Vom Mittelalter bis in die heutige Zeit.


Die einzelnen Fälle werden ohne Zeitschiene und ohne territoriale Anordnung nach und nach seitenweise aufgelistet sowie ständig erweitert (max. 100 Beiträge pro Seite)



Dieser Archivordner zeigt eine Auswahl aus meiner Kurzfallsammlung. Kennzeichnend, für alle hier aufgeführten Verbrechen, ist die außergewöhnliche Brutalität, mit welcher der oder die Täter gegen ihre Opfer situationsbedingt vorgingen. Die Vielseitigkeit der Tötungsvarianten und der Einfallsreichtum dieser Verbrecher ist scheinbar unerschöpflich. Alle Handlungen werden bei ihnen  nur auf ein Ziel ausgerichtet - die Beseitigung des ausgewählten Opfers. Für normal denkende Menschen werden solche Handlungsweisen stets unfaßbar und unbegreiflich bleiben.



11. August 1927 - Wien

Onkel und Neffe als Mörder.

In dem Wiener XIII. Bezirk, in der Missindorfstraße, hatte Frau Anna Matz ein Konditoreiwarengeschäft. Ihr Mann, Gottfried Matz, war früher Elektriker, erhielt dann eine Invalidenrente, ließ sich aber abfertigen und verlumpte das Geld. Aus einer Stelle als Inkassant wurde er wegen Unterschlagungen entlassen und ist seither postenlos. Das Geld für seine Ausgaben für Getränke und Weiber erpresste er von seiner Frau. Da er seine Geliebte, die zweiundzwanzigjährige Hilfsarbeiterin Anna Götz, heiraten wollte, sucht er diese zu bewegen, seine Frau zu vergiften oder zu erschießen. Aus diesem Plan wurde jedoch nichts.

Da überredet Matz seinen Neffen, Hermann Jarosch, gemeinsam mit ihm seine Frau zu ermorden. Am Sonntag, nachmittags gegen 3 Uhr, erscheint der Bursche auch, fängt mit seiner Tante einen Streit an und versucht plötzlich, sie zu erwürgen. Gottfried Matz hilft ihm. Mit übermenschlicher Anstrengung macht sich die Frau frei und will flüchten. Aber Gatte und Neffe packen sie wieder, stoßen ihren Kopf an die Wand, dass sie blutend und bewusstlos zusammenbricht. Da holt Jarosch einen Strick aus der Tasche, schlingt ihn seinem Opfer um den Hals und würgt gemeinsam mit seinem Onkel die arme Frau so lange, bis sie tot ist. Dann greift Jarosch in die Ladenkasse, um sich seinen Sündenlohn zu nehmen.

Im selben Augenblick sieht er einen Wachmann durch die Glasscheibe des Gassenladens hineinschauen. Entsetzt wendet er sich, mit nur fünf Schilling in der Hand, zur Flucht. Er wird jedoch eingefangen und gesteht nach anfänglichem hartnäckigem Leugnen den ganzen schauerlichen Mordplan der Polizei ein.
Gottfried Matz, Hermann Jarosch und Anna Götz befinden sich nun im Landesgericht.


9. Juni1927 - Eichgraben

Die Ermordung des „Waldmillionärs".

In Eichgraben wurde der arme, geistesschwache Waldarbeiter Sepp Bodingbauer ermordet. Das bedauernswerte Opfer hatte sich 280 Schilling in langen Jahren erspart, trug sie stets bei sich und sprach in kindlicher Freude gern davon, da er den kleinen Betrag für ein großes Vermögen hielt. Man nannte ihn, deshalb scherzweise, den „Waldmillionär". Nunmehr wurde der arbeitslose Leopold Schilt als der Mörder verhaftet. Er legte nach anfänglichem Leugnen ein Geständnis ab, dem wir folgendes entnehmen: Als am Mordtage Bodingbauer den Weg in den Wald antrat, um Holz zu holen, forderte er Schilk auf, mit ihm zu gehen. Dieser aber folgte Bodingbauer erst nach einer Viertelstunde, weil er vermeiden wollte, mit seinem Opfer zusammen gesehen zu werden. Er holte den „Waldmillionär" in der Nähe des Steinbruches ein, nahm von einem Holzstoß einen Holzprügel und ging mit Bodingbauer knapp bis vor den Steinbruch weiter. Dort stellte er an Bodingbauer die Forderung, ihm sein Geld herauszugeben, was jener jedoch mit den Worten: „Eher hänge ich mich auf", verweigerte.

