Die Bebilderung fehlt noch! Die muss noch eingefügt werden und evtl. noch einige Ergänzungen.
1. Der Fall - Charlie Brooks
Todeskammer in Huntsville, Texas
Am 7. Dezember 1982 wurde der wegen Entführung und Mordes verurteilte Charlie Brooks als erster Mensch in den Vereinigten Staaten mit einer Giftinjektion im Staatsgefängnis von Huntsville, Texas, hingerichtet. Am 14. Dezember 1976 hatte er zusammen mit seinem Freund Woody Loudres den Mechaniker David Gregory entführt und in ein Motel gebracht. Dort fesselten sie ihr Opfer und schossen ihm in den Kopf. David Gregory verstarb an seinen Verletzungen. Charlie Brooks wurde am 3. Dezember 1977 wegen Entführung und Mordes an dem 26jährigen David Gregory zum Tode verurteilt.
Bei der Hinrichtung von Brooks, die um 00.07 Uhr begann, wurden dem Delinquenten Natrium-Thiophental, Pancuroniumbromid und Kaliumchlorid intravenös verabreicht. Laut der texanischen Justizverwaltung betrugen die Kosten dafür 86,08 US Dollar. Brooks wurde laut Hinrichtungsprotokoll um 00.16 Uhr für tot erklärt. Unter den Zeugen der Hinrichtung war auch Brooks Freundin Vanesse Sapp. Der Pressesprecher erklärte nach der Hinrichtung: „Es gab kein Problem. Herr Brooks ballte kurz die Hand, keuchte und verlor das Bewusstsein.“
Quelle: - 100 Jahre Hinrichtungen in den USA (von Michael Kahr) Ausgabe 2002 - Seite 275 - ISBN: 3-935678-03-7
2. Der Fall - Martin Bryant
Martin Bryant wurde am 07.Mai 1966 geboren und ist ein australischer Massenmörder, der Ende April 1996 bei einem Amoklauf in Tasmanien (Australien) 35 Menschen tötete und 37 weitere verletzte. Zur Zeit befindet er sich im Risdon Gefängnis in Hobart und sitzt eine Strafe von 35 mal Lebenslang ab.
Martin Bryant ist der älteste Sohn von Maurice und Carleen Bryant. In seiner Zeit als Kind wurde Bryant als ungewöhnlich angesehen. Bereits in den ersten Jahren seiner Schulzeit wurde bei ihm der niedrige Intelligenzquotient von 79 festgestellt. Darauf kam er auf eine Sonderschule. Die Lehrer beschrieben Bryant als besonders „fern von der Realität“ und entweder als emotionsloses oder als seltsame Emotionen ausdrückendes Kind. Er war ein störender und manchmal auch gewalttätiger Junge, welcher von anderen Schülern massiv schikaniert wurde. Bryant war deshalb mehrere Male in psychiatrischer Behandlung. Ein britischer Psychiater beschrieb ihn 1984 als geistig behindert und bescheinigte ihm eine Persönlichkeitsstörung. Wegen seiner geistigen Behinderung wurde er als „Dummer Marty“ von den anderen Kindern gehänselt.
Bryants Auftreten als junger Mann zeigte weiterhin gestörte Verhaltensweisen. Als sein Vater, der früh in Rente ging um auf ihn aufzupassen, offensichtlich bei einem Suizidversuch verstarb, beschrieben ihn Notfallärzte als aufgeregt während der Untersuchung und gleichgültig gegenüber dem Tod. Er lebte eine Zeit lang von einer Rente, auf die er wegen seinem niedrigem IQ Anrecht hatte und arbeitete als „Mädchen für alles“ oder Gärtner.
Durch einen dieser Jobs kam er mit Helen Harvey, Teilerbin einer Lottogesellschaft, in Verbindung, die ihn einlud bei ihr zu leben. Bis zur Helens Tod, durch einen Autounfall, leben die beiden zusammen in dem Städtchen Copping. Martin Bryant hat anscheinend als eine Art Sohnersatz bei der exzentrischen Millionärin in Tasmanien gewohnt. In ihrem Testament wurde Bryant als Alleinerbe aufgeführt, so kam er in Besitz eines Wohnhauses in Hobart und weiterer Besitz, insgesamt mehr als eine halbe Million $A Dollar wert. Durch eine Anfrage seiner Mutter, die man bestätigte, wurde im Jahr 1993 wegen seiner verminderten geistigen Fähigkeiten (geistig soll er zu diesem Zeitpunkt auf dem Niveau eines 11jährigen gewesen sein), die Verwaltung seines Besitzes einem Treuhänder übertragen.
Am 28. April 1996 fuhr Martin Bryant zu einem älteren Ehepaar, mit dem er schon seit einiger Zeit Probleme wegen des Verkaufs ihres Grundstückes hatte. Sie wollten ihm das Land nicht verkaufen. Martin erschoss die beiden in ihrem Haus und fuhr anschließend zu einem Touristenpark auf der tasmanischen Insel Porth Arthur. Er ging mit einer Sporttasche voller Waffen in ein Cafe und schoss dort sehr gezielt und eiskalt auf die Gäste. Die anderen Touristen auf dem Parkplatz dachten zunächst an Filmaufnahmen, bis Martin heraus kam und auch auf dem Parkplatz um sich schoss. Er ging sogar in die Busse und suchte nach Menschen, die sich dort versteckt hielten. Einen Mann nahm er als Geisel mit und fuhr mit ihm zurück zum Haus des älteren Ehepaares, mit dem er Streit gehabt hatte. An einer Tankstelle erschoss er 2 weitere Personen. Er verschanzte sich 18 Stunden lang in dem besagten Haus, dann zündete er es an und wollte offenbar Selbstmord begehen. Er kam jedoch doch noch, nackt und schwer verletzt, heraus und wurde ins Krankenhaus gebracht (übrigens in dasselbe in dem die Verletzten seines Amoklaufes lagen).
Die Bilanz waren 35 Tote und 19 Verletzte. Es war das größte Massaker in der Geschichte des Australischen Kontinents.
Sieben Monate nach dem Amoklauf begann der Prozess gegen Martin Bryant. Ihm wurde zwar die Intelligenz eines 11jährigen zugesprochen, jedoch auch volle Schuldfähigkeit. Bei seinen Aussagen vor Gericht fing er heftig an zu lachen. Im November wurde er zu 35mal lebenslänglicher Haft und zusätzlichen 777 Jahren Gefängnis verurteilt.
Seitdem sitzt er in Porth Arthur in einer sehr karg eingerichteten Zelle und wird rund um die Uhr bewacht. Nur ausgewählte Gefangene dürfen Kontakt zu ihm haben. Bryant hat inzwischen den dritten Selbstmordversuch hinter sich. Beim ersten Mal wollte er sich mit Verbandsmaterial selbst strangulieren, dann versuchte er eine aufgerollte Zahnpastatube zu verschlucken. Zuletzt wurde er völlig betäubt in seiner Zelle gefunden. Anscheinend hatten ihm andere Häftlinge Medikamente zukommen lassen.
Die Regierung hat aufgrund dieses Falles ihre Waffengesetze verschärft. In einem Rücklauf Programm wurden bislang über 383 000 Waffen aus Privathänden aufgekauft.
Die Opfer Bryants:
- Royce Thompson 59 Jahre,
- Janet Quin 50 Jahre,
- Nanette Mikac 36 Jahre,
- Madeline Mikac 3 Jahre,
- Andrew Mills 39 Jahre,
- Mary Nixon 55 Jahre,
- Elizabeth Howard 26 Jahre,
- Jason Winter 39 Jahre,
- Nicole Burgess 17 Jahre,
- Sally Martin 70 Jahre,
- David Martin 70 Jahre,
- Elva Gaylard 48 Jahre,
- Walter Bennett 66 Jahre,
- Raymond Sharp 67 Jahre,
- Kevin Sharp 69 Jahre,
- Sarah Loughton 15 Jahre,
- Mervyn Howard 55 Jahre,
- May Howard 57 Jahre,
- Pauline Masters 49 Jahre,
- Dennis Lever 53 Jahre,
- Ronald Jary 71 Jahre,
- Peter Nash 32 Jahre,
- Anthony Nightingale 43Jahre,
- Tony Kisten 51 Jahre,
- Zoe Hall 28 Jahre,
- Glen Pears 35 Jahre,
- Helen Salzman ?? Jahre,
- Robert Salzmann 56 Jahre,
- Jim Pollard 72 Jahre,
- Kate Scott 21 Jahre,
- Gwenda Neander 67 Jahre,
- William Ng Mokya ?? Jahre,
- Sue Ling Chong 36 Jahre,
2 Personen fehlen in dieser Auflistung.
Quellen: - Archivmaterial - Wikipedia
3. Der Fall - Ricardo Caputo
Der aus Argentinien stammende Südamerikaner Ricardo Caputo tötete in einem Zeitraum von zwei Jahrzehnten mindestens vier Frauen. Die Zahl der tatsächlich von ihm begangenen Morde liegt vermutlich weit aus höher. Der leidenschaftliche Maler, der sich seinen Lebensunterhalt mit diversen Jobs finanzierte, wurde am 9. März 1994 verhaftet. Die Verbrechen hatten sich sowohl in New York als auch in Los Angeles, San Francisco, aber auch in Mexiko City ereignet.
