter der Theke hervor und winkte Grey und Klevenhagen zu. Beide schrien, wie aus einem Munde: „Nicht!“, und griffen nach ihren eigenen Pistolen, währenddessen Ball seine Waffe drehte und sie auf sein Herz richtete. Er drückte den Abzug und fiel tot auf den Boden der Bar.
Vier andere Stellvertreter des Sheriffs, die heranbeordert wurden, stiegen in die Taverne hinab. Sie überprüften die fünf Alligatoren (einen großen und vier kleine) in ihrem Teich, der von verfaultem Fleisch umgeben war. Sie fanden unter anderem eine mit Blut und Haaren verfilzte Axt. Ihre erste Theorie war offensichtlich, dass der furchterregende Betrunkene, seine Frau und andere Opfer getötet, verstümmelt und sie den Alligatoren zum Fraß vorgeworfen hatte. Schließlich sprach man auch über die anderen Verschwundenen, darunter zwei vermisste Bardamen und einen sechzehnjährigen Jungen, der bei Joe immer rumhing. Vielleicht war der Fütterungsrausch am Samstagabend nur ein Deckmantel für Morde am Sonntagabend gewesen. Vielleicht enthielten die alten Fässer jetzt Alligatorenfutter.
Wheeler, der von den Sheriffs zur Vernehmung nach San Antonio gebracht worden war, beschrieb nun, in allen Einzelheiten, den gesamten Tathergang. Folgendes hatte sich zugetragen:
„Schatzi habe sich in jemand anderen verliebt ...“, sagte er, „...einen der Kunden der Bar, einen Mann mit einem Zuhause und einem guten Job. Sie wollte einfach nur noch raus, aus dieser zwielichtigen Schänke, aber Ball wollte nichts davon hören. Als sie ihm drohte, der Polizei von Big Minnie einiges zu erzählen, tötete er sie“.
Und Wheeler, der Handwerker, wusste ganz genau, wo Schatzie abgelegt worden war und wo man sie finden würde. Er brachte die Sheriffs zurück nach Elmendorf und anschließend noch etwa drei Meilen außerhalb der Stadt auf eine Klippe, die ungefähr dreihundert Fuß vom San Antonio River entfernt lag. Im Licht eines Lagerfeuers begann er zu graben. Blutspuren wurden im Dreck sichtbar und der Geruch wurde immer unerträglicher. Wheeler zog plötzlich ohne Vorwarnung zwei Arme und zwei Beine hoch und schließlich einen Oberkörper. Der Anblick und der Geruch waren von so peinlicher Indiskretion und so penetrant, dass die Sheriffs in alle Richtungen rannten. Sie husteten stark. Einige mussten sich übergeben.
Wheeler wurde gefragt, wo denn der Kopf verblieben sei. Er zeigte auf die Überreste eines anderen Lagerfeuers. Nach sorgfältigem Suchen fanden die Polizisten schließlich einen Kieferknochen, mehrere Zähne und ein paar Schädelstücke, die einst das hübsche Gesicht von Hazel Brown gehalten hatten.
Wheeler beschrieb auch, wie Ball ihn nach einer Nacht mit starkem Alkoholkonsum urplötzlich gebeten hatte, das Auto mit Decken und Bier zu beladen. Joe hatte eine Säge, eine Axt und einen Spaten dabei. Seine frisch geladene Pistole stecke er ins Holster.
Sie gingen zur Scheune seiner Schwester, hielten auf dem Weg dorthin noch einmal zum Trinken an und nahmen dann das übelriechende 55-Gallonen-Eisenfass (55 Gallonen - entsprechen 208,20 Liter), das sie zum Fluss brachten.
Ball bedrohte Wheeler dort mit vorgehaltener Waffe, ein Grab zu graben. Dann öffnete Ball das Fass auf der Ladefläche des Autos und kippte den Inhalt aus. Heraus kam Browns Körper.
Wheeler weigerte sich energisch, Ball bei der Zerstückelung der Leiche zu helfen. Also versuchte der es selbst. Schließlich wurde er so wütend, als eine ihrer Hände ihrem Kopf im Weg stand, dass Wheeler nach Browns Hand griff und sie beiseite drückte. Dann half er doch. Er hielt Browns Arme und Beine fest, während sein Chef sägte. Beiden wurde ganz elend im Magen, deshalb tranken sie noch etwas Bier und begruben dann die Leiche. Den Kopf und ihre Kleidung warfen sie auf ein Lagerfeuer. Als die Morgendämmerung bereits anbrach, saßen sie immer noch herum und füllten sich mit Bier ab. Etwas später fuhren sie dann zurück zur Bar.
Wheeler enthüllte letztendlich auch das Geheimnis von Big Minnie. Im vergangenen Juni forderte Ball Wheeler auf, verschiedene Gegenstände in das Auto einzupacken, vor allem aber viel Whisky und Bier. Dann brachte er Minnie und Wheeler nach Ingleside in der Nähe von Corpus Christi. Dort fand Ball eine abgelegene Gegend mit Badesee. Er bat die ahnungslose Minnie, mit ihm ein wenig schwimmen zu gehen. Danach begann die Trinkerei. Schließlich forderte er sie auf, sich auszuziehen. Wheeler versuchte, sich deshalb heimlich zu entfernen. Aber Ball verlangte schon wieder nach mehr Whisky. Wheeler entdeckte, dass sein Chef die Pistole bereits neben sich gelegt hatte. Ball zeigte in die Ferne. Als Minnie ihren Kopf in diese Richtung drehte, um festzustellen, was es da wohl zu sehen gibt, schoss er ihr in die Schläfe.
Wheeler war wie vom Schlag getroffen. Aber Ball sagte ihm, es hätte keine andere Wahl gegeben - sie sei schwanger gewesen und er hätte im Übrigen noch Buddy. Die beiden begruben die Leiche im Sand und fuhren zurück nach Elmendorf.
Die Polizisten erkundigten sich bei Wheeler auch über andere Frauen, die in diesem „Gasthaus“ irgendwann mal gelebt oder gearbeitet hatten. Sie fanden ein Paket mit Briefen, sowie ein Sammelalbum mit Fotos von Dutzenden von Frauen. „Dies ...“, so erklärte der stellvertretende Sheriff Davis, „...könnte zur Entdeckung eines oder eines Dutzend weiterer Morde führen“.
Die Zeitungen in San Antonio schrieben über das Verschwinden von mehr als einem Dutzend Bardamen, darunter „Stella“, die sich mit Ball wegen Big Minnie gestritten hatten. Die Sheriffs hatten auch die Theorie, dass Ball mit Betäubungsmitteln zu tun hatte. Sicherlich wäre das eine „einfache Sache“ gewesen, die Drogen in Flaschen zu füllen und in der Höhle der Alligatoren aufzubewahren. Sie leerten den Pool, fanden aber keine Drogen.
Drei Tage nach Balls Selbstmord begann die Polizei vier Meilen südöstlich von Ingleside im Sand zu graben. Sie benutzten schwere Maschinen und stellten lokale Arbeiter ein, folglich Leute, die nichts Besseres zu tun hatten. Manchmal kamen Hunderte von ihnen, nur um zu beobachten, wenn die Ermittler endlich den Körper von Big Minnie exhumierten.
Ein geschäftstüchtiger lokaler Händler stellte einen Stand auf und begann, kalte Getränke zu verkaufen.
Die Menge der Schaulustigen schwoll immer mehr an. „Aufregung und Gerüchte waren groß“, berichtete das „San Antonio light“.
Andere Dünen sahen ebenfalls sehr verdächtig aus. Wie Grabhügel! Nachts liefen ständig mysteriöse Gestalten mit Schaufeln herum. Am 14. Oktober 1938 fanden sie schließlich die Überreste von Big Minnie, die im tiefen, kalten Sand gut erhalten geblieben waren.
In der Zwischenzeit hatte die Polizei Buddy in San Diego ausfindig gemacht, wo sie vor ihrem Ehemann geflohen und zu ihrer Schwester gegangen war. Zwei Wochen später brachten Klevenhagen und Grey sie nach San Antonio. Unterwegs hielten sie in Phoenix an und fanden noch eine der Frauen, die in der Taverne als „vermisst“ eingeordnet worden war. Buddy äußerte später im weiteren Verlauf. Wheeler habe ihr erzählt, dass „Schatzie“, die nicht wusste, dass Buddy sich inzwischen in San Diego befand, Ball in ihrer letzten Nacht auf dieser Erde, beschuldigt hatte, sie (Buddy) getötet zu haben, genau wie er Big Minnie getötet hatte. „Schatzie“ fiel Joe Ball damit so lange auf die Nerven, bis der in Wut geriet. „Nach einer Weile“, versicherte Buddy, „schlug Joe sie mit seiner Pistole, und ich denke, das hat sie getötet. Er hat sie sicherlich auch erschossen, nur um sicherzugehen“.
Einige Tage nach Joes Selbstmord brachte man die possierlichen Alligatoren in den Zoo von San Antonio. Sie wurden, wie erwartet, ... zu einem regelrechtem Publikumsmagnet. Mit anderen Worten ... sozusagen zu einem „gefundenen Fressen“ für den Zoobetreiber.
Wheeler erhielt für seine Mittäterschaft zwei Jahre Gefängnis. Nachdem er seine Strafe abgesessen hatte, eröffnete er seine eigene Bar in der Stadt. Obwohl das Bargeschäft ganz gut lief, machte er nach einiger Zeit sein Lokal urplötzlich dicht, verließ die Stadt und wurde nie wieder gesehen. Man hörte auch Jahre später nichts mehr von ihm. Wahrscheinlich hatte er sich – weit weg von Texas – eine neue Existenz aufgebaut.
Die Legenden um Joe Ball blühten unaufhörlich. Die Presse mit ihren ständig neuen Schauergeschichten trug wesentlich dazu bei. „True Detective“, die monatliche Bibel des schmutzigen wahren Verbrechens, fand seine (Joe Ball) Geschichte unwiderstehlich und ließ sie einfach nicht los. Ständig überraschte sie ihre Leser mit aktuellen und sensationellen Geschichten des Damenmörders. Aus den Artikeln tropfte es nur so von Dutzenden unglücklichen Vertreterinnen des schönen Geschlechts, ungeborenen Kindern, Verstümmelungen, verfütterten Kätzchen und Welpen und natürlich Alligatoren. Alligatoren mit unstillbarem Hunger nach menschlichem Fleisch. Zeitschriften mit solchen Berichten verkauften sich unheimlich gut, so wie Ball die Reptilien zum Verkauf von Bier benutzt hatte, aber die „Fakten“ in den Geschichten stammten manchmal leider nur aus der Fantasie des Schriftstellers.
Auflagensteigerung – durch stetigen Hang zur totalen Übertreibung.
Elton Cude Jr., der Sohn des stellvertretenden Sheriffs erzählte einmal: „Mein Vater hat sie (True Detective) einmal angerufen und gefragt: ‚Woher hast du diese Geschichten?‘, einer Geschichte zufolge war mein Vater der raueste und härteste stellvertretende Sheriff in der Geschichte von Bexar County. Nun, er war nicht so, obwohl er gelegentlich ein paar Betrunkene aus einer Bar geworfen hat. Bucky erzählte mir von seiner Tante Madeline, Joes Schwester, die ‚True Detective‘ mehrmals wegen ihrer einfallsreichen Versionen von Onkel Joe verklagte“. „Ich weiß nicht, ob sie jemals das Geld gesammelt hat“, sagte er. „Sie brauchte das Geld nicht“. Was aber zu diesem Zeitpunkt niemand ahnte, war, dass Joe Ball auch einige Frauen an seine Alligatoren verfütterte - und zwar mindestens fünf von ihnen. Unter anderem mussten zwei seiner drei Ehefrauen als „Futtermaterial“ herhalten. Dies ist auch eine Möglichkeit, eine Ehe als gescheitert zu betrachten, muss sich der im betrunkenen Zustand, als ruppig beschriebene Joe Ball gedacht haben, als er die zerkleinerten Überreste seiner Frauen ins Wasser warf.
Abgesehen von seinen Ehefrauen tötete der „lustige“ Gastwirt mindestens drei seiner Kellnerinnen. Er tat dies wahrscheinlich, weil die Frauen ein Kind von ihm erwarteten.
Bei der nachfolgenden Hausdurchsuchung fanden Detektive in diesem Zusammenhang ein Bündel belastender Briefe. Die bekam Joe von seinen ehemaligen Angestellten zugeschickt, in denen diese ihm u.a. ihre Schwangerschaft mitteilten - und damit ihr eigenes Todesurteil besiegelten.
