Vom Mittelalter bis in die heutige Zeit.



1. Der Fall - Alexander "Sawney" Bean

Alexander „Sawney“ Bean war der englische Spitzname für das legendäre Oberhaupt einer kannibalistischen Familie in Schottland im 15. Jahrhundert. Es wird behauptet, dass er, seine Frau und ihre 46 Kinder und „Enkel“ über 1000 Menschen getötet und gegessen haben sollen, bevor sie festgenommen und hingerichtet wurden.
Alexander Bean wurde in East Lothian während der Herrschaft von König James I. im frühen 15. Jahrhundert geboren. Manche Quellen datieren die Geschichte in frühere Zeiten. Sein Vater war Arbeiter; er zog Gräben und arbeitete als Gärtner. Bean versuchte sich ebenfalls in der Ausübung dieser Tätigkeiten, merkte aber bald, dass ihm ehrliche Arbeit nicht lag.
Bean verließ mit seiner Frau (nach einer Version der Legende eine Hexe, die „Schwarze Agnes Douglas“) die Stadt. Nach einer alternativen Version wurden sie zusammen aus der Stadt gejagt. Sie fanden ihren Weg zu einer Höhle in Bannane Head, in der Nähe von Galloway County (inzwischen South Ayrshire). Dort, so beschlossen sie, wollten sie ihr Lager aufschlagen. Die Höhle führte mehrere hundert Meter in den Fels und der Eingang war während der Flut vom Wasser blockiert. Hier sollen sie unentdeckt 25 Jahre gelebt haben.


Alexander "Sawney" Bean am Eingang seiner Höhle


Anfangs überlebten Bean und seine Frau durch Wegelagerei und Ermordung von Reisenden. So raubte und tötete die Sippe ein Vierteljahrhundert lang Reisende, die auf den Hochlandwegen unterwegs waren, ernährte sich von dem Fleisch der Menschen und Tiere und stahlen ihr Geld sowie andere verwertbare Gegenstände. Diese horteten sie in ihrer Höhle, denn sie zu verkaufen trauten sie sich nicht, da sie die Entdeckung fürchteten. Bei den Angriffen hatte jedes Familienmitglied eine spezielle Aufgabe und aus Sicherheitsgründen überfielen sie nie mehr als sechs Menschen zu Fuß oder zwei zu Pferd. Die Soldaten fanden in der Höhle der Beanes Kisten voller Wertsachen, die von den Opfern stammten
Alexander Bean und seine Frau produzierten eine große Anzahl von Kindern und später auch „Enkel“ als Produkte inzestuöser Beziehungen. Bevor sie ihr grausiges Ende fanden, bekamen sie acht Söhne, sechs Töchter und 32 Enkel.

Ihre Methoden waren einfach und effizient. Sie lauerten ihren überraschten Opfern aus dem Hinterhalt in kleinen Gruppen auf, überwältigten und töteten sie. Die Einnahmen der Beutezüge waren allerdings nicht groß genug, die wachsende Familie zu unterhalten. Besser als die Leichen seiner Opfer zu verschwenden, ernährte Bean sich und seine Familie davon. Die Opfer wurden also nicht nur all ihrer Habseligkeiten beraubt und ermordet, sondern auch noch in die Höhle geschleppt, ausgebeint und aufgegessen. Die Familie legte Reste in Salz und Essig ein oder räucherte sie als Vorräte für schlechte Zeiten.
Das Verschwinden zahlreicher Reisender blieb natürlich nicht unbemerkt. In der abergläubischen Bevölkerung machte bald die Geschichte über einen Werwolf die Runde. Als die Anzahl der Vermissten immer weiter anstieg und die Unruhe unter der Bevölkerung ebenfalls, sah sich König James gezwungen, Soldaten und Polizeibeamte zu entsenden. Immer wieder wurden Verdächtige verhaftet und ohne große Umstände gehängt. Aber das Verschwinden von Reisenden dauerte an, alle Exekutierten erwiesen sich so als unschuldig.
Im Jahre 1435 wurde das Rätsel dann gelöst. Ein von einem Jahrmarkt heimwärts reitendes Paar wurde von einer Horde verwilderter Gestalten angegriffen. Während die Frau vom Pferd geholt, sofort getötet und ausgeweidet wurde, konnte sich der Mann zur Wehr setzen. Noch während des Kampfes kamen weitere Leute auf dem Nachhauseweg von dem Markt dem Mann zu Hilfe und die Bean-Familie musste flüchten.
Da ihre Existenz entdeckt war, dauerte es nicht lange und die Jagd auf sie wurde eröffnet. Angeblich hatte König James I. von den Untaten gehört und entschied, die Jagd gegen die Mörderbande selbst zu leiten. Er führte, so berichtet die Geschichte, mehr als 400 Mann mit Bluthunden zur Suche und schon bald fanden sie die Höhle, in der Sawney Bean hauste und die seiner Familie so lange als Unterschlupf gedient hatte. Das Szenario, welches sich den Soldaten bot, soll unbeschreiblich gewesen sein. Die Soldaten packte das Grauen, als sie die Höhle betraten. In der Höhle hausten 47 total verwilderte Familienmitglieder, von der Decke hingen menschliche Körperteile von Männern, Frauen und Kindern zum Räuchern und überall fanden sich die Überreste der kannibalischen Mahlzeiten sowie die Habe der Überfallenen und Getöteten.
Unmittelbar nach der Gefangennahme wurden die Mitglieder der Familie vom König zu wilden Tieren erklärt und nach Leith gebracht. Die Kinder waren so an Kannibalismus, Mord, Totschlag und Inzest gewöhnt, dass sie sich ein anderes Leben nicht vorstellen konnten. Sie wurden schnell und ohne Prozess hingerichtet. Den Männern wurden Hände und Füße abgehackt und sie bluteten zu Tode. Die Frauen, die diesem Schauspiel zusehen mussten, wurden anschließend in Dreiergruppen lebend auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Quellen:
· Ronald Holmes: The Legend of Sawney Bean. Muller, London 1975, ISBN 0-5841-0156-2
· Jack Ketchum: Off season. Headline Books, London 1995, ISBN 0-7472-5045-6  und · Wikipedia
. Mick Lewis: The bloody man. Citron Books, London 1998, ISBN 0-7544-0009-3
· Sharyn McCrumb: Paying the piper. Severn Publications, New York 1991, ISBN 0-727-84247-1
· Larry A. Morse: The Flesh eaters. Warner Books, New York 1979, ISBN 0-4468-2633-2