Bereits Anfang der 70Jahre war der später als „Lady Killer“ in der Öffentlichkeit bekannt gewordene Mann wegen Mordes an einer jungen New Yorkerin, die er kaltblütig niedergestochen hatte, überführt und in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen worden. Doch Ricardo Caputo fühlte sich nicht dazu berufen, sein Leben in einer Anstalt zu verbringen. Fatalerweise gelang ihm die Flucht, was aller Voraussicht nach drei weiteren Frauen das Leben kostete, darunter die Kellnerin Devan Green. Sie wurde 1981 in Los Angeles ermordet aufgefunden. Wie die Ermittler des LAPD (Los Angeles Police Departments) herausfanden, war Caputo genau zu dieser Zeit unter dem Aliasnamen Robert Martin in dem Restaurant als Küchengehilfe angestellt, in dem auch Devan Green beschäftigt gewesen war. Obwohl die näheren Umstände der Tatbegehung deutlich auf den „Lady Killer“ Caputo hinwiesen, konnte ihm dieser Mord bislang nicht nachgewiesen werden.
Derzeit sitzt Ricardo Caputo im Staatsgefängnis von San Quentin und wartet auf die Vollstreckung seines Todesurteils.
Quellen: - Lexikon der Serienmörder (von Peter & Julia Murakami) 2.Auflage 2000 – Seite 254 - ISBN 3-548-359353
4. Der Fall - Abdallah Al-Hubal
Am Nachmittag des 16.August 1998 kam es in der Stadt Bayt Al Faqih im Südjemen zu einer Schießerei zwischen Sicherheitskräften und dem zwölffachen Mörder Abdallah Al-Hubal, bei dem der Mörder und ein Police-Officer ums Leben kamen. Zwei weitere wurden verletzt.
Der langgesuchte Serienkiller hatte seit der Wiedervereinigung des marxistischen Südjemen mit dem nördlichen Teil des Landes im Jahr 1990 sieben Menschen getötet.
Nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt in der jemenitischen Hafenstadt Aden konnte er aus der Anstalt entkommen. Al-Hubal verschwand vorübergehend, bis er Anfang August 1998 in Bayt Al-Faqih, einer rund 200 Kilometer südwestlich von Sanaa gelegenen Stadt in der Provinz Hudaydah, wieder auftauchte und fünf Morde beging.
Al-Hubal war – so die Erklärung der Polizei – bei dem Mord an einem Paar beobachtet worden und wollte die drei Zeugen, die ihn gesehen hatten offensichtlich zum Schweigen bringen.
Über die Motive, die seinen Verbrechen zugrunde lagen, wurde nichts bekannt.
Quellen: - Lexikon der Serienmörder (von Peter & Julia Murakami) 2.Auflage 2000 – Seite 484 - ISBN 3-548-35935-3 und Archiv
5. Der Fall - Satish
Bahadurgarh - hier vergewaltigte und ermordete der Killer kleine Mädchen
Drei Jahre lang versetzte ein Serienmörder die Menschen in der Umgebung der nordindischen Township Bahadurgarh, rund 50 Kilometer nördlich von Delhi, in Angst und Schrecken. Der so genannte „Bahadurgarh Baby Killer“ vergewaltigte und ermordete zwischen 1995 und Dezember 1998 zwölf kleine Mädchen, zum Teil im Vorschulalter, die er zuvor aus den Slums entführt hatte.
Der erste Fall ereignete sich im Herbst 1995. Damals verschwand die 6 Jahr alte Pooja Ranga aus einem Slum am Rande der Bahngleise und wurde wenige Tage später am Ufer eines nahe gelegenen Teiches mit durchschnittener Kehle aufgefunden. Der Zustand der Kinderleiche wies auf ein sexuell motiviertes Verbrechen hin. Knapp eine Woche später ereignete sich der nächste Mord, dem innerhalb weniger Tage ein weiterer folgte. Die Polizei des Bundesstaates Haryana war mit der Mordserie überfordert, zumal der unheimliche Kindermörder, abgesehen vom Sperma an den Leichen, keine weiteren Spuren hinterließ.
In einem Slum am Rande der indischen Millionenstadt Neu Delhi suchen Kinder im Müll nach Verwertbarem.
Nachdem am 11. Oktober 1995 erneut ein Kind, die neunjährige Tochter des Arbeiterehepaares, mit durchschnittener Kehle in der Nähe des Industriegeländes Udyog Vihar gefunden worden war, verloren die Anwohner endgültig das Vertrauen in die Polizei. Aus Angst, dass das eigene Kind dem „Baby Killer“ zum Opfer fallen könnte, verließen zahlreiche Eltern die Gegend.
Nach dem elften Mord setzte die Regierung eine Belohnung von 10.000 Rupien aus, und auch Privatleute steuerten Gelder für Hinweise bei, die zur Ergreifung des „Baby Killers“ führten. Zunächst vergeblich. Nachdem im September 1998 die neun Jahre alte Surmani entführt worden war, gelang es der Polizei, einen Verdächtigen namens Satish festzunehmen. Berichten zufolge soll der unverheiratete Mittzwanziger und ortsansässige Fabrikarbeiter zugegeben haben, der „Bahadurgarh Baby Killer“ zu sein und die zwölft Sexualmorde begangen zu haben.
Quellen: - Lexikon der Serienmörder (von Peter & Julia Murakami) 2.Auflage 2000 – Seite 527 - ISBN 3-548-35935-3 und Archiv
6. Der Fall - Ali Reza Khoshruy Kuran Kordiyeh
Verurteilte werden im Iran oft an einem Baukran aufgehängt.
Ali Kordiyeh, ein freiberuflicher Taxifahrer, hatte zwischen Februar und Juni 1997 neun Mädchen und Frauen im Alter zwischen zehn und 47 Jahren nachts in seinem Taxi mitgenommen, vergewaltigt und erstochen. Die Toten, unter ihnen eine Mutter mit ihrer Tochter, übergoss er mit Benzin und zündete sie an, um ihre Identifizierung zu erschweren.
„Es ist ein süßer Tod für ihn“, erklärte eine 29jährige Frau, die der Überzeugung war, dem Vampir um ein Haar entkommen zu sein, „ihm gebührt Schlimmeres!“
Kordiyeh war in einer Einkaufsstraße wegen seines auffälligen Verhaltens festgenommen und als geflohener Vergewaltiger identifiziert worden. Der einschlägig Vorbestrafte war während seiner Haft im Jahre 1993 beim Transport zum Gericht entkommen. Nachdem Blutspuren in seinem Auto gefunden wurden, blieb ihm nichts anderes übrig, als auch noch die ungeklärten Sexualmorde zu gestehen. Im Verhör gestand Kordiyeh, dass er tatsächlich der Vampir war, doch er machte keine Angaben zum Hintergrund seiner Verbrechen. Seine Gerichtsverhandlung wurde landesweit im Fernsehen ausgestrahlt und war eine öffentliche Sensation, die im ganzen Iran fieberhaft mitverfolgt wurde.
Der 28jährige Ali Reza Kordiyeh wurde wegen Entführung, Vergewaltigung und neunfachen Mordes zu 214 Peitschenhieben und zum Tode durch Erhängen verurteilt. Das Urteil sollte öffentlich vollstreckt werden, auf einem Platz im Bezirk rund um das Olympische Dorf, wo er viele der Morde verübt hatte. Die Einwohner von Teheran versammelten sich zu Tausenden zu dem Ereignis, was zu langen Staus führte, da alle am Morgen des 12. August 1997 dort sein wollten.
Vor der Hinrichtung erklärte ein Geistlicher den rund 20.000 anwesenden Zuschauern dass „unschuldiges Blut immer gerächt wird; dies ist die Strafe für den Verbrecher, aber wir Zeugen sollten unsere Lektion daraus lernen". Dann führte man Kordiyeh herein, damit er seinem Tod ins Auge sah. Erst wurde er in Bauchlage auf eine Bank gestoßen. Männliche Angehörige der Opfer teilten abwechselnd mit einem schweren Ledergürtel die 214 Schläge aus, während über Lautsprecher Verse aus dem Koran verlesen wurden: Es war der Tag der Abrechung mit dem „Vampir von Teheran“, der seit Anfang des Jahres in der iranischen Hauptstadt gewütet hatte.