Nach Joe Balls Tod meldete sich ein verängstigter Zeuge, der Joe Ball dabei beobachtet haben will, wie dieser einen Frauenleichnam zerstückelte und dann den ausgehungerten Alligatoren die Einzelteile zum Fressen vorwarf. Aus Angst um sein Leben und das seiner Familie, hatte er es zunächst allerdings vorgezogen, lieber zu schweigen.
Der bereits als Kind überaus lebhafte Joe Ball wuchs im kleinen Elmendorf in Bundesstaat Texas auf. Er genoss zwar eine strenge, aber keinesfalls brutale Erziehung. Wie es in jener Zeit in vielen Staaten Amerikas an der Tagesordnung war, so musste auch Joe Ball hin und wieder erzieherische Maßnahmen über sich ergehen lassen, wie etwa Züchtigungsrituale mit dem Rohrstock oder dem väterlichen Gürtel. In der Schule galt er bereits als Großmaul und ständiger Raufbold. Bereits in früher Jugend kam er mit Alkohol in Kontakt.
Nach dem Verschwinden von Joes dritter Ehefrau wurde der damalige für diesen Distrikt verantwortliche Texas-Ranger Lee Miller schließlich misstrauisch.
Er beschloss, in dieser mysteriösen Angelegenheit einmal etwas genauere Nachforschungen anzustellen. Bei seinen Ermittlungen fand er u.a. heraus, dass Joes vermisste Ehefrau weder ihr Konto bei der ortsansässigen Bank abgemeldet noch irgendjemand aus der Ortsgemeinde ihr Weggehen bemerkt hatte.
Folgend, eine andere Selbstmordvariante des bereits oben beschriebenen Sachverhalts: |
Weiter im Text:
Im Nachhinein erfuhr die Polizei übrigens, dass Joes dritte Ehefrau, Dolores „Buddy“ Goodwin, glücklicherweise nicht als Alligatorenfutter herhalten musste. Im betrunkenen Zustand hatte Joe ihr die Morde an den Kellnerinnen gebeichtet und sie gleichzeitig bedroht, dass ihr das gleiche passieren würde, wenn sie darüber gegenüber irgendjemanden, auch nur ein Sterbenswort verlieren würde. Aus diesem Grund hatte sie den kleinen Ort Hals über Kopf wortlos verlassen.
Buddy versuchte in einem Interview im Jahr 1957, das Erscheinungsbild Joe Balls zu verbessern. „Joe hat nie Leute in dieses Alligatorenbecken gesteckt“, sagte sie. „Joe würde so etwas nicht tun. Er war kein schreckliches Monster ... Joe war ein süßer, freundlicher, guter Mann. Er hat niemanden verletzt, es sei denn, er wurde dazu getrieben“. In Bezug auf die Narbe in ihrem Gesicht sagte sie: „Er wollte mich nicht einmal schneiden. Er hat die Flasche auf einen anderen Mann geworfen“.
„Es gab insgesamt nur zwei Morde“, behauptete sie.
Aus Aktenunterlagen wurde bekannt, dass Joe Ball als Soldat im 1. Weltkrieg in Europa mitgekämpft hatte. (US-Eintritt in den Ersten Weltkrieg, Feldzug der Friedliebenden. „Recht ist kostbarer als Frieden“ - mit diesen Worten schickte US-Präsident Wilson 1917 amerikanische Truppen auf das große europäische Schlachtfeld. Sie brachten die Wende im Ersten Weltkrieg.) Es existiert noch das Porträt von Ball aus dem Ersten Weltkrieg und seine 48-Sterne-Flagge, die sich seit seinem Tod im Familienbesitz befindet.
Heute glaubt man, dass die Erfahrung im Krieg etwas mit seinen späteren Aktionen zu tun hatte. „Verwandte erzählten später, dass Joe, nachdem er aus dem Krieg zurückgekehrt war, anders war. Vollkommen anders! Was du denkst, was du siehst und tust, kommt zu dir zurück. Ein Arzt konkretisierte. Dein Gehirn ist wie ein Band, und dieses Zeug ist in deinem Gehirn. Es wird niemals verschwinden“.
Während der Depression gab es nicht viel Beratung durch die Armee, und Joe Ball hätte sie wahrscheinlich sowieso nicht angenommen. Er schien nicht der Typ zu sein, der über seine Gefühle sprach. Oder vielleicht ist das nur der Mythos…? Joe Ball wurde auf dem großen Friedhof in Elmendorf, in Texas, dort, wo die meisten Grabsteine mit bunten Blumen geschmückt sind, begraben. Wer glaubt, Joes Grab würde in einer Friedhofsecke liegen, ganz versteckt und vernachlässigt, der irrt gewaltig.
Der Grabstein von Joseph D. Ball,
7. Jan. 1896 - Sept. 24, 1938.
Sein Grab ist das Erste, was man sieht, wenn man von der Kirche aus durch das Tor geht. Er ruht neben seinem Vater Frank X. Ball. Überall auf diesem Friedhof findet man Gräber der Familie Ball…
Quelle: erichs-kriminalarchiv.com
5. Der Fall - Herman Drenth
Herman Drenth - (17. November 1893 in Beerta - 18. März 1932 in West Virginia State Penitentiary, Moundsville, West Virginia, U.S.) war ein in den Niederlanden geborener amerikanischer Serienmörder, der in West Virginia, gehängt wurde.
Der Mann, der als Harry Powers bekannt werden sollte, wurde 1892 in den Niederlanden als Herman Drenth geboren. Als er achtzehn war, zogen seine Eltern auf der Suche nach einem besseren Leben mit ihrer Familie nach Amerika. Nach Aufenthalten in Iowa und Wisconsin ließ sich der Clan in der kleinen, idyllischen Stadt Clarksburg, West Virginia, nieder.
Obwohl er nach niemandem wohlhabend war, schaffte es Hermans Vater, genug Geld zusammenzukratzen, um Ackerland zu kaufen, in der Hoffnung, ein Familienunternehmen zu gründen. Seiner Meinung nach würden er und die Kinder, die auf den Feldern arbeiteten, in kürzester Zeit einen Gewinn erzielen. Unglücklicherweise für seinen Vater, der ein Traum war, hatte Herman kein Interesse daran, Bauer zu werden oder überhaupt zu arbeiten. Obwohl er kaum älter als Teenager war, hatte er bereits wegen Einbruchs in Wisconsin gesessen. Unbeeindruckt davon, auf frischer Tat ertappt worden zu sein, hatte er schon früh entschieden, dass Stehlen eine viel bessere Art sei, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, als zu versuchen, einen Job zu behalten. Das einzige Hindernis, das ihm im Weg stand, war, dass er beides nicht sehr gut konnte.
Das Einzige, was Herman sicher wusste, war, dass er ein Leben in Freizeit führen sollte, er musste nur herausfinden, wie er seine Ambitionen verwirklichen konnte. Der Weg, den er am Ende wählte, würde ein Weg sein, der mit Herzschmerz gepflastert war.
Herman Drenth
Nachdem er viel darüber nachgedacht hatte, entschied Herman, dass es das Leben für ihn war, ein behaltener Mann zu sein. Mit diesem Ziel vor Augen machte er sich auf die Suche nach einer wohlhabenden Frau, die nichts dagegen hätte, sich und ihr Geld jemandem zu widmen, der keine Schlange lecken würde.
1927 knackte Herman den Jackpot, als er Luella Strother durch eine Anzeige traf, die sie in einer Publikation namens „Lonely Hearts Magazine“ geschaltet hatte. Als Hausbesitzerin und Inhaberin eines erfolgreichen Lebensmittelgeschäfts war sie finanziell stabil und völlig autark. Das Einzige, was ihr in ihrem Leben fehlte, war jemand, mit dem sie ihr Glück teilen konnte. Unglücklicherweise entpuppte sich dieser Jemand als Herman Drenth.
Obwohl er vielleicht nicht jedermanns Sache war, war Luella sofort hingerissen von Hermans niederländischem Akzent und seinen eisblauen Augen. Nach einer stürmischen Werbung heiratete das Paar und begann seine Reise als Ehemann und Ehefrau. Obwohl Luellas Einkommen ihre Bedürfnisse mehr als deckte, war ihr Leben nicht gerade der verschwenderische Lebensstil, den Herman sich vorgestellt hatte. Von Natur aus ein Opportunist, wusste er aus den Stunden, die er damit verbracht hatte, Anzeigen für einsame Herzen zu durchsuchen, dass es da draußen einen scheinbar endlosen Vorrat an Frauen gab, die nur darauf warteten, dass jemand sie von den Füßen fegte. Um den Topf zu versüßen, waren die meisten von ihnen wohlhabend, wenn nicht geradezu reich.
In kürzester Zeit hatte er einen Plan gesponnen, der es ihm ermöglichen würde, die schönen Dinge des Lebens zu genießen, ohne jemals einen Finger rühren zu müssen. Er würde mit so vielen alleinstehenden Damen korrespondieren, wie es die Zeit erlaubte, ihr Vertrauen verdienen und sie für alles nehmen, was sie wert waren, bevor er sie beiseite warf. Natürlich würde dies alles heimlich mit seiner Frau und Cash-Cow Nummer eins, Luella, gemacht werden, die niemals klüger wird.
Bis ins Mark hilflos begann Herman auch, seine eigenen Anzeigen zu schalten, in der Hoffnung, dass einsame Frauen zu ihm kommen würden, was seinerseits weniger Aufwand erfordern würde. Da er sich nicht traute, seinen richtigen Namen zu nennen, nahm er das Pseudonym Harry Powers an. Und damit wurde ein Monster geboren.
Die Briefe, die Herman, jetzt Harry, schrieb, waren blumig und voller Lügen. Er schrieb über seine tiefe Einsamkeit und seinen Wunsch, geliebt zu werden. Er behauptete, der Besitzer eines palastartigen Anwesens zu sein, der über hunderttausend Dollar (heute etwa 1.700.000 Dollar) auf der Bank hatte und niemanden, mit dem er es teilen konnte. Wie das Papier vor dem Verbrennen bewahrt wurde, ist unklar.
Unnötig zu erwähnen, dass die List wie ein Zauber wirkte. Bevor er sich versah, strömten die Antworten herein. Selbst an ruhigen Tagen erhielt er mehr als ein Dutzend Briefe, alle von Frauen, die begierig darauf waren, Gesellschaft mit dem eloquenten Herrn zu halten, der zumindest auf dem Papier in jeder Hinsicht perfekt zu sein schien.
Irgendwann hatte Harry eine Pause von seinem geheimen Leben eingelegt, um den Bau einer Garage auf dem Grundstück zu beaufsichtigen, das er mit seiner Frau teilte. Aus Gründen, die sich später herausstellten, forderte er, dass ein Keller unter dem Gebäude ausgehoben werde. Auf einen Fehler vertrauend, hatte Luella seine Taten nicht in Frage gestellt. Soweit es sie betraf, verstanden sie sich prächtig, und sie hatte keine Lust, das Boot ins Wanken zu bringen.
Sobald das Projekt abgeschlossen war, nahm Harry die Korrespondenz mit Frauen aus dem ganzen Land wieder auf. Um die Dinge frisch zu halten, hatte er noch eine weitere Persönlichkeit geschaffen, die von Cornelius O. Pierson. Unter dieser neuen Identität begann er eine Fernbeziehung mit einer Witwe namens Asta Eicher.
Unter dem Pseudonym „Cornelius Orvin Pierson“ begann Powers, Briefe an Asta Buick Eicher zu schreiben, eine verwitwete Mutter von drei Kindern, die in Park Ridge, Illinois, lebte. Powers besuchte Eicher und ihre Kinder – Greta, Harry und Annabel – in Illinois, verließ sie dann aber wieder für mehrere Tage. Zu ihrer Überraschung tauchte Cornelius eines Tages, im Sommer 1931 (am 23. Juni 1931), vor ihrer Haustür auf und bestand darauf, dass sie mit ihm wegfuhr, um sich besser kennen zu lernen. Aufgeregt über die Aussicht hatte sie ihre Freundin Elizabeth Abernathy gebeten, sich während ihrer Abwesenheit um ihre Kinder zu kümmern. Nachdem sie sie umarmt und sich von ihnen verabschiedet hatte, war die hoffnungsvolle alleinerziehende Mutter Arm in Arm mit dem Mann gegangen, der ja eigentlich kaum mehr als ein Fremder war. Ihre junge Familie sah von der Vordertreppe aus zu, wie sie wegfuhr, ohne zu ahnen, dass sie sie nie wiedersehen würden.
Asta Buick Eicher und ihre Kinder.