2. Der Fall - Gilles de Rais

Die bizarren Folterungen des Gilles de Rais

Als die Inquisitoren des Bischofs von Nantes im September 1440 das Schloss Tiffauges durchsuchten, machten sie schaurige Entdeckungen: Dutzende Schädel, Skelettreste und Leichenteile von kleinen Kindern. Einer der spektakulärsten Kriminalfälle aller Zeiten stand vor seiner Aufklärung.




Gilles de Rais als Krieger.
Gemälde von Firmin Feron, 1834.

Das grausige Treiben des Baron de Rais.

Jeanne d'Arc Kampfgefährtin von de Rais.
Gemälde von Bennechet, 1844.



Gilles de Rais und Jeanne d'Arc ziehen in Chalons ein.
Juli 1429.

Karl VII. von Frankreich begegnet Jeanne und Gilles de Rais.
1429.

Der 1404 geborene Ritter Gilles de Laval, Baron de Rais, zählte zu den reichsten Grundherren der westfranzösischen Vendée. 1426 stellte er auf eigene Kosten sieben Kompanien bewaffneter Krieger in den Dienst von König Karl VII. Der Monarch wurde damals von den siegreichen Engländern im so genannten Hundertjährigen Krieg hart bedrängt. Der tapfere Rais verteidigte Anjou und Maine; schließlich wurde er auserwählt, Jeanne d’Arc, die „Jungfrau von Orléans“, auf ihrem Feldzug zu begleiten. Bald zählte er zu deren engsten Vertrauten. Er erfocht mit ihr 1429 die Siege von Jargeau und Patay.



König Karl VII. von Frankreich ernannte Gilles de Rais
zum Marschall.

Ruine von Schloss Tiffauges. Hier beging de Rais viele seiner Untaten.

Nachdem Karl VII. am 17. Juli 1429 in Reims als König gekrönt worden war, ernannte er Gilles de Rais zum Marschall von Frankreich. Wenig später durfte er sogar die königlichen Lilien als Saum seines Wappens tragen.
Im Mai 1430 wurde Jeanne d’Arc vor Compiègne gefangen genommen. König Karl VII., der ihr Freiheit und Krone zu verdanken hatte, tat nichts, um der Jungfrau zu helfen. Er ließ es sogar tatenlos geschehen, dass sie am 30. Mai 1431 in Rouen bei lebendigem Leib verbrannt wurde.
Dieses Geschehnis muss auf Gilles de Rais eine unselige Wirkung hinterlassen haben. 1431 zog er sich auf seine Güter bei Nantes zurück. In den Schlössern von Tiffauges und Camptoce sowie dem Kastell La Suze ergab er sich zunächst alchimistischen Studien. Schon während seiner Kämpfe gegen die Engländer war bei de Rais eine sadistische Ader zum Vorschein gekommen. Er pflegte Kriegsgefangene eigenhändig in einer qualvollen Prozedur zu hängen. Nun – im Schutze der Provinz – brach sich seine gewalttätige Natur endgültig Bahn.
Sein erstes Opfer war ein Bauernjunge. Er erwürgte das Kind und schlug ihm die Hände ab. Dann riss er ihm Augen und das Herz heraus. Das abfließende Blut benutzte er als Tinte, um damit okkulte Texte zu verfassen. Nach diesem Mord gab es kein Halten mehr. Die Häscher des Gilles de Rais entführten Woche für Woche Kinder, die der Schlossherr vergewaltigte und dann in ihren Eingeweiden wühlte. Seine Folterungen wurden immer bizarrer.
Auch ließ er die abgeschlagenen Kinderköpfe schminken und aufspießen, um dann makabere „Schönheitskonkurrenzen“ zu veranstalten. Seine entsetzte Gemahlin verließ ihn 1434, schwieg aber über das blutige Familiengeheimnis. Obwohl immer dann, wenn Gilles de Rais eine seiner Burgen aufsuchte, am nächsten Tag mehrere Kinder der Gegend für immer verschwanden, wagte niemand, den mächtigen Baron offen zu verdächtigen. Er stand auf gutem Fuß mit Obrigkeit und Klerus. 1435 stiftete der orgiastische Massenmörder eine große Kirche im Ort Machecoul und zwar ausgerechnet „zum Gedenken an die unschuldigen Kinder von Bethlehem“!
1440 beging Rais jedoch einen entscheidenden Fehler. Er ließ den Priester Jean le Ferron, dessen Bruder ihm Geld schuldete, während einer Pfingstmesse in der Kirche überfallen und gefangen nehmen. Mit diesem Übergriff machte er sich den Bischof von Nantes zum Feind. Der war schon lange hellhörig geworden, als Gerüchte kursierten, wonach auf Rais Burgen „allerlei nichtsnutziges Volk“ Skelettreste beseitigt habe.
Im September 1440 leitete der Bischof ein förmliches Verfahren gegen Gilles de Rais ein. Als seine Untersuchungsrichter auf Burg Tiffauges die Überreste der hingeschlachteten Kinder fanden, wurde er des Massenmordes, der Dämonenbeschwörung, Sodomie und Ketzerei angeklagt.
Am 15. Oktober 1440 begann der Prozess und sechs Tage später legte Rais vor Gericht ein Geständnis ab, aus freien Stücken, ohne dass man ihn gefoltert hätte. Er bestand darauf, sein Bekenntnis „in gemeiner Sprache“ (also in Französisch statt Latein) abzulegen, damit das einfache Volk ihn verstehen könne und „zur Ermahnung aller Familienväter, damit sie wachen über ihre Kinder“.