Die Menge musste gebändigt werden, um nicht mitzumachen und Kordiyeh zu Tode zu prügeln. Dann wurde er halb bewusstlos an einem improvisierten Galgen befestigt, einem gigantischen gelben Baukran, der seinen Körper hochzog, als er starb. Seine letzten Worte waren: „Ich habe von niemandem Geld geliehen und schulde es keinem. Ich bitte Gott um Vergebung für meine Taten."
Ein übliches Schicksal von Vergewaltigern und Verbrechern in Teheran: Sogar das Risiko der Lynchjustiz reichte nicht aus, um Kordiyeh abzuhalten.
Wenn diese brutale Hinrichtung andere nicht davon abhalten sollte, in Kordiyehs Fußstapfen zu treten, dann war sie erfolglos. Einige Monate später wurde ein weiterer Taxifahrer nach einer versuchten Vergewaltigung verhaftet. Er sagte, er sei der nächste Vampir von Teheran. Im selben Jahr wurde Ahmad Taqiabadi in Shiraz im Süden des Iran der Entführung von zwölf Kindern, wovon er sechs vergewaltigte, und des dreifachen Mordes angeklagt. Kordiyehs Hinrichtung hatte nicht den erhofften Effekt. Das bislang unbekannte Serienmörder-Phänomen trat im Iran nun genauso auf wie anderswo.
Quellen: - Lexikon der Serienmörder (von Peter & Julia Murakami) 2.Auflage 2000 – Seite 537 - ISBN 3-548-35935-3, - Serienmörder (Die Faszination des Bösen) (Charlotte Greig) Ausgabe 2005 - Seite 203 - ISBN 978-3-85003-212-4
7. Der Fall - Marlene
Bei Morden gibt es ja selten etwas zum Schmunzeln, aber in der dänischen Kriminalgeschichte gibt es zumindest einen Mord mit ausgesprochen tragikomischen Zügen. Wahrscheinlich verleitet der Tod von Sven N. zum leisen bösen Kichern, weil das Opfer ein eher unsympathischer Zeitgenosse war und an seiner eigenen recht ausgefallenen Todesart außerdem nicht ganz unschuldig war.
Der Käfig, in welchem sich Sven N. freiwillig einsperren und angeketten ließ.
Der "Fall Sklavenkäfig" begann reichlich absurd damit, dass ein Mann am 16. September 1990 bei der Polizei in Randers anrief und sagte, er habe einen Käfig mit einer Leiche gefunden hatte. Die Polizei glaubte kein Wort, aber nach einigem Hin und Her schickte der Wachhabende eine Streife zur genannten Adresse. Und siehe da: Der Anrufer hatte nichts erfunden! Es gab einen Käfig mit einer Leiche!
Sven N., der nun tot in einem kleinen Käfig kauerte, wohnte zu Lebzeiten in einer äußerst gepflegten und penibel aufgeräumten weißen Villa im Randers-Vorort Kristrup. Als er mehrere Tage nicht zu erreichen war, fuhr sein Bruder zusammen mit einem Freund zu dessen Haus. Svens Auto stand vor der Garage, und es war eindeutig, dass irgendetwas nicht stimmte. Die beiden schlossen sich mit einem Reserveschlüssel ins Haus. Ein Schwarm Schmeissfliegen kam ihnen entgegen, der Gestank im Haus war unerträglich. Nur wenige Sekunden später riefen sie bei der Polizei an.
Die Küche, das Esszimmer, das Wohnzimmer und auch das Schlafzimmer waren elegant und zurückhaltend-skandinavisch eingerichtet. Aber hinter der Tür zur früheren Garage befand sich ein perfekt ausgerüsteter Folter-Keller. Dieser Geheimraum, den nur wenige kannten, war ein regelrechter Spielplatz für Sklaven und Dominas. In einer Ecke stand ein Lederbett mit Fesseln an der Wand, an den Wänden hingen alle möglichen Sorten von Peitschen. Es gab ein Andreaskreuz – und es gab einen Käfig! In diesem Käfig, der nur 67 cm hoch und 80 cm breit war, saß Sven im Schneidersitz. Er war ganz offensichtlich bereits seit einigen Tagen tot! Sein Gesicht war aufgeschwollen, überall waren fette Fliegen, im ganzen Haus stank es schrecklich!
Unter dem Käfig befand sich eine große Blutlache, aber trotzdem konnte die Polizei im ersten Moment nicht erkennen, an was der Mann eigentlich gestorben war. Bis auf ein paar lange Stiefel war Sven nackt, aber Wunden waren nicht zu sehen. Svens Geschlechtsteil war sorgfältig mit einer Schnur umwickelt, um den Hals trug er einen Stahlreifen, mit dem er am Käfig festgebunden war. Sein Hinterkopf drückte an die Oberseite des Käfigs, sein Kopf kippte dadurch leicht nach links vorne. Seine Arme waren gespreizt, und seine Hände waren mit Handschellen am Käfig gefesselt.
Die Verletzungen von Sven N. welche schließlich zum Tod führten.
Die Polizei ließ den ganzen Käfig mit Mann zur Gerichtsmedizin bringen. Erst dort stellte man fest, dass das Opfer auf der linken Halsseite mehrere Einstiche hatte. Da der Kopf nach Svens Tod zu dieser Seite gekippt war, hatte man die Wunden im ersten Moment nicht gesehen. Einige der Schnitte waren eher oberflächlich, aber auch die tieferen Schnitte waren nicht unmittelbar tödlich. Es war keine Halsschlagader getroffen. Wahrscheinlich hatte es zwischen zehn und dreißig Minuten gedauert, bis das Opfer verblutet war.
Svens Bruder Bernd erzählte der Polizei, dass Sven eine Freundin namens Marlene hatte. Marlene hatte Bernd vor einigen Tagen erzählt, dass Sven mit ihr Schluss gemacht hatte. Sven hatte nach einem Streit wütend das Haus verlassen und vorher von ihr verlangt, dass sie verschwinden soll. "Wenn ich wieder komme, will ich dich nicht mehr sehen", soll er gerufen haben. Marlene wartete trotzdem auf Sven, aber weil er auch nach Stunden nicht zurückkehrte, schrieb Marlene einen traurigen Abschiedsbrief und legte ihn auf den Küchentisch. Dann warf sie den Hausschlüssel in den Briefkasten, brachte Svens Hund zu Bernd und erzählte dabei vom traurigen Ende ihrer großen Liebe. Als Sven aber einfach nicht kam, um seinen Hund abzuholen, hatte Bernd angefangen, sich Sorgen zu machen.
Natürlich verdächtigte die Polizei vor allem Marlene. Bei einem ersten Verhör hielt Marlene aber an ihrer Version fest, und als die Polizei tiefer im Leben des Toten grub, fand sie eine ganze Reihe von Verdächtigen. Sven hatte noch nie ein normales brav-bürgerliches Leben geführt. Auch wenn er mit seinem aufgeräumten und eleganten Haus und seinem großen Wagen den Eindruck eines fleißigen, erfolgreichen Bürgers vermittelte, sah sein Leben doch ganz anders aus. Er hatte Kontakt zu einer Rockergruppe, und er hatte seit Jahren keine feste Arbeit gehabt. Die Polizei fand im Haus jede Menge Bargeld und Abrechnungen, die zeigten, dass andere Leute Sven jede Menge Geld schuldeten. Im Gegensatz dazu schuldete Sven seiner Bank viel Geld und seine Konten waren leer. Gleichzeitg bezog er Arbeitslosengeld, und hin und wieder schickte ihn das Arbeitsamt auch zu Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, an denen Sven brav teilnahm. Bei der Polizei war Sven außerdem bereits seit Jahren bekannt, weil man mehrere Male unerlaubte Waffen bei ihm gefunden hatte. Auch einige Einbrüche gingen auf sein Konto.
Von was Sven vor seinem Tod nun genau gelebt hatte, wurde nie ganz geklärt. Aber wahrscheinlich war es eine Mischung aus etwas Diebstahl, etwas Drogenhandel und etwas Geldverleih. Außerdem erhielt er ja auch noch sein Arbeitslosengeld! In seiner reichlichen Freizeit trainierte Sven seine Muskeln in einem Bodybuilder-Studio. Rein äußerlich war Sven ein harter Macho mit gestählten Muskeln, einer, vor dem die anderen Respekt, wenn nicht sogar Angst hatten.
Aber die Wirklichkeit sah auch hier anders aus. Sven war im Bett alles andere als ein Macho! Er war Masochist und Devot und genoss es, sich peinigen zu lassen. Jahrelang hatte er eine feste Domina namens Sanne. Aber die Polizei fand in Svens jede Menge Adressen von Frauen und auch Männern, mit denen Sven sadomasochistische Kontakte gepflegt hatte. Die Polizei überprüfte all diese Kontakte, die Sven in seinen sorgfältig geführten Tagebüchern finden konnte.