Wochen vergingen ohne ein Wort von Asta, bis Elizabeth eines Tages einen Brief von Cornelius erhielt. Darin teilte er ihr mit, dass er in ein paar Tagen in Illinois ankommen würde, um die Kinder abzuholen, damit sie wieder mit ihrer Mutter vereint werden könnten, von der er behauptete, sie lebe jetzt mit seiner Familie in Europa.
Obwohl sie Schwierigkeiten hatte zu glauben, dass ihre Freundin das Land verlassen würde, ohne es jemandem mitzuteilen, hatte Elizabeth ihre Zweifel für sich behalten. An dem Tag, als Cornelius gekommen war, um die Kinder abzuholen, hatte sie sie ohne ein Wort des Protests übergeben.
Sobald er sie in seinem Besitz hatte, war Cornelius direkt zur Bank ihrer Mutter gefahren, wo er das älteste Kind hineinschickte, um einen auf ihr Konto geschriebenen Scheck einzulösen. Zu einer Auszahlung kam es aber nicht, da der Kassierer die Anfrage mit der Begründung ablehnte, dass die Unterschrift gefälscht worden sei. Anstatt nun selbst sein Glück zu versuchen, war Cornelius stattdessen mit den drei sehr verwirrten Kindern, die nicht seine eigenen waren, eiligst aus dem Staat geflohen.
In den folgenden Wochen versuchte Elizabeth Abernathy bei zahlreichen Gelegenheiten herauszufinden, was denn aus Asta und ihren Kindern geworden war. Als sie Cornelius endlich erreichen konnte, versicherte er ihr, dass es der Familie gut gehe und sie in Europa lebe. Trotz seiner Behauptungen wurde sie das Gefühl nicht los, zumal sie auf etliche Ungereimtheiten gestoßen war die ihr bisheriges Mißtrauen nur noch steigerten, dass dieser Mann lügt und irgendetwas im Schilde führte. Der Verdacht wuchs, als ein Mann namens William O'Boyle, der ein Zimmer in Astas Haus mietete, sich meldete und sagte, er habe gesehen, wie Cornelius kurz nach ihrem Verschwinden ihre Sachen durchwühlte. Als er konfrontiert wurde, war er wortlos aus der Tür gerannt.
Als O'Boyle die Behörden benachrichtigte, brachten sie schnell den mysteriösen Cornelius Pierson zum Verhör. Auf die Frage, ob er den Aufenthaltsort der Familie Eicher kenne, behauptete er, sie lebe irgendwo in Colorado. Er war sogar in der Lage, Dokumente vorzulegen, um diese neue Version der Ereignisse zu untermauern.
Selbst unter Druck ein gewandter Redner, hatte er eine Anklage wegen Einbruchsdiebstahls vermieden, indem er gesagt hatte, Asta habe ihm die Erlaubnis erteilt, ihre frühere Wohnung zu betreten, wie er es für richtig hielt. Obwohl keine Anklage gegen ihn erhoben wurde, hatte ihn der Vorfall auf das Radar der Polizei gebracht. Müde von den Kopfschmerzen, die mit dem Namen Cornelius Pierson verbunden waren, kehrte er zu dem weniger bekannten Harry Powers zurück. Begierig darauf, die Episode in Illinois hinter sich zu lassen, war er bereits zu seiner nächsten Eroberung übergegangen, einer Frau aus Massachusetts namens Dorothy Lemke.
Nachdem sie sich schwer in den vornehmen Gentleman verliebt hatte, der ihre Bitte um Kameradschaft erhört hatte, packte Dorothy ihre Sachen und bereitete sich darauf vor, in einen Zug nach Iowa zu steigen, wo ihr Verehrer behauptete, ein Haus zu besitzen. Vor ihrer Abreise hatte sie auf seine Bitte hin 4000 Dollar von ihrem Bankkonto abgehoben.
Als er sie am Bahnhof abholte, hatte Harry Dorothy mit einem Lächeln und einer herzlichen Umarmung begrüßt, bevor er sie fragte, ob sie daran denke, das Geld mitzubringen. Nachdem er das Geld eingesteckt hatte, hatte er ihr auf der Stelle einen Antrag gemacht, ein Angebot, das sie gerne annahm.
Von Anfang an waren überall rote Fahnen gehisst, aber Dorothy war zu blind vor Liebe, um es zu sehen. Dazu gehörte die Tatsache, dass ihr zukünftiger Ehemann die Koffer mit den meisten ihrer weltlichen Besitztümer nach West Virginia und nicht nach Iowa verschifft hatte. Er hatte sie auch mit dem Namen Cornelius Pierson anstelle von Harry Powers markiert. Anstatt Fragen zu stellen, hatte Dorothy geschwiegen, so wie er es erwartet hatte.
Im August 1931, zwei Monate nachdem Asta und ihre Kinder zuletzt gesehen wurden, begann die Polizei in Park Ridge, Illinois, endlich, ihr Verschwinden zu untersuchen. Bei der Durchsuchung des Hauses, in dem sie einst wohnten, entdeckten die Ermittler siebenundzwanzig Liebesbriefe, die alle von Cornelius Pierson geschrieben worden waren.
Die Korrespondenzen wurden schließlich nach Clarksburg, West Virginia, zurückverfolgt. Die Adresse, die verwendet wurde, um das Postfach zu erhalten, von dem die Briefe verschickt worden waren, war die von Harry Powers, einem lokalen Bürger von höchstem Ansehen. Als er zum Verhör im Zusammenhang mit dem Schicksal der Familie Eicher aufgegriffen wurde, hatte Harry fünf Liebesbriefe bei sich, jeder an eine andere Frau adressiert.
Als sich die Dinge aufheizten, wurde ein Durchsuchungsbefehl für das Haus ausgestellt, das Harry, von dem die Polizei jetzt wusste, dass er eigentlich Herman Drenth hieß, mit seiner Frau Luella teilte. Die Wohnung wurde mit einem feinen Kamm durchsucht, aber es wurden keine Hinweise auf ein Fehlverhalten gefunden. Trotzdem neigten sich Hermans Tage - auf der Jagd nach Frauen - dem Ende zu. Als die Beamten ihre Aufmerksamkeit auf die Garage richteten, die lange Zeit Hermans privater Zufluchtsort gewesen war, fanden sie mehr, als sie erwartet hatten. Während der oberirdische Raum nichts Wichtiges verriet, erwies sich der Keller als Unterschlupf eines sadistischen Monsters.
Nachdem sie sich durch eine Falltür Zugang verschafft hatten, entdeckten die Ermittler vier Folterräume. Blutige Kleidung und Trümmer waren auf den Böden der makabren Kammern verstreut. Die Wände waren mit getrocknetem Blut beschmiert, in das teilweise menschliches Haar eingebettet war. In den Trümmern wurde ein teilweise verbranntes Sparbuch mit Astas Namen gefunden, das wenig Zweifel an ihrem Schicksal ließ. Am schlimmsten waren die blutigen Fußabdrücke eines Kindes auf dem Zementboden.
In den folgenden Tagen wurden andere Bereiche des Anwesens ausgegraben, um die Überreste der in der Garage Verstorbenen zu finden. Nach einigem Graben wurden die Leichen von Asta und ihren drei Kindern ausgegraben. Auch ein viertes Opfer wurde gefunden. Die Skelettreste wurden später als die von Dorothy Lemke identifiziert.
Im Laufe der Ermittlungen wurde festgestellt, dass Asta und ihre Töchter Greta und Annabel erdrosselt und ihr Sohn mit einem Hammer erschlagen worden waren. Auch Dorothy Lemke war erdrosselt worden, wie der Gürtel bezeugt, der immer noch eng um die Überreste ihres Halses gewickelt war.
Eine weitere alarmierende Entdeckung war ein Cache mit Liebesbriefen, die Hermans Alter Egos Harry und Cornelius immer noch regelmäßig verschickten und empfingen. Als Detectives die Schriften durchsahen, erfuhren sie, dass ihr Verdächtiger Vorkehrungen getroffen hatte, um mehreren anderen ahnungslosen Frauen die Schrecken vorzustellen, die sie in der Garage erwarteten. Nach allem, was sie erfahren konnten, wurde er zum Zeitpunkt seiner Verhaftung gerade erst aufgewärmt.
Es wurde vermutet, dass Herman Asta getötet hatte, nachdem er sie im Juni aus ihrem Haus geholt hatte. Nachdem er eine Vorliebe für das Töten entwickelt hatte, war er aus zwei Gründen wegen der Kinder zurückgekehrt. Einer war sicherzustellen, dass sie nicht in der Nähe sein würden, um Anspruch auf ihr Vermögen zu erheben. Der andere war, seinen wachsenden Blutdurst zu stillen.
Anstatt den Ort, an dem er seine Gräueltaten begangen hat, als Keller zu bezeichnen, nannte Herman ihn lieber sein „Labor“. In Vorbereitung auf die kommenden Dinge hatte er die Räume mit durchsichtigen Trennwänden ausgestattet, die es ihm ermöglichten, auf der anderen Seite zu sitzen und seine Opfer stundenlang zu beobachten.
Während Geld immer seine Hauptmotivation gewesen war, hatte Herman große Freude daran, seine Gefangenen zu quälen, bevor er ihr Leben beendete. Später gab er zu, dass er nachts oft im Bett lag und ihren Schreien lauschte. Wenn seine Frau sie auch hörte, ließ sie es sich nie anmerken. Es wurde angenommen, dass sie entweder eine unglaublich gesunde Schläferin oder eine gefühllose Seele war, die sich entschieden hatte, dem Leiden, das in ihrem eigenen Hinterhof stattfand, ein taubes Ohr zu geben. Selbst wenn sie vermutet hatte, dass Herman etwas im Schilde führte, deutete nichts darauf hin, dass sie an den Morden beteiligt gewesen war. Sie wusste, dass er viel gereist war, angeblich in seiner Eigenschaft als Verkäufer gebrauchter Möbel, hatte aber keinen Grund zu der Annahme, dass er etwas Kriminelles tat.
Wenn man bedenkt, dass er noch nie in seinem Leben ein ehrliches Tagewerk geleistet hatte, war das eine ziemliche Anstrengung. Trotzdem war es wahrscheinlich einfacher, ihn beim Wort zu nehmen, als sich einzureden, dass der Mann, den sie liebte, Frauen mit einem Heiratsversprechen lockte, um sie auf mehr als eine Weise ausbluten zu lassen.
Die Einwohner von Clarksburg waren empört, als sie von dem Mörder in ihrer Mitte erfuhren, so sehr, dass sie die Sache selbst in die Hand nehmen wollten. Wütende Mobs würden das Gerichtsgebäude umstellen und verlangen, dass sie Herman die verdiente Strafe geben dürften. Es wurde so schlimm, dass die örtliche Feuerwehr die Menge mit Hochdruckschläuchen zurückhalten musste. Zu seinem eigenen Schutz wurde der Gefangene achtzig Meilen entfernt in das Moundsville State Penitentiary gebracht, um auf den Prozess zu warten.
Beim Durchforsten seiner Vergangenheit stellten die Behörden fest, dass Herman ein Verdächtiger des Mordes an einem Bekannten namens Dudley Wade war, als er in Wisconsin lebte. Obwohl er die einzige Person von Interesse in dem Fall gewesen war, hatte es einfach nicht genügend Beweise gegeben, um ihn des Verbrechens anzuklagen. Es bleibt bis heute ungelöst.
Ungefähr zu dieser Zeit entdeckten die Ermittler auch Hermans Fülle von Decknamen. Neben Harry Powers und Cornelius Pierson hatte das frauenmordende Chamäleon in verschiedenen Phasen seiner kriminellen Karriere auch die Namen Joe Gildaw und AR Weaver verwendet.
Der Mordprozess gegen Herman Drenth begann am 7. Dezember 1931. In den kommenden Tagen würde eine Parade von Zeugen bezeugen, dass die Opfer kurz vor ihrem Verschwinden in seiner Firma gesehen worden waren.
Zuversichtlich, das Verfahren zu seinen Gunsten beeinflussen zu können, hatte Herman zu seiner eigenen Verteidigung Stellung bezogen. Unglücklicherweise für ihn war der Zauber, den er erfolgreich bei Dutzenden einsamer Frauen eingesetzt hatte, im Gerichtssaal verpufft. Fünf Tage nach Beginn war der Prozess beendet. Nachdem er des Mordes für schuldig befunden worden war, wurde er zum Tode durch den Strang verurteilt.