Hinrichtung von Gilles de Rais 1440. Illustration 19. Jahrhundert.

Das Gericht konnte Gilles de Rais 140 konkrete Morde nachweisen, nahm aber an, dass mindestens 400 Kinder seinem Wüten zum Opfer fielen. Der Angeklagte erging sich in ebenso zynischen wie genüsslichen Schilderungen der Morde und redete fast pausenlos. Am 26. Oktober 1440 wurde dieses Ungeheuer in Menschengestalt erwürgt und abschließend sein Körper verbrannt.
Für die Literatur gab der Fall immerhin willkommenen Stoff ab. So lebt der Unhold Gilles de Rais weiter in den Legenden über den mordenden „Ritter Blaubart“.

Quellen: - Welt Online vom 24.12. 2007, incl. einer Erweiterung aus dem Archiv.



3. Der Fall - Konrad Vorlauf, Konrad Rampersdorfer und Hans Rock

Im Jahr 1408 wurden der Wiener Bürgermeister Konrad Vorlauf und zwei Ratsherrn auf dem Schweinemarkt geköpft. Sie waren Opfer politischer Auseinandersetzungen geworden.

Schweinemarkt in Wien, 11. Juli 1408:

Drei prominente Delinquenten werden zur Richtstätte geführt. Kurz darauf fallen die Köpfe von den Leibern des Wiener Bürgermeisters Konrad Vorlauf und seiner Ratskollegen Konrad Rampersdorfer und Hans Rock. Die führenden Stadtpolitiker wurden Opfer der Auseinandersetzungen einerseits zwischen den Habsburger-Herzögen Leopold IV. und Ernst und andererseits zwischen den aufstrebenden Wiener Handwerkern und den „Patriziern“, den städtischen Großgrundbesitzern - der Elite Wiens. Nach dem Tod des kinderlosen Habsburgers Rudolf IV. regierten seine jüngeren Brüder Albrecht III. und Leopold III. Österreich vorerst gemeinsam. Im Teilungsvertrag von Neuberg an der Mürz 1379 erhielt Albrecht Österreich ob und unter der Enns (Ober- und Niederösterreich) sowie das Salzkammergut (Albertinische Linie); Leopold bekam den übrigen Herrschaftsbereich der Habsburger: Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol und die Vorlande (Leopoldinische Linie).
Im Jahr 1395 verstarb Herzog Albrecht III. von Österreich. Sein Sohn Albrecht IV. und sein Neffe Wilhelm einigten sich daraufhin auf eine wechselseitige Regentschaft in den habsburgischen Erblanden und damit im Herzogtum Österreich. Für Wien erließen sie 1396 das Ratswahlprivileg. Es beinhaltete unter anderem die jährliche Wahl des Bürgermeisters und des Rates sowie die paritätische Zusammensetzung des Ratsherrenkollegiums aus dem Kreis der Erbbürger, Kaufleute und Handwerker. So stellten die Handwerker ein Drittel des Rats. Das bedeutete das Ende der Dominanz der Patrizier. Der Wiener Handwerker und Ratsbürger Konrad Vorlauf war ein Anhänger Herzogs Wilhelm. Vorlauf war Mitglied jener Delegation, die Wilhelm 1400 zur Brautwerbung nach Neapel entsandte.
Auch sein Ratskollege Konrad Rampersdorfer hatte ein Naheverhältnis zu Wilhelm. Als Albrecht IV. 1404 starb, übernahm Wilhelm die Vormundschaft für den Erben Albrecht V., der damals sieben Jahre alt war. 1406 starb auch Wilhelm, worauf sich seine Brüder Leopold IV. und Ernst („der Eiserne“) um die Vormundschaft für Albrecht V. stritten, die mit Macht und Einkünften verbunden war. Schließlich einigten sich die Brüder unter dem Druck der österreichischen Landstände: Leopold IV. wurde alleiniger Vormund. Er verscherzte es sich aber mit den etablierten Schichten, sodass diese im November 1407 die Regentschaft in Österreich seinem Bruder Ernst anboten. Das führte zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Zur selben Zeit eskalierte in Wien der Konflikt zwischen den Handwerkern, die Leopold unterstützten und den Erbbürgern (bürgerliche Oberschichte im Rat), die den Bürgermeister stellten und mit Leopolds Bruder Ernst sympathisierten.
Am 5. Jänner 1408 ließ Herzog Ernst fünf Handwerker aus der Wiener „Gemein“ auf dem Hohen Markt enthaupten. Neun Tage schlossen die beiden Herzöge einen Waffenstillstand; Leopold lud den Wiener Rat zu Verhandlungen ein, zunächst in Wiener Neustadt, später in St. Pölten. Auf dem Rückweg von St. Pölten wurde die Delegation des Wiener Rats am 9. April 1408 bei Gablitz von Ritter Hans Laun und dessen Gefährten überfallen; ein Ratsherr kam dabei ums Leben; Bürgermeister Konrad Vorlauf, die Ratsherren Hans Rock, Rudolf Angerfelder, Stefan Poll und Friedrich von Dorfen sowie zwei weitere Bürger wurden in den Burgen Kogel, Kreuzenstein und Dürnberg eingekerkert.
Ritter Laun wollte mit dem Überfall Geldforderungen gegenüber der Stadt Wien durchsetzen. Die Stadt Wien zahlte 10.000 Gulden an Laun und an Heinrich von Kranichberg für die Freilassung der Ratsdelegation, konnte aber die Summe von der Landessteuer abziehen, da Herzog Leopold den Delegationsmitgliedern freies Geleit zugesichert hatte, aber ihre Gefangennahme nicht verhindern konnte. Am 16. Juni 1408 wurden Vorlauf und die anderen Geiseln freigelassen. Während Vorlaufs Gefangenschaft hatte Konrad Rampersdorfer das Bürgermeisteramt geführt.