War der Mörder Jemand aus den SM-Kreisen, oder stammte er aus einer Rockergruppe? War es Jemand, der Sven viel Geld schuldete oder war der Täter ein Ganovenkollege oder ein Drogenhänder? Die Zahl der Verdächtigen wuchs von Tag zu Tag. Trotzdem kam die Polizei mit ihren Ermittlungen einfach nicht weiter. Aber es gab im Haus eine bestimmte Spur, die die Polizei von Anfang an wirklich stutzig gemacht hatte. Der Täter hatte ganz offensichtlich versucht, die Blutflecken neben dem Käfig mit Waschmittel wegzuputzen. Jemand, der die Leiche im Käfig und den Käfig im Haus gelassen hatte, hatte sich gleichzeitig Sorgen über Blut auf dem Teppichboden gemacht!
Ein Drogenhändler mit Putzwahn? Ein Schuldner, der noch schnell sauber wollte? Schwer vorstellbar. Nachdem die Polizei wochenlang Motive, mögliche Täter und Alibis untersucht hatte, fiel der Verdacht am Ende also doch wieder auf Marlene! Sven hatte zwar viele sexuelle Kontakte, aber Marlene galt trotzdem seit geraumer Zeit – nachdem Sanne, seine „feste Domina“ ihn verlassen hatte - als seine Freundin. Sie war die letzte, die ihn lebend gesehen hatte, und Sven hatte nach ihrer eigenen Aussage mit ihr Schluss gemacht. Aber wie hätte sie ihn nach einem Streit in den Käfig bringen können? Und welches Motiv sollte sie haben?
Marlene war damals 23 Jahre alt. Sie war eine hübsche junge Frau mit vielen Muskeln, denn sie war eine begeisterte Bodybuilderin! Zwei Mal wurde sie sogar dänische Meisterin. Als ihr erster Freund wegen Drogen in den Knast kam, wurde sie quasi über Nacht Svens Freundin. Sven wollte sie haben, und Marlene war in Sven offenbar richtig verliebt.
Sanne bildete Marlene dann sogar regelrecht für ihre neue „Berufung“ aus!. Eine Herrin aus Überzeugung wurde Marlene trotzdem nie. Sie machte immer nur das, was Sven von ihr verlangte. Sie war davon überzeugt, Sven mit viel Liebe und Zärtlichkeit von seinen masochistischen Leidenschaften befreien zu können! Daraus wurde natürlich nichts, und Sven und Marlene stritten sich immer wieder und immer heftiger. Sven verprügelte seine Domina, die absurderweise vor dem Mann, der eigentlich aus Angst vor ihr zittern sollte, immer wieder zu Freunden fliehen musste! Blaue Flecken wurden ein Teil von Marlenes Alltag! Die Beziehung stand am 16. September 1990 bereits sehr auf der Kippe!
Die Polizei hatte deshalb einen sehr logischen einen Verdacht, aber auch keinerlei Beweise! Immer wieder wurde Marlene befragt, immer wieder hielt sie an ihrer ersten Version fest. Aber am 22. November brach sie schließlich zusammen. Marlene gestand! Ihre Geschichte war so herzzerreißend, dass die Polizei mit ihrer Verdächtigen fast Mitleid bekamen.
Sven hatte sein ganzes Leben etwas anderes getan als er sagte … genau diese Ambivalenz wurde ihm am Ende zum Verhängnis. Sven war an seinem Todestag freiwillig in den Käfig geklettert. Er hatte sich von seiner „Herrin“ fesseln und ausschimpfen lassen. Dann sagte er plötzlich, dass er wieder aus dem Käfig raus will. Diese Bitte war aber ein abgesprochenes Spiel! Er bat bei jeder Käfig-Seance darum, herausgelassen zu werden und immer musste Marlene als „strenge Herrin“ diesen Wunsch ablehnen.
Nur: Dieses eine Mal hatte er es wirklich ernst gemeint! Und die verwirrte Marlene, die sowieso nur mitmachte, weil sie in Sven verliebt war, hatte ihren „Sklaven“ nicht richtig verstanden. Als Sven von Marlene nicht sofort aus dem Käfig freigelassen wurde, begann er zu schimpfen. Statt demütig abzuwarten und sich bei ihr zu entschuldigen, schimpfte und schrie er. Sein Wutanfall im Käfig wurde so heftig, dass Marlene versuchte, ihm mit einem Knebel den Mund zu stopfen, aber sein Wortstrom war nicht zu bremsen.
Marlene ging in die Küche, nahm eine Beruhigungspille und wartete ab. Als sie dachte, er hätte sich beruhigt, ging sie zurück. Aber seine Wut war nun noch größer geworden. Er drohte mit allen möglichen Brutalitäten, und am Ende sogar damit, Marlenes Hunde zu töten.
Marlene drehte durch. Sie ging in die Küche, holte ein Messer und stach es ihm in den Hals! Was danach passierte, wusste sie nicht mehr genau. Ihre Erinnerung hatte die schlimmsten Einzelheiten ausgelöscht, aber sie wusste noch, dass sie versucht hatte, das Blut mit Waschpulver vom Boden wegzuwaschen.
Kriminalassistent Stenderup Christensen war beim Verhör dabei. Er schilderte das Geständnis später so: „Erst brach sie weinend zusammen. Aber dann erzählte sie alles und sie schilderte auch viele Einzelheiten. Wir konnten merken, dass es ihr gut tat, endlich darüber zu sprechen.“
Das Gericht ließ Milde walten. Marlene wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Sie ist seit 1993 wieder frei. Was sie heute macht, ist nicht bekannt.
Quellen: - True-Crime-Storys / Crime Telegramms / Crime Infos -gepost. Ingrid 2007
8. Der Fall - Terje Wiik
Inger Lise Bakken (40) beging in ihrem Leben einen großen Fehler: Sie verliebte sich in ihren Nachbarn! Als sie sich nach einigen Jahren wieder von
ihm trennen wollte, zeigte er seine Schattenseiten. Erst verfolgte er sie, und am Ende ermordete er sie. Und das auf eine unvorstellbar grausame Art. Inger Lise Bakken starb langsam und unter großen Schmerzen. Ihr einst so netter Nachbar hatte sie wochenlang mit Thallium vergiftet! Kein Arzt konnte ihr mehr helfen.
Der Mörder, sein Opfer und die Beweise.
Die hübsche Inger Lise Bakken war Mitte 30 und Mutter von zwei kleinen Mädchen, als sie Anfang der 90er Jahre ihren Nachbarn Terje Wiik kennen lernte. Inger war geschieden und lebte im norwegischen Trondheim in einer gepflegten Reihenhaussiedlung. Als die beiden an einem warmen Sommertag ihre Balkontüren offen hatten, begannen sie einen kleinen Flirt von Wohnung zu Wohnung, der bald zu mehr wurde.
Terje war zu diesem Zeitpunkt Mitte 40, gut aussehend, erfolgreicher Ingenieur bei Statoil, wohlhabend, zwei Mal geschieden und Vater von drei fast erwachsenen Kindern. Bei seinen Freunden galt er zwar als sexverrückter Schürzenjäger, aber seine beiden geschiedenen Frauen hatten ihn als einen Mann in Erinnerung, der aufblühte, wenn er eine Frau umsorgen konnte. Terje selbst sah sich hauptsächlich als hart arbeitenden Karrieremenschen, der kaum Zeit für ein Privatleben hatte. Noch vor seinem 60. Geburtstag wollte er sich deshalb dank seines dicken Bankkontos vom Beruf zurückziehen und das Leben genießen. Inger Lise und Terje waren lange Zeit glücklich miteinander. Zeitweise sprachen sie sogar von Hochzeit! Inger Lise wirkte sehr verliebt.
Der Karrieremensch Terje Wiik
Zum Jahreswechsel 97/98 änderte sich alles. Inger Lise wollte sich von Terje trennen, es kam zu Streitereien. Auch als sie nur eine Trennung auf Zeit vorschlug, wurde sie ihren Nachbarn einfach nicht mehr los. Er drohte mit Selbstmord, er rief sie ununterbrochen an, er wurde so Besitz ergreifend, dass Inger und ihre Familie Angst bekamen. Dann wurde Inger Lise krank. Sie litt unter großen und unerklärlichen Schmerzen und war in dieser Situation als allein erziehende Mutter auf ihren „netten Nachbarn“ angewiesen. Manchmal erholte sie sich kurz, aber dann wurde sie erneut und noch schmerzhafter von der heimtückischen Krankheit heimgesucht. Sie verlor ihre Haare, bekam Angstanfälle, Lähmungen in allen Gliedern und Schmerzen, die so groß waren, dass niemand sie berühren durfte. Manchmal schrie sie so laut, dass Terje - ihr einstiger Verlobter - ihre Leiden in seiner Wohnung mitanhörte. Als die Ärzte endlich begriffen, was ihr fehlte, war es zu spät.