Hierüber geriet Schilt in Wut und schlug Bodingbauer mit dem Prügel mit beiden Händen von rückwärts auf den Kopf, sodass er lautlos zusammensank. Da Bodingbauer stark stöhnte, schleppte er aus einem nahen Gebüsch zwei Steine herbei und legte sie auf den Hals des Opfers. Hierauf entnahm er die in der linken Hosentasche Bodingbauers steckende schwarzlederne Brieftasche, steckte den darin vorgefundenen Betrag von 280 Schilling zu sich und warf die leere Brieftasche in das Gestrüpp.


23. Mai 1909 - Freiberg (Sachsen)

Wie ein 72-jähriger Vater seinen Sohn verhungern ließ.

Unter ungeheurem Andrange des Publikum fand gestern vor dem hiesigen Schwurgericht der Prozess gegen den 72 Jahre alten Mühlengutsauszügler Kemter aus Klein-Hartmannsdorf statt, der angeklagt ist, seinen 47 Jahre alten geisteskranken Sohn Robert durch verhungern lassen, vorsätzlich getötet zu haben. Die Verhandlung ergab entsetzliche Einzelheiten aus der Leidensgeschichte eines unglücklichen Schwachsinnigen, der beseitigt werden sollte, weil die Unterhaltungskosten gespart werden sollten. Der Anklage lag folgender Tatbestand zu Grunde: Am 14. Februar des Jahres starb der 47 Jahre alte Robert Kemter im Hause des Vaters in Klein-Hartmannsdorf. Die Nachbarsleute hatten von dem verstorbenen jahrelang nichts mehr gesehen, die Leichenfrau fand den Toten zum Skelett abgemagert und den Körper mit vielen eitrigen Wunden bedeckt. Der Leichnam wog nur etwa 40 Pfund! Die Sektion ergab, dass Robert Kemter den Tod durch Verhungern gefunden hatte. Es wurde eine Abzehrung festgestellt, wie sie nach dem Ausspruch der Ärzte kaum jemals beobachtet worden ist. Die Muskulatur und der Brustkorb waren völlig fettlos. Die ganze Bauchhöhle war kahnförmig eingezogen, sodass man durch diese die Wirbelsäule fühlen konnte. Die Oberarme hatten 13 ½ cm die Oberschenkel 19 Zentimeter Umfang. Dabei waren die inneren Organe, Lungen, Herz und Magen, völlig gesund. Geradezu entsetzlich waren die Wundmale, die der arme Unglückliche durch Aufliegen erlitten, hatte. Der Rückenwirbel und die Hüftknochen lagen bloß.
Die Staatsanwaltschaft stellte fest, dass der Verstorbene von seinem Vater schon seit Jahren versteckt gehalten worden war, dass er sich seine Nahrung aus dem Viehfutter hatte holen müssen und dass ihm zuletzt auch noch diese Nahrung entzogen worden war. In der Voruntersuchung hatte der Angeklagte dreimal ein Geständnis abgelegt, dass er gewollt habe, dass sein Sohn, der ihm der Unterhaltskosten wegen lästig war, Hungers sterben sollte. Jetzt leugnete Kemter wieder. Als sein Sohn immer schwächer wurde, habe er, der Angeklagte, gedacht: „Was Gott tut, das ist wohlgetan.“ Die Kammer, in der sich der Kranke aufhalten musste, war nicht geheizt und so ist es oft vorgekommen, dass der Leidende, wenn er das Bett verunreinigt hatte, an das Betttuch angefroren war. „Du bist zu nichts mehr nütze, es ist am besten, wenn du stirbst“, hat da der Angeklagte zu dem Kranken gesagt. Dass sich sein Sohn Kartoffeln aus dem Schweinedroge geholt habe, bestritt der Angeklagte, er gab aber gleich darauf zu, dass er dem Sohne Kartoffeln und Rüben, die dieser sich aus dem Futtertroge geholt hatte, wieder weggenommen habe. Weiter gab der Angeklagte zu, dass er dem völlig Entkräfteten, der sich schon zwei Monate nicht mehr hatte von seinem Lager erheben können, die letzten 14 Tage nur einen dünnen Mehltrank gegeben habe. Diesen Mehltrank stellte er so her, dass er auf einen halben Liter Wasser einen Löffel Roggenmehl nahm.  Von dem Tranke erhielt der Verhungernde täglich etwa einen Viertelliter, sodass also