Kurze Zeit später hob die Stadt Wien eine Sondersteuer auf Wein ein, um Schulden zu begleichen. Daraufhin beschwerte sich die „Gemein“ bei Herzog Leopold und forderte die Absetzung von Ratsmitgliedern. Am 7. Juli 1408 ließ Herzog Leopold Bürgermeister Konrad Vorlauf festnehmen, ebenso die Ratsherren Konrad Rampersdorfer, Hans Rock, Rudolf Angerfelder, Hans Mossbrunner und Hans Stichel den Älteren sowie Stefan Schröfel. Obwohl einflussreiche Persönlichkeiten für die Eingekerkerten intervenierten, wurden Vorlauf, Rampersdorfer und Rock am 11. Juli 1408 geköpft, und zwar nicht auf der üblichen Hinrichtungsstätte am Hohen Markt, sondern am Schweinemarkt, dem heutigen Lobkowitzplatz. Das galt als besondere Schmach. Die „Gemein“ wählte noch am selben Tag den Handwerker Hans Feldsberger zum Bürgermeister und einige neue Ratsherrn. Die anderen Verhafteten wurden gegen Zahlung einer hohen Geldsumme freigelassen; die Güter der drei Hingerichteten konfiszierte Herzog Leopold.
Die Hinrichtung des Bürgermeisters der größten Stadt in den habsburgischen Erblanden und der beiden anderen Ratsangehörigen führte zu einer allgemeinen Bestürzung. Der neu gewählte Rat teilte dem Bruder Leopolds, Herzog Ernst, der sich in Graz aufhielt, mit, dass die Hinrichtungen unter dem Druck der „Gemein“ und aus zwingenden Gründen erfolgt seien. In Briefen vom 27. und 29. Juli 1408 verlangte Ernst Aufklärung darüber, aus welchen Gründen die Exekutionen erfolgten und ob das Gerichtsverfahren korrekt abgelaufen sei. Die Antwort ist nicht bekannt.
Der Bruderzwist der Habsburger lebte wieder auf und wurde erst am 13. März 1409 durch einen Schiedsspruch des ungarischen Königs Sigmund beendet: Laut diesem Spruch sollten die Herzöge Ernst und Leopold - als Vormünder Albrechts V. - gemeinsam Österreich regieren. Albrecht V. wurde nach Ausbruch der Pest im Sommer 1410 auf die Burg Starhemberg gebracht; von dort auf Veranlassung der Landstände nach Eggenburg „entführt“ und am 2. Juni 1411 von den Landständen für „regierungsfähig“ erklärt. Leopold IV. erlitt daraufhin einen Schlaganfall und starb. König Sigmund, inzwischen zum römisch-deutschen König gewählt, sanktionierte diesen Putsch; der neue Herzog Albrecht V. bestätigte 1412 die Privilegien Wiens.
Konrad Vorlauf, Konrad Rampersberger und Hans Rock wurden rehabilitiert. 1430 wurden sie aus ihrem Grab an der Nordseite von St. Stephan exhumiert und im Inneren des Doms bestattet. „Bleib stehen, weine, klage, seufze, o Sterblicher, lies und lerne …“ stand in lateinischer Schrift auf der Grabplatte der drei Hingerichteten im Wiener Stephansdom. „... Siehe drei Bürger unter einem schmalen Stein begraben … hochgeschätzt in der Tat, vorzüglicher als alle in dieser Stadt, bekannt durch ihr Wirken; die Tugend hat sie zu Verdiensten um den Ehrbegriff gelenkt; aber das Rad der trügerischen Fortuna hat sie mit einer einzigen Wahnsinnstat zu Enthaupteten gemacht …“ Die Grabplatte wurde 1945 bei Bombenangriffen zerstört.
Heute erinnern in Wien Straßennamen an die drei aus politischen Gründen Hingerichteten; die Vorlaufstraße und die Rockhgasse im ersten Bezirk sowie die Ramperstorfferstraße quer durch den fünften Bezirk. Am Lobkowitzplatz 3, der Hinrichtungsstätte, befindet sich seit 1868 eine Gedenktafel.
Konrad Vorlauf war nicht der einzige Wiener Bürgermeister im 15. Jahrhundert, der schmählich hingerichtet wurde. Der Münzmeister und Ratsherr Wolfgang Holzer wurde verhaftet, aus der Stadt verwiesen, kehrte nach Wien zurück und stellte sich im neuerlichen Habsburger Bruderzwist, diesmal zwischen Friedrich III. und Albrecht VI., auf die Seite Albrechts. Die Wiener Bürgerschaft unterstützte zunächst Friedrich, der 1460 die Privilegien der Stadt bestätigte, und wehrte einen Angriff Albrechts vor dem Stubentor ab. Die Handwerker wandten sich später gegen Friedrich; dieser forderte die Absetzung Holzers und des Rats; die Wiener widersetzten sich und belagerten den Kaiser in seiner Burg. Georg von Podiebrad kam Friedrich zu Hilfe und nach einem Schiedsspruch des Böhmenkönigs wurde Albrecht die Herrschaft über Wien und Österreich unter der Enns für acht Jahre übertragen.
Friedrich stattete daraufhin Krems mit dem Stapelrecht aus (Pflicht, der Transithändler, ihre Waren eine gewisse Zeit in der Stadt zum Kauf anzubieten) und beeinträchtigte dadurch den Handel in Wien. Wolfgang Holzer wurde des Verrats an Albrecht beschuldigt und 1463 gevierteilt; sechs Mitverschwörer wurden enthauptet.