Inger Lise Bakkens Leiden dauerten insgesamt acht Monate. Sie wurden in Norwegen als „Tagebuch des Schreckens“ bekannt:
- 7. Mai 98: Terje Wiik sucht zum ersten Mal im Internet Informationen zum Stichwort „Thallium“
- 12. Mai 98: Terje Wiik sucht zum zweiten Mal nach „Thallium“
- 19. Mai 98: Terje Wiik schließt sich mit seinen Schlüssel in das Reihenhaus von Inger Lise Bakken ein. Als sie spät abends heimkommt, zieht er sie an den Haaren und wirft sie die Treppe hinunter. Sie bricht sich einen Zeh. Inger Lise bricht endgültig mit ihren Nachbarn und lässt in den Tagen danach alle Schlösser auswechseln.
- 20. Mai 98: Terje Wiik bestellt im Namen seines Arbeitgebers, dem Forschungscenter bei „Statoil“ 125 Gramm Thallium. Ein Gramm reicht aus, um einen Menschen zu töten!
- 23. Mai 98: Terje Wiik sucht erneut im Internet. Die eingegebenen Stichwörter sind dieses Mal „Thallium“ und „Murder“ (Mord).
- 29. Mai 98: Der PKW von Inger Lise Bakken geht kaputt. Auf unerklärliche Weise ist kein Öl mehr im Motor, er brennt zusammen. Da Inger Lise nicht so viel Geld hat, kauft sie sich ein Fahrrad und radelt von nun an zur Arbeit.
- 4. Juni 98: Terje Wiik bekommt das Gift mit der Post. Noch am gleichen Tag schleicht er sich in Inger Lises Wohnung und kippt Gift in ihr Cola.
- 5. Juni 98: Inger Lise Bakken wird krank. Sie bekommt Schmerzen in der Brust, in den Armen, in den Beinen und den Füßen. Ihre Haare fallen aus. Zeitweise sind die Schmerzen so groß, dass sie nur noch in der Badewanne Linderung findet.
- 15. Juni 98: Inger Lise Bakken hat so große Schmerzen, dass sie tagsüber im Krankenhaus behandelt wird. Allerdings haben die Ärzte keine Ahnung, was ihr fehlt.
- Terje Wiik bietet sich nun an, sie hin und zurück zu fahren. Sie hat ja kein Auto! Er sagt, die großen Schmerzen kämen sicherlich vom vielen Fahrradfahren.
- Ende August: Inger Lise Bakken ist wieder gesund. Sie kauft sich einen Gebrauchtwagen, verliert ihn aber schon nach einem Tag. Auch bei diesem PKW fehlt das Öl, und auch bei diesem Wagen geht der Motor kaputt! An einem dieser Tage gelingt es Terje Wiik offenbar erneut, sich in die Wohnung zu schleichen. Wieder kippt er Thallium in eine Cola.
- Ab dem 5. September 98: Inger Lise Bakken wird schwer krank! Sie weint vor Schmerzen, keiner scheint ihr helfen zu können. Ihre Schwester Brynhild kommt zu Besuch und umsorgt sie. Terje Wiik ruft x Mal am Tag an. Brynhilde bettelt ihn an: „Bitte lass uns in Ruhe!“
- Inger Lise Bakken verliert erneut und vermehrt ihre Haare. Immer wieder erzählt Inger Bakken in dieser Zeit, dass „der Nachbar nervt“.
- Weihnachten 98: Inger Lise Bakken geht es wieder so gut, dass sie ihre Mutter in Oslo besuchen kann. Sie ist über Neujahr weg, und in dieser Zeit verwirklicht Terje Wiik einen teuflischen Plan: Er wirft ein Kellerfenster ein und klettert in die Wohnung von Inger Lise. Dort verteilt er sein Thallium in den verschiedensten Getränkeflaschen. Anschließend ruft er bei Inger Lises Mutter an und erzählt, Nachbarkinder hätten das Fenster eingeworfen. Er habe es mit einer Plastikplane dicht gemacht.
- Am 23. Januar 1999 kommt Inger Lises Mutter aus Oslo nach Trondheim. Inger Lise feiert an diesem Tag ihren 40. Geburtstag. Sie hat Gäste eingeladen, die Mutter will ihr helfen. Sie findet ihre Tochter weinend in der Badewanne. Inger Lise kommt ins Krankenhaus.
- Am 29. Januar 1999 zeigen Tests endlich, dass Inger Lise an einer Thalliumvergiftung leidet. Die Ärzte leiten sofort Gegenmaßnahmen ein. Inger Lise flüstert Oberarzt Dr. Harald Hovdal zu: „Die Flasche Cognac …“ Später sagt sie noch: „Terje hat das gemacht …“
Die Polizei durchsucht Inger Lises Haus und findet eine Flasche Cognac, die Thallium enthält. An Trinkgläsern findet die Polizei ebenfalls Giftspuren.
- 30. Januar 1999: Inger Lise erleidet einen Herzstillstand. Sie wird ans Beatmungsgerät angeschlossen.
- 1. Februar 1999: Die Polizei verhaftet Terje Wiik.
- 17. Februar 1999: Inger Lise stirbt.
- 23. Februar 1999: Terje Wiik gesteht, Thallium gekauft und Inger Lise Bakken vergiftet zu haben. Mordabsichten weist er zurück
- 17. Januar 2000: Der Prozess beginnt vor dem Stadtgericht Trondheim.
Terje Wiik, der seine Ex-Freundin und Nachbarin Inger Lise Bakken langsam mit vergiftet Thallium hatte, war bereits festgenommen worden, als Inger noch lebte. Die Ärzte kämpften um ihr Leben, aber das Gift zerstörte ein Organ nach dem anderen. Aus einer Anklage wegen schwerer Körperverletzung wurde am Ende eine Anklage wegen Mord.
Chefarzt Dr. Harald Hovdal schilderte später vor Gericht, wie schmerzhaft der langsame Tod von Inger Lise Bakken gewesen war. „Sie kam am 24. Januar ins Krankenhaus. Sie war ein stark leidender Mensch, ihre Schmerzen erreichten das höchstmögliche Niveau. Sie hatte extreme Schmerzen und sehr viel Angst. Wir wussten nicht, was ihr fehlte. Erst dachten wir an eine Nervenentzündung, aber wir Ärzte haben natürlich auch andere Krankheiten diskutiert. Wir dachten an eine Bleivergiftung, aber an Thallium dachte keiner von uns. Erst als einige Tage später die Analysen ihres Blutes vorlagen, wussten wir Bescheid. Wir begannen sofort mit der Behandlung. Als Gegengift verwendet man „Berlinerblau“. Wenn wir auch nur geahnt hätten, mit was Inger Lise Bakken vergiftet worden ist, hätten wir viel früher mit dieser Behandlung begonnen! Ob sie dann überlebt hätte, ist allerdings nicht zu sagen. Wir werden es nie wissen. Ein Organ nach dem anderen versagte in ihren Körper, sie wurde an das Beatmungsgerät angeschlossen. Aber am Ende war sie hirntot. Am 17. Februar um 23.33 Uhr stoppten wir die Maschinen und Inger Lise Bakken starb.“
Als der Arzt diese erschütternde Aussage machte, war den Norwegern schon längst klar, dass auf der Anklagebank kein Monster im üblichen Sinne saß. Die Norweger hatten sich vor dem Prozess einen eiskalten gefühllosen Killer vorgestellt. Was sie nun sahen, war ein sich elegant formulierender, hoch gebildeter Mann, der sichtbar litt und wirkte, als sei er kurz vor dem Zusammenbruch. Allerdings nicht wegen seiner Tat, sondern wegen der ungerechten Justiz! Während er den Leiden von Inger Lise Bakken kaum Beachtung schenkte, bedauerte er immer wieder sein eigenes hartes Schicksal.
Denn – und das sagte er immer wieder – er wollte Inger Lise angeblich überhaupt nicht töten!
Der Prozess gegen Terje Wiik (damals 51) begann am 17. Januar 2000, fast ein Jahr nach Inger Lises Tod. Terje Wiik hatte bereits eine Woche nach seiner Verhaftung gestanden, Thallium gekauft und in Inger Lises Getränke gemischt zu haben. Aber von Anfang an hielt er auch daran fest, dass er seine Ex „nur“ ärgern wollte. An einen Mord habe er nie gedacht. Als er im Gerichtssaal von Trondheim seine Aussage machte, begann er mit einer umfangreichen Entschuldigung. „Ich bedauere gegenüber Ingers Familie alles, was geschehen ist. Aber ich war sehr verzweifelt …“
Obwohl er Ingers Tod zwar „bedauerte“, wies er eine eigentliche Schuld weit von sich. Er habe nur gewollt, dass Inger Lise ihre Haare verliert und damit für andere Männer unattraktiv wird.