die gesamte Nahrung in 14 Tagen aus sieben Löffeln Mehl

bestand. Als der Unglückliche endlich durch den Tod von seinen Qualen erlöst wurde, reinigte ihn der Vater erst selber und legte ihm neue Wäsche an. Die als Zeugin vernommene Leichenfrau sagte aus, dass sie noch niemals eine so schreckliche Leiche gesehen habe als die des Robert Kemter. Der Gendarm Krüger gab unter anderem an, dass der alte Kemter kurz vor seiner Verhaftung eine Frau habe vor den Friedensrichter laden lassen, weil diese gesagt hatte, Robert Kemter sei verhungert. Gutsbesitzer Neubert sagte aus, dass er einmal dem Gemeindevorstand von Klein-Hartmannsdorf Mitteilung davon gemacht habe, dass Robert Kemter nichts zu essen bekomme und dass ihm der Gemeindevorstand geantwortet habe; er soll ruhig sein und nichts sagen, sonst müsse die Gemeinde die ganzen Kosten tragen. Der Wirtschaftsgehilfe Kasen bezeugte, dass ihm Robert Kemter schon vor vier Jahren vom Fenster seiner Kammer, die immer verschlossen war, zugerufen habe, er solle ihm doch etwas zu essen bringen, er habe Hunger. Zwei Schulmädchen gaben an, dass der alte Kemter zu Kindern, die dem jungen Kemter Essen hinauftragen wollten, gesagt hat, sie sollten das Essen lieber den Kaninchen geben, denen bekomme es besser. Andere Kinder gaben an, dass sie Esswaren auf einen Rechen steckten und dem jungen Kemter so zum Fenster hineinreichten, weil es der alte Kemter nicht sehen durfte.
Der medizinische Sachverständige, Herr Medizinalrat Dr. Nippold, erklärte den Angeklagten für geistig vollkommen gesund. Die Geschworenen bejahten die Schuldfrage auf vorsätzliche Tötung, verneinten aber die Frage, ob die Tat mit Überlegung ausgeführt worden sei. Gericht verurteilte hierauf, wie bereits kurz berichtet, den Angeklagten wegen Totschlags zu zehn Jahren Zuchthaus und zehnjährigem Ehrenrechtsverluste.


07. Februar 1907 - Wien

Das Revolverattentat eines Wiener Postsparkassenbeamten

Gekränkte Liebe hat wieder einmal eine blutige Tat verschuldet. Ein verzweifelter Mann hat gegen sein Liebstes, das sich seinem stürmischen Werben versagte, die Mordwaffe erhoben und ist dann flüchtig geworden, aber nicht, um den Folgen seiner Tat zu entgehen, sondern, wie aus einem aufgefundenen Testament hervorgeht, sich durch freiwilligen Tod von seinem Seelenleiden zu befreien. Das unglückliche Mädchen, das dem Eifersuchtsattentat des Wiener Postsparkassenbeamten Rudolf Eisler zum Opfer fiel, die 26jährige Private Ottilie Frohner, wohnte mit ihrer 21 jährigen Schwester Anna, einem nervenleidenden und deshalb der Hilfe bedürftigen Mädchen zusammen.

Die seit vielen Jahren verwaisten Mädchen waren brav und sehr anständig. Vor einiger Zeit näherte sich ihnen der 36jährige Oberrechnungsführer Eisler, der die Mädchen von ihrer Kindheit an kannte. Er war ihr Jugend Gespiele und es hat sich schon damals ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt, doch, das Leben brachte sie auseinander, und Eisler heiratete vor mehreren Jahren. Die Ehe dauerte nicht allzu lange. Eislers Gattin starb, und der Witwer blieb kinderlos zurück.

Allmählich erwachte in ihm eine tiefe Neigung für die ältere Schwester Ottilie. Er trat auch mit seiner Werbung an Ottilie, deren Herz noch frei war, heran, doch da begegnete er wider Erwarten ernstlichem Widerstand. Dieser Widerstand reizte ihn nur noch mehr und drängte ihn zu dem entsetzlichen Verbrechen.

Montag um 5 Uhr nachmittags kam Eisler wieder in die Wohnung der Schwestern. Als Anna wegging, um aus der Apotheke eine Arznei zu holen, nahm Eisler abermals einen letzten Ansturm. Er fragte Fräulein Ottilie, ob sie seine Frau werden wolle. Als das Mädchen verneinte, zog Eisler einen Revolver aus der Tasche und feuerte dreimal auf das Mädchen. Dem Mädchen gelang es trotz der Wunden auf den Gang zu fliehen. Eisler war hinter ihr her und gab einen vierten Schuss auf sie ab. Blutüberströmt sank das Mädchen zusammen. An ihr vorüber stürmte der Mörder aus dem Hause. Sein unglückliches Opfer verschied alsbald im Allgemeinen Krankenhaus.