Zu sagen, dass das Leben hinter Gittern nicht zu Herman Drenth passte, wäre eine grobe Untertreibung. Er hielt sich immer noch für einen Aristokraten und beklagte sich bitter über seine Misshandlung bei jedem, der es hören wollte. Nach seinen Angaben war das Essen ungenießbar, eine anständige Nachtruhe war unmöglich und die anderen Insassen und Wärter waren gemein zu ihm. Unnötig zu erwähnen, dass er wenig Sympathie von dem Aufseher erhielt, der ihm erklären musste, dass der Todestrakt kein Country Club war.
Als sein Hinrichtungstermin näher rückte, widerrief Herman sein Geständnis und behauptete, es sei aus ihm herausgeprügelt worden. Als er sich weigerte, eine schriftliche Erklärung zu unterschreiben, in der er die Verantwortung für die Entführungen und Morde übernahm, wurde ihm seinen Angaben zufolge mitgeteilt, dass er dem Bürgerwehrmob übergeben würde, der draußen nach seinem Kopf verlangte. Wiederum wurden seine Anschuldigungen als Gerede eines verzweifelten Mannes abgetan, der die Wahrheit nicht von Lügen unterscheiden konnte.
Die Gerechtigkeit kam schnell und am 18. März 1932 wurde Herman Drenth, alias Harry Powers, Cornelius Pierson und viele andere, auf dem Gelände des Staatsgefängnisses von Moundsville am Hals aufgehängt, bis er tot war.
Herman hatte keine letzten Worte, als er zum Schafott geführt wurde. Der gesamte Prozess von Anfang bis Ende hatte elf Minuten gedauert, eine gnädig kurze Zeit im Vergleich zu den Tagen und möglicherweise Wochen des Leidens, die seine Opfer ertragen mussten. Er war neunundvierzig Jahre alt.
Quellen: archive.wvculture.org - ·nydailynews.com - ·news.lib.wvu.edu - Charleston Gazette - wdtv.com
6. Der Fall - Robert Harris White
Robert Harris White - gerissener Gauner und Glücksspieler
Der 1889 in Texas geborene Robert H. White wurde am 2. Juni 1930 im Alter von 41 Jahren wegen Mordes an Louis La Vell in der Gaskammer von Nevada hingerichtet. White wurde für schuldig befunden, am 6. Mai 1928 seinen Partner Louis La Vell in Elko ermordet zu haben. Gemeinsam hatten sie beim Glücksspiel als Gaunerpaar mit gezinkten Karten gespielt.
Robert Harris White | Die Gaskammer von Elko in Nevada - Whites letzte Station |
Nach dem Spiel sollte La Vell 25 Prozent seiner Gewinnsumme an Robert Harris White ausbezahlen. Im Verlauf des darüber entbrannten Streites wurde La Vell getötet.
Am 2. Juni 1930 musste Robert H. White auf dem Stuhl der Gaskammer Platz nehmen. Dies war die erste Hinrichtung, die protokolliert wurde. Auf die Frage des Gefängnisdirektors nach seinem letzten Wunsch antwortete White: "Bitte geben Sie mir eine Gasmaske, etwas anderes kann ich unter diesen Umständen nicht brauchen."
Die Hinrichtung begann um 4.36 Uhr morgens, das Gas wurde um 4.37 Uhr und 30 Sekunden in die Gaskammer gegeben. Robert H. White atmete um 4.38 Uhr das Gas tief ein und wurde daraufhin sofort bewusstlos.
Quellen: - EXECUTED - 100 Jahre Hinrichtungen in den USA (von Michael Kahr) Ausgabe 2002 - Seite 130 - ISBN: 3-935678-03-7
7. Der Fall - Rainey Bethea
Rainey Bethea (geboren am 16.Oktober 1909 in Roanoke, Virginia , USA – gestorben am 14. August 1936 (26 Jahre) in Owensboro, Kentucky , USA) war die letzte Person, die in den Vereinigten Staaten öffentlich hingerichtet wurde. Bethea, der die Vergewaltigung und Ermordung einer 70-jährigen Frau namens Lischia Edwards gestand, wurde wegen ihrer Vergewaltigung verurteilt und in Owensboro, Kentucky, öffentlich gehängt . Fehler bei der Durchführung des Hängens und der damit verbundene Medienzirkus trugen zum Ende öffentlicher Hinrichtungen in den Vereinigten Staaten bei.
Rainey Bethea | Rainey Bethea beim Verhör... und bei seiner letzten Mahlzeit. |
Das Verbrechen war entsetzlich, doch der Fall blieb wegen der Umstände der Bestrafung in Erinnerung. Rainey Bethea wurde am 14. August 1936 in Owensboro,
Kentucky, öffentlich vor 15.000 Zuschauern gehängt. Bethea, ein junger Schwarzer, war drei Jahre zuvor nach Owensboro gekommen und hatte sofort Probleme mit der Justiz. Im April 1935 stahl er zwei Handtaschen aus dem Vogue Beauty Shop. Weil deren Wert fünfundzwanzig Dollar überstieg, lautete die Anklage auf schweren Diebstahl, und er kam für ein Jahr ins Staatsgefängnis. Nach seiner Entlassung kehrte er nach Owensboro zurück, wo er einen Monat später wegen Trunkenheit und Ruhestörung verurteilt wurde. Weil er die Strafe von 100 Dollar nicht zahlen konnte - er verdiente nur 7 Dollar pro Woche -, kam er für drei Monate ins Gefängnis. Am Morgen des 7. Juni 1936 war er wieder betrunken. Er brach durch das Schlafzimmerfenster ins Haus von Lischia Edwards ein. Die alte Dame erwachte, er würgte und vergewaltigte sie, dann durchsuchte er ihren Schmuck. Dabei streifte er seinen Gefängnisring aus schwarzem Zelluloid ab, den er vergaß, als er mit einigen Schmuckstücken floh, die er in einer Scheune in der Nähe versteckte. Als Lischia Edwards Leiche entdeckt wurde, rief man den Coroner. Dieser fand Betheas Ring.
Eine Woche später wurde Bethea verhaftet, als er an Bord eines Flussbootes gehen wollte. Die Polizei konnte verhindern, dass er gelyncht wurde, denn der Volkszorn kochte, weil das Opfer eine Weiße war. Bethea legte ein Geständnis ab, sagte aber, dass er bei der Vergewaltigung nicht gewusst habe, ob sein Opfer tot war oder noch lebte. Dass war ein entscheidender Punkt, denn 1936 gab es in Kentucky kein Gesetz, dass Geschlechtsverkehr mit einer Leiche verbot. Die Art des Verbrechens war entscheidend für die Anklage. Auf Mord und Raub stand der Tod auf dem elektrischen Stuhl, auf Vergewaltigung der Tod am Galgen.
Die letzten Schritte von Rainey Bethea und ......... das Ende
Bethea wurde wegen Vergewaltigung angeklagt, und die Jury brauchte fünf Minuten, um ihn für schuldig zu befinden. Rainey Bethea wurde am 14. August 1936 die Schlinge um den Hals gelegt und öffentlich aufgehängt.
Quellen: - True Crime ? Die spektakulärsten Verbrechen der Geschichte (von Nick Yapp) S. 66 - ISBN 978 -1 4054-9795-4
8. Der Fall - Dr. Buck Ruxton
Buck Ruxton (* 21. März 1899 in Bombay; † 12. Mai 1936 in Manchester) war ein Arzt und Doppelmörder. Der von ihm begangene Doppelmord wurde durch den Einsatz damals neuer forensischer Techniken, die heute zum Standardrepertoire gehören, aufgeklärt.
Buck Ruxton war als Bukhtyar Chompa Rustomji Ratanji Hakim in Bombay geboren worden. Als Sohn einer wohlhabenden persischen Familie studierte er in seiner Heimatstadt Medizin. 1922 schloss er dieses Studium ab und spezialisierte sich auf Chirurgie. 1925 heiratete er eine Perserin. Die Ehe zerbrach nach etwa einem Jahr, ohne dass es formell zur Scheidung kam. Er begab sich ein Jahr später nach Edinburgh. Hier lernte er die Restaurantbesitzerin Isabella Kerr kennen, die ihrerseits offiziell noch verheiratet war. Gleichwohl wurden die beiden ein Paar. Als er seinen Namen zu Buck Ruxton anglisierte, nahm auch sie den Namen Ruxton an. 1928 zog das Paar nach London, wo die erste gemeinsame Tochter geboren wurde. 1930 verließ die kleine Familie London. Er ließ sich dann in Lancaster als Arzt nieder, wo zwei weitere Kinder das Licht der Welt erblickten. Buck Ruxton war ein durch charmantes Auftreten, und weil er zuweilen auf Bezahlungen verzichtete, beliebter Arzt. Die Beziehung zwischen Isabella und Buck war nicht harmonisch, denn Ruxton war ein eifersüchtiger, aufbrausender Mensch. Angestellte und die Polizei in Lancashire wussten das, denn er hatte mehrfach gedroht, seine Frau umzubringen.
Am 15. September 1935 kam es zur Eskalation, als Ruxton Isabella erwürgte. Die Hausangestellte Mary Jane Rogerson wurde Zeugin der Tat, und Ruxton erstickte auch sie. Beide Opfer waren zuletzt am 14. September 1935 lebend gesehen worden.
Dr. Buck Ruxton | Isabella Ruxton | Hausangestellte Mary Jane Rogerson |
Dann ging er überlegt und systematisch vor. Er zerteilte beide Leichen, entfernte Isabellas Fingerspitzen, um eine Identifizierung unmöglich zu machen, und wickelte die Teile in Zeitungspapier ein. Er fuhr damit ins 160 Kilometer entfernte Moffat in Schottland und warf sie in eine Schlucht. Aber er machte einen entscheidenden Fehler: Die von ihm verwendete Zeitung war eine Spezialausgabe des Sunday Graphic, die nur in der Gegend von Lancaster verkauft worden war.
Die Ermittler im Fall Ruxton überblendeten ein Foto des in Schottland gefundenen Schädels mit
einer Porträtaufnahme von Mrs Ruxton Skelett aus der Schlucht
14 Tage später entdeckten zwei Wanderer in der Schlucht ein menschliches Bein.
Die beiden Gerichtsmediziner Glaister und Brash (links und mitte).
Die Polizei fand 43 verschiedene Leichenteile, die den beiden Gerichtsmedizinern Prof. John Glaister und Prof. James Brash übergeben wurden. Glaister und Brash konnten einen der gefundenen Finger den Fingerabdrücken von Mary Jane zuordnen. Die andere Leiche identifizierten sie, indem sie eine lebensgroße Vergrößerung von Isabellas Kopf mit dem Röntgenbild von einem der Schädel aus der Schlucht verglichen. Die Altersbestimmung der Maden an den Leichen ergab, dass der Todeszeitpunkt mit dem Zeitpunkt des Verschwindens der beiden Frauen übereinstimmte.
Ruxton wurde festgenommen, angeklagt und verurteilt. Am 12. Mai 1936 starb er im Strangeways Prison in Manchester am Galgen.
Quellen: - True Crime - Die spektakulärsten Verbrechen der Geschichte (von Nick Yapp) S. 252 - ISBN 978 -1 4054-9795-4
9. Der Fall - Bela Kiss
Béla Kiss (* 1877; † nach 1932) war ein ungarischer Serienmörder, dem die Morde an mindestens 23 jungen Frauen zugeschrieben werden. Die Leichname seiner Opfer lagerte er in großen Metallbehältern auf seinem gemieteten Besitz.
Der Ungar Bela Kiss, ein Familienvater und Amateur-Astrologe, begann seine Karriere als Serienmörder relativ spät. Im Februar 1912 übersiedelte Kiss, 40jährig, mit seiner um etwa 15 Jahre jüngeren Frau Marie in das Dorf Czinkota.
Innerhalb weniger Wochen hatte Marie einen Liebhaber gefunden, einen Paul Bikari, und im Dezember 1912 erzählte Kiss seinen Nachbarn traurig, dass das Paar gemeinsam davongelaufen sei und ihn vergrämt allein zurückgelassen hätte. Anstelle seiner Frau stellte Kiss eine ältere Haushälterin an. Sie lernte, die Reihe der Frauen zu ignorieren, die kamen, um mit dem wieder in Frage kommenden Junggesellen ihre Zeit zu verbringen.
Etwa zur selben Zeit begann Kiss, große Metalltrommeln zu sammeln, und informierte den neugierigen Dorfpolizisten darüber, dass sie mit Benzin gefüllt seien, da zu erwarten war, dass letzteres mit dem Ausbruch des Krieges in Europa knapp würde. Die Behörden in Budapest suchten mittlerweile Informationen über das verschwinden von zwei Witwen namens Schmeidak und Varga, die seit mehreren Wochen keinen Kontakt mehr mit ihren Freunden oder Verwandten aufgenommen hatten. Beide Frauen waren zuletzt in der Begleitung eines Mannes namens Hoffmann gesehen worden, von dem behauptet wurde, dass er nahe der Margarethenbrücke in Budapest leben würde, aber auch er war spurlos verschwunden. Der Polizist von Czinkota war über diese Nachforschungen informiert, sah aber keinen Grund, Herrn Hoffmann mit dem ruhigen, bescheidenen Bela Kiss in Verbindung zu bringen.