Vorlauf, Konrad

  • Amtszeiten: 1403 bis 1404; 1406 bis 1408
  • Lebensdaten: geboren wohl vor 1385, verstorben am 11.7.1408, Hinrichtung auf dem Schweinemarkt (heute Lobkowitzplatz), begraben auf dem Stephansfreithof
  • Ehefrauen: Katrei, 1397 (Nennung), verstorben: 1401, Witwe nach Wisent von Dornbach (?); Dorothe, 1403 (Nennung), verstorben: 14.5.1441, begraben zu St. Jakob auf der Hülben, Vater: Jakob Süß


Rampersdorfer, Konrad

  • Amtszeit: 1408 Vizebürgermeister
  • Lebensdaten: geboren vor 1378, verstorben am 11.7.1408 in Wien, Tod durch Hinrichtung als Parteigänger Herzog Albrechts IV.
  • Ehefrauen: Helene, 1394 (Nennung); Anna, bezeugt vor 1399, Vater: Jeschk der Sitznieder; Barbara, bezeugt 1399 bis 1408, aus der Familie Rössl stammend, spätere Ehe mit Hans von Furth


Rock, Hans

  • Beruf: Kaufmann
  • Amtszeit: 1398 bis 1399
  • Lebensdaten: geboren vor 1390 Katzelsdorf (Gemeinde Tulbing, Bezirk Tulln), verstorben am 11.7.1408 Wien, Tod durch Hinrichtung als Parteigänger Herzog Albrechts IV; Begräbnisstätte auf dem Stephansfreithof
  • Ehefrauen: Barbara, bezeugt 1390 bis 1399, verstorben: vor 1403, Vater: Niklas Spitzer aus Regensburg; Margret, geboren: vor 1392, verstorben: 1419, Vater: Lienhard Urbetsch, Mutter: Anna, geborene Paurberger, spätere Ehen mit Reinprecht Grabner und Sigmund Tumersdorfer

Quellen:
Perger, Richard: Die politische Rolle der Wiener Handwerker im Spätmittelalter. In: Wiener Geschichtsblätter, 38. Jahrgang (1983) Heft 1, S. 1-36.
Perger, Richard: Die Wiener Ratsbürger 1396 - 1526. Publikationsreihe des Vereins für Geschichte der Stadt Wien, Bd. 18. Wien, 1988.
Pohanka, Reinhard: Wien im Mittelalter. Geschichte Wiens, Band II. Wien, 1998.