In der Wohnung Eislers fand man einen Kartenbrief, der sein Testament enthielt. In diesem heißt es: „Ich sterbe gemeinsam mit Ottilie Frohner und bitte, mit ihr an der Seite meiner Gattin in der Gruft auf dem Klosterneuburger Friedhof beerdigt zu werden... Ich hoffe, dass ich die Kraft finde, meinen gefassten Entschluss auszuführen."
Am Vormittag hatte Eisler einem Kollegen im Postsparkassenamt sein Leichenbuch mit dem Bemerken übergeben, er werde bald etwas von ihm hören und er bitte ihn, dann seine Leiche in einfacher Weise besorgen zu lassen. Das Testament hatte der Mörder knapp vor Ausführung der Tat geschrieben.

Das Polizeikommissariat Währing entsandte zwei Detektives nach Klosterneuburg, da nach dem Wortlaut des Testaments anzunehmen war, dass sich Eisler nach Verübung der Tat dorthin begeben habe, um auf dem Grabe seiner Frau einen Selbstmord auszuführen. Es wurde bei Fackelbeleuchtung der Friedhof genau durchsucht, doch war von Eisler keine Spur zu finden. Auch die weiteren Recherchen verliefen bisher erfolglos…


16. Juni 1904 - Wien

Der Mord auf dem Fleischmarkt in Wien.

Eine ruhige, in sich gekehrte, etwas nachlässige Person, die nur selten in heiterer Stimmung ist, den einen Tag wie den anderen verlebt. Ihre Kleidungsstücke sind zerrissen, statt sie auszubessern, sitzt sie brütend stundenlang in ihrer Kammer. Bei dieser ausgesprochenen Nachlässigkeit fällt ein gewisser Grad von Eitelkeit auf, den sie bekundet. Sie stellt sich manches Mal vor den Spiegel, improvisiert an ihrem Rocke eine Schleppe, geht im Zimmer auf und ab, und wenn man ihr das Komische ihres Benehmens vorhält, sagt sie: „So ist es elegant!" verfällt dann wieder in ihre gewohnte Lethargie und kümmert sich um gar nichts.

Das von seiner Umgebung auf diese Weise geschilderte Mädchen, die Köchin Elisabeth Straßner, ist aus Eifersucht zur Mörderin geworden. Wie weit hebt die Abnormalität, die sich in den Einzelheiten der mitgeteilten Charakteristik verrät, die Verantwortlichkeit der Mörderin auf'? Das Gutachten der Sachverständigen, das hier für den Richterspruch von höchster Wichtigkeit ist, wird wohl das psychologische Rätsel der blutigen Tat aufhellen.
Der Mord wurde abends, zur Zeit des stärksten Verkehrs, mitten in der Stadt auf dem Fleischmarkt, verübt. Die Passanten, die um jene Stunde beim Hotel Post auf dem Fleischmarkt vorübergingen, sahen ein auffallend hübsches, sonntäglich gekleidetes Mädchen - die Näherin Anna Wokac - den dortigen Einspännerstandplatz passieren.
Plötzlich näherte sich ihr die Straßner, heftig gestikulierend, und sprach eifrig auf sie ein. Man sah, wie die Wokac zu fliehen suchte, einen offenen Einspänner bestieg, wie dann auf einmal in der Hand der Straßner ein großes Küchenmesser blitzte, die hierauf, ehe es jemand hätte hindern können, der Näherin das Küchenmesser tief in die Brust stieß, so dass das Blut sofort in dickem Strahl hervorquoll und die Getroffene zur anderen Seite des Wagens auf die Erde sank. Nun entstand große Aufregung auf der Straße.
Der Todesschrei des armen Mädchens war weithin gehört worden, und von allen Seiten strömte zahlreiches Publikum zusammen. Bei der Verletzten erwies sich jede Hilfe als vergeblich. Der Tod war gleich durch Verblutung eingetreten. Die Ermordete ist, wie erwähnt, mit der Näherin Anna Wokac aus Kladno in Böhmen identisch. Die Täterin Elisabeth Straßner war erst seit vierzehn Tagen auf der Landstraße bedienstet. Vorher wohnte sie bei der Wäscherin Marie Schidlo auf der Landstraße als Bettgeherin. Anna Wokac und Elisabeth Straßner haben einander gekannt. Sie pflegten beide bei dem gleichen Beichtvater in der Dominikanerkirche zu beichten.

Die Straßner bildete sich nun ein, als würde sie in der letzten Zeit von ihrem Beichtvater unfreundlicher behandelt, als die beim selben Priester beichtende Anna Wokac, und schrieb dies der Näherin zu, von der sie, so erzählte sie, beim Beichtvater verleumdet, außerdem aber auch verhöhnt worden sei. Die Straßner, die sich in diese Vorstellung, immer mehr hineinlebte, verfiel häufig in einen förmlichen Wutparorysmus. Schon seit vierzehn Tagen ging sie mit dem Plan um, der Wokac etwas anzutun. Sie schrieb seither dem Mädchen wiederholt Drohbriefe und fasste schließlich den Entschluss, sie ans dem Wege zu räumen...