Kiss fing an, Metallfässer zu sammeln | Vermisst: Die Witwe Katherina Varga | Ebenfalls vermisst: Margaret Toth |
Im November 1914 wurde Kiss zum Militärdienst abkommandiert und zog an die Front, kaum dass er angelobt worden war und die Ausrüstung ausgefasst hatte. Weitere achtzehn Monate sollten verstreichen, ehe die Beamten in Czinkota darüber informiert wurden, dass Kiss in der Schlacht gefallen sei. Ein weiterer, schrecklicher Eintrag auf der Gefallenenliste im blutigen Frühjahr des Jahres 1916. Er wurde von den Dorfleuten bis Juni vergessen, als Soldaten nach der Suche nach Benzinvorräten nach Czinkota kamen.
Das Haus... | und der Schuppen von Bela Kiss | Der grauenhafte Inhalt der Metallfässer |
Der Dorfpolizist erinnerte sich an Kiss´ Lager von Metalltrommeln und führte eine Abteilung Soldaten zum Haus des toten Mannes. Im Haus förderten sie sieben Trommeln zu Tage; diese enthielten aber kein Benzin. Stattdessen enthielt jede Trommel die nackte Leiche einer Frau, erwürgt und in Alkohol eingelegt. Die Schublade in Kiss´ Büro ging über vor lauter Karten und Briefe von Frauen, die auf Zeitungsanzeigen geantwortet hatten, die Kiss unter dem Namen Hoffmann geschaltet hatte und in denen er sich als "einsamer Witwer, der weibliche Gesellschaft sucht", beschrieb. Der Polizist von Czinkota erinnerte sich, dass des mehr Trommeln gegeben hatte, und sehr viel mehr obendrein. Eine Durchsuchung der näheren Umgebung brachte weitere siebzehn zum Vorschein, jede mit einer eingelegten Leiche darin. Die Behörden von Budapest identifizierten die vermissten Witwen, und auch Marie Kiss befand sich in einer der Trommeln. Ihr Liebhaber, Paul Bikari, war der einzige Mann unter den vierundzwanzig aufgefundenen Opfern.
Die Polizei stellte die Theorie auf, dass Bela Kiss seine Frau und deren heimlichen Liebhaber in eifersüchtiger Rage ermordet hatte und in einer Weise über die Leichen verfügt hatte, die, wie er dachte, jede Möglichkeit einer späteren Entdeckung ausschalten würde. Das Verbrechen entfesselte anscheinend eine Art versteckten Wahnsinn, demzufolge Kiss die nächsten zwei Jahre damit verbrachte, mit Leidenschaft einsamen Frauen nachzustellen, etwas von ihrem Ersparten ergaunerte, ehe er sie strangulierte und in seinen Behelfsgruften verschloss. Es war ein grässlicher Fall, aber Kiss war gegangen, um einem höheren Gerichtshof gegenüber zu treten. Wer war er wirklich?
Im Frühjahr 1919 wurde Kiss auf der Margarethenbrücke in Budapest gesehen, in "Herrn Hoffmanns" Vorkriegs-Revier. Die Polizei wies nach, dass Kiss seine Papiere mit einem Opfer des Schlachtfeldes vertauscht und die Identität des toten Mannes angenommen hatte, um seine Flucht zu bewerkstelligen. Dieses Wissen brachte die Ermittler allerdings nicht näher an ihren Mann, Kiss war wieder durchs Netz gegangen. Die aussichtslose Suche ging weiter. Im Jahr 1924 erzählte ein Deserteur der französischen Fremdenlegion den Beamten der Sicherheitspolizei von einem Legionärskameraden, der die Truppe mit Geschichten über seine Fertigkeiten mit der Garotte unterhielt. Der Name des Soldaten war Hoffmann, und er passte zu Beschreibungen von Bela Kiss, aber die Spur war eine weitere Sackgasse. Zur selben Zeit wurde die ungarische Polizei nämlich darüber informiert, dass Legionär "Hoffmann" ebenfall desertiert und spurlos verschwunden sei.
Französische Fremdenlegionäre 1924
1932 war der New Yorker Mordermittler Henry Oswald davon überzeugt, dass er Bela Kiss gesichtet hätte, als dieser von einer U-Bahnstation am Time Square heraufgekommen war. Oswald, der wegen seines unheimlichen Erinnerungsvermögens, was Gesichter betraf, von seinen Kollegen den Spitznamen "Kamera-Auge" bekommen hatte, war unerschütterlich in seinem Glauben, dass Kiss, der an die siebzig gewesen sein musste, irgendwo in New York lebte. Unglücklicherweise hatte die Menschenmasse am Time Square Oswald davon abgehalten, Kiss zu verfolgen und er konnte bloß in hilfloser Wut mit ansehen, wie seine Zielperson verschwand. 1936 verbreitete sich das Gerücht, dass Kiss als Hausmeister in einem Wohnblock in New Yorks sechster Straße arbeitete. Wieder schaffte er es, der Polizei zu entkommen, wenn er überhaupt jemals dort gewesen war, und nun wurde die Spur kalt. Was auch immer letztendlich aus Bela Kiss wurde, bleibt ein Rätsel, und nun, nachdem mehr als sechs Jahrzehnte vergangen sind, kann an eine Lösung nicht einmal mehr gedacht werden.
In Ungarn erinnert man sich an ihn als denjenigen, der davonkam.
Quellen: - Die große Enzyklopädie der Serienmörder (von V. F. Sammler /erg. Jaques Buval) 2.Auflage 2005 - S. 210 - ISBN 3-85365-189-5
10. Der Fall - Amy Archer-Gilligan
Amy Duggan „ Sister “ Archer-Gilligan (31. Oktober 1873 – 23. April 1962) war eine Pflegeheimbesitzerin und Serienmörderin aus Windsor, Connecticut . Sie hat mindestens fünf Menschen ermordet, indem sie sie vergiftet hat. Eines ihrer Opfer war ihr zweiter Ehemann, Michael Gilligan; die anderen waren Bewohner ihres Pflegeheims.
Es ist möglich, dass Archer-Gilligan an mehr Todesfällen beteiligt war. In ihrem Pflegeheim, dem „Archer Home for the Elderly and Infirm“, zählten die Behörden 48 Todesfälle. Der Fall erregte damals große Aufmerksamkeit und wurde als Inspiration für das Theaterstück „ Arsenic and Old Lace“ und für Frank Capras späteren gleichnamigen Film angeführt .
Amy E. Duggan wurde am 31. Oktober 1873 als achtes von zehn Kindern von James Duggan und Mary Kennedy in Milton, Connecticut , geboren. Sie besuchte 1890 die Milton School und die New Britain Normal School.
Amy Duggan „ Sister “ Archer-Gilligan
Amy Duggan heiratete 1897 James Archer. Eine Tochter, Mary J. Archer, wurde im Dezember 1897 geboren. Die Archers wurden 1901 zum ersten Mal Hausmeister, die angestellt wurden, um sich um John Seymour, einen älteren Witwer, zu kümmern. Sie zogen in sein Haus in Newington, Connecticut. Seymour starb 1904. Seine Erben bauten die Residenz in eine Pension für ältere Menschen um, und die Archers blieben, um sich gegen eine Gebühr um ältere Menschen zu kümmern. Sie zahlten Miete an Seymours Familie. Sie führten die Pension als Pflegeheim für ältere Menschen von Schwester Amy.
1907 beschlossen Seymours Erben, das Haus zu verkaufen. Die Archers zogen nach Windsor, Connecticut, und nutzten ihre Ersparnisse, um ihre eigene Residenz in der Prospect Street im Windsor Center zu kaufen. Sie wandelten es bald in ein Geschäft um, das Archer Home for the Elderly and Infirm.
James Archer starb 1910, offenbar eines natürlichen Todes. Die offizielle Todesursache war Morbus Bright , ein Oberbegriff für Nierenerkrankungen. Amy Archer hatte wenige Wochen vor seinem Tod eine Versicherungspolice für ihn abgeschlossen. Die Policenleistung ermöglichte es ihr, Archer Home weiter zu betreiben.
1913 heiratete Amy Michael W. Gilligan, einen Witwer mit vier erwachsenen Söhnen. Berichten zufolge war er wohlhabend und sowohl an Amy als auch an der Investition in das Archer Home interessiert. Am 20. Februar 1914 starb Michael jedoch nach nur drei Monaten Ehe mit Amy. Die offizielle Todesursache lautete „akuter Gallengang“ (also schwere Verdauungsstörungen). Amy war natürlich wieder finanziell abgesichert, weil ihr neuer Ehemann während ihrer kurzen Ehe ein Testament aufgesetzt hatte, das ihr sein gesamtes Vermögen vermachte. Das Testament wurde später als Fälschung erkannt, da es anscheinend in einer Handschrift verfasst wurde, die der von Amy Archer-Gilligan entspricht.
Ein Brief von Amy Archer-Gilligan - 1911
Zwischen 1907 und 1917 gab es im Archer Home 60 Todesfälle. Angehörige ihrer Klienten wurden misstrauisch, als sie die große Zahl der Todesfälle zählten. Nur 12 Einwohner starben zwischen 1907 und 1910, aber 48 Einwohner starben zwischen 1911 und 1916. Unter ihnen war Franklin R. Andrews, ein offensichtlich gesunder Mann. Am Morgen des 29. Mai 1914 arbeitete Andrews im Archer-Haus im Garten. Sein robuster körperlicher Zustand verschlechterte sich innerhalb eines einzigen Tages und er war am Abend tot. Die offizielle Todesursache war Magengeschwür .
Nachdem die Geschwister von Andrews (einschließlich Nellie Pierce) in den Besitz einiger seiner Briefe gelangten, bemerkten sie Fälle, in denen Amy Archer-Gilligan ihren Bruder um Geld drängte. Amys Klienten zeigten ein Muster des Sterbens, kurz nachdem sie ihr eine große Geldsumme gegeben hatten.
Als die Todesfälle weitergingen, meldete Nellie Pierce ihren Verdacht dem örtlichen Bezirksstaatsanwalt, aber der ignorierte sie größtenteils. Also trug sie ihre Geschichte dem Hartford Courant vor. Am 9. Mai 1916 erschien der erste von mehreren Artikeln über die „Mordfabrik“. Einige Monate später begann die Polizei, den Fall ernsthaft zu untersuchen. Die Untersuchung dauerte fast ein Jahr.
Die Leichen von Gilligan, Andrews und drei weiteren Pensionären wurden exhumiert. Alle fünf waren an einer Vergiftung gestorben, entweder Arsen oder Strychnin. Lokale Händler konnten bezeugen, dass Amy große Mengen Arsen gekauft hatte, angeblich um „Ratten zu töten“. Ein Blick in Gilligans Testament ergab, dass es sich tatsächlich um eine von Amy verfasste Fälschung handelte.
Laut M. William Phelps, Autor von The Devil's Rooming House, scheint die Untersuchung zu zeigen, dass Amy das Arsen gekauft hat, um eine große Anzahl von Ratten zu töten. Es scheint jedoch, dass sie nicht das gesamte Arsen gekauft hat, das ihre Patienten getötet hat. Der Arzt und einige der Patienten hatten den Kauf unterschrieben. Die Untersuchung verfolgte Dr. King, weil sich mehr Beweise gegen ihn häuften, aber der Verdacht konzentrierte sich wieder auf Amy, als jemand vorschlug, alle Aufzeichnungen über Arsenkäufe eindeutig zu überprüfen. Als Beweise dafür gefunden wurden, dass Amy ihre Patienten in die Apotheke schickte, um große Mengen Arsen zu kaufen, konnte die Polizei sie verhaften und verurteilen.
Archer-Gilligan wurde verhaftet und wegen Mordes angeklagt, ursprünglich in fünf Anklagepunkten. Letztendlich gelang es ihrem Anwalt, die Anklagen auf einen einzigen Anklagepunkt zu reduzieren, den Mord an Franklin R. Andrews. Am 18. Juni 1917 befand eine Jury sie für schuldig und sie wurde zum Tode verurteilt.