4. Der Fall - Richard III.

Der Prinzenmord von London (1483)

Birgst du die Stirn` mit einer goldnen Krone,
Wo, gäb`s ein Recht, gebrandmarkt sollte stehn,
Der Mord des Prinzen, deß die Krone war,
                                         Und meiner Söhn` und Brüder grauser Tod,
                                         Du büb`scher Knecht, sag`, wo sind meine Kinder.
          (Shakespeare, Richard III.)

Als König Eduard IV. am 9. April 1483 starb, zählte sein ältester Sohn, Eduard V. erst dreizehn, der jüngere, Richard, erst sieben Jahre. Ihre Mutter Elisabeth, deren Bruder Graf von Rivers und ihre Söhne erster Ehe, der Marquis von Dorset und Lord Gray, hofften für den Unmündigen zu regieren. Aber durch die Begünstigung der Familie Wydevilles, die Eduard IV. früher um Thron und Reich gebracht hatten, bis zu seiner Wiederherstellung, war schon in den letzten Jahren dessen Herrschaft die Eifersucht des alten Adels, die Lords Hastings und Stanley an der Spitze, von Neuem erweckt worden. Vergebens hatte Eduard noch auf dem Sterbebett die Parteien zu versöhnen gesucht. Die Gegner der Wydevilles verlangten den Herzog von Glocester, als väterlichen Oheim, für die Regentschaft, und ihre Anträge wurden nicht zurückgewiesen.


Richard III. (* 2. Oktober 1452 auf Fotheringhay Castle, Northamptonshire; † 22. August 1485 bei Market Bosworth, Leicestershire) war von 1483 bis zu seinem Tod in der Schlacht von Bosworth König von England. Er war der letzte englische Herrscher aus dem Haus Plantagenet und zugleich der letzte, der auf einem Schlachtfeld fiel. Mit seinem Tod endete die Epoche der sogenannten Rosenkriege, in der zwei Nebenlinien der Plantagenets, die Häuser York und Lancaster, einen jahrzehntelangen Machtkampf gegeneinander ausgetragen hatten, und das entfernt mit den Lancasters verwandte Haus Tudor gelangte auf den Thron.