Als er gefragt wurde, warum er dann so große Mengen Gift gekauft hatte, sprach er wieder nur von sich und seiner „Verzweiflung“. Der Richter musste die Frage fünf Mal wiederholen, bis eine Antwort kam, in der Inger Lise einigermaßen erwähnt wurde. „Ich lebte in einer Hölle. Sie war so eifersüchtig. Und dann wollte sie ohne mich verreisen. Sie wollte mit ihrer Freundin in den Süden fliegen, da dachte ich daran, dass sie ihre Haare verlieren sollte …“
Besonders erschütternd war seine Reaktion, als er gefragt wurde, wie es war, als er Inger Lise in ihrer Wohnung vor Schmerzen weinen hörte. Ob er ihre Krankheit nicht mit dem Gift in Verbindung gebracht hätte? Terje Wiik tat so, als wundere ihn diese Frage über alle Maßen: „Ich habe ihre Schmerzen mit dem Thallium nicht in Verbindung gebrach. Ich hatte keine Ahnung, dass ihre Krankheit etwas mit dem Gift zu tun hatte …“
Weitere verblüffende Aussagen:
„Ich habe vorher Selbstversuche gemacht und nichts gespürt.“
„Ich habe gelesen, dass Nikotin zehn Mal gefährlicher ist als Thallium.“
Die Staatsanwaltschaft konnte jedoch ohne Probleme alle Beweise vorlegen, die sich ein Ankläger nur wünschen kann. Terje Wiik arbeitete als Ingenieur in einem Forschungslabor und kannte sich schon rein beruflich auch sehr gut mit Chemie aus. Er hatte sich außerdem immer wieder per Internet über Thallium informiert. Und er hatte Inger Lise Bakken die 40-fache tödliche Menge eingeflösst!
Prozessführer Richter Olaf Jakhellen
Urteil : 21 Jahre Gefängnis
Während des Prozesses gab er ein Interview, in dem er behauptete, dass er im Prozess um sein Leben kämpfe. Überhaupt war das Leben in der U-Haft eine Qual für den armen Mann: „Es ist schrecklich im Gefängnis, ich habe schon zugenommen, weil ich nur einmal in der Woche joggen kann. Ich musste sogar die Hose, die ich anhabe, ausleihen.“ Sein Selbstmitleid und seine zahlreichen Unschulds-Versicherungen waren wirkungslos. Er erhielt die in Norwegen höchstmögliche Strafe von 21 Jahren Gefängnis und zehn Jahren Sicherheitsverwahrung.
Terje Wiik sprach anschließend von Justizmord und legte umgehend Berufung ein.
In einem weiteren Interview versuchte er erneut, Stimmung für sich zu machen: „Ich bin kein Monster und kein Ungeheuer. Ich bin Schuld an Inger Lises Tod, aber ich wollte sie nicht töten. Die Psychiater haben gesagt, dass ich wieder morden könnte. Ich dachte, sie wollten mir helfen. Aber sie haben mich als egoistisch bezeichnet … wie sollte ich hier im Gefängnis eine neue Frau kennen lernen? Ich bin ein alter Mann, ich suche keine neue Frau. Nur meine Kinder und Enkel sind wichtig für mich … Ich habe Angst, im Gefängnis zu sterben. Wenn ich diese lange Haftstrafe überhaupt überlebe, dann bekomme ich nicht viel Zeit in der Freiheit. Ich finde, ich habe eine zweite Chance hier im Leben verdient.“
Terje Wiik bekam teilweise Recht. Bei einem Berufungsverfahren wurde die Sicherheitsverwahrung aus dem Urteil gelöscht, er muss jetzt „nur“ noch 21 Jahre hinter Gittern sitzen. Die Richter kamen zu dem Schluss, dass Terje Wiik nach der Haftstrafe 71 Jahre alt ist und dann nicht mehr gefährlich sein kann.
Quellen: - True-Crime-Storys / Crime Telegramm / Crime Infos - gepost. Ingr.02/2007
9. Der Fall - Ronald Gene Simmons
Der Mörder ...und sein Wirkungskreis
Während der Weihnachtstage des Jahres 1987 rastete Ronald Gene Simmons völlig aus und startete eine beispiellose Mordserie, der schließlich seine gesamte Familie zum Opfer fiel. Am Vormittag des 22. Dezember schlug er zuerst auf seinen Sohn Gene ein, bevor er ihn und seine Frau Rebecca erschoss. Dann erdrosselte er die dreijährige Tochter Barbara und warf sie in die Sickergrube des Hauses. Am Nachmittag holte er die Kinder Loretta, Eddy, Marianne und Becky vom Bus ab und lockte sie einzeln ins Haus unter dem Vorwand, sie sollten sich ihre Weihnachtsgeschenke abholen. Nacheinander erdrosselte er alle vier Kinder.
Opfer
Datum der
Morde
Methode der
Morde
Verhältnis
zum Mörder
Gene Simmons
12-22-87
Handwaffe
Sohn
Rebecca Simmons
12-22-87
Handwaffe
Frau
Barbara Simmons, 3
12-22-87
Strangulation
Tochter
Loretta Simmons, 17
12-22-87
Strangulation
Tochter
Eddy Simmons
12-22-87
Strangulation
Sohn
Marianne Simmons
12-22-87
Strangulation
Tochter
Becky Simmons
12-22-87
Strangulation
Tochter
Billy Simmons
12-26-87
Handwaffe
Sohn
Renata Simmons
12-26-87
Handwaffe
Schwiegertochter
Trae Simmons
12-26-87
Ertrinken
Enkel
Sheila McNulty
12-26-87
Handwaffe
Tochter
Dennis McNulty
12-26-87
Handwaffe
Schwiegersohn
Sylvia Gail Simmons
12-26-87
Strangulation
Tochter / Enkelin
Michael Simmons
12-26-87
Strangulation
Enkel
Kathy Kendrick, 24
12-28-87
Handwaffe
Kein
JD Chaffin, 33
12-28-87
Handwaffe
Kein
Vier Tage später kamen auch die restlichen Familienmitglieder zu einem Weihnachtsbesuch ins Haus der Simmons. Als Ersten erschoss Simmons seinen Sohn Billy, anschließend seine Schwiegertochter Renata. Nach ihnen ertränkte er sein Enkelkind Trae, wenig später erschoss er seine Tochter Sheila und ihren Ehemann Dennis McNulty. Zum Schluss erdrosselte er seine Enkelkinder Sylvia und Michael.
Zwei Tage später fuhr Simmons nach Russelville, wo er seine Mordtour fortsetzte und in einem Anwaltsbüro die 24jährige Kathy Kendrick erschoss. Seinem blutigen Werk fiel noch der 33jährige J. D. Chaffin zum Opfer, drei weitere Menschen überlebten seine Angriffe schwer verletzt.
Simmons wurde wegen 14-fachen Mordes an seiner Familie angeklagt und am 16. Mai 1988 zum Tode verurteilt. In einem weiteren Verfahren wurde er am 10. Februar 1989 wegen Mordes an Kathy Kendrick und J. D. Chaffin nochmals zum Tode verurteilt. Am 31. Mai 1990 unterzeichnete der damalige Gouverneur Bill Clinton den Hinrichtungsbefehl für Simmons. Das Urteil wurde am 25. Juni 1990 mit einer tödlichen Injektion im Staatsgefängnis von Varner, Arkansas, vollstreckt.
Quellen: - Executed – 100 Jahre Hinrichtungen in den USA (Michael Kahr) Ausgabe 2002 – Seite 280 – ISBN 3-935678-03-7
10. Der Fall - David Edwin Mason
David Edwin Mason bat um seine Hinrichtung
Im März 1993 zog David Edwin Mason alle Berufungsanträge zurück und bat das Gericht um seine Hinrichtung. Das Gericht ließ Mason daraufhin auf seine Zurechnungsfähigkeit hin untersuchen. Nachdem der Inhaftierte seine Aussage vor dem gerichtlich bestellten Psychiater in gleichem Sinne wiederholt hatte, kam der Experte zu dem Ergebnis, dass Mason im „vollen Besitz seiner Geisteskraft“ sei. Der Alameda County Superior Court legte dann auf Wunsch von Mason den Hinrichtungstermin auf den 24. August 1993 fest. Im Zeitraum zwischen dem 6. März und dem 6. Dezember 1980 hatte Mason vier Menschen getötet. Und auch im Gefängnis hörte das morden nicht auf. Am 9. Mai 1982 stranguliert er seinen Zellennachbarn mit einem Betttuch und hängte dessen Leiche an eine Duschstange, um einen Selbstmord vorzutäuschen.