Archer-Gilligan legte Berufung ein und erhielt 1919 einen neuen Prozess. Bei diesem Prozess plädierte sie auf Wahnsinn. Mary Archer sagte aus, dass ihre Mutter morphinsüchtig war. Archer-Gilligan wurde erneut des Mordes für schuldig befunden, diesmal jedoch nur zu lebenslanger Haft verurteilt .
1924 wurde Archer-Gilligan für vorübergehend geisteskrank erklärt und in das Connecticut Hospital for the Insane in Middletown verlegt, wo sie bis zu ihrem Tod am 23. April 1962 blieb.
Sie wurde 89 Jahre alt...
Quellen: - www.angelfire.com/rl - wiki und erichs-kriminalarchiv.com
11. Der Fall - Carl Panzram
Vorwort: Name: Carl Panzram - geboren: 28. 6. 1891 in Warren / Minnesota - gehenkt: 5. 9. 1930 in Leavenworth / Kansas
Carl Panzram war einer der schlimmsten soziopathischen Schwerverbrecher aller Zeiten: ein Dieb, Einbrecher und Räuber, Brandstifter und brutaler homosexueller Vergewaltiger und ein eiskalter 21-facher Mörder. Er wird oft als der erste amerikanische Serienmörder bezeichnet. Erst durch seine Tagebücher und seine schonungslosen Memoiren, die er in der Isolationszelle schrieb, wurde das gesamte Ausmaß seiner Greueltaten bekannt.
Carl Panzrams Motto lautete: "Beraubt sie alle, vergewaltigt sie alle und tötet sie alle!"
Weitere Zitate von Carl Panzram: "In meinem Leben habe ich 21 Menschen umgebracht, ich habe Tausende von Einbrüchen, Raubüberfällen und Diebstählen verübt und zudem beging ich Vergewaltigungen an über 1000 Jungen und Männern. All das tut mir kein bisschen leid. Ich habe kein Gewissen, also kümmert es mich nicht. Ich glaube weder an die Menschen, an Gott oder den Teufel. Ich hasse die ganze verdammte Menschheit inklusive mich selbst." - "Ich war so voller Hass, dass es in mir keinen Platz gab für Gefühle wie Liebe, Mitleid, Güte, Ehre oder Anstand." - "Natürlich, ich liebe Jesus jetzt sehr ? Ja, ich liebe ihn so verdammt sehr, dass ich ihn am liebsten noch einmal kreuzigen würde." - "Ich wünschte die gesamte Menschheit hätte einen Hals und ich hätte meine Hände darum." - "Mir tut nur leid, dass ich nicht tot geboren oder dass ich überhaupt geboren wurde."
Carl Panzram (ca. 1910)
Carl Panzram wurde als Sohn preußischer Einwanderer im ländlichen Minnesota geboren. Die Eltern besaßen eine kleine Farm, die kaum das Nötigste zum Leben abwarf, deshalb wurden auch die Kinder schon früh für die harte Feldarbeit eingespannt. Der Vater trank und verließ die Familie eines Tages als Carl ca. 7 Jahre alt war. Seine Mutter versuchte die Farm zu retten, indem sie noch mehr schuftete und dies auch von den Kindern verlangte. Carl Panzram war ein schwieriges Kind, er log und stahl und wurde dafür von seinen Brüdern regelmäßig verdroschen. Mit 8 Jahren betrank er sich und legte Brände, dies führte dazu, dass er unweigerlich in einem christlichen Erziehungsheim ("reform school) landete. Hier herrschten strenge Regeln, die Aufsicht der Jungen führten Häftlinge. Kleinste Vergehen wurden mit zum Teil brutalen Strafaktionen geahndet, die Carl Panzram später als regelrechte Folterungen beschrieb. Auch sexueller Missbrauch der jugendlichen Zöglinge war an der Tagesordnung. In sämtlichen Jugendheimen, Besserungsanstalten und Gefängnissen, in denen er einsaß, traf er immer auf die gleichen brutalen, sadistischen Autoritätspersonen (kirchliche Heimleiter, Geistliche, Lehrer, Gefängnisleitung und -personal). Er stahl und raubte weiterhin und legte Brände, sobald die Gelegenheit günstig war. Dafür hatte er sich eine Methode ausgedacht, wobei das Feuer erst begann, nachdem er den Ort längst verlassen hatte.
In Panzram wuchs der Hass auf die Gesellschaft, auf die gesamte Menschheit inklusive sich selbst. In seinen Träumen zog er, endlich in Freiheit, durch die Lande, als Dieb, Einbrecher und Räuber, Feuer legend und mordend, sich gnadenlos an jedem für all das rächend, was ihm je angetan wurde. Später spielte er mit der Idee, Züge entgleisen zu lassen und entwickelte sogar einen "Masterplan", wie er einen Krieg zwischen Amerika und England anzetteln wollte.
Mit 13 Jahren flüchtete er aus einer Besserungsanstalt und begann seine Racheträume in die Tat umzusetzen, seine Spezialität waren Räubereien und insbesondere Einbrüche mit anschließenden Brandstiftungen, die bald zu seinem Markenzeichen wurden.
Er schloss sich einer Gruppe Hobos (Eisenbahn-Trampern) an und reiste quer durch die USA. Bei seiner ersten und einzigen sexuelle Begegnung mit einer Frau holte er sich eine Geschlechtskrankheit. Dies veranlasste ihn, seinen Geschlechtstrieb fortan nur noch auf Jungen und Männer zu konzentrieren. Nachdem er von Hobos betrunken gemacht und brutal vergewaltigt worden war, machte er auch das Saufen und Vergewaltigen zu seiner Passion.
Carl Panzram mit ca. 25 Jahren
Mit 16 meldete er sich freiwillig zum Militärdienst. Dort benahm er sich jedoch dermaßen undiszipliniert und legte sich mit seinen Vorgesetzten an, dass ihm dies 37 Monate im Militärgefängnis und eine unehrenhafte Entlassung einbrachte. Panzram landete immer wieder im Gefängnis. Von seinen 39 Lebensjahren befand er sich kaum mehr als 12 Jahre auf freiem Fuß. Da er in immer mehr Bundesstaaten gesucht wurde, legte er sich wechselnde Aliasnamen zu und trieb sein Unwesen nicht nur in den USA. Er heuerte auf Frachtschiffen an, kam so nach Europa und bis nach Westafrika. Er soll in nahezu 30 Länder gewesen sein. Bemerkenswert dabei ist, dass er auf seinen Reisen bzw. auf seiner Flucht gerne Museen besuchte, so soll er u.a. den Prado in Madrid besichtigt haben.
Seine Vergewaltigungen und Morde beging er an Jungen und Männern, egal welcher Hautfarbe. Er stahl in Virginia eine Yacht, überführte sie nach New York und heuerte dort nach und nach zehn Matrosen an, die er an Bord zuerst betrunken machte und ausraubte, dann vergewaltigte und anschließend erschoss und ins Meer warf. In Angola (Afrika) heuerte er für die Krokodiljagd acht Eingeborene an. Als sie auf dem Kanu mit dem Rücken zu ihm gewandt vor ihm saßen, knallte er sie nacheinander ab, missbrauchte einige von ihnen und warf sie den Krokodilen zum Fraß vor. Er behauptete später, dass ein paar der Männer noch am Leben waren, als er sie über Bord warf.
Später lauerte er einem etwa 12-jährigen afrikanischen Jungen auf, vergewaltigte ihn in einer Kiesgrube und brachte ihn anschließend um.
In Salem (Massachusetts) lockte er einen 12-jährigen Jungen auf ein abgelegenes Grundstück, vergewaltigte ihn nach seinen eigenen Angaben sechsmal, stopfte ihm Papiertücher in den Rachen und erschlug ihn mit einem Stein.
Panzrams Signalementfoto von 1928, aufgenommen nach seiner endgültigen Verhaftung in Washington, DC
Als er 1928 in Kansas wegen Einbrüchen und schweren Raubes verhaftet und zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden war, drohte er damit, dass er jeden, der ihm zu nahe käme, umbringen würde. Er beließ es nicht bei der Drohung, sondern erschlug in der Gefängniswäscherei einen sadistischen Wärter, der sich besonders darauf spezialisiert hatte, ihn zu quälen, mit einer Eisenstange.
Panzram alias Jeff Davis...alias Jefferson Rhoades
Daraufhin wurde er zum ersten Mal wegen Mordes angeklagt und erhielt die Todesstrafe, die in Kansas extra seinetwegen wieder eingeführt wurde. In der Todeszelle sitzend traf er auf einen Wärter (Henry Lesser), der ihm Schreibzeug in die Zelle schmuggelte, woraufhin er begann, seine Killer-Memoiren zu schreiben. Henry Lesser war beeindruckt von der zynischen Offenheit dieses misshandelten Sträflings. Er war wahrscheinlich der einzige Mensch, der ihn je wohlwollend behandelte. Auf jeden Fall hat Panzram, der Gefängnispersonal besonders hasste und sich mit jedem Wärter anlegte, ihn nie angegriffen, obwohl er dazu des Öfteren Gelegenheit gehabt hätte. Mittlerweile litt Panzram an Depressionen, hatte Tobsuchtsanfälle und versuchte sich mit einer Rasierklinge umzubringen, was jedoch misslang.
Eine Menschenrechtsorganisation versuchte ihn vor dem Galgen zu retten und beantragte, die Todesstrafe in eine lebenslängliche Haftstrafe umzuwandeln. Als Panzram davon erfuhr, geriet er völlig aus dem Häuschen und bestand bei dem damaligen US-Präsidenten Herbert Hoover in einem zynisch-sarkastischen Brief vehement auf Vollstreckung seiner Todesstrafe.
Am 5. September 1930 wurde endlich seinem Wunsch entsprochen. Weil es ihm nicht schnell genug ging, waren seine letzten Worte an den Henker: "Hurry it up, you bastard I could hang a dozen men while you're fooling around."
"Beeil dich, du Bastard! Während du herumtrödelst, könnte ich ein Dutzend Männer hängen!"
Quellen: - Executed ? 100 Jahre Hinrichtungen in den USA (von Michael Kahr) Ausgabe 2002 - S.132 - ISBN 3-935678- 03-7 und Sammlermaterial - erichs-kriminalarchiv.com
12. Der Fall - Nathan Leopold jr. und Richard Loeb
Nathan Leopold jr. (19. November 1904 - 29. August 1971) und Richard Loeb (11. Juni 1905 - 28. Januar 1936), besser bekannt als Leopold und Loeb, waren zwei wohlhabende Studenten an der University of Chicago, die 1924 den 14-jährigen Bobby Franks ermordeten und dafür zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Ihre Tat war deshalb bemerkenswert, weil sie hauptsächlich durch den Ehrgeiz der Studenten motiviert war, das perfekte Verbrechen zu begehen. Auch spielte das Verbrechen eine Rolle in der amerikanischen Diskussion um die Todesstrafe.
Nathan Leopold (links) und Richard Loeb
Leopold, zur Tatzeit 19 Jahre alt, und der 18-jährige Loeb planten eine Entführung mit anschließendem Mord. Sie hielten sich für Übermenschen im Sinne Nietzsches und fürchteten daher nicht, gefasst zu werden. Die beiden Freunde waren außergewöhnlich intelligent: Leopold hatte im Alter von 19 Jahren bereits das College abgeschlossen und studierte Jura an der Universität
Chicago. Er sprach fünf Sprachen und war ein Experte auf dem Gebiet der Ornithologie. Loeb war der jüngste Absolvent in der Geschichte der University of Michigan. Beide lebten in Kenwood, einer wohlhabenden Gegend im Süden Chicagos.
Bobby Franks - das Opfer
(ein entfernter Verwandter und Nachbar Loebs)
Am 21. Mai 1924 lockten Leopold und Loeb Bobby Franks, einen entfernten Verwandten und Nachbarn Loebs, in einen gemieteten Wagen. Dort schlug ihn Loeb zunächst mit einem Meißel nieder, anschließend erstickten sie ihn gemeinsam. Nachdem Leopold und Loeb die Leiche in einem Graben unter Eisenbahnschienen außerhalb Chicagos versteckt hatten, das Gesicht mit Säure verätzt, um eine Identifizierung zu erschweren, erhielt die Familie des Opfers eine Lösegeldforderung in Höhe von 10.000 Dollar. So wollten sie eine Entführung vortäuschen. Bevor jedoch die Familie das Lösegeld aufgetrieben hatte, fanden Eisenbahnarbeiter die Leiche. Den Ermittlern war sofort klar, dass es sich um keine gewöhnliche Entführung handeln könne - ein Entführer hätte keinen Grund gehabt, Bobby Franks zu töten.