Richard von Glocester, berüchtigt durch die tiefe Entartung der menschlichen Natur in ihm, allbekannt durch das Bild, das Shakespeares hohe, poetische Meisterhand von ihm entwarf, war von kleinem Körper und zurückschreckender Hässlichkeit. Bei der finsteren Verschlossenheit seines Gemütes hatten sich, so lange sein Bruder lebte, von der ungemessenen Herrschsucht, die ihn beseelte, nur wenige Spuren gezeigt. Jetzt hegte er keinen geringeren Plan, als den, selbst die Krone an sich zu reißen. List und Verstellung öffneten ihm die Bahn, Gewalt und Mord führten ihn weiter. Beim Tod seines Vaters befand sich der junge König zu Ludlow, an der Grenze von Wales, bei dem Grafen Rivers und seinem Stiefbruder, Lord Gray. Die verwitwete Königin wollte, dass diese beiden ihren Souverän unter dem Schutz eines Heeres nach London führten, aber die Gegenpartei, die sich durch diese Maßregeln gefährlich bedroht sah, erhob in den Beratungen so heftigen Widerspruch, dass Elisabeth nachgab, und Rivers nur mit geringer Begleitung aufbrach. Zu Northampton traf er den Herzog von Glocester, der ihn und Gray mit Auszeichnung empfing und auf das freundlichste bewillkommnete.
Am folgenden Morgen beschuldigte Richard sie jedoch plötzlich, ihm die Zuneigung seines Neffen entzogen zu haben, und ließ sie ergreifen. Darauf begab er sich zum König, beugte das Knie und versicherte ihn seiner treuesten Ergebenheit. Zugleich befahl er aber dessen Gefolge und Dienern bei Todesstrafe, auseinander zu gehen und sich nie wieder blicken zu lassen. Erschrocken, und von allen, die sein Vertrauen hatten, verlassen, weinte der Knabe, doch Glocester beschwor ihn, sich zu beruhigen, da nur die Treulosigkeit der Wydevilles diese Vorsicht nötig mache.
Auf die Nachricht von diesen Ereignissen, flüchtete Elisabeth mit ihrem zweiten Sohn Richard, ihren Töchtern und dem Marquis von Dorset in die Westminster Abtei, indes der Herzog, als er mit seinem gefangenen Neffen in London ankam, von den anwesenden Lords und Prälaten zum Protektor des Reiches während der Minderjährigkeit Eduards V. ernannt wurde. So schienen die Barone gesiegt zu haben, und die Wydevilles vom Thron verdrängt zu sein. Aber bald mussten die Barone zu ihrem Schrecken erfahren, dass sie einem Dritten in die Hände gearbeitet hatten.
Richard wusste wohl, dass Stanleys und Hastings Anhänglichkeit an die Söhne Eduards IV. nicht zu erschüttern sein würde, und eilte daher, ehe sie seine tiefer liegenden Pläne erraten und durchkreuzen könnten, sie zu stürzen und durch ihren Fall die übrigen Mitglieder ihrer Partei einzuschüchtern. Während alle Anstalten zu der bevorstehenden Krönung getroffen wurden, versammelte Glocester am 13. Juni einen Rat im Tower, in dem der junge König seinen Wohnsitz nehmen musste. Der Herzog schien heiter und zutraulich. Nach einer Weile entfernte er sich, kehrte dann mit wilder Miene und hastigem Schritt in das Zimmer zurück und fragte die Versammlung, welche Strafe diejenigen verdienen, die sich an ihm, den Verweser des Reichs und dem Oheim des Königs, vergriffen.
Lord Hastings nahm das Wort und sagte: "Die Strafe der Verräter!"
"Nun wohl", rief der Protektor, "diese Verräter sind meines verstorbenen Bruders Weib und seine Geliebte, Johanna Shore, samt allen ihren Gehilfen und Mitverschworenen! Seht her, wie sie mich behext haben." Dabei entblößte er seinen linken Arm, der ganz dürr und verschrumpft erschien. Die erschrockenen Räte, die recht gut wußten, dass dies ein altes Übel bei ihm war, sahen sich angstvoll und schweigend an, bis Richard zu Hastings gewandt fortfuhr: "Ihr selbst seid der Vertraue dieser nichtswürdigen Shore. Aber bei St. Paul, ich will mich nicht eher zu Tisch setzen, als bis mir euer Kopf gebracht ist."
Er schlug mit der Faust auf den Tisch, und auf dieses Zeichen stürzte ein Haufen Bewaffneter herein, von denen einer, wie durch Zufall, mit seiner Streitaxt auf Lord Stanley losschlug, ihn aber nicht tödlich verwundete. Die Übrigen schleppten den unglücklichen Hastings gewaltsam in den Hof des Tower, zogen ihn bei den Haaren auf einen Balken, und hieben ihm den Kopf herunter.
Nachmittags erschien eine Bekanntmachung an das Volk, worin diese schnelle Hinrichtung durch die Beschuldigung gerechtfertigt werden sollte, dass Hastings sich gegen den Herzog von Glocester verschworen habe. Stanley blieb mit dem Erzbischof von York und dem Bischof von Ely, zwei einflussreichen Mitgliedern seiner Partei, in Richards Gewahrsam.
Zu derselben Zeit, als Hastings ermordet wurde, erschien Ratcliffe, einer der verwegensten Anhänger des Protektors, zu Pontefract, wo Rivers und Gray mit einigen anderen ihres Anhangs bewacht wurden, und ließ sie enthaupten. So waren beide Parteien durch den Sturz ihrer Führer vernichtet, und niemand schien übrig, von dem der Protektor hätte kräftigen Widerstand befürchten zu müssen. Eduard V., der Knabe, war im Tower in Gewahrsam. Zur Sicherheit beschloss Richard, auch seinen Bruder, der sich noch unter Elisabeths Augen in Westminster befand, in seine Gewalt zu bringen.
Von zahlreichen Bewaffneten begleitet, begab er sich dorthin, entschlossen, nötigenfalls Gewalt anzuwenden. Aber Elisabeth, von der Unmöglichkeit sich zu widersetzen überzeugt, gehorchte seiner Aufforderung, nachdem sie den Knaben unter strömenden Tränen noch einmal umarmt hatte, denn sie fühlte, dass sie ihn nicht wiedersehen würde. In den Tower gebracht, freuten sich die Knaben ihres Wiedersehens, und ihren kindlichen Sinn trübte keine Ahnung von der grausamen Tücke des Oheims.
Da Richard indessen keinen Versuch aufgeben wollte und konnte, so ließ er durch den Lord Major von London die Bürgerschaft auf das Stadthaus berufen und vertraute die Führung seiner Sache dem Herzog von Buckingham, seinem Vetter und treuen Genossen alles bisher vollbrachten Frevels. Dieser hielt eine Rede und fragte am Schluss die Versammelten, ob sie den Herzog von Glocester zum König haben wollten. Aber obgleich er seine Frage noch einmal wiederholte, blieb alles ruhig, worauf dann der Lord Major die Sache durch einen seiner Beamten zum dritten Mal vortragen ließ, damit es die Bürger besser verstünden. Dennoch regte sich keine Zunge.
"Hm!" rief Buckingham, "das ist eine seltsame Hartnäckigkeit! Sagt doch nur auf irgendeine Art eure Meinung, Freunde. Es geschieht ja ohnehin nur aus einer besonderen Gefälligkeit gegen euch, dass wir euch fragen, denn die Lords und Gemeinen haben hinlängliche Gewalt, einen König zu bestimmen. Aber ich wünsche doch auch von euch ausdrücklich zu hören, ob ihr den Herzog von Glocester zu eurem Herrn haben wollt oder nicht." Nach allen diesen Bemühungen warfen dann endlich einige, zu diesem Ende gemietete Leute im Hintergrund des Saales die Mützen in die Höhe und riefen: "Gott erhalte den König Richard!"
Danach begab sich am folgenden Tag (26. Juni) der Herzog von Buckingham, von mehreren Baronen und Herren und einigen angesehenen Bürgern begleitet, zum Herzog, und überreichten ihm eine Adresse (Bittschrift), worin er ersucht wurde, die Krone von England, die ihm sowohl durch Erbrecht, als durch die Wahl des Volkes gebühre, nicht auszuschlagen. Richard heuchelte Überraschung, zeigte Unruhe und Verlegenheit, und erklärte endlich, dass er keine Ehrgeiz besitze, mithin habe die angetragene Würde keinen Reiz für ihn, er liebe seien Neffen und werde ihm den Thron aufbewahren. Aber als Buckingham das heuchlerische Possenspiel noch weiter trieb, tat Richard, als ob er sich in die Notwendigkeit und in den gemeinschaftlichen Willen des Volkes ergebe.