Die Hinrichtung wurde für den 24.08.1993 um 00:01 Uhr im Staatsgefängnis von Sankt Quentin in Kalifornien festgelegt. Zwei Minuten vor Mitternacht fragte ein Bundesrichter den Rechtsanwalt von Mason, ob man die Prozedur noch stoppen sollte. Auf seine Verneinung hin wurde Mason um 00:05 Uhr in die Gaskammer gebracht. Drei Minuten später wurde Mason vom Gefängnisleiter Daniel Vasquez ein letztes Mal gefragt, ob er seine Entscheidung noch einmal überdenken und die Hinrichtung stoppen möchte: „Nein Direktor, machen Sie weiter. Danke Direktor.“ Um 00:09 Uhr wurde das tödliche Gas freigesetzt. Der Tod wurde vierzehn Minuten später um 00:23 Uhr festgestellt.
Quellen: - Executed – 100 Jahre Hinrichtungen in den USA (Michael Kahr) Ausgabe 2002 – Seite 286 – ISBN 3-935678-03-7
11. Der Fall - Daniel Lee Corvin
Im Jahr 1976 wurde Daniel Lee Corvin wegen Vergewaltigung und versuchten Mordes zu vierzig Jahren Gefängnis verurteilt, aber bereits am 20. November 1986 wurde er auf Bewährung wieder entlassen. Nur ein viertel Jahr später, am 13. Februar 1987, vergewaltigte und erstach er erneut eine Frau, und zwar die 72jährige Alice Martin in Normangee, Texas. Innerhalb eines Jahres ermordete Daniel Lee Corvin zwei weitere Menschen. Fünf Monate nach der ersten Tat überfiel er am 10. Juli 1987 einen Optiker und nahm die 26jährige Debra Ewing als Geisel mit. Zwei Tage später wurde ihre Leiche grässlich zugerichtet im County Montgomery gefunden. Am 31. Oktober desselben Jahres überfiel er die 36jährige Mary Risinger, als diese mit Wagenwaschen beschäftigt war. Er erstach die Frau vor den Augen ihrer 3jährigen Tochter, die unverletzt im Wagen blieb und alles mit ansehen musste.
1990 wurde Daniel Lee Corvin wegen mehrfachen Mordes angeklagt und nach dem neuen „Serial Killer Statute“-Gesetz am 5. März 1990 zum Tode verurteilt. Er wurde daraufhin in den Todestrakt des Staatsgefängnisses nach Huntsville Unit verlegt, wo er am 7. Dezember 1998 durch eine tödliche Injektion hingerichtet wurde.
Quellen: - Executed – 100 Jahre Hinrichtungen in den USA (Michael Kahr) Ausgabe 2002 – Seite 297 – ISBN 3-935678-03-7
12. Der Fall - Cosimo L.
Beschaulich liegt das kleine Hagau draußen am südwestlichen Rand von Ingolstadt. Die dörfliche Idylle lässt nicht vermuten, dass der Ort einmal Schauplatz eines grausamen Verbrechens war, das als Zinkwannenmord Schlagzeilen machte.
Traurige Pflicht: Konrad Müller vom Erkennungsdienst der Kripo musste die Knochenteile vor 25 Jahren aus der brodelnden Zinkwanne des Hagauer Betriebs holen. Ein früherer Firmenbeschäftigter hatte seine Geliebte umgebracht und die Leiche im flüssigen Metall entsorgt.
Der Fall dreht sich um das traurige Schicksal der Manchingerin Walburga F. und ihres zwölfjährigen Sohnes. In der Verzinkerei Hülmeyer, einem alteingesessenen Familienbetrieb, hatte am 1. Juli 1982 alles nach einem normalen Arbeitstag ausgesehen. Chef Karl Hülmeyer hatte wie jeden Morgen mit seinen drei Beschäftigten die Arbeitshandschuhe übergestreift und zum Eisenhaken gegriffen. Gemeinsam hoben sie drei jeweils 80 Kilogramm schwere Platten ab, die über Nacht als Isolierung und Schutz gegen das Hineinfallen über den Tauchbecken mit dem flüssigen Zink gelegen waren. Im Behälter dampfte das rund 450 Grad heiße Metall.
Was an jenem Donnerstag bis dahin Routine war, endete schlagartig, als ein Kollege eine schlimme Entdeckung machte: Auf der Schlacke an der Oberfläche des flüssigen Metalls schwammen ein Totenschädel und menschliche Knochen. "Im ersten Moment habe ich an einen Arbeitsunfall geglaubt", erinnert sich der heute 55-jährige Hülmeyer. "Wir haben uns angeschaut, aber keiner hat es aussprechen wollen: Fehlt einer von uns? Oder war jemand anderes hineingefallen?" Am Abend zuvor war noch ein auswärtiger Kollege zu Gast gewesen, der sich mit den örtlichen Gegebenheiten in der Firma nicht so auskannte. "Ich kann doch dort nicht bei seinen Leuten anrufen und fragen, ob er in der Arbeit ist, wenn er vielleicht bei mir da drin liegt", berichtet der Firmenchef von seinen zwiespältigen Gefühlen damals.
Die Polizei war wenig später zur Stelle und übernahm das Kommando. Darunter Konrad Müller von der Spurensicherung der Kripo. "Mit einer speziellen Schaufel habe ich die Knochenteile aus dem Zinkbad geholt", erzählt der mittlerweile pensionierte Beamte. Als er den Schädel geborgen hat, macht er eine wichtige Entdeckung: "Am Gebiss war ein Zahnersatz zu erkennen, eine Platinplatte. Weil der Schmelzpunkt von Platin viel höher liegt als der von Zink, ist das Teil erhalten geblieben."
Der grausige Fund gab zunächst große Rätsel auf. "Unsere ersten Vermutungen sind dann aber gleich in Richtung eines italienischen Arbeiters gegangen, der einige Zeit dort beschäftigt war", sagt Herbert Meyer, damals Oberkommissar und Ermittlungsleiter. Der Mann hatte bis zuletzt auf dem Betriebshof gewohnt und war plötzlich verschwunden.
Meyers Vernehmungen ergaben schnell ein Bild, das die Klärung des Falls voranbrachte. Der 31-jährige Cosimo L., so heißt der Italiener, hatte über Jahre hinweg ein Verhältnis mit der 41-jährigen Manchingerin Walburga F. In der Firma hatte er seine dauernden Fahrten in die Nachbargemeinde damit erklärt, dass er dort den Lkw-Führerschein mache. Seine Ehefrau hatte aber bald Wind von der Nebenbuhlerin bekommen und ihm – auch am Arbeitsplatz – Szenen gemacht. Hatte er seine Frau deshalb umgebracht? Dieser anfängliche Verdacht bestätigte sich nicht; die Tote war vielmehr die Geliebte des Italieners. Die Platinplatte im Gebiss half bei der Identifizierung.
Weshalb L.. die Manchingerin tötete, ist bis heute offen. Er bestritt die Tat bis zuletzt. Cosimo L. hatte sich zunächst nach Italien abgesetzt. Sein Heimatland lieferte ihn nicht aus, die dortige Justiz machte ihm aber 1984 den Prozess und schickte ihn für 28 Jahre ins Gefängnis. Ob der heute 56-Jährige noch hinter Gittern sitzt, ließ sich nicht klären.
Nach Überzeugung des Gerichts hatte der Italiener auch den zwölfjährigen Sohn der Manchingerin umgebracht. Die Leiche des Buben war wenige Tage nach der Entdeckung des Zinkwannenmordes auf Geisenfelder Gebiet gefunden worden. Möglicherweise, so wird vermutet, hatte der Italiener die Beziehung auf Druck seiner Ehefrau beendet, und die Situation war eskaliert. Der Sohn könnte Zeuge des Mordes gewesen und deshalb ebenfalls getötet worden sein.
Quellen: - Donaukurier vom 29.06.2007 (v. H. Richter)
13. Der Fall – „Sex Beast“ Gerhard John Schaefer
Nach außen hin führte der Polizist Gerhard John Schaefer aus Springfield im US Bundesstaat Vermont das Leben eines Durchschnittsamerikaners: Schaefer war verheiratet, ging einer geregelten Arbeit nach und galt darüber hinaus als außergewöhnlich religiös. Dass er ein sadistischer Sexualmörder war, der seinen Job als Streifenpolizist dazu benutzte, junge Frauen und Mädchen in seine Gewalt zu bringen und zu töten, blieb lange Zeit im Verborgenen. Das Brevard County in Florida war sein Jagdrevier, das Schaefer mit seinem blau-weißen Dienstwagen, einem Pontiac, auf der Suche nach Tramperinnen abfuhr, um sie in ein nahe gelegenes Waldstück zu verschleppen. Dort folterte Schaefer die jungen Frauen und zwang sie zum Oralverkehr. Häufig ließ er sein Opfer an einen Baum gefesselt zurück und tauchte erst später in Polizeiuniform wieder auf, um sie erneut zu misshandeln und danach zu erhängen. 1973 gelang zwei Tramperinnen die Flucht, die er im Dickicht zurückgelassen hatte. Mit ihrer Hilfe konnte Schaefers Fahrzeug identifiziert und er als Serienkiller überführt werden. An dem Ort, wo sie gefangen gehalten worden waren, fand man unzählige halbverweste Körper.