Eine Brille, die neben der Leiche gefunden wurde, führte schließlich auf die Spur von Nathan Leopold. Die Lösegeldforderung war auf einer Schreibmaschine getippt worden, die dieser zusammen mit einigen Studienkollegen genutzt hatte. Während des Verhörs fielen die Alibis der Täter in sich zusammen. Beide gestanden das Verbrechen, bezichtigten jedoch den jeweils anderen der eigentlichen Tötung Bobby Franks.
Richard Loeb (links) und Nathan Leopold (1924)
Monatelang hatten sie die Tat geplant und Möglichkeiten erdacht, an das Lösegeld zu kommen, ohne erwischt zu werden. Dabei waren sie immer davon ausgegangen, dass die Leiche erst lange nach der Geldübergabe entdeckt werden würde. Das Geld war allerdings nicht ihr Hauptmotiv; ihre Familien versorgten sie zu Genüge. Vielmehr gaben beide zu, den mit der Tat einhergehenden Nervenkitzel gesucht zu haben. Selbst im Gefängnis versuchten sie, diesen Nervenkitzel aufrecht zu erhalten, indem sie immer wieder Zeitungsreporter mit sämtlichen blutrünstigen Details ihres Verbrechens versorgten.
Die Beerdigung Bobby Franks
Die Öffentlichkeit war schockiert. In der jüdischen Gemeinde hatte sich niemand vorstellen können, dass so glänzende Beispiele für Erfolg ein derartiges Verbrechen begehen könnten. Sowohl die Familie Leopolds als auch die Familie Loebs war relativ wohlhabend, und nahezu jeder junge Student der University of Chicago hatte damals eine gesicherte Zukunft vor sich. Es gab also absolut keinen Grund, zum Verbrecher zu werden. Antisemitische Politiker wie Gene Scott versuchten, das Verbrechen für ihre Propaganda zu nutzen, obwohl keiner der Angeklagten praktizierender Jude war. Loebs Mutter war sogar Katholikin, und Leopold hatte oft vor und während des Prozesses seinen Atheismus betont. Meyer Levin merkte an, dass es "eine Erleichterung sei, dass auch das Opfer jüdischen Glaubens war" und traf damit die Meinung vieler jüdischer Gemeindemitglieder.
Signalement von Leopold und Loeb
Das Gerichtsverfahren wurde zum Medienspektakel. Die Berichterstatter vor Ort überschlugen sich in ihren Reportagen. Man sprach öffentlich vom "Jahrhundertverbrechen". Die Familie Loebs engagierte den 67-jährigen Rechtsanwalt Clarence Darrow als Verteidiger, einen erbitterten Gegner der Todesstrafe. Man erwartete, dass er auf Freispruch wegen Unzurechnungsfähigkeit plädieren würde; Darrow jedoch überraschte die Öffentlichkeit damit, dass er beide Angeklagte sich schuldig bekennen ließ. Dadurch vermied er ein Urteil durch Geschworene, das wegen der aufgeheizten öffentlichen Meinung sicherlich auf Tod durch den Strang gelautet hätte. Stattdessen konnte er nun vor einem einzelnen Richter argumentieren und für das Leben seiner beiden Mandanten plädieren.
Leopold und Loeb auf dem Weg zum Gerichtssaal
Darrow hielt eine zwölfstündige Rede, die mit Recht als die beste seiner Karriere gilt. Möglicherweise hatte Darrow den Fall gerade übernommen, um eine solche Rede halten zu können, denn so konnte er seine starken Argumente gegen die Todesstrafe durch die Zeitungsmeldungen in aller Welt einer breiten Öffentlichkeit mitteilen. Und wenn er zeigen könnte, dass selbst solch grausame
Mörder nicht hingerichtet werden müssten, so würden vielleicht auch andere Todesurteile schwerer durchzusetzen sein.
Nathan Leopold im Stateville Correctional Center, 1931
Entscheidend war vor allem Darrows Argument, dass die beiden Angeklagten noch minderjährig waren. Der Richter sah daraufhin mit Blick auf die weltweite Entwicklung des Strafrechtes von der Todesstrafe ab. Der Fall Loeb/Leopold wird daher oft im Zusammenhang mit der Diskussion um die Bestrafung Minderjähriger in den USA genannt. Auch damals war in der Öffentlichkeit die Todesstrafe gefordert worden, ungeachtet des Alters der Angeklagten.
Darrow war schließlich erfolgreich: Der Richter verurteilte Leopold und Loeb zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe für den Mord und zu weiteren 99 Jahren Gefängnis für die Entführung.
Im Gefängnis nutzten die beiden ihre Bildung für einen guten Zweck, indem sie anderen Häftlingen Unterricht gaben. Im Januar 1936 jedoch wurde Loeb, im Alter von 32 Jahren, von seinem Zellengenossen James Day mit einem Rasiermesser attackiert und erlag seinen Verletzungen. Day konnte später glaubhaft machen, dass Loeb versucht hatte, ihn sexuell zu belästigen, und er in Notwehr gehandelt habe.
1958, nach 33 Jahren Gefängnis, wurde Leopold auf Bewährung entlassen. Er zog nach Puerto Rico, um der Aufmerksamkeit durch die Presse zu entgehen, und heiratete eine verwitwete Floristin. 1971 starb er mit 66Jahren an einem Herzinfarkt.
Quellen: - wapedia und Bild- und Fotoarchiv (Fallsammlung)
13. Der Fall - Wilhelm Hoffmann
Beim Begriff "Ziege" mag der heutige Münsteraner an den Ziegenkäse aus dem Feinkostladen denken. Oder an seinen weichen Paschmina-Schal vom Bauchhaar der tibetischen Bergziege.
Vor einigen Jahrzehnten jedoch war die Ziege noch ein wichtiges Nutztier. Wer sich keine Kühe leisten konnte, hielt sich Ziegen und der mitgliederstarke Ziegenzuchtverein war im Leben der Stadt eine ernstzunehmende Größe.
Daher fand der münstersche Ziegenprozess rege Beachtung. In einer Novembernacht 1920 stöhnte und kreischte es laut aus der Wermelingstraße 42 durch das friedlich schlafende Kreuzviertel. Ein hinzueilender Streifenpolizist bemerkte mehrere Männer in der Wohnung eines Wilhelm Hoffmann und forderte erstmal Verstärkung an. Energisch schellten die Beamten und trafen auf fünf Männer, die sich einig waren, nur rein zufällig hier zu sein. Im Bett lag Frau Hoffmann und gähnte demonstrativ. Die Männer waren kräftige "Arbeiter mit der Faust", vom Maurer bis zum Dachdecker. Gekreisch? Davon hat keiner etwas gehört.
Den Beamten wurde es zu bunt und sie durchsuchten die Wohnung. Dabei fand sich in einem Bett ein Korb mit einigen Teilen einer Ziege: Die körperwarmen inneren Organe, der Kopf und die Beine. Auch zwei soeben geschlachtete Kaninchen lagen dabei. Auf die Frage nach dem Verbleib des Ziegenfleischs kam das große Schweigen. Dann bemerkte das routinierte Polizeiauge die seltsam gewölbte Bettdecke der Ehefrau. Diese wurde plötzlich ganz wach. Wütig protestierte sie gegen das Anheben der Decke als Anschlag auf ihre Sittlichkeit. Der Anblick und Geruch darunter strapazierte die Grenzen der ästhetischen Belastbarkeit. Neben der schwitzenden Frau lag die frisch abgezogene Ziege.
Daraufhin wurden drei der fünf Männer zur Befragung auf die Polizeiwache gebracht. Die kargen Zellen im öffentlich-rechtlichen Gewahrsam erhöhten die Aussagebereitschaft enorm, und die drei brachten nur noch schwache Ausflüchte. Der Beamte spannte einen Bogen in die amtliche mechanische Schreibmaschine und brauchte nur noch mitzutippen.
Es war simpel. Einer hatte bei Bauarbeiten in der Maximilianstraße einen schlecht gesicherten Stall mit Kleintieren bemerkt, die ihm schmackhafte Aussichten boten. Und schön war auch die Umschreibung des Diebstahls. Gerade eben um Mitternacht hätten sie, na ja, einen Sack mit den Tieren darin gefunden.
Aber erst Anfang März 1921 kam der Prozess beim Landgericht Münster zustande. Die Richter hatten schon einen langen Gerichtstag hinter sich. Kurz vor Mitternacht stand nun noch der "Ziegenprozess" auf dem Programmpunkt, aber gleich zu Beginn widerriefen die Angeklagten ihre Geständnisse bei der Polizei. Daher mussten die Beamten als Zeugen die "Folklore" an der Wermelingstraße noch einmal erzählen. Verzichtet wurde auf das Verhör der Ehefrau.
Hoffmann bekam auch wegen Rückfalls ein Jahr Gefängnis, seine Kumpane jeweils sieben Monate Gartenstraße (benannt nach der Straße am Gefängnis). Anstatt in tiefe Besinnung über ihre Tat zu verfallen, wurden die Verurteilten rabiat. Wutschnaubend beschimpften sie das Gericht und tobten durch den Saal. Kurz vor Dienstschluss bekamen die Sicherheitsbeamten noch alle Hände voll zu tun. Mit massivem Einsatz gelang es ihnen, die Randalierer zu bändigen. Schließlich verfrachteten sie zwei von ihnen in die Zellen beim Gerichtssaal, während der "Hauptheld" Hoffmann, der sich "wie ein Wilder benahm", zur "Ruhe gebracht" werden konnte und durchs nächtliche Münster zur Gartenstraße transportiert wurde.
Quellen: - Münster: Die großen Kriminalfälle (von Christian Steinhagen) Ausgabe 2008 - S.68 - ISBN 978-3-402-12753-7
14. Der Fall - August R.
Der seltsame Tod des Bauern
Der Staatsanwalt und die ermittelnden Beamten der Landeskriminalpolizei Magdeburg sind sich an jenem 5. September 1928 einig: So etwas wie in der Kiefernschonung bei Vehlen (Kreis Jerichow II/Genthin) haben sie noch nicht gesehen. Ein 75-jähriger ist tot. Und die Umstände, unter denen er starb, sind mehr als mysteriös.
Der kleine Peter ist ein richtiger Stromer. Wenn das Wetter schön ist, wie an diesem Spätsommertag des Jahres 1928, lässt er Schule Schule sein. Dann räubert er lieber durch den Wald und die angrenzende Heide. Auch diesmal hat der Elfjährige für sich "schulfrei" entschieden. "Mutter wird sich freuen, wenn ich zum Abendessen ein paar Pilze mitbringe", denkt Peter und beruhigt damit sein schlechtes Gewissen, als er auf dem kleinen Pfad, den nur die Einheimischen kennen, durch die Anpflanzung streift. Doch aus dem Pilze suchen wird nichts. Stattdessen macht er einen grausigen Fund. Aus einem Sandloch ragen zwei Stiefel hervor. Obwohl sich ihm vor Schreck die Haare sträuben, gehr er noch einige Schritte näher und erkennt zwischen der Erde einen Körper, der bis zur Hälfte zugeschüttet ist. Es ist 11 Uhr.
Peter läuft nach Vehlen und erzählt dort seiner Mutter atemlos von dem Gesehenen. Die Frau alarmiert den Landjäger. Der Dorfpolizist beauftragt ein paar Gemeindearbeiter, die Fundstelle abzusperren, dann greift er zum Hörer.
Kurz nach 13 Uhr klingelt im Dienstzimmer der Landeskriminalstelle Magdeburg das Telefon. Der Landjäger erstattet dem diensthabenden Beamten Bericht. "In einer Schonung bei Vehlen wurde vor zwei Stunden die Leiche des Landwirts August R. gefunden. Sie liegt einhalb bis dreiviertel Meter tief verscharrt auf dem Bauch. Der Oberkörper ist mir Erde bedeckt. Ob es sich um Mord oder Selbstmord handelt, konnte nicht festgestellt werden."
Minuten später erhält derselbe Bereitschafts-Kriminalist eine fast gleichlautende Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Gleichzeitig wird darin angewiesen, dass eine Kommission der Landeskriminalpolizei zum 75 Kilometer entfernten Tatort aufbrechen soll. Und auch der zuständige Richter aus Genthin ist inzwischen auf dem Weg in die Schonung. Zuerst tragen die Ermittler alle Fakten über das Opfer zusammen. Altbauer R. gilt im 288-Seelen-Dorf als verschlossen und menschenscheu. Seine Familie hatte sich mit den "Marotten" des 72-jährigen abgefunden, der manche Tage bis spät am Abend auf einem Stück Heideland verbrachte, das ihm gehörte. Deshalb wunderte es auch Sohn und Schwiegertochter nicht, dass der Landwirt am 3. September nicht nach Hause kam. Am Vormittag, so Zeugen, hatte der alte Mann sein "Grundstück auf der Rückseite verlassen". Er habe eine Spaten sowie seinen Stock bei sich gehabt.