10. Januar 1934 - Brünn

Ein Mord aus Barmherzigkeit

Der 70jährige Parfümeriegeschäftsinhaber Johann Dybal hat gestern in Brünn seinen 28jährigen Sohn Franz, einen schweren Epileptiker, aus Mitleid getötet und sich dann selbst erhängt. Die Gattin des Greises weilt gegenwärtig in Wien.
Dybal hatte sein Geschäft und seine Wohnung im Hause Rennergasse 4-6 in Brünn. Er war einer der angesehensten Kaufleute der Stadt. Auch einer seiner Söhne betreibt ein Parfümeriegeschäft in derselben Gasse, ein anderer Sohn hat einen Frisiersalon in der Rasingasse. Der dritte Sohn, dem sein Vater nun den Tod gegeben hat, litt immer wieder an schrecklichen epileptischen Anfällen, unter denen er fürchterliche Schmerzen zu erdulden hatte. Und da tat der Vater das, was man jedem hoffnungslos leidenden Tier gewähren darf, was aber dem Menschen zu geben das Strafgesetz verbietet; er schenkte seinem hoffnungslos kranken und schwer leidenden Kind einen raschen und barmherzigen Tod, indem er es mit einem Hammer niederschlug. Der Epileptiker war sofort tot.

Vater und Sohn werden tot aufgefunden.

Mord und Selbstmord dürften sich schon in der Nacht auf Sonntag abgespielt haben. Man fand den Jungen Dybal vollkommen nackt in einer Blutlache tot auf dem Boden liegen. Der blutbefleckte Hammer lag im Vorzimmer. Der greise Vater hatte sich an der Tür, die Vorzimmer und Zimmer verbindet, erhängt. Der Epileptiker muß schrecklich um sich geschlagen haben, da die halbe Wohnungseinrichtung zertrümmert war.

Mordbericht an die Gattin.

Nachdem Johann Dybal seinen Sohn getötet hatte, schrieb er, ehe er sich selbst beseitigte, einen langen Brief an seine in Wien befindliche Gattin, in dem er über seine Tat ausführlich berichtet. Es heißt in diesem Brief, daß Franz in der Nacht einen epileptischen Anfall erlitt, der schrecklicher war als alle vorhergehenden. Der Vater wußte sich nicht zu helfen und griff, überwältigt von den Leiden seines Kindes, zu dem Hammer und erschlug es.
Dybal fleht schließlich in dem Brief seine Familie um Vergebung an und erklärt, daß er im vollen Bewußtsein seiner Verantwortung aus dem Leben geschieden sei.



4. Januar 1934 - Bromberg

Im religiösen Wahn zum Mörder geworden.

Eine entsetzliche Bluttat ereignete sich am Mittwoch, dem 3. Januar 1934 in der Oberförsterei Leschütz im Kreis Bromberg. Dort wurde der 39jährige Arbeiter Wroblewski plötzlich von religiösem Wahnsinn befallen und er erschlug dabei seinen Freund, den 45jährigen Arbeiter Mustal.
Bei bewohnten in der Oberförsterei ein Zimmer. Als sie Mittwochabend vor dem Zubettgehen das Abendgebet sprachen, unterbrach Wroblewski plötzlich seinen Freund mit dem Bemerken, er spräche sein Gebet falsch. Als Mustal dieser Bemerkung kein Gehör schenkte, sprang Wroblewski plötzlich auf, ergriff einen Hammer und schlug dem betenden Freund die Schädeldecke ein. Mustal war sofort tot.
Nach dieser, in einer Anwandlung religiösen Wahnsinns begangenen Tat geriet Wroblewski vollständig in geistige Umnachtung.

In der Lage eines Gekreuzigten.

Er legte den Leichnam auf den Holzboden nagelte Hände und Füße des Geschlagenen in die Lage eines Gekreuzigten an die Bretter des Fußbodens an. Durch das Klopfen wurden die Bewohner der Oberförsterei wach. Sie drangen in das Zimmer ein und konnten erst nach heftiger Gegenwehr den Wahnsinnigen bändigen.
Der Untersuchungsbehörde hat der Verhaftete bisher nur unzusammenhängende Aussagen machen können.



Anfang Januar 1934 - New York

Mord auf dem Operationstisch.