Die beiden Söhne Eduards IV. wurden heimlich erwürgt.

Bald nach seiner Krönung erhielt der Befehlshaber des Towers, Sir Robert Brakenbury, den Auftrag, die beiden Söhne Eduards IV. heimlich erwürgen zu lassen, aber dieser erklärte fest, dass eine Handlung dieser Art weder mit seiner Ehre, noch mit seinem Gewissen bestehen könne. Als der neue Herrscher darauf das Land durchreiste, um die Huldigung der Barone und Städte zu empfangen, sandte Richard seinen Stallmeister, Sir Jakob Tyrell, von Warwic aus mit dem schriftlichen Befehl an Brakenbury, jenem für 24 Stunden die Schlüssel des Tower zu übergeben. In der Nacht stieg Tyrell mit Forest, einem versuchten Mordgesellen, und Dighton, seinem Reitknecht, zum Schlafgemach der beiden Prinzen hinauf, und blieb an der Tür stehen.
Lieblich, Engeln gleich, hielt sich das junge, zarte Paar mit den unschuldigen Alabasterarmen umschlungen. Argloser Schlummer hatte sich auf ihre sanften Augenwimpern gesenkt und süße Träume umgaukelten sie. Auf ihrem Kissen lagen ein Rosenkranz und ein Gebetbuch, welches fast den Sinn des weicheren Forest umwandte. Da beugte sich zum Streich der ruchlosen Schlächterei der eingefleischte Schurke Dighton über die Knaben und, mit den Zähnen knirschend, blutgierig wie eine Hyäne, erstickten sie die holden Königssprossen mit Betten und Kissen. Die nackten Leichname warfen sie in eine Grube am Fuß der Stiege und bedeckten mit einem Haufen Steine die Stätte der tyrannisch, blutigen Tat, den ärgsten Greuel jämmerlichen Mordes, den jemals dieses Land verschuldet hat.
Aber die Rache ereilte Richard III., der seinen Thron mit vielem Mord befleckte und den kein Geschöpf lieben konnte. Zwei Jahre nach dem Kindermord wurde er in schrecklichem Schlachtengemetzel schändlich getötet.

Quellen: - kriminalia.de


Nachsatz:

Sensationsfund unter einem Parkplatz
2012 hatten Forscher die königlichen Überreste unter dem Parkplatz eines Sozialamtes im englischen Städtchen Leicester gefunden. Nach einer DNA-Analyse stand fest: Die Überreste gehören zu niemand geringerem als Richard III.


Richard III.: Grausiger Tod auf dem Schlachtfeld

Hiebe, Stiche und Schläge auf Kopf und Unterkörper, nicht weniger als neun schwere Verletzungen am Schädel – der englische König Richard III. ist vor mehr als fünf Jahrhunderten bei der Schlacht von Bosworth besonders brutal getötet worden. Dies ergaben medizinische Untersuchungen der sterblichen Überreste des Monarchen, die im September 2012 bei Bauarbeiten in der mittelenglischen Stadt Leicester entdeckt worden waren. Die Gebeine wurden anschließend dank DNA-Analysen eindeutig als die des mit 32 Jahren gefallenen Richard III. identifiziert.

Jo Appleby von der Universität Leicester leitet die Exhumierung von Richard III. Foto: picture alliance

Für die Untersuchung setzten Forscher der Universität Leicester verschiedene bildgebende Verfahren ein. Die beiden Verletzungen, die vermutlich den Tod herbeiführten, seien dem König an der Schädelbasis zugefügt worden, erläuterte Rechtsmediziner Guy Rutty. Seine Feinde hätten offenbar mit Schwertern, Dolchen und Hellebarden auf seinen Schädel eingestochen und eingeschlagen.

Richard III. hatte England von 1483 bis 1485 regiert und wurde durch das gleichnamige Drama von William Shakespeare unsterblich. Shakespeare beschrieb ihn als blutrünstigen und machtbesessenen Herrscher – ein Bild, das historische Vereine heute korrigieren wollen. Die Gebeine des Königs sollen nach einer Gerichtsentscheidung am 26. März dieses Jahres in der Kathedrale der mittelenglischen Stadt Leicester beigesetzt werden. Die Zeremonie wird den Abschluss einer Reihe von zahlreichen Veranstaltungen zum Gedenken an den jungen König bilden, den letzten Monarchen aus dem Hause Plantagenet. Nach Richards Tod begann mit seinem Widersacher Heinrich VII. die Ära der Tudor-Monarchie.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt

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