Erst am nächsten Tag, als August R. immer noch nicht zurück ist, erstattet die Familie beim Landjäger Vermisstenanzeige. Der lässt die Gegend absuche. Doch Schulschwänzer Peter findet den Bauern, bevor der Suchtrupp Erfolg hat. Die Untersuchung des Tatorts ergibt folgendes Bild: Innerhalb einer kleinen Fläche. Die von Kiefern umringt ist, befindet sich ein ein Meter langes, einen halben Meter breites und etwa 50 Zentimeter tiefes Loch. An den Seiten ist Sand aufgeschichtet. Auf der rechten Sandböschung steckt der Knüppel, der von R. als Krückstock benutzt wurde. Der Tote liegt auf der linken Seite, die Beine wie beim Laufen gekrümmt. Über Oberkörper und Kopf befindet sich Waldboden, der mit Wurzeln durchsetzt isst. Von der Leiche so gut wie verdeckt, liegt der Spaten, von dem nur der Griff zu sehen ist.
Die Magdeburger Kriminalisten fotografieren Fundort und Umgebung. Dann beginnen sie vorsichtig damit, den Körper freizulegen. Dabei stellen sie fest, dass der Leichnam in einer ein Meter langen, gangartigen Höhlung liegt. Sand rieselt nach, als die Ermittler vorsichtig weiterarbeiten. Die "Leichen-Sache R." wird immer mysteriöser. Der hinzugezogene Gerichtsmediziner notiert: "Nase der Leiche völlig platt gedrückt. Augen geschlossen. Reichlich Sand im Mund, Ohren und Nase. Keine Anzeichen äußerer Gewalt. Keine Kampfspuren. Für Erstickungstod charakteristische blaurote Verfärbung von Brust und Gesicht."
Mord, Selbstmord oder Unfall? Diese Frage muss beantwortet werden.
Gegen eine gewaltsame Tötung spricht vieles. In seinem ersten Bericht schreibt der Staatsanwalt: "Es fehlt in der Umgebung an Zeichen eines Kampfes, einer blutigen Verletzung und des Transports eines so schwierig zu handhabenden Gegenstandes, wie ihn eine Leiche darstellt. Es sind nirgends Schleifspuren oder abgebrochenen Kiefernäste zu finden."
Außer dem Fehlen aller äußeren Zeichen für Mord sprechen weitere Fakten gegen diese Hypothese. Hätte ein Täter sein Opfer wirklich verschwinden lassen wollen, hätte er es völlig eingegraben. Wäre der Mörder gestört worden, hätte er später sein Werk vollenden können. Genügend Zeit dafür hätte er gehabt. Zudem liegt der Körper in einer eindeutig von vorn gegrabenen Höhlung. Wer eine Leiche verscharren will, gräbt ein Loch von oben, legt den Leichnam hinein und schüttet zu. Einen Toten von vorn in eine Aussparung unterm Waldboden zu drücken, scheint den Kriminalisten für sinnlos und zudem für kaum machbar. Außerdem hätte der Körper dann zusammengekrümmt liegen müssen. Er war jedoch ausgestreckt.
Und noch etwas spricht gegen die Mord-Theorie. Sicherlich hätte der Täter nicht den Stock seines Opfers sichtbar wie ein Zeichen auf das halbfertige "Grab" gesteckt. Niemand im Dorf macht Andeutungen, dass jemand Interesse am Tod des Alten gehabt hat. Ein Erbfolge- oder Erbstreit scheidet aus.
Also "folgern die Kriminalisten " kommt nur einer in Frage, der das Loch gegraben hat: Altbauer R. selbst. Das bestätigt auch ein Experte. Er rekonstruiert: "R. hat zunächst ein Loch gegraben und dann dessen vorderen Teil ausgehöhlt. Dann kroch der alte Mann in die Höhlung und grub nach vorn weiter. Er war etwa ein Meter unter dem Waldboden, als die instabile, sandige ´Decke` über ihm einbrach. R. erstickte."
Ein Unglücksfall scheidet für die Ermittler aus. Es gibt keinen plausiblen Grund, warum sich August R. in das Loch zwängte. Die in die Untersuchung eingebrachte These, möglicherweise habe der 72-jährige nach einem vergrabenen Schatz gesucht oder wollte selbst etwas vergraben, ist nicht haltbar. Die Frage nach dem Motiv des Mannes lässt sich anhand der Aussage seiner Familie und der objektiven Tatortspuren nur erahnen. So hatte R. bereits öfter gesagt, dass er sich das Leben nehmen will. Als bekannt wurde, dass der Landwirt verschwunden ist, waren sich Dorfbewohner und Gemeindevorstand einig, "den findet so leicht keiner, der hat sich verkrochen".
R. hatte Jahre zuvor, als er noch als Elbschiffer arbeitete, einen schweren Unfall gehabt. Die Kopfverletzung war der Grund für seine "Wunderlichkeit", die im Alter immer mehr hervortrat.
Der Magdeburger Kriminaldirektor Kuntze schreibt am 27. November 1928 in einem Bericht über den eigenartigen Tod des Bauern R.: "So merkwürdig es erscheint, man muss zu dem Schluss kommen, dass hier ein in Ausführung vielleicht einzigartig dastehender Fall von Selbstmord vorliegt. Wenn man überhaupt in diesem Fall über `Unglücksfall` diskutieren will, kommt man wohl der Wahrheit am nächsten, wenn man von einem `gewollten Unglückfall` spricht."
August R. war lebensüberdrüssig, geistig nicht ganz normal. Er wollte sich selbst begraben, wurde aber daran gehindert, weil die Sandgrube über ihm zusammenstürzte.
Quellen: - Der Ripper von Magdeburg - Spektakuläre Kriminalfälle (von Bernd Kaufholz) 1. Auflage 2001 - S.30 - ISBN 3-89812-115-1
15. Der Fall - Heinrich Riegerbauer
Im Laufe des Jahres 1928 erlegten Wilderer im stiftischen Revier im Triebental etwa 15 bis 20 Stück Hoch-, Reh- und Gamswild. Am Fleisch selbst dürften die Wilddiebe nicht allzu interessiert gewesen sein, denn sie ließen das Wildbrett liegen, Verwendung fanden nur Haupt und Decke.
Die Gendarmen des Postens St. Johann a. Tauern, die für das Triebental zuständig waren, gingen vermehrt auf Streife, um nach den Wilderern Ausschau zu halten. Auch am 14. November des Jahres waren zwei Uniformierte in den Wäldern unterwegs. Der Postenkommandant, Revierinspektor Heinrich Riegerbauer, und sein Kollege, der Gendarm Anton Moser, befanden sich gerade auf Patrouille im Rayon 4.
Es war gegen 15 Uhr, ein eisig kalter Tag, und es begann schon leicht zu dämmern. Ihr Weg führte sie über Hohentauern bis nach Trieben. Am nächsten Tag sollten die beiden Männer Erhebungen im Triebental anstellen. Ihr Auftrag lautete, nach unbekannten Tabakdieben und Wilderern zu suchen. Auf ihrem Rundgang trafen sie auf einen Förster, der gerade Holzvermessungen vornahm. Er berichtete aufgeregt von einigen Wilderern, die im hinteren Triebental ihr Unwesen trieben. Jagdpächter des Triebentals zur damaligen Zeit war Erbprinz Karl Egon von Fürstenberg. Die beiden Männer brachen sofort ihre Patrouille ab und suchten den Jagdleiter des Fürstenberg´schen Reviers, Johann Riemelmoser, auf. Die Gendarmen und der Jagdleiter kamen überein, die Almhütten und Heustadel der Gegend nach den Wilderern abzusuchen. Schließlich brauchten auch Wilddiebe ein Nachtquartier, und die Chance , sie im Schlaf zu überraschen, war relativ groß. So zog eine Gruppe von sieben Männern los, um den Verbrechern den Garaus zu machen. Revierinspektor Riegerbauer, Jagdleiter Johann Riemelmoser, sein Neffe Josef Riemelmoser, die Jäger Johann Knefz, Franz Rieger, Schaumberger und der Gendarm Anton Moser machten sich gegen 22 Uhr auf den Weg. Wenn auch nicht ängstlich, so doch mit angespannten Nerven und sehr vorsichtig pirschten sich die Männer im Schutze der Dunkelheit an die ersten Hütten, die sie nach etwa einer halben Stunde erreicht hatten, heran. Sie untersuchten die Häuser, aber ohne Ergebnis. Um ca. 23 Uhr kamen die Jäger und Gendarmen an einen Heustadel bei der Griesmaierhube. Riegerbauer und Moser betraten den Stadel durch eine Nebentür. Mit ihren Lampen leuchteten sie den Raum aus. Im Schein des Lichtes erkannten sie zwei Männer, die vermeintlichen Wilderer.
Der Revierinspektor sprang zum Stadeltor, stieß es auf, um die draußen wartenden Jäger einzulassen. Er leuchtete die Wilderer an und rief: "Hände hoch! Ergebt Euch, Ihr Halunken!" Plötzlich, ein Schuss. Riegerbauer wurde in den Kopf getroffen, fiel gegen das Stadeltor und dann zu Boden. Gleich darauf, noch ehe die Jäger reagieren konnten, ein zweiter Schuss, der den Gendarmen Moser am rechten Oberschenkel verletzte. Durch das Mündungsfeuer konnte Moser erkennen, woher geschossen wurde. Er riss sein Gewehr hoch und gab dreizehn Schüsse auf die Wilderer ab. Auch die Jäger, die sich endlich aus ihrer Erstarrung lösten, feuerten auf die Wilderer. Ein lauter Schrei aus Richtung der Wilddiebe veranlasste die Jäger dazu, eine kurze Feuerpause einzugehen. Moser forderte sie nochmals auf, aus dem Dunkel nach vorne zu kommen und sich zu ergeben. Keine Reaktion.
Es wurde weiter geschossen, und wieder schrie einer der Wilderer getroffen auf. Die Beamten stellten das Feuer ein, aber die Wilderer wollten immer noch nicht aufgeben. Die Uniformierten näherten sich den Wilderern mit gefälltem Bajonett und erklärten sie für verhaftet. Die beiden Wildschützen wurden aus ihrem dunklen Versteck geholt, in Ketten gelegt und durchsucht. Sie benutzten Munition mit kreuzweise angefeilter Geschoßspitze. Die Wirkung solcher Kugeln war besonders schlimm, da sie beim Aufprall auf das Wild komplett auseinander gingen und für eine riesige Wunde sorgten. Das hatte den "Vorteil", dass die Tiere sofort zur Strecke gebracht wurden. In den Rucksäcken der beiden Wildschützen fand man je eine Gamsdecke und eine Krucke. Anton Mosers Wunde wurde beim nächsten Bauern versorgt.
In der Zwischenzeit - es war mittlerweile vier Uhr morgens - kamen ein Rettungsauto aus Rottenmann und drei Mann vom Posten Trieben zu Hilfe. Einer der Wilderer, Franz Huber aus Pruggern, erlitt zwei Oberschenkeldurchschüsse am reichten Bein. Er starb auf dem Transport nach Leoben. Revierinspektor Heinrich Riegerbauer war auf Grund des Kopfschusses auf der Stelle tot.
Wie sich beim nachfolgenden Prozess herausstellte, soll Huber die Schüsse auf die Gendarmen abgegeben haben. Der zweite Wilderer aus Ramsau, ein 25-jähriger Bursche aus gut situiertem Haus, war unverletzt geblieben. Er wurde zu 4 Monaten schwerem Kerker verurteilt. Die Leiche von Revierinspektor Riegerbauer wurde in seinem Heimatort St. Johann bei Herberstein in der Oststeirmark überführt und auch dort beigesetzt. Bei der Errichtung einer Gedenkstätte im November 1929, an der Stelle, an der Riegerbauer sein Leben lassen musste, waren auch seine Lebensgefährtin, Adele Landl, und sein 3-jähriger Sohn Kurt anwesend. Heute noch erinnert das Denkmal an das mutige Vorgehen des 40-jährigen Revierinspektors gegen die beiden Wilderer vom Triebental.
Auch die Zeit vor dem zweiten Weltkrieg war von großer Not geprägt. Es war nicht die Lust am Verbotenen, sondern schlichtweg der Hunger, der die Menschen dazu trieb, etwas Illegales zu tun.
Quellen: - Die Wilderer (von Andreas und Regina Zeppelzauer) Ausgabe 2004 Graz - S.87 - ISBN 3-85365-206-9