In Chicago ist eine grausige Mordtat aufgedeckt worden, deren Einzelheiten wie ein fantastischer Kriminalroman anmuten. Auf dem Operationstisch der bekannten Chicagoer Ärztin Dr. Alice Lindsay Wynckoop wurde deren Schwiegertochter erschossen aufgefunden. Lange Zeit leugnete die 62jährige Ärztin, die Tat begangen zu haben. Nun, nachdem sie dem schauerlichen „dritten Grad“ unterworfen wurde, legte sie ein volles Geständnis ab. Sie gab zu, ihre 23 Jahre alte Schwiegertochter ermordet zu haben, nachdem sie sie vorher mit Chloroform betäubt hatte, „damit sie nicht zu leiden brauchte“.

Die Ärztin gesteht.

Die Mörderin gab als Motiv an, ihre Schwiegertochter sei geistig anormal und tuberkulös gewesen und sie wolle ihren Sohn von der Last dieser Ehe befreien. Die Schwiegertochter habe mehrmals versucht, sie und ihren Sohn umzubringen, indem sie ihnen Gift in Lebensmittel geschüttet hätte. „So entschloß ich mich dann“, sagte die Ärztin aus, „sie aus der Welt zu schaffen. Unter dem Vorwand, sie untersuchen zu wollen, veranlaßte ich sie, in mein Operationszimmer zu kommen, sich zu entkleiden und auf den Operationstisch zu legen. Dann chloroformierte ich sie und schoß ihr, nachdem sie betäubt war, eine Kugel durch die Schläfe. Nach der Tat bedeckte ich die Leiche mit einem Laken und verließ den Raum.“
So lautete die kühle Schilderung der Mörderin. Vor ihrem Geständnis war sie mit ihrem Sohn konfrontiert worden.
Wenn du es tatest, um mich von dieser Last zu befreien, Mutter“, so rief der Sohn, „dann, um Gottes willen,  gestehe, daß du es tatest, weil deine Liebe zu mir übermächtig war.“
Dann erklärte er dem Untersuchungsrichter, er habe seiner Mutter oft gestanden, daß er sich in seiner Ehe sehr unglücklich fühle.

Der Mann mit den fünfzig Frauen.

Die weitere Untersuchung förderte aber dann den wahren Sachverhalt zutage. Es ergab sich nämlich, daß die Mörderin sieben Tage vor der Tat eine Lebensversicherung in der Höhe von 5000 $ auf das Leben ihrer Schwiegertochter abgeschlossen hatte. Ein Arzt, der das Opfer noch vor kurzer Zeit untersucht hatte, sagte aus, daß die Ermordete weder tuberkulös noch geisteskrank gewesen sei.
Eine weitere Sensation bildete ein Adressenbuch des Gatten der Unglücklichen, daß die Polizei beschlagnahmt hatte, und aus dem hervorgeht, daß er mit nicht weniger als fünfzig Mädchen in mehr oder weniger intimen Beziehungen gestanden hatte. Am allerverdächtigsten erscheint der Behörde, daß dies schon der 3.Todesfall innerhalb von vier Jahren im Hause Wynckoop ist. Zuerst starb der Gatte der Ärztin, kurze Zeit darauf seine Pflegetochter. Man will jetzt die beiden exhumieren lassen, um festzustellen, ob auch diese beiden Personen Opfer der Mörderin geworden sind.



Donnerstag, 05. März 1908 - Wien

Mordattentat an einem Mädchen.

In einem dunkeln Milieu, von dem man selten schreibt und spricht, hat sich ein blutiges Drama zugetragen, in welchem alle brutalen Sinne des Menschen zum Ausdruck kamen und das sicherlich noch die Psychiater beschäftigen wird. Ein sonst arbeitsamer, braver Bursche hat im Taumel seiner Sinne, in der Wut über eine schwere Dummheit zum Messer gegriffen und hat ein Verbrechen begangen, bei welchem ihn nur die Gunst des Schicksals davor bewahrte, dass  ihm nicht zwei Leben zum Opfer fielen, eines im Grabe, dass seine im Kerker. Ein Augenblick der Raserei hat genügt, um ihn für lange Jahre ins Unglück zu stürzen.

Der 18jährige Johann Sleczek ist der Sohn eines in Krakau lebenden Zigarrenarbeiters, lernte das Riemergewerbe in Deutschland, kam dann nach Wien und musste hier von vorne anfangen, da die Ausbildung im Ausland hier nicht anerkannt wird. Er galt also hier als Lehrling des  Riemermeisters Erlebach in der Magdalenenstrasse Nr. 28 und erhielt wöchentlich 14 Kronen, um sich selbst zu verpflegen.