In Schaefers Wohnung entdeckten seine Berufskollegen Gegenstände aus dem Besitz der Opfer, wie Schmuck, Zähne und Kleiderfetzen vermisster Mädchen, sowie eine umfangreiche Pornosammlung und Collagen, die auf die sexuelle Devianz Schaefers hinwiesen. Die Collagen zeigten u. a. erhängte Frauen.
Da der Expolizist nach seiner Verhaftung kein Mordgeständnis ablegte, ließ sich die Zahl seiner Opfer nur schätzen. Vermutlich hat er jedoch mindestens zwanzig Frauen umgebracht. Schaefer wurde 1985 zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt. Das brachte ihn jedoch nicht von seiner Überzeugung ab, dass die Behörden ihn aus Mangel an Beweisen bald wieder freilassen würden.
Für viele Verurteilte - die Zufahrt ohne Rückfahrt - das Florida State Prison in Florida.
Währenddessen verließ ihn seine Frau und verlobte sich mit seinem Strafverteidiger. Gerhard Schaefer versuchte vergeblich mit Hilfe der Freundin des Serienmörders Danny Rolling, mit dem Vertrieb selbstverfasster „Killer-Fiction“ – Schmuddelsexgeschichten zu literarischem Ruhm zu gelangen. Im Dezember 1995 wurde er von Mitgefangenen im Florida State Prison in seiner Zelle ermordet.
Quellen: -Lexikon der Serienmörder (von Peter & Julia Murakami) 2. Auflage 2000 – S.433 – ISBN 3-548-35935-3
14. Der Fall - Dimitris Vakrinos
Fünf Menschen mussten ihr Leben lassen, weil Dimitrs Vakrinos unter Minderwertigkeitskomplexen litt. Denn mit 1,54 Meter Körpergröße gehörte der Grieche nicht gerade zu den Größten seiner Art. Vakrinos hatte die Beleidigungen satt, die sich auf seine Größe bezogen. Er hatte das Gefühl, immer nur als „Zwerg“ oder „Kleiner“ gesehen zu werden, und beschloss seine Beleidiger „aus der Welt zu schaffen“ und sie „das Fürchten zu lehren“. Innerhalb von zehn Jahren brachte der 35jährige Taxifahrer alle Menschen um, von denen er glaubte, dass sie ihn nachhaltig genug verhöhnt hatten.
Nach seiner Verhaftung am 09. April 1997 gab Vakrinos neben den von ihm begangenen fünf Morden auch zahlreiche Raubüberfälle und eine versuchte Vergewaltigung zu. Zu einem späteren Zeitpunkt gestand er noch sechs weitere Mordversuche.
Am 12. Mai 1997, noch vor Eröffnung seiner Gerichtsverhandlung, beging der griechisch Serienmörder im Gefängnis Selbstmord. Dimitris Vakrinos erhängte sich an einer Dusche.
Quellen: -Lexikon der Serienmörder (von Peter & Julia Murakami) 2. Auflage 2000 – S.187 – ISBN 3-548-35935-3
15. Der Fall - Moses James Sithole
Anfang 1994 versetzte die rasch anwachsende Zahl von Frauenmorden in den südafrikanischen Metropolen Pretoria und Johannesburg die Behörden in Aufregung. Innerhalb von zwei Jahren waren in Cleveland, einem Vorort von Johannesburg, und in Boksburg, einem Stadtteil von Pretoria, rund 40 Frauen und auch vereinzelt Kinder ermordet worden. Die Polizei war davon überzeugt, dass zwei unabhängige voneinander mordende Serienkiller am Werk waren, und bat das FBI um Amtshilfe. Die Amerikaner schickten 1995 den Profiler Robert Ressler nach Pretoria, der schnell die Parallelen zwischen den Morden in Pretoria und Johannesburg erkannte. Er empfahl den Polizisten, die Morde in beiden Städten in Verbindung zu bringen und nach einem oder zwei zusammenarbeitenden Tätern zu fahnden.
Unterdessen wuchs die Anzahl der Opfer des Mörders der schwarze Frauen erwürgte und die Leichen an Bahnhöfen auf Feldern und Abraumhalden hinterließ. Nachdem David Selepe, den die Polizei zeitweilig fälschlicherweise verdächtigte, ein Mittäter von Moses Sithole gewesen zu sein bei einem Lokaltermin nach einem Fluchtversuch im 1. Dezember 1994 erschossen worden war, ging der Polizei schließlich auch Sithole ins Netz.
Townships von Johannesburg
Metropole von Johannesburg
Als Polizeibeamten nach wochenlanger Fahndung am 18. Oktober 1995 Moses James Sithole (geb. 17. November 1964) verhaften wollten, griff dieser die Polizisten mit einer Axt an und wurde durch Schüsse am Arm und im Bauch getroffen. Der schwarze Südafrikaner ist vermutlich für den Tod von 38 schwarzen Frauen und einem Kind in der Gegend von Pretoria verantwortlich. Bei seiner Verhandlung vor dem Pretoria Supreme Court, vor dem sich Sithole auch noch wegen insgesamt 40 Vergewaltigungen und sechs Raubüberfällen verantworten muss, plädierte der an AIDS erkrankte Serienmörder zunächst auf nicht schuldig im Sinne der Anklage.
Anfang Dezember 1996 verriet er einem Mitgefangenen im Pretoria Central Prison, dass er Frauen hasse und ihnen eine Lektion erteilen wollte. Darüber hinaus wurde er auch durch die Expertise der amerikanischen Stimmenspezialistin Loni Smrkowski überführt, die nachwies, dass die Stimme von Sithole mit der identisch war, die bei einem Bekenneranruf im Jahre 1996 gegenüber der in Kapstadt ansässigen Tageszeitung “The Star“ die Morde eingeräumt hatte, und Täterwissen offenbarte. Aufgrund von Sitholes Aids-Erkrankung musste der Prozess immer wieder verschoben werden.
Inspector Vivian Bieldt bei einer Tatortbesichtigung
Ende 1996 tauchte ein Videoband auf, das Moses Sithole gemeinsam mit einem inhaftierten Ex-Polizisten im Boksburg Prison aufgenommen hatte. Auf dem Band sitzt Sithole sichtlich entspannt in einer Zelle und legt ein umfassendes Geständnis ab. Seinen ersten Mord, erzählt er, hatte er im Juli 1995 begangen. Es habe sich bei dem ersten Opfer um eine Frau gehandelt, mit der er sich verabredet hatte. Bei dem Treffen habe er sie dann mit bloßen
Händen erdrosselt." An ihren Namen erinnere ich mich nicht, aber ich tötete sie und ließ sie liegen. Dann ging ich nach Hause und stieg unter die Dusche", erzählte er. Auf die Nachfrage, wie lange es dauere, jemanden zu erwürgen, erzählte Sithole gelassen, dass es nicht länger als 3 Minuten dauere.
Er bestritt auch auf dem Video, dass er seine Opfer vergewaltigt habe, räumte jedoch ein, dass er mit einigen der Frauen, die geglaubt hatten, dass er sie dafür am Leben lasse, Sex gehabt habe. Auf die Frage, an welches Opfer er sich am besten erinnere, nannte Sithole Amelia Rapodile, deren Leiche am 17. September 1995 in einem Schacht der Van Dyk-Mine in Brakpan gefunden wurde. Die junge Frau war vergewaltigt und erwürgt worden, was Sitholes Behauptung, er habe keine Notzuchtverbrechen begangen widersprach. Im Übrigen erinnere er sich nicht an die Namen seiner Opfer, aber alle Frauen hätten ihn an Schwarze erinnert, die ihn einige Jahre zuvor fälschlicherweise wegen Vergewaltigung angezeigt habe. Dafür war Sithole 1989 zu vier Jahren Haft verurteilt worden.
Das Gericht verurteilt aufgrund der Videoaufzeichnung Moses Sithole schließlich im Frühjahr 1997 zu:
- 50 Jahren Haft - für jeden der 38 Morde ,
- 12 Jahre Haft für jeden der 40 Vergewaltigungen und
- fünf Jahren Gefängnis für jeden der sechs Raubüberfälle.
Richter David Curlewis sagte bei der Urteilsbegründung: "Ich wollte sichergehen, dass Moses Sithole nie wieder aus dem Gefängnis entlassen wird." Mit insgesamt 2410 Jahren Haft ist das Urteil gegen Afrikas gefährlichsten Serienkiller die bislang höchste Strafe, die jemals von einem südafrikanischen Gericht gegen einen einzelnen Angeklagten verhängt wurde.
Quellen: -Lexikon der Serienmörder (von Peter & Julia Murakami) 2. Auflage 2000 – S.511 – ISBN 3-548-35935-3 und Erweiterungen aus dem Archiv