Er hatte in der Reinprechtsdorferstrasse Nr. 23 ein Bett gemietet, für das er mit Frühstück und Nachtmahl 5 Kronen bezahlte. Beim Lehrherrn und bei den Quartiergebern war er sehr beliebt. Nach der Lohnauszahlung am kritischen Samstag nun begleitete er bei einem Spaziergang die Prostituierte Maria Seier in ihre Wohnung, VI., Engelgasse Nr. 7. Er gab ihr vier Kronen, das 34jährige Mädchen aber wusste den 18jährigen Burschen durch verschiedene Versprechungen zu überreden, ihr noch sechs Kronen zu schenken. Als sie das Geld hatte, wurde sie kühl und schickte den Burschen weg. Der wollte nun die sechs Kronen zurückhaben, die für ihn ein großes Kapital waren, es entstand ein Streit und Sleczek griff nach einem dolchartigen Messer, wie es die Bosniaken verkaufen und dass er aus Zufall kurze Zeit zuvor einem Gehilfen abgehandelt hatte. Mit diesem Messer stach er das Mädchen in den Hals, worauf sie gellend um Hilfe rief. Die Unterstandsgeberin eilte aus der Küche herbei und alarmierte das ganze Haus, worauf der Bursche, her noch ein paarmal zugestochen hatte, die Flucht ergriff.

Das Haustor war aber gesperrt, der Flüchtling, der die Verfolger mit dem Messer bedroht hatte, suchte vergebens durch ein Fenster zu entkommen, wurde dabei vom Hausbesorger mit einem Stock am Kopf und an den Händen leicht verletzt und schließlich festgehalten, bis Sicherheitswache herbeikam, die ihn aufs Kommissariat Mariahilfs eskortierte. Die schwerverletzte Seier wurde ins Sophienhospital überführt, wo sie angab, dass sie der Bursche ermorden und berauben wollte. Der Täter wurde dem Landesgericht überstellt, wo er sagte, er habe das  Mädchen nur betäuben wollen, um einen Teil seines Geldes wieder zurückzuerhalten. Über die Qualifikation seines Verbrechens wird erst entschieden werden...


Dienstag, 15. Dezember 1931 - Klausenburg

Den Kopf vom Rumpf getrennt

Heute fand ein viel bewegtes Leben ein tragisches Ende. Die Frau eines siebenbürgischen Industriellen, die die Geliebte eines Taschendiebes und Einbrechers geworden war, wurde vor zwei Tagen verhaftet. Sie versuchte im Gefängnis Selbstmord zu begehen und wurde, da sich Anzeichen einer Sinnesverwirrung bemerkbar machten, in eine Nervenheilanstalt gebracht. Hier wurde sie in der ersten Nacht von ihrer Bettnachbarin mit einer Hacke erschlagen. Als Wärter dazukamen, hatte die Täterin den Kopf bereits vollkommen vom Rumpfe getrennt. Die Mörderin war gerade dabei, vom Kopfe die Ohren und die Nase abzuschneiden.



Mittwoch, 16. Dezember 1931 - Paris

Ein  dreizehnjähriger Mörder verhaftet.

In San Razaire wurde heute ein dreizehnjähriger Mörder verhaftet. Der Knabe hatte am Montag einen alten Mann, der ihn wegen seines Benehmens zur Rede gestellt hatte, mit einer Eisenstange mit solcher Wucht auf den Kopf geschlagen, daß der Alte tot zusammenbrach. Der jugendliche Mörder warf dann die blutige Waffe in einen Teich und kehrte ruhig nach Hause zurück. Er trieb seine Unverfrorenheit soweit, daß er zwei Tage lang den Nachforschungen der Gendarmen beiwohnte, ohne sich auch nur durch die geringste Geste zu verraten.



Donnerstag, 14.Januar 1909 - Wiener-Neustadt
Gattenmord in Wiener-Neustadt.

Eine Ehe, die eine Hölle war, ist durch den Mord gelöst worden. Der Fabriksarbeiter Gustav Kindelmann in Steinabrückl, der in einem Wutanfall feine Frau umgebracht hat, machte an jenem Tage, an dem er vor den Traualtar trat, den ersten Schritt dem Schicksal entgegen, dem er nunmehr verfallen ist. Der Fleiß und die Zanksucht kamen in dieser Ehe zusammen. Leute, die nicht zusammenpassen - dass uralte Motto in über tausend Romanen aus dem Leben, deren Schauplatz zwischen den prunkvollen Salons der Reichen und den niedrigen Stuben der Armen wechselt, deren Inhalt aber unabänderlich der gleiche und deren Ende überall der Tod oder ein gebrochenes todähnliches Leben ist.

Gustav Kindelmann stellte sich der Polizei in der Wiener-Neustadt mit der Selbstanzeige, dass er seine Frau umgebracht habe. Er war von einem Arbeitskollegen namens Stoßberger begleitet und gab dem Polizeiwachführer Minnichsdorfer folgendes an: Er sei gegenwärtig arbeitslos.  Bis vor kurzer Zeit habe er in der Munitionsfabrik auf dem Steinfelde gearbeitet. Seine Frau aber, welche sehr zanksüchtig sei und ihn furchtbar gequält habe, habe ihn um seine Arbeit gebracht. Trotzdem er stets versöhnlich gewesen sei und den Frieden in der Ehe aufrecht zu erhalten strebte, habe seine Gattin ihn jetzt, da er arbeitslos geworden sei, nur noch mehr durch ihre unablässige Streitsucht verfolgt. An dem betreffenden Tage hatte sich seine Frau um 70 Heller Rum gekauft und trank denselben in einem Zuge aus. Gleich darauf begann sie wieder Streit mit ihrem Gatten und warf schließlich ein Glas auf ihn. Dies brachte ihn aus seiner Ruhe und er erhob sich gegen seine Gattin. Sie lief in die Küche, wohin er ihr nachfolgte. In seinem Zorn versetzte er ihr einen heftigen Tritt in den Unterleib, dass sie zu Boden stürzte. In seiner Raserei nahm er dann ein langes Küchenmesser aus der Tischlade und stieß es ihr in den Unterleib. Sie fiel zu Boden und blieb leblos liegen. Als er sah, dass die Frau tot sei, wusch er sich zunächst und zog seine Sonntagskleider an. Die Leiche der Frau ließ er in ihrem Blut in der Küche liegen und sperrte die Wohnung ab.
Kindelmann begab sich sodann zu dem in demselben Hause wohnenden Stoßberger und bat ihn, er möge ihn nach Wiener-Neustadt begleiten, ohne ihm zu sagen, welchen Zweck ihre Fahrt nach der Stadt haben solle. Stoßberger, welcher von der entsetzlichen Bluttat in der benachbarten Wohnung keine Ahnung hatte, fuhr mit dem Gattenmörder nach Wiener-Neustadt. Erst bei der Polizei hörte er von dem furchtbaren Verbrechen, das sein Kollege begangen hatte. Kindelmann war nach Ablegung seines Geständnisses völlig zerknirscht und zitterte am ganzen Leibe. Er wurde sodann dem Polizeikommissär Dr. Mayer vorgeführt, dem gegenüber er sein Geständnis wiederholte; hierauf wurde er dem Kreisgericht eingeliefert. An den Tatort ist eine Gerichtskommission abgegangen.
Der Ort Steinabrückl ist bekannt durch jene mysteriöse Mordaffäre, welche sich vor einigen Jahren in der Villa des 80jährigen Fabriksbesitzers Glanz abspielte. Glanz und seine Wirtschafterin Frau Lichtenwörther, mit der er allein die Villa bewohnte, wurden eines Tages ermordet aufgefunden. Die Affäre konnte bis zum heutigen Tage nicht aufgeklärt werden...


Montag, 14. Dezember 1931  - Groisenbach bei Martinsberg

Mord mit dem Schweinestößel - Die bestialische Tat eines geistesgestörten Bauern.

In Groisenbach bei Martinsberg hat heute der Wirtschaftsbesitzer Heinrich Zeller den 70 jährigen Ausnehmer Karl Sandler mit einem eisernen Schweinefutterstößel erschlagen.
Die Leiche hat er dann mit einer Kette an den Füßen gefesselt, und so aus dem Wohnzimmer durch den Vorraum in den Hof geschleift, wo er Anstalten traf, dem Ermordeten den Bauch aufzuschlitzen.
Er wurde jedoch im letzten Moment von dem herbeieilenden Kaufmann Alois Schönherr aus Martinsberg an seinem gräßlichen Vorhaben gehindert.

Eifersucht, Haß, Geiz - Wahnsinn.

Zeller lebte seit Jahren mit Sandler in erbitterter Feindschaft. Er vermutete, daß der alte Mann ihn mit seiner Frau hintergehe. Überdies hatte sich Sandler auf das Anwesen des Zeller eine Ausnahmforderung von 460 S. grundbücherlich sicherstellen lassen, was Zeller in maßlose Wut brachte. Zeller war aber nicht normal. Im Jahre 1930 war er schon als geisteskrank in der Heilanstalt Mauer-Öhling interniert, und da er auch in der letzten Zeit wieder Symptome von Geistesstörung zeigte, wollte man ihn wieder in die Anstalt bringen. Unglückseligerweise hat er vorher die entsetzliche Tat begangen. Nach kurzem Widerstand wurde er von Gendarmen überwältigt und dem Bezirksgericht Ottenschlag eingeliefert